Titel: | Die Münzstätten der Vereinigten Staaten; von Professor Wilson in London. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. XXIX., S. 115 |
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XXIX.
Die Münzstätten der Vereinigten Staaten; von
Professor Wilson in London.
Aus dem Special-Bericht über die
New-Yorker Industrieausstellung, durch das Civil Engineer
and Architect's Journal, Novbr. 1854, S. 407.
Wilson, über die Münzstätten der Vereinigten Staaten.
Die bedeutenden Goldsendungen aus dem neuen Staat Californien haben den Umlauf dieses
Metalles in den Vereinigten Staaten entsprechend gesteigert und ein größeres
Interesse für die Münzprocesse erregt, als es unter den früheren Umständen der Fall
war. Dieselben Verhältnisse finden auch in England statt, und da es im Plane ist, in
der goldproducirenden Colonie Australien eine Münzstätte anzulegen, so habe ich es
für zweckmäßig gehalten, mich mit dem Betriebe der Münzen in den Vereinigten Staaten
so viel als möglich bekannt zu machen.
Die Hauptmünze (the Mint genannt) befindet sich zu
Philadelphia, und außerdem gibt es drei Zweigmünzen (Branch-Mints): zu New-Orleans in Luisiana, zu Charlotte in
Nord-Carolina und zu Dahlonega in Georgien. Die Zweigmünze in Californien und
das Probiramt zu New-York sind noch nicht vollständig organisirt.
In der Hauptmünze zu Philadelphia werden Gold, Silber und Kupfer vermünzt; zu New
– Orleans Gold und Silber, während die Zweigmünzen zu Charlotte und Dahlonega
bloß Gold vermünzen. Bei der Hauptmünze sind ein Director, ein Schatzmeister, ein
Münzmeister (Chief coiner), ein Schmelzer, Affineur,
Graveur, Probirer und ein Assistent des letztem angestellt. In der Münze zu
New-Orleans bestehen die Beamten aus einem Aufseher, Schatzmeister, Schmelzer
und Affinem, dann einem
Münzmeister; und in jeder der beiden andern Zweigmünzen gibt es nur drei Beamte:
Aufseher und Schatzmeister in einer Person verbunden, Probirer und Münzmeister. Die
verschiedenen Functionen dieser Beamten, die Besoldungen welche sie erhalten, und
die Sicherheit welche sie für die pflichtmäßige Erfüllung ihrer Leistungen zu
stellen haben, sind durch eine Congreßacte, welche die Einrichtung der Münzen und
den Münzfuß in den Vereinigten Staaten betrifft, genau vorgeschrieben.
Bei der Hauptmünze zu Philadelphia sind die Besoldungen wie folgt festgestellt:
– Director 3500 Dollars, Schatzmeister 2000 Doll., Münzmeister 2000 D.,
Schmelzer und Affinem 2000 D., Probirer 2000 Dollars. Bei der Zweigmünze zu
New-Orleans sind die Besoldungen nachstehende: Aufseher 2500 und jeder der
übrigen Beamten 2000 Doll. In den übrigen Zweigmünzen erhält der Aufseher 2000 Doll.
und jeder von den andern Beamten 1500 Dollars. Die Löhnungen der Assistenten,
Unterbeamten und Arbeiter werden von den Vorstehern der verschiedenen Betriebszweige
festgesetzt.
Bei meinem Besuch der Hauptmünze zu Philadelphia hatte ich den Vortheil von dem
Münzmeister, Hrn. Franklin Peale und dem Schmelzer und
Affinem, Professor J. C. Booth, geleitet zu werden,
welche mich mit allen Einzelnheiten des Betriebs bekannt machten. Da das Gold in
verschiedenen Mengen und im rohen Zustande zur Münze gebracht wird, so geht es
nothwendig durch die Hände des Affineurs oder Scheiders, bevor es in diejenigen des
Münzmeisters gelangt. Ich theile daher zuerst das Nähere über den Scheidungs-
oder Affinirungs-Proceß der verschiedenen Golderzsorten mit, welche im
Gesammtwerth von 2 Millionen Dollars eingeliefert werden.
