Titel: | Ueber die Anwendung der heißen Gebläseluft beim Eisen-Hohofenbetriebe; vom Gießerei-Inspector C. Welkner in Linden vor Hannover. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. LX., S. 262 |
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LX.
Ueber die Anwendung der heißen Gebläseluft beim
Eisen-Hohofenbetriebe; vom Gießerei-Inspector C. Welkner in Linden vor Hannover.
Aus dem Notizblatt des hannoverschen Architekten- und
Ingenieur-Vereins, Bd. III S. 199.
Welkner, über die Anwendung der heißen Gebläseluft beim
Eisen-Hohofenbetrieb.
Seit Nielson im Verein mit Macintosh im Jahre 1830 eine Reihefolge von Versuchen mit der Anwendung
erwärmter Gebläseluft auf der Hütte an der Clyde anstellte, deren Resultate das
Staunen der metallurgischen Welt erregten, ist diese hochwichtige Erfindung so sehr
zur allgemeinen Anwendung gebracht, daß es gewiß nicht ohne Interesse erscheint, das
Wesen derselben in kurzen Grundzügen in ein klares Licht zu stellen. Ueberdieß
bietet die über diesen Gegenstand erschienene Literatur, so umfangreich dieselbe
auch ist, so viel des Schlechten dar, daß es schon deßhalb gerathen erscheint, vor
falschen Auffassungen zu warnen, und besonders den Einfluß der warmen Gebläseluft
auf die Güte des Eisens zu zergliedern. Ich werbe mich dabei lediglich auf die
Roheisen-Fabrication in ihrer Beziehung zur Stabeisen-Fabrication
beschränken.
Die ungeheure Roheisen-Production Englands wird zum bei weitem größten Theile
mit warmer Gebläseluft erzielt, und der gute Ruf, den das wenige kalt erblasene
Eisen in England genießt, ist Beweis genug, wie sehr man überzeugt ist, daß die
bedeutende Brennmaterial-Ersparung durch die Verschlechterung der Qualität
des heiß erblasenen Eisens, wenn auch nicht aufgewogen, doch beeinträchtigt
wird.
So sehr jedoch auch alles Kohks- und Steinkohlen-Eisen ganz besonders
dem Einflusse der heißen Gebläseluft ausgesetzt ist, weil diese Brennmaterialien an
und für sich schon eine höhere Temperatur bedingen, so liegt es doch außer allem
Zweifel, daß dem erfahrenen Techniker viele Mittel zu Gebote stehen, dem gedachten
schädlichen Einflusse entgegenzuarbeiten, ohne den aus dem warmen Winde zu ziehenden
Vortheil außer Acht zu lassen.
Die Stoffe, welche das Eisen bei seiner Reduction und Schmelzung im Hohofen aufnimmt,
sind hauptsächlich Kohle; Silicium, Schwefel, Phosphor; Calcium, Magnesium, Alumium
und Mangan.
Von allen diesen Stoffen ist der Kohlenstoff derjenige, welcher beim Verfrischen am
leichtesten abzuscheiden ist, indem er als Kohlenoxydgas verbrennt. Die Einwirkungen
des Schwefels und Phosphors auf das Eisen, welches dadurch roth- und
kaltbrüchig wird, sind genugsam bekannt um weiter darüber zu reden; eine höhere
Schmelztemperatur kann dabei von keiner nachtheiligen Wirkung seyn, im Gegentheil
eher Gelegenheit zu Zersetzungen und zur Ueberführung in die Schlacke geben. Die
Wirkung des Mangans ist zu wenig bekannt, um darüber Bestimmtes zu sagen; doch ist
so viel gewiß, daß das Mangan in den geringen Mengen, in welchen es vorkommt, nur
günstig auf das Eisen einwirkt. Das Silicium wird häufig durch ein Aequivalent
Alumium vertreten; doch ist das letztere bei weitem nicht von der Wichtigkeit, als
ersteres, und ist auch wegen seines geringeren Vorkommens als von nicht so
nachtheiligem Einfluß auf das Schmiedeisen beobachtet, und noch viel weniger ist
dieß vom Calcium und Magnesium zu sagen. Es bleibt demnach nur noch das Silicium
zurück, und in der That ist dieses allein maaßgebend für den Gang des Frisch-
oder Puddelprocesses, und von bedeutendem Einfluß auf die Qualität des erhaltenen
Eisens.
Um ein gutes Stabeisen zu erhalten, ist kein Frischen ohne Hülfe von Frischschlacken
möglich, welche den vorhergehenden Processen entnommen werden und sich durch den
Proceß selbst vermehren. Dieselben bilden sich also lediglich aus den Bestandtheilen
des Roheisens, und die Eisenverluste werden um so bedeutender seyn, je bedeutender
das Quantum gefallener Schlacken ist.
Eine von mir untersuchte Eisenfrischschlacke von Königshütte am Harz enthielt:
Sauerstoffmengen.
Kieseselerde
32,15
= 16,70 Proc.
