Titel: | Ueber eine neue, von dem Lampenfabrikanten Neuburger zu Paris erfundene Moderator-Lampe; Bericht des Hrn. Baron E. v. Silvestre. |
Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXIII., S. 259 |
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LXIII.
Ueber eine neue, von dem Lampenfabrikanten
Neuburger zu Paris
erfundene Moderator-Lampe; Bericht des Hrn. Baron E. v. Silvestre.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, März 1855, S. 129.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Neuburger's Moderator-Lampe.
Während der zwanzig Jahre, welche seit Erfindung der Moderatorlampe durch Franchot
Man vergl. S. 93 in diesem Bande des polytechn.
Journals. verflossen sind, hat dieselbe verschiedene Modificationen erfahren, welche
ihren Preis so weit zu verringern gestatteten, daß sie beinahe allgemein und selbst
in kleineren Haushaltungen eingeführt werden konnte. Doch eine sehr wesentliche Vervollkommnung blieb noch zu ermitteln übrig. Die
Moderatorlampe gewährt nämlich in Folge der Anordnung der Theile selbst, woraus sie
zusammengesetzt ist, nur eine sehr beschränkte
Beleuchtungsdauer; man ist oft genöthigt, sie im Laufe eines Abends mehr
als einmal aufzuziehen. An diesen Uebelstand knüpft sich ein anderer, nämlich der,
daß man nicht eher erfährt, daß es Zeit ist die Feder aufzuziehen, als wenn das
Licht bereits viel von seinem hellen Glanze eingebüßt hat, und der Docht bereits
mehr oder weniger verkohlt ist.
Was die Dauer der Beleuchtung anbelangt, so liegt der Fehler darin, daß der Abstand
zwischen dem Gehäuse der Zahnstange und der oberen Mündung der Dille, das Maaß für
das Maximum des Kolbenlaufs ist, woraus hervorgeht, daß die Höhe des Oelbehälters
dieses Maaß nicht überschreiten kann; würde sie dasselbe überschreiten, so müßte der
Kolben anhalten, ohne seinen ganzen Lauf vollbracht zu haben; denn sonst würde das
obere Ende der Zahnstange die Dille überragen, was der Helligkeit Eintrag thun
würde. In diesem letzteren Falle befindet sich die gewöhnliche Moderatorlampe, bei
welcher der Kolben nur ungefähr bis zur Hälfte des Oelbehälters steigen kann. Es ist daher
klar, daß man eine beinahe doppelte Beleuchtungszeit erlangen würde, wenn es
gelänge, den Kolben die ganze Höhe dieses Behälters durchlaufen zu lassen.
Dieses Ziel hat nun Hr. Neuburger auf folgende Weise
erreicht. Anstatt an den Kolben das untere Ende der Zahnstange zu befestigen, wie
dieses gewöhnlich der Fall ist, kam er auf den Gedanken, an den Kolben eine
metallene Scheide zu löthen, in welcher der untere Theil der Zahnstange sich frei
auf- und niederbewegen kann. Ein kleiner Kranz verhütet das Austreten der
Zahnstange aus der Scheide, deren Länge dem Abstande zwischen dem Gehäuse der
Zahnstange und dem Kolben bei seiner höchsten Lage ungefähr gleich ist. In Folge
dieses Umstandes kann der Kolben die ganze Höhe des Oelbehälters durchlaufen. Zwar
überragt nun der obere Theil der Zahnstange den höchsten Punkt der Dille um
1–1 1/2 Zoll, aber mittelst einer Umdrehung des Schlüssels nach
entgegengesetzter Richtung zieht sich die Stange wieder in ihre Scheide zurück, und
ist nun dem Lichte nicht weiter im Wege.
Auf diese Weise ist es Hrn. Neuburger gelungen, die
Leuchtdauer der Mederatorlampe beinahe auf das Doppelte, d.h. auf 10 bis 12 Stunden
auszudehnen, ohne daß die Lampe wiederholt aufgezogen zu werden braucht.