Die Haufen oder Sorten werden unmittelbar nach dem Einliefern gewogen und es wird ein
Schein über ihr Gewicht ausgestellt. Nachdem die fünf Schmelzöfen Morgens 4 oder 5
Uhr angefeuert worden sind, werden alle Haufen, vielleicht siebenzig bis achtzig,
bis Mittag eingeschmolzen; man nimmt dann Proben von dem geschmolzenen Metall,
welche nach der bekannten Gay-Lussac'schen Methode
mit Kochsalzlösung bis zum nächsten Morgen probirt sind, worauf man den Werth der
verschiedenen Haufen mittelst des Gewichts, welches sie nach dem Schmelzen haben,
berechnet; man sieht dabei sorgfältig dahin, daß alle im Fluß und in den Tiegeln
aufzufindenden Körner in diesem Gewicht inbegriffen sind, indem man sie mit einem
kleinen Treibhammer zertheilt, und das erhaltene Pulver durchsiebt und wascht. Ein
Schreiber und sein Gehülfe nebst einem Arbeiter sind vollends damit beschäftigt,
alle Wägungen für den Schatzmeister auszuführen, nämlich das Wägen der Goldhaufen
vor und nach dem Schmelzen, das Wägen der Zaine vor dem Strecken, das Wägen der
Zaine nach dem Strecken und Adjustiren, und das Wägen der ausgestoßenen oder
geschnittenen runden Münzplatten. In dem Schmelzraum sind fünf Arbeiter beschäftigt;
zwei davon bedienen zwei Oefen, ein dritter bedient einen Ofen und wascht das
Gekrätz, die beiden übrigen sind Gehülfen. Der ganze Vorrath von 2 Millionen Dollars
an Werth wird in drei oder vier Tagen geschmolzen und die Proben werden vom dritten
bis zum siebenten Tag ausgeführt.
Sobald die ersten Haufen probirt sind, d.h. am dritten Tage (wenn es besonders
verlangt wird), stets aber am vierten Tag, werden sie in dem Verhältniß von einem
Theil Gold und zwei Theilen Silber, granulirt. Die Tiegel enthalten 50 Pfd. Gold und
100 Pfd. Silber, d.h. zusammen 1800 Unzen, und zu jedem Schmelzen ist etwa eine
Stunde erforderlich. Mit vier Oefen, welche von vier Schmelzern und zwei Gehülfen
bedient werden, macht man täglich 32 Schmelzen; wenn es erforderlich ist, können
aber 48 Schmelzen gemacht werden, die zu einer drittel bis zu einer halben Million
Dollars hinreichen. Zwei Tagewerke, oder ungefähr 650,000 Doll. in Gold, die an
Gewicht einer Tonne (avoir dupois-Gewicht) gleich
sind, werden zu je einer Operation mit Säure, granulirt. Das granulirte Metall wird
in große Töpfe oder Kessel mit reiner Salpetersäure von 39° Baumé
zwischen 7 und 9 Uhr Morgens, am sechsten Tage, gethan und fünf Stunden lang mit
Dampf erwärmt. Die Töpfe werden aus Deutschland bezogenWahrscheinlich aus der Thonwaaren-Fabrik von Ernst March in Charlottenburg bei Berlin. A. d.
Red., sind 2 Fuß weit und 2 Fuß hoch, und stehen in hölzernen Kufen, welche mit
3/16 Zoll starkem Bleiblech bekleidet sind; eine einfache Windung von einer
kupfernen Röhre, welche rings um den Boden der Kufe geht, treibt den Dampf direct in
das Wasser, in welchem die Töpfe auf etwa die Hälfte ihrer Höhe stehen.