KalkTalkerdeEisenoxydulManganoxydul
0,56 0,59 65,31 1,67
0,16 0,21 14,87 0,37
=
15,61 „
Thonerde
Spur
––––––
100,28
woraus hervorgeht, daß die Eisenfrischschlacke annähernd ein
Singulosilicat des Eisens ist, daß jedes Atom Silicium 3,26 Atome Eisen bedarf, um
damit die eben genannte Schlacke zu bilden, und daß dieses besagte Quantum Eisen den
gewöhnlichen Schmiedeverlusten noch hinzugerechnet werden muß. Hiernach ist denn
auch leicht zu begreifen, daß bei einem bedeutenden Kieselgehalte des Eisens die
Verluste entsprechend wachsen müssen, so zwar, daß bei einem Gehalte von 6 Proc.
Silicium, der freilich in der Praxis nicht vorzukommen pflegt, der Verlust beim
Frischen schon dem durchschnittlich angenommenen Verluste bis zum Ausschmieden
kleiner Stäbe gleichkommen würde. Das ist denn auch der Hauptgrund für die Klagen
über warm erblasenes Roheisen bei der Stabeisenfabrication; denn ein großer Theil
der Fabrikanten ist leider dahin gekommen, weniger auf die Güte des dargestellten
Productes zu sehen, als auf die Masse, welche dargestellt werden kann. Aber auch die
Einwirkung des Siliciums auf die Güte des Eisens ist der Art, daß sie einer
besondern Beachtung werth ist, und ich will nunmehr zu dem Einflusse übergehen, den
die Anwendung warmer Gebläseluft auf das dargestellte Roheisen ausübt.
Zwei unmittelbare Folgen zieht die Anwendung der heißen Gebläseluft beim
Hohofenbetriebe nach sich:
1) ist die Temperatur im Gestelle höher, als bei Anwendung
kalter Luft,
2) wird der Reductionsraum dadurch bedeutend verkürzt.
So natürlich die genannte erste Erscheinung ist, so überraschend ist die zweite, da
man erwarten sollte, daß, da die Wärmequelle im Hohofen ergiebiger ist, auch der
Hohofenschacht bis zur Gicht eine entsprechend stärkere Temperatur annehmen müßte.
Wenn aber hiergegen die Thatsachen sprechen und zeigen, daß die Gicht bedeutend
geringer erwärmt wird, als bei Anwendung kalter Gebläseluft, so beweisen sie auch
zugleich, daß der eigentliche Verbrennungsraum durch die Anwendung der erwärmten
Luft nicht allein intensiver erhitzt, sondern daß dieser Raum auch bedeutend
eingeengt wird, gleichwie eine Flamme, deren intensive Verbrennung man durch
künstliche Mittel, als: Zug etc. befördert, um so kleiner, leuchtender und weniger nach außen wirkend
wird, je mehr die angewandten Mittel die Intensität der Verbrennung befördern.
Bei Anwendung kalten Windes liegt die Temperatur im Schmelzraume etwas über dem
Schmelzpunkte des Roheisens, wir wollen annehmen bei + 1600° C., während sie
unter der Gicht circa 800° C. betragen mag. Ich
bemerke von vornherein, daß die angeführten Zahlen nur als relativ richtig
anzunehmen sind, was zu den vorliegenden Beweisen auch vollkommen ausreichend ist,
wie denn überhaupt in dieser Beziehung keine genauen Zahlen angegeben werden können.
Verfolgen wir die durch jenen Temperatur-Unterschied und durch die
verschiedenen Erz- und Kohlenschichten bedingten Temperaturschichten oder
Zonen von oben abwärts, so gelangen wir zu einer Zone, wo die Reduction des
Eisenerzes durch die aufsteigenden desoxydirenden Gase beginnt, und über diesen
hinaus zu einem Punkte, wo diese Reduction als beendet zu betrachten ist. Wenn wir
nun auch nicht die schon oben erwähnte Contraction des Schmelzraumes wollen gelten
lassen, so beweisen doch zwei Thatsachen, daß diese beiden Punkte, der, bei dem die
Reduction beginnt, und der, bei dem sie aufhört, bei Anwendung der warmen
Gebläseluft enger zusammen liegen; es sind dieß, wie schon gesagt, die niedere
Temperatur der Gicht, und die höhere des Gestells.
