Titel: | Benutzung des Kautschuks zu Hähnen, von Hrn. Trottier zu Angers. |
Fundstelle: | Band 135, Jahrgang 1855, Nr. IX., S. 29 |
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IX.
Benutzung des Kautschuks zu Hähnen, von Hrn. Trottier zu Angers.
Aus Armengaud's
Génie industriel, September 1854, S. 145.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Trottier's Benutzung des Kautschuks zu Hähnen.
Schon mehr als einmal hat man den Vorschlag gemacht, Kautschukröhren als Ersatz der
Hähne anzuwenden, besonders da, wo man ätzende Flüssigkeiten ablassen muß. Um einen
dichten Abschluß zu erlangen, genügt es nämlich, die elastische Röhre platt
zusammenzudrücken, wodurch die Wirkung eines gewöhnlichen Hahns erzielt wird.
Dieses im Allgemeinen zweckmäßige Princip ist doch nie zu einer ausgedehnten
praktischen Anwendung gekommen, weil die bis jetzt vorgeschlagenen verschiedenen
Vorrichtungen nicht hinlänglich leicht in der Anwendung und nicht dauerhaft genug
waren.
Hr. Trottier, welcher sich mit der Verbesserung der aus
Kautschuk bestehenden Hähne viel beschäftigte, hat verschiedene Einrichtungen
derselben ersonnen, welche er sich am 17. Septbr. 1853 in Frankreich patentiren
ließ.
Eine von diesen Verbesserungen besteht in der Anwendung eines metallenen Mantels,
welcher zum Schutz der Kautschukröhre dient. Ueberdieß hat der Erfinder mehrere
Mechanismen erdacht, welche zum Zusammendrücken der Röhre und zur Verhinderung des
Durchganges der Flüssigkeiten dienen.
So gebraucht er eine Art von Kolben, welcher von der Seite in den metallenen Mantel
tritt, und eine Springfeder, welche die Röhre in ihrem Mantel stark zusammendrückt.
Indem man den Kolben mittelst eines Hebels mit Griff hebt, gestattet man der
Flüssigkeit so lange auszuströmen, bis man den Hebel fahren läßt und die Feder,
indem sie auf den Kolben drückt, die Röhre neuerdings verschließt.
Nach einer andern Einrichtung bewegt der Erfinder diesen Kolben mittelst einer
Schraube mit langen Gewinden, oder auch bloß durch den Druck mit der Hand, indem er
ihn durch eine Bajonnetverbindung aufhält.
In Fig. 13 bis
15 sind
einige seiner Einrichtungen für Kautschuk-Hähne abgebildet.
So stellt Fig.
13 den Längendurchschnitt einer Kautschukröhre A dar, die in der gußeisernen Röhre C
eingeschlossen ist; eine, mit einem kleinen Schwungrade versehene Schraube K dient zum Zusammendrücken der Röhre A, indem dieselbe eine bewegliche Traverse D' niederdrückt, welche gegen ein entsprechendes Stück
D tritt.
Damit die bewegliche Traverse D' nicht einen, dem
Durchmesser der Röhre gleichen Raum durchläuft und sich folglich der Hahn schneller
schließt, hat Hr. Trottier die Einrichtung getroffen, daß
die Traverse D ebenfalls beweglich ist, und daß sich
beide auf ihrem Gange begegnen. So hat jedes von diesen Stücken nur die Hälfte des
Ganges zu durchlaufen und die Röhre wird daher nicht an der einen Seite, sondern in
der Mitte zusammengedrückt.
Man kann dieses Resultat auf verschiedene Weisen erlangen. Fig. 14 zeigt in einem
Querdurchschnitt eine Einrichtung zur Erreichung dieses Zwecks. Die Schraube K, welche sich mit einem nicht mit Gewinden versehenen
Theil in dem obern Theil des gußeisernen Mantels C
dreht, geht in Folge ihrer Schraubengewinde durch die Traverse E, die mittelst zweier Stäbe F mit der Traverse D verbunden ist, so daß das
Ganze einen Rahmen bildet.
Indem sich nun die Schraube dreht, treibt sie den Rahmen in die Höhe; und um zu
gleicher Zeit die Traverse D' nieder zu treiben, genügt
es die Schraube K der Länge nach zu durchbohren, darin
ein linkes Gewinde (jedoch von gleicher Art) einzuschneiden, wenn das Gewinde der
Schraube K rechts läuft, und die Traverse D mit einer linken Schraube K zu versehen, welche sich in die starke Schraube einschraubt. Auf diese
Weise nähert und entfernt man, mittelst einer gleichzeitigen Bewegung, die Traversen
D und D'' zu und von
einander. Die Stäbe F dienen als Führer der Bewegung der
Traverse D'.
Fig. 15
stellt einen senkrechten Querdurchschnitt von einem Verschluß dar, der dieselbe
Wirkung hervorbringt, indem die Röhre statt durch eine senkrechte, wie in dem
vorhergehenden Fall, durch eine horizontale Bewegung zusammengedrückt wird.
Die Kautschukröhre A liegt zwischen zwei Stücken D und D', die an Stangen
oder Führern F sitzen, an deren Enden die Hebel f angebracht sind.
Diese Hebel, welche ihre Stützpunkte an den Lappen c der
Büchse haben, sind jeder an ihrem obern Ende mit einer Mutter g versehen, durch welche die Schrauben G und
G' gehen, die auf der einen Seite ein rechtes und
auf der andern ein linkes Gewinde haben. Wenn man daher das kleine Schwungrad K dreht, so bewegen sich beide Schraubenmuttern und
folglich beide Hebel in entgegengesetzter Richtung, wodurch die Stücke D und D' gleichzeitig
einander genähert oder von einander entfernt werden (je nachdem man das Schwungrad
nach der einen oder andern Richtung dreht). In der Mitte der Kautschukröhre treffen
die beiden Stücke zusammen, und durch diese Bewegung wird dieselbe zusammengepreßt
und der Lauf der Flüssigkeit sofort unterbrochen. Um dem Schwungrade K die erforderliche Drehungsgeschwindigkeit ertheilen zu
können, müssen die Muttern leicht auf den Schrauben gehen.