Die Kufen stehen mitten in einem kleinen Gebäude und über ihnen ist ein weiter Fang
angebracht, welcher mit der Esse in Verbindung steht, so daß die salpetrigsauren
Dämpfe in dem Gebäude kaum bemerkbar sind. Die 2 Millionen Dollars erfordern
ungefähr 60 solche Töpfe; ihr Inhalt wird stündlich einmal, d.h. also fünfmal mit
hölzernen Spateln umgerührt. Am nächsten Tage, dem siebenten, wird die saure Lösung
von salpetersaurem Silber mittelst eines goldenen Hebers in hölzerne Eimer
abgezogen, und in eine große Kufe geschafft, worin sie mit Kochsalz (Chlornatrium)
gefällt wird, worauf
man frische Säure zu den Metallen gibt, die jetzt nur noch sehr wenig Silber
enthalten. Fünfstündiges Erwärmen mit Dampf am siebenten Tage vollendet die
Affinirung von 650,000 Dollars. Am achten Tage wird Morgens ein Topf aus seiner Kufe
genommen, mit etwas warmem Wasser ausgesüßt und das Goldpulver auf ein Filter
gebracht. In den leeren Topf werden frische Granalien gethan, worauf man die Säure
aus dem benachbarten Topf hinüber zieht und so durch die ganze Reihe; das Ganze ist
in 2 bis 2 1/2 Stunden wieder beschickt. Nach fünfstündigem Erwärmen mittelst Dampfs
ist die Säure, welche nur wenig Silber von dem vorhergehenden Tage enthält, eine
fast gesättigte Lösung von salpetersaurem Silber geworden. Bei diesem Verfahren
werden für jedes Pfund gefeinten Goldes 4 1/2 Pfd. Salpetersäure verbraucht und
jenes erhält die Feinheit von 990 bis 993 Tausendtheilen, selten unter 990. Alle
zwei Tage werden so 13000 Pfd. Salpetersäure verbraucht. Im Verlauf des letztern
Jahres wurde 1 Million Pfd. reiner Salpetersäure verbraucht, welche, zu 7 Cents das
Pfund, 70,000 Doll. kosteten.
Am achten Tage wird das Gold mit heißem Wasser auf dem Filter so lange ausgewaschen,
bis es gänzlich ausgesüßt ist, was etwa bis 7 Uhr Abends dauert. Das Filter besteht
aus zwei Stücken starkem und grobem Muslin, zwischen denen sich dickes Papier
befindet; es liegt in einem Träger mit durchbrochenem Boden, von 2 1/2 Fuß Weite und
2 1/2 Fuß Höhe, der auf Rädern angebracht ist. Einer von den Arbeitern bleibt nach
der bis 7 Uhr dauernden Arbeitszeit mit dem Wächter in dem Waschraum zurück, und
fährt mit dem Aussüßen so lange fort, bis das Waschwasser das Lackmuspapier nicht
mehr röthet. Am neunten Tage wird das nasse Gold mit einer kräftigen hydraulischen
Presse gepreßt und es werden alsdann die Kuchen auf einer eisernen Pfanne bei
schwacher Rothglühhitze vollständig getrocknet. Dieses Verfahren beugt Verlusten im
Schmelztiegel vor, denn wenn Wasser in dem Golde zurückbleibt, so verdampft es und
die Dämpfe reißen Gold mit sich. An demselben Tage (dem neunten) wird das Gold
gewöhnlich mit einem geringem Verhältniß von Kupfer legirt, als zum eigentlichen
Schrot und Korn oder dem gesetzlichen Feingehalt (Standard) erforderlich ist, und die geschmolzene Legirung wird in Zaine
gegossen, welche Morgens am zehnten Tage probirt werden. Dann wird, entweder an
demselben zehnten, oder dem elften Tage das nothwendige Verhältniß von Kupfer
zugesetzt, die Legirung probirt und an demselben Tage dem Münzmeister übergeben. Am
vierzehnten Tage ist das Metallquantum vermünzt und wird als Münze an den
Schatzmeister abgeliefert.
Die aus den Affinirungstöpfen abgezogene Silberlösung wird in einer großen hölzernen
Kufe von 10 Fuß Durchmesser und 5 Fuß Höhe mit Kochsalz gefällt, und das Chlorsilber
läuft unmittelbar auf große Filter, wo es rein ausgesüßt wird. Das Filter ist mit
grobem Muslin bedeckt und das erste trübe Wasser wird zurückgegossen. Das auf Rädern
angebrachte Filter wird alsdann über die Reductionskufen gefahren und das Chlorid in
dieselben geschaufelt. Man hat vier solcher Kufen, die aus Holz gemacht und mit
Bleiblech bekleidet sind, welches auf dem Boden 1 Zoll dick ist. Es wird ein großer
Ueberschuß von granulirtem Zink auf das feuchte Chlorid in die Kufen geworfen, ohne
daß man Säure zusetzt; die Reduction erfolgt mit großer Heftigkeit, und wenn sie
nachläßt, so wird Schwefelsäure zugegossen, um das überschüssige Zink aufzulösen.
Der ganze Reductionsproceß dauert nur wenige Stunden, und nachdem die Masse eine
Nacht hindurch ruhig gestanden hat, läßt man die Lösung, welche aus einem Gemisch
von schwefelsaurem Zink und Zinkchlorid besteht, als werthlos weglaufen.
