Titel: Pumpe ohne Kolben; System des Hrn. v. Malbeck.
Fundstelle: Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XLIV., S. 187
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XLIV. Pumpe ohne Kolben; System des Hrn. v. Malbeck. Aus dem Cosmos Revue encyclopédique, Febr. 1855, S. 113. Mit Abbildungen auf Tab. III. Malbeck's Pumpe ohne Kolben. Diese Pumpe ist sehr einfach und besteht nur aus zwei Organen: 1) aus einer Saugröhre a, Fig. 16 und 17, welche eine wiederkehrende Bewegung von unten nach oben und von oben nach unten hat, und die unten, wo sie im Wasser steckt, mit einem Trichter versehen ist; 2) aus einem Ventil b, Fig. 17, welches unten conisch und mit Löchern durchbohrt ist; es steht mit einem cylindrischen Luftbehälter k in Verbindung. Das Ventil wird bei seiner senkrechten Bewegung durch die beiden Stangen T, T geleitet, welche durch die Ohren o, o' gehen; es spielt von innen nach außen auf der Oeffnung der Steigröhre, von der es durch ein umgestülptes Leder G, welches den Verschluß bildet, getrennt ist. Die Wirkung der Pumpe ist folgende: wenn man die Röhre das erstemal in das Wasser steckt, so setzt sich dasselbe in ihr ins Gleichgewicht, drückt die Luft zusammen und treibt einen verhältnißmäßigen Theil derselben durch das Ventil aus; hebt man nun die Röhre, so dehnt sich die darin noch enthaltene Luft aus, und der auf das Wasser wirkende atmosphärische Druck nöthigt dasselbe schnell emporzusteigen; das Wasser geht in Folge der erlangten Geschwindigkeit über seinen Gleichgewichtsstand weg, drückt die Luft in der Röhre wieder zusammen und macht daß eine gewisse Menge davon ausströmt; diese Zusammenpressung wird durch den Niedergang der Röhre vermehrt, welcher in dem Augenblick erfolgt, wo die Zusammendrückung ausgeübt wird, und die durch das Ventil ausgetriebene Luftmenge wird wirklich bedeutend; die Röhre geht alsdann wieder in die Höhe, die darin gebliebene Luft verdünnt sich, es entsteht eine vollständigere Luftleere als beim ersten Aufgange; das Wasser steigt daher schneller und immer mehr in der Röhre in die Höhe, letztere ist nach einigen Schwingungen gefüllt und das vollständige Ansaugen der Pumpe bewirkt; fährt man nun fort die Röhre zu heben und zu senken, so wird das Wasser fortwährend ausströmen. Wenn sich nämlich die Röhre hebt, so dehnt sich die aus dem Behälter ausströmende Luft aus und es bildet sich in dem obern Theil der Röhre eine Luftleere oder ein mit verdünnter Luft angefüllter Raum, der etwa einen Meter hoch ist; das durch den atmosphärischen Druck getriebene Wasser strömt in diesen Raum, drängt die Luft in den Behälter zurück, hebt das Ventil und strömt in Menge aus; darauf fällt das Ventil zurück und das Ganze beginnt von vorn. Man kann dieses wechselweise Spiel sehr gut beobachten, wenn der obere Theil der Röhre aus Glas besteht. Die Vorrichtungen zur Regulirung des Ausströmens des Wassers sind sehr einfach. Bei der einen Einrichtung, Fig. 16 und 17, mit beweglichem Ausguß, sind das Ventil, der Luftbehälter und das Ende der Steigröhre lediglich in einem Cylinder befestigt, in welchem das Spiel des Apparates erfolgt. Bei der zweiten Einrichtung, mit festem Ausguß, ist der ganze Mechanismus in einen unbeweglichen viereckigen Kasten eingeschlossen, in welchem das Spiel des Apparates erfolgt; das von dem Boden des Kastens H zurückgehaltene Wasser häuft sich daselbst an, und strömt, wie bei den gewöhnlichen Pumpen, durch eine feste Oeffnung aus. Es gibt noch eine dritte, eine gemischte Einrichtung, die wir aber auch nicht abbilden; bei derselben ist der Cylinder der ersten Einrichtung, statt an der Steigröhre angelöthet zu seyn, auf einer festen Stütze angebracht, die Röhre allein ist beweglich in einer an dem Cylinder angebrachten Lederbüchse. Der Mechanismus, durch welchen man der Röhre ihre Bewegung von oben nach unten und von unten nach oben mittheilt, ist eben