Nehmen wir wie oben die Gestell-Temperatur zu 1600° C. bei kaltem Winde
an, und führen nun plötzlich Wind, der auf 400° C. erwärmt ist, zu, so wird
dieß eine Temperatur-Erhöhung im Gestelle auf 2000° C. zur Folge
haben. Darin nun, daß die Temperatur zu hoch ist, theils weil das Gestell dadurch
zerstört, theils weil mehr schädliche Bestandtheile aus den Schlacken in das Eisen
übergeführt werden würden, man also folgerecht mehr Eisenerz setzen muß, um die zu
hohe Temperatur wieder herunter zu drücken – liegt der eigentliche
ökonomische Vortheil bei Anwendung der warmen Luft. Angenommen, daß die
Gestell-Temperatur durch stärkere Erzsätze nicht tiefer als bis zu
1700° C. heruntergedrückt wird, um das zu häufige Vorlegen unreducirten
Eisenerzes vor die Formen zu verhindern, was durch die an und für sich schwereren
Erzsätze noch befördert werden würde, so wird zugleich am unteren Theile der Gicht
eine Temperatur-Erniederung um 300° stattgefunden haben, oder die
Temperatur wird hier von 800° auf 500° zurückgegangen seyn. Unter
diesen Umständen werden in vier verschiedenen Schachthöhen folgende Temperaturen zu
bemerken seyn:
bei
kaltem
warmem
Winde
im untern Theile der
Gicht
800°
500°
auf 3/4 der Schachthöhe
1000°
800°
„ 1/2
der Schachthöhe
1200°
1000°
„ 1/4
der Schachthöhe
1400°
1400°
im Gestelle
1600°
1700°
Beim ersten Blick auf dieses Schema, welches in Bezug auf die absolute Gradezahl
unrichtig seyn kann, aber in relativer Beziehung richtig ist, bekommen wir sofort
einen Ueberblick über die durch die Anwendung der heißen Gebläseluft im Eisenhohofen
bedingten Veränderungen. Es lassen sich hieraus die verschiedenartigsten
Erscheinungen erklären, so z.B. die Ablagerungen des sogenannten Gichtschwamms,
Zinksublimats, im untern Theile der Gicht, eine Erscheinung, die man in manchen
Gegenden vor Einführung der heißen Gebläseluft gar nicht gekannt hatte, oder die in
anderen Gegenden nur im obern Theile der Gicht bemerkt wurde, und hier leicht
unschädlich gemacht werden konnte.
Hauptsächlich aber ist es die Verkürzung des Reductionsraumes, die daraus hervorgeht.
Von welcher Einwirkung dieselbe auf die Beschaffenheit des Eisens ist, müssen wir im
Einzelnen dahin gestellt seyn lassen, da hier die Art und Beschaffenheit der Erze
und das zu erzielende Product verschiedene Constructions- und
Betriebsverhältnisse bedingen; im Allgemeinen aber möchte ich mich der Ansicht
hinneigen, daß die Verkürzung des Reductionsraumes bei Anwendung der heißen Luft nur
dem letzten Röstungs- oder Aufbereitungs-Processe der Erze Vorschub
leistet, während die Reduction rascher aber vollständiger vor sich geht, und das
reducirte Eisen in den unterern Schacht-Zonen nicht so lange der Einwirkung
fremder Stoffe ausgesetzt ist; – daß also die Verkürzung des Reductionsraumes
nur von gutem Einfluß auf die Güte des Eisens seyn kann.
Anders ist es mit der höheren Temperatur des Gestells. Dieselbe macht sich durch ein
kräftigeres Leuchten der Formen, weniger vorkommendes Nasen derselben, höhere Wärme
des Tümpels, dünnflüssigere Schlacken, vollständigere Reduction, damit verbundene
größere Reinheit der Schlacken und endlich durch das stärkere Angegriffenwerden der
Gestellwände in gleichen Zeiträumen bemerklich. Die dadurch bedingten Veränderungen
in der Wechselwirkung der Körper auf einander, oder des Hohofen-Processes
selbst, lassen es nicht ohne Grund erscheinen, ein abweichendes Verhalten des bei
warmer Luft erblasenen Roheisens, dieser selbst zur Last zu legen. Hier wirkt Alles
zusammen, um das Eisen mit allen schädlichen Bestandtheilen der Schlacken in Contact zu bringen und die
Wechselwirkung beider mit den aufsteigenden reducirenden Gasen zur Darstellung eines
fehlerhaften Productes zu vereinigen.
Schon lange vor der Anwendung der heißen Gebläseluft hat man die Erfahrung gemacht,
daß die Gestell-Temperatur von Einfluß auf die Beschaffenheit des Roheisens
sey, – daß verschiedenes Roheisen, von vollkommen gleicher Beschickung
erblasen, nämlich einer Beschickung, welche eine Bisilicatschlacke von Kalk gab, als
die Temperatur niedrig und die Schlacken noch einen bedeutenden Theil (4 1/2
Procent) Eisenoxydul enthielten, nicht eine Spur von Silicium aber, als die
Temperatur höher gestiegen war, beinahe 1/2 Proc. Silicium enthielt, welcher Gehalt
bei noch höherer Temperatur bis zu 2 1/2 Proc. stieg, während die Schlacke eisenfrei
wurde. Dieß wird durch eine große Anzahl von Analysen bestätigt, die mit Eisensorten
vorgenommen wurden, welche aus ein und derselben Beschickung erblasen waren, und die
sich nur dadurch unterschieden, daß sie bei verschiedenen
Gestell-Temperaturen entnommen wurden.
Je mehr man nun die Temperatur durch Zuführung warmen Windes erhöht, desto
bedeutender wird das Eisen mit Silicium geschwängert, wenn man nicht durch andere