Auf 1 Million Dollars Gold werden ungefähr 2 Tonnen oder 40 Centner Zink gebraucht;
da das Silber darin 10 Procent dem Gewicht nach beträgt, so sollten nach der Theorie
nur etwa 2400 Pfd. Zink erforderlich seyn, wogegen fast 2 Aequivalente Zink auf 1
Aequivalent Silber verwendet werden. Man hat dieß als vortheilhaft befunden, weil
durch diesen Ueberschuß bedeutend an Zeit und Raum erspart wird.
Einen Tag nach der Reduction wird das reducirte Silber ausgewaschen und am zweiten
Tage wird es mit der oben erwähnten Presse ausgepreßt, hierauf in besonderen Pfannen
getrocknet. Dieses Silber wird zu neuen Granulirungen benutzt; da in dem
californischen Golde aber viel Silber enthalten ist, und letzteres sich folglich
anhäuft, so werden dann und wann 10,000 bis 20,000 Unzen Silber vermünzt. In diesem
Fall muß man beim Abziehen der Silbersolution und beim Pressen sorgforgfällig
beachten daß kein Gold hinein gelangt.
Dieß sind die jetzigen Betriebsdetails beim Affiniren einer gewissen Quantität (2
Millionen Dollars) Gold, von welchem das erste Drittel 14 Tage nach seinem Eingange
und das dritte Drittel 18 Tage darnach vermünzt abgeliefert wird.
Im Ganzen darf für 5 1/2 Millionen Dollars ungemünztes Gold (Bullion) deponirt werden, und die Depositoren werden am dritten,
spätestens am fünften Tage, nachdem sie das rohe Gold (Golderz) eingeliefert haben,
d.h. sobald es geschmolzen, probirt und der Werth berechnet worden ist, bezahlt.
Wenn bedeutende Posten von Erz schnell nach einander eingehen, so kann die Zeit des
Affinirens und Vermünzens von 14 auf 10 Tage abgekürzt werden.
In der Affinir-Anstalt sind 14 Arbeiter beschäftigt: 1 Vormann, 8 Mann beim
Scheiden, 3 Mann bei der Reduction und 2 beim Pressen und Trocknen. In der
Goldschmelzhütte gibt es 3 Schmelzer und 2 Gehülfen. Die Gesammtanzahl der Arbeiter
beim Schmelzen und Affiniren, beträgt 34, einschließlich einen Vormann beim
Schmelzen und einen beim Scheiden, und drei Arbeiter beim Zermahlen des Gekrätzes,
beim Sieben, Waschen und Fegen. Zu der letztern Arbeit gehört auch die Reinigung der
Töpfe, der Oefen, Aschenfälle u.s.w.
Das neue Gesetz über Verminderung des Gewichts der Silbermünzen erheischte eine
Erhöhung der Kräfte, und es wurden daher fünfzehn Mann mehr verwendet. Man hat mit
den obigen Arbeitskräften jährlich für 50 Millionen Dollars Gold gefeint, es könnten
aber mit denselben Kräften und Apparaten in derselben Zeit nöthigenfalls 80
Millionen Dollars affinirt werden.
Nachdem Prof. Booth viele Versuche mit Anthracit
angestellt hatte, gelang es ihm denselben mit bestem Erfolg zum Schmelzen von Gold
und Silber in den nämlichen, nur wenig abgeänderten Oefen anzuwenden, welche vorher
mit Holzkohlen gefeuert worden waren. Dadurch wurden viele Kosten für Material und
Arbeitslöhne erspart und überdieß leiden beim Anthracitfeuer die Arbeiter weit
weniger von der Hitze. Die besten Holzkohlen kosteten, zur Münzstätte geliefert, per Bushel 16 Cents, und man verbrauchte im Jahr 1852,
wo sehr viel Gold geschmolzen und affinirt wurde, für etwa 7000 Dollars, während die
Kosten für Anthracit nur 600 bis 1000 Dollars betragen. Bei der Benutzung des
letztern Brennmaterials ist der bloße Luftzug, ohne Gebläse, vollkommen hinreichend
zur Unterhaltung der Verbrennung.