Die Unreinigkeiten, welche sich häufig im Oel vorfinden, sey es wegen schlechter
Qualität oder in Folge nachlässiger Behandlung von Seiten derjenigen welche die
Lampe zurecht machen, sind ein großer Uebelstand, welchen Hr. Neuburger gleichfalls auf folgende Weise beseitigt hat. Unter der Mitte
der Kolbenfläche, da wo das untere Ende der erwähnten Scheide und dasjenige des
Steigrohres angelöthet ist, befestigt er eine weißblecherne Büchse von der Gestalt
eines umgekehrten Kegels. An der Basis dieses letzteren befindet sich ein sehr
feines metallenes Filter, und an seiner Spitze eine Oeffnung, durch welche das Oel
in Folge des Kolbendruckes in das Steigrohr gelangt, nachdem es das Filter passirt
hat und von seinen Unreinigkeiten befreit worden ist. Wenn sich der Kolben am
unteren Ende seines Hubes befindet, und die Oeffnung an der Spitze des Kegels sich
gegen den Boden des Oelbehälters lehnt, so zeigt es sich, daß das Oel, welches das
Steigrohr füllt, nicht mehr herabsinken kann. Daher ist es bei der Vorbereitung der
Lampe nicht nöthig, um den Docht anzuzünden, zu warten bis das Oel am oberen Ende
der Dille angekommen ist. Dieser doppelte Vortheil, welchen das fragliche Filtersieb darbietet,
gibt der Neuburger'schen Lampe einen bemerkenswerthen
Grad der Vollkommenheit.
Fig. 14
stellt die verbesserte Lampe mit Hinweglassung des Oelbehälters und der auf den
Kolben drückenden Feder im Aufrisse dar. Der Kolben P,
P' befindet sich an der tiefsten Stelle seines Laufs. Er ist mit einer
hermetischen Lederliederung versehen. G, D ist die an
den Kolben gelöthete metallene Scheide, in welcher die Zahnstange E, F frei gleitet. Diese Zahnstange enthält an ihrem
unteren Ende eine Scheibe j, welche sich gegen den die
Röhre schließenden Kranz h legt und das Austreten der
Zahnstange aus der Röhre verhindert, wobei sie die letztere so wie den Kolben
mitnimmt, wenn man das Getriebe p mit Hülfe des
Schlüssels B umdreht.
b ist ein an dem oberen Ende der Zahnstange befestigter
Knopf, welcher das Austreten des Getriebes aus dem Eingriff verhindert.
T, T ist das Steigrohr für das Oel.
Ist die Lampe mit Oel versehen, so zieht man den Kolben mittelst des Griffes B bis zur Höhe des Behälters, d.h. bis man einen
Widerstand fühlt, hinauf. Dieser Widerstand entsteht durch das Zusammentreffen der
Scheide mit dem Gehäuse der Zahnstange, gegen das sie sich legt. In diesem
Augenblick überragt die Zahnstange die Lampendille um mehrere Centimeter, d.h. um
die Länge der Scheide. Man dreht daher den Griff B in
umgekehrter Richtung, worauf sich die Zahnstange zum Theil in die Scheide
zurückzieht, während der Kolben oben bleibt und seinen Druck auf das Oel ausübt.
Fig. 15 ist
ein Aufriß in einer zu Fig. 14 senkrechten
Ebene. Der Kolben ist hier am höchsten Punkte seines Hubes angekommen und die
Zahnstange befindet sich in der Scheide.
Fig. 16 ist
ein senkrechter Durchschnitt durch die Achse des Kolbens, um die Anordnung des
Filtersiebs zu zeigen.
A, B ist die Platte, an welche die Steigröhre T, T' und die Scheide G, D
festgelöthet sind. Das Oel tritt in Folge des Kolbendrucks durch den conischen Theil
E und passirt das Filtersieb M, M', bevor es in das Steigrohr gelangt, welches somit durch keine
Unreinigkeiten verstopft werden kann.