Titel: | Ueber die Anfertigung stereoskopischer Lichtbilder; von Claudet und Duboscque. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XCVII., S. 439 |
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XCVII.
Ueber die Anfertigung stereoskopischer
Lichtbilder; von Claudet und Duboscque.Aus Martin's Handbuch der Photographie, 4te Auflage,
S. 94 u. 99.
Claudet, über die Anfertigung stereoskopischer
Lichtbilder.
Nach Claudet findet für die Aufnahme von stereoskopischen
Bildern (mittelst zweier neben einander stehenden Cameras oder mittelst einer Camera, die mit zwei Objectiven versehen ist) folgendes
Gesetz statt, zwischen der Distanz vom Object und dem Winkel, welchen die Achsen der
beiden Objective mit einander machen, den zu copirenden Gegenstand als Scheitelpunkt
oder Kreismittelpunkt betrachtet.
Distanz.
Winkel.
5 Fuß
25° 32'
5
„
19° 42'
7
„
16° 56'
8
„
14° 50'
9
„
13° 12'
10 „
11° 54'
12 „
9° 56'
15 „
7° 57'
18 „
6° 37'
20 „
5° 58'
Nach Duboscque ist bei Aufnahme von stereoskopischen
Bildern zu berücksichtigen: 1) die Größe des Gegenstandes und die Größe des zu
erhaltenden Bildes; 2) die Distanz des Objects von der Camera; 3) die Distanz der Photographie vom Auge im Stereoskop; 4) die
Vergrößerung des Bildes durch die Stereoskoplinsen; 5) die körperliche Tiefe des
Objects. Für alle diese Punkte läßt sich schwer eine allgemeine Regel aufstellen.
Duboscque meint, daß für nicht allzu tiefe Gegenstände, sowohl nähere als auch
entferntere, ein Winkel von 15° genüge, welchen beide Objective in ihren
Richtungen gegen das Object machen müssen. Für eine zu porträtirende Person gibt er folgende
Vorschrift: für 3 Meter Distanz der Person von der Camera müssen die Objective der beiden Cameras selbst 79 Centimeter von
einander abstehen; für eine Distanz von 6 Meter müssen sie um das Doppelte, also um
158 Centimeter, für 12 Meter um das Dreifache u.s.w. von einander abstehen
(natürlich von den Mittelpunkten gemessen); auch müssen dann die Objective auf ihren
Mittellinien, in beiden Apparaten, das Mittel des Gegenstandes fixiren. Für sehr
tiefe Gegenstände, wie Säle, Ansichten u.s.w., muß der Winkel viel kleiner seyn und
selbst bis zu 2° und 1° herab vermindert werden, so daß also die
äußersten Gränzen der Winkel von 1° und 15° gebildet werden.
Das Stereoskop findet in Frankreich und England bei photographischen Bildern bereits
häufige Anwendung, während es in Deutschland noch wenig benutzt zu werden
scheint.