Das californische Gold enthält häufig Osmium-Iridium, welche Legirung nicht
immer durch die Probe entdeckt wird. Um dieselbe soviel als möglich abzusondern,
ohne das Gold wirklich aufzulösen, läßt man sie zuerst in den Granulirtiegeln und
dann in den Tiegeln worin das feine Gold mit Kupfer legirt wird, sich absetzen. Wenn
die Probirer das Vorkommen jener Legirung in den Zainen berichten, so werden
dieselben nochmals geschmolzen und man läßt das Osmium-Iridium sich absetzen.
Mittelst dieser drei oder oft auch vier Schmelzungen wird das Gold so gut als
thunlich von seinem nachtheiligen Begleiter getrennt. Das auf diese Weise affinirte
und gesetzlich legirte Gold wird nun in Form von Zainen oder Feingüssen, die ein
gewisses Gewicht haben, dem Münzmeister übergeben und hierauf ausgemünzt. Das Gesetz über die
Legirung der Münzen in den Vereinigten Staaten, oder über ihr Schrot und Korn,
lautet im achten Abschnitte wie folgt: „Und es wird ferner beschlossen,
daß der Feingehalt (Standard) sowohl für
Gold- als auch für Silbermünzen in den Vereinigten Staaten der Art seyn
soll, daß von 1000 Gewichtstheilen 900 aus reinem Metall und 100 aus Legirung
bestehen; die Legirung der Silbermünzen soll aus Kupfer, und die der Goldmünzen
aus Kupfer und Silber bestehen, wobei aber vorausgesetzt wird, daß das Silber
die Hälfte der ganzen Legirung nicht überschreiten darf.“
Die eigentliche Münzabtheilung der Anstalt hat eine solche Einrichtung, daß sie im
letzten Jahr (1853) fast 70 Millionen verschiedene Münzstücke verfertigen konnte;
sie hätte noch weit mehr liefern können, wenn ein ununterbrochener Betrieb
stattgefunden hätte, oder wenn sie fortwährend mit dem erforderlichen Material
versehen worden wäre. Wir wollen im Folgenden nur diejenigen Münzprocesse
durchgehen, welche neu oder besonders charakteristisch sind.
Die Betriebskraft der Maschinerien liefert eine große doppelt-wirkende,
verticale Hochdruck-Dampfmaschine mit rechtwinklichen Kurbeln. Die Kraft wird
durch einen Kautschuk-Riemen übertragen, welcher 2 Fuß breit ist und um eine
Scheibe oder Rolle von 8 Fuß Durchmesser läuft; die Leistung dieser Dampfmaschine
wird zu 90 Pferdekräften angenommen. Bisweilen ist diese gesammte Kraft
erforderlich, manchmal aber weit weniger hinreichend; um eine so regelmäßige
Bewegung zu veranlassen, wie sie zu so feinen Operationen erforderlich ist, wendet
man einen Regulator und ein Drosselventil von eigenthümlicher Construction an,
wodurch der beabsichtigte Zweck vollkommen erreicht wird. Die vier Walzwerke werden
durch Riemen getrieben und machen sechs Umgänge in der Minute; die Entfernung der
beiden Walzen eines Gerüsts von einander wird durch doppelte Keile gestellt, welche
durch Räder bewegt werden, die ihrerseits mit einem Zifferblatt und Zeiger verbunden
sind, wodurch man die Dicke der ausgewalzten Zaine ohne Anwendung einer Schablone
erfährt. Die Goldzaine werden in einem eisernen Heizer durch Dampf erhitzt und durch
in geschmolzenes Wachs getauchte Lappen mit solchem überzogen, und die Silberzaine
mittelst einer Bürste mit Talg überzogen. Zur Adjustirung der ausgewalzten Zaine
wird für beide Metalle eine Ziehbank angewendet und aus jedem Zain wird eine
Probeplatte ausgeschnitten und ihr Gewicht bestimmt, bevor die ganzen Münzplatten
ausgeschnitten werden.
Das Ausstückeln oder Ausschneiden der Münzplatten wird auf sehr einfache Weise
bewirkt. Die Vorrichtung besteht aus einer durch Scheiben oder Rollen und mittelst
eines 2 1/2 Zoll breiten Riemens bewegten Welle mit einem Schwungrade von kleinem
Durchmesser, dessen Moment aber ausreicht, um den Durchschnitt durch den Zain zu
treiben, was mittelst eines Excentricums von 3/8 Zoll, mit einer Geschwindigkeit von
250 Stücken in der Minute geschieht, da eine geschickte Hand den Zain in diesem
Verhältniß vorschieben und ausstückeln lassen kann.
Das Ausglühen der Zaine während des Auswalzens wird in kupfernen Gehäusen
bewerkstelligt, welche sich in Muffeln von feuerfestem Thon und Ziegelsteinen
befinden; drei solche Muffeln sind in einem gemeinschaftlichen Ofen angebracht, der
mit Anthracit gefeuert wird und die Muffeln rothglühend erhält; die Vertheilung und
Regulirung der Hitze wird durch Register bewirkt. Diese Glühöfen haben eine neue
Construction und sind sehr wirksam; bei der Anthracitfeuerung erspart man drei
Viertel der Kosten welche die früher angewendete Holzfeuerung verursachte.
Das Beizen der Platten wird wie gewöhnlich dadurch bewirkt, daß man die Goldplatten
in eine verkittete Büchse eingeschlossen, die Silberplatten aber in einer offenen
Pfanne oder Schale der Hitze eines einfachen Ofens, der mit Holz gefeuert wird,
aussetzt; das Trocknen und Sieben nach der Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure
wird sehr schnell durch ein sich drehendes Sieb bewirkt, von welchem ein Theil aus
einem Paar verschlossener concentrischer Cylinder besteht, zwischen deren Wände
Hochdruckdampf strömt. Die Platten mit einer hinlänglichen Menge von Sägespänen von
leichtem Holz (z.B. von Linden) werden in den innern Cylinder gegeben, und es wird
derselbe eine Zeit lang durch die Maschine in drehende Bewegung gesetzt. Alsdann
wird die Thür geöffnet, und die Platten nebst Sägespänen finden nach und nach ihren
Weg in das Drahtsieb, welches beide von einander trennt, während die Bewegung so
lange fortdauert, bis die Trennung vollständig ist, worauf die Platten am Ende der
Maschine herausgenommen werden. Mittelst einer Vorrichtung wird der Maschine eine
geringe Neigung gegeben, wodurch sich die Platten nach dem Ende bewegen, wo sie
herausgenommen werden.
Die Rändelmaschinen sind dieser Münze eigenthümlich und großentheils originell. Der
Proceß wird durch eine ununterbrochene rotirende Bewegung sehr schnell und wirksam
ausgeführt. Die Geschwindigkeit ist nach der Art der Münze verschieden, und es
werden in der Minute 200 bis 800 Stück gerändelt und zugleich wesentlich
unvollkommene Stücke ausgeschieden.
Die Operation welche man hier „Rändeln“ nennt, hat jedoch nur
den Zweck, den Rand der Münzen dicker zu machen und zu dem eigentlichen Rändeln
vorzubereiten, welches mittelst des Prägeringes geschieht, der die Münzen beim
Prägen umfaßt und die Verzierung oder Randschrift eindrückt.
Die zehn Prägewerke und die Rändelmaschine werden durch eine horizontale
Hochdruck-Dampfmaschine betrieben, welche im Jahre 1838 nach dem Entwurfe und
unter der Leitung des jetzigen Münzmeisters in der Werkstatt der Anstalt erbauet
wurde.
Die Prägstöcke haben dreierlei verschiedene Größen; die größten werden zum Prägen von
Silberdollars und doppelten Adlern (double eagles)
– die zweite Art zu mittelgroßen Münzen, und die dritte zu Dimen und halben
Dimen (10 und 5 Centsstücken) und zu 3 Centsstücken angewendet. Die erstern werden
gewöhnlich mit einer Geschwindigkeit von 80 Stößen in der Minute, die letztern mit
einer solchen von 104 Stößen betrieben.
Wenn alle Prägewerke in dem gewöhnlichen Verhältniß im Betriebe sind, so prägen sie
in einem Tage (zu 9 Arbeitsstunden) 439,560 Münzstücke. Im Jahre 1853 waren einmal
acht von diesen Pressen 22 Stunden im ununterbrochenen Betriebe und prägten während
dieser Zeit 814,000 Stück verschiedener Art aus.
Diese Prägewerke wurden hauptsächlich in den Werkstätten der Hauptmünzen angefertigt.
