Titel: | Verfahren zur Darstellung fetter Firnisse, von John Webster. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. CVII., S. 457 |
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CVII.
Verfahren zur Darstellung fetter Firnisse, von
John Webster.
Patentirt in England am 20. Decbr.
1853.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, Juli 1854, S. 58.
Webster's Verfahren zur Darstellung fetter Firnisse.
Bisher hat man bei der Bereitung von Firniß das Leinöl und andere trocknende Oele
über freiem Feuer in einem offenen Gefäße behandelt, weil man annahm, daß durch den
Zutritt der Luft das Oel in der Hitze eine wesentliche Veränderung erleide. Nach
meinen Beobachtungen ist aber der Luftzutritt schädlich, und man erhält dieselben
Resultate, überdieß minder dunkel gefärbte Producte, wenn man den Luftzutritt
während der erhöhten Temperatur abhält. Zu diesem Zweck kann man die Luft durch eine
Dampf-Atmosphäre ersetzen, oder sie auspumpen und den ganzen Proceß in einem
Vacuum-Apparat vollbringen.
Am besten ist es, das Oel in einem geschlossenen Gefäß mittelst heißen Dampfs zu
erhitzen, wobei zugleich die atmosphärische Luft ausgeschlossen wird. Das Gefäß kann
hiebei die Gestalt einer Blase oder eine sonstige Form haben, nur muß dasselbe
oberhalb geschlossen und mit einem Mannoch zum Einbringen der Stoffe versehen seyn.
Am Boden befindet sich ein Abzugsrohr mit Hahn, theils um das Gefäß ganz entleeren,
theils um Proben nehmen zu können, wornach man den Verlauf des Processes beurtheilt.
Der Dampf tritt oben am Gefäß durch ein mit Ventil versehenes Rohr aus. Durch den
Deckel desselben reicht auch luftdicht ein Thermometer bis unter den
Flüssigkeitsspiegel herab. Ferner befindet sich im Gefäß (unter dem
Flüssigkeitsspiegel) ein (mit einem Dampfkessel verbundenes) spiralförmig gewundenes
Rohr, mit vielen kleinen Löchern versehen, aus welchem Dampf in das Gefäß ausströmt,
während letzteres von Außen durch Feuer geheizt wird. Dieser Dampf treibt die
atmosphärische Luft aus, wozu es hinreicht, daß er um einige Pfunde den Druck der
Luft übertrifft. Man kann nun entweder den Dampf nicht besonders überhitzen und das
Gefäß hauptsächlich durch Feuer erwärmen, oder auch überhitzten Dampf anwenden, in
welchem Falle die dem Gefäße und seinem Inhalt mitzutheilende Wärme ganz oder
größtentheils dem Dampfe entnommen wird.
Soll mit dem Apparate gearbeitet werden, so bringt man die bei der
Firniß-Fabrication gebräuchlichen Materialien in denselben, schmilzt sie bei
äußerer Wärme, setzt dann die erforderliche Menge eines trocknenden Oels zu und rührt es ein.
Hierauf wird die Hitze gesteigert, indem man Dampf ins Gefäß leitet, um die Luft
auszutreiben; zu diesem Zweck wird das Dampf-Auslaßventil nur so weit
geöffnet, daß im Innern ein mäßiger Druck unterhalten wird. Die Temperatur wird am
zweckmäßigsten zwischen 500 und 700° F. (208–297° R.) erhalten;
wendet man eine niedrigere Temperatur an, so ist der Verlauf ein langsamerer. Ist
endlich, nach genommener Probe zu urtheilen, die Operation beendet, so wird das
Feuer gelöscht und die Luft, sey es durch Dampf oder auf sonstige Weise, abgehalten
in den Apparat zu dringen, bis dessen Inhalt sich auf 250° F. (97° R.)
abgekühlt hat. Die weitere Behandlung der Flüssigkeit ist dieselbe welche sonst bei
Anwendung von offenen Gefäßen üblich ist.