so einfach wie die Pumpe selbst; er besteht in einem Hebel l, Fig. 16, an dessen Ende ein Kreissegment und an demselben eine Vaucanson'sche Kette V angebracht ist, an welcher die Röhre hängt. Auf diese Weise kann sich die Röhre nur senkrecht auf- und niederbewegen, um so mehr, da zwei kleine Federn, welche nach rechts und links ziehen, die Röhre verhindern von der Richtung abzuweichen; eine dritte Feder E, welche den Hebelarm mit der senkrechten Säule P verbindet, in der sich der Pumpenschwengel dreht, wirkt als Gegengewicht der Röhre und der Wassersäule, und vermindert den zum Wasserpumpen erforderlichen Kraftaufwand wesentlich. Bei der erstern oder einfachsten Einrichtung, derjenigen mit beweglichem Ausguß, hat man durchaus keine Reibung zu überwinden. Die Vortheile der neuen Pumpe dürften sich auf folgende Weise zusammenfassen lassen: 1) Da sie nur aus einer einfachen Steigröhre, ohne Pumpencylinder, ohne Kolben und ohne unteres Ventil besteht, so ist die ganze Einrichtung im höchsten Grade vereinfacht. Jede etwa erforderliche Reparatur kann von dem ungeübtesten Arbeiter ausgeführt werden. 2) Wegen der Weite der Abflußöffnung und der Geschwindigkeit womit das Wasser abfließt, kann sich die Pumpe nicht verstopfen, selbst wenn das Wasser mit festen Stoffen verunreinigt ist. Die Steigröhre entleert sich augenblicklich durch bloßes Heben des Ventils; der Frost hat keinen Einfluß auf das Spiel der Röhre und des Ventils, daher die Pumpe in der größten Kälte benutzt werden kann. Eine hohe Temperatur der gehobenen Flüssigkeit kann ebensowenig eine Störung veranlassen, wenigstens so lange als der Lederstulp unversehrt bleibt. Die neue Pumpe kann daher zu allen Jahreszeiten benutzt werden, um Gerbeflüssigkeit, Jauche aus den Viehställen, ferner Syrup, Lauge u.s.w. zu heben. 3) Das einzige, bei der Construction dieser Pumpe angewendete Metall ist galvanisirtes (verzinktes) Eisenblech, welches sich gar nicht oxydirt und ebensowenig von der Ausdehnung durch die Wärme, oder der Zusammenziehung durch die Kälte leidet. 4) Sie liefert stets die gleiche Wassermenge. 5) Durch bloße Veränderung des Aufhängungspunktes der Kette kann das Ausströmen der Wassersäule, wenn der Brunnen nicht sehr tief ist, einige Meter über dem Boden bewirkt werden. Man erhält so ohne alle Kosten einen höheren Wasserbehälter, von wo aus das Wasser bei einigem Gefäll auf entfernte Punkte geleitet werden kann. 6) Der Nutzeffect der neuen Pumpe ist jedenfalls sehr bedeutend, wenigstens gleich dem der bessern Wasserhebungs-Apparate. Eine solche Pumpe, welche über 1 Hektoliter Wasser in der Minute liefert, wird sehr leicht von der Hand eines erwachsenen Knaben bewegt, der die Arbeit, ohne zu ermüden, lange aushalten kann. Hr. v. Malbeck hat seine Pumpe schon auf Tiefen von 10 Metern angewendet. 7) Die einfache Construction gestattet sehr mäßige Preise für diese Pumpen; eine Pumpe mit einer Röhre von 6 Centimeter Durchmesser, welche 70 Liter Wasser in der Minute gibt, kostet mit beweglichem Ausguß nur 115 Francs und 150 Fr. mit festem Ausguß, die Nebentheile inbegriffen. Eine Pumpe mit Röhre von 10 Cent. Durchmesser, welche 250 Liter liefert, kostet 155 oder 190 Fr., je nachdem sie einen beweglichen oder einen festen Ausguß hat; dieß sind aber Pariser Preise, welche wohl noch niedriger gestellt werden können. Geringer Ankaufspreis, fast gar keine Unterhaltungskosten, leichtes Aufstellen und Wiederwegnehmen, sehr geringe Triebkraft, höhere Leistung, als die der anderen Pumpen von gleichem Durchmesser, dieß sind die unbestreitbaren Vorzüge der Malbeck'schen Pumpe. Sie kann überall angewendet werden: im Haushalt, in Gärten, beim Gemüsebau, bei der Bewässerung, bei der Wasserhaltung, auf Schiffen, in Badeanstalten, Brauereien, Gerbereien, in der Landwirthschaft zum Entleeren der Jauchebehälter etc.

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