Sie besitzen mit den Pressen von Uhlhorn zu Grevenbroich
am Rhein und von Thouellier zu Paris Pen Vortheil des
„Progressionshebels,“
„Knies“ oder des „Knebelgelenks,“ einer
mechanischen Vorrichtung, die zu dieser Operation ganz besonders geeignet ist; in
fast jeder andern Beziehung sind diese Prägewerke aber eigenthümlich eingerichtet,
indem man ihre Construction schon seit 1836 zu verbessern bemüht war.
Um die Münzplatten in das Prägewerk und zwischen die Münzstempel zu bringen, wendet
man sogenannte Zubringer an, und man hat zu dem Ende mancherlei Vorrichtungen
ersonnen, von denen die sogenannte Schüttelbüchse nicht die unwichtigste ist, welche
auf dem Princip beruht, daß sich Körper von ähnlicher Form in ähnlichen Lagen
anordnen. Es ist dieß eine Büchse, deren Boden mit parallelen Vertiefungen von der
Größe der Münzplatten versehen ist. Man gibt eine Anzahl der letztern in die Büchse,
welche alsdann schnell in der Richtung der Vertiefungen geschüttelt wird, worauf
sich die Platten in parallelen Reihen neben einander legen, um dann mittelst der
Zuführröhre zu gehöriger Zeit zwischen die Stempel zu gelangen.
Eine der bemerkenswerthesten Vorrichtungen ist auch diejenige, mittelst welcher die
geprägten Münzen gezahlt werden, wenn man den Proceß „Zählen“
nennen will, da die Vorrichtung eigentlich eine Meßmaschine ist. Ein Brett oder ein
Trog von den erforderlichen Dimensionen wird nämlich durch eine Anzahl paralleler
Metallplatten abgetheilt, welche vertical in derselben so befestigt sind, daß ihre
Kanten dieselbe Höhe als die zu zählenden Münzen haben. Das Brett hat eine solche
Länge, daß es einige Münzen mehr als die erforderliche Zahl von Stücken aufnehmen
kann, die der Länge nach in die Reihen zu liegen kommen; es ist der Quere nach und
rechtwinklich mit den Reihen getheilt – und an einem Punkt, einer bestimmten
Zahl gegenüber, an Haspen aufgehängt. Ein solches Brett zählt z.B. 1000 Stück, d.h.
es hat 25 parallele Vertiefungen oder Reihen, die so lang sind, daß jede 45 Stück
aufnehmen kann; wirft man nun weit mehr Geldstücke auf dieses Brett, schüttelt es so
lange bis alle Vertiefungen ausgefüllt sind und neigt es dann vorwärts, daß alle
überflüssigen Stücke abfallen, so bleibt nur die von den Metallleisten gehaltene
Schicht zurück; die geneigte Abtheilung wird alsdann zu fallen genöthigt und wirft
nie mehr als die 45 Stück in der Länge einer einzelnen Reihe ab. Die ganze Operation
wird in wenigen Secunden ausgeführt. Die sehr bedeutende Anzahl von Geldstücken,
welche man während des letzten Jahres münzte, wurde fast ausschließlich von zwei
Frauen gezählt, mit Beihülfe eines Mannes, der die gezählten Stücke zur Controle
noch wog. Es wurde dieser Apparat von dem verstorbenen R. Dyler, Münzmeister zu New-Orleans, erfunden, von Hrn. Franklin Peale aber wesentlich sowohl in der Construction als
Benutzung verbessert.
Die in den Münzen der Vereinigten Staaten angewendeten Waagen werden in der
Werkstätte der Hauptmünze verfertigt (sie sind im Journal of
the Franklin Institute vom Juli 1847 genau beschrieben); sie sind jetzt,
außer den Aufzügen, gänzlich von einem Glasgehäuse umgeben, so daß sie weder vom
Staube leiden, noch Luftströme darauf einwirken können.
Schließlich kann ich nicht umhin, auf die Bemerkungen zurückzukommen, welche der
Münzmeister über die Leistungen der Frauen bei einigen Operationen in seinem
Departement machte, dieselben sind, wie er versicherte, allen Fremden, welche die
Münze besuchten, aufgefallen; nach seiner Erfahrung sind für alle Arbeiten, wozu
keine große physische Kraft erforderlich ist, dagegen aber Genauigkeit und
Rechtschaffenheit von erster Wichtigkeit sind, die Frauen den Männern vorzuziehen,
da ihre moralischen Begriffe im Allgemeinen höher stehen als bei den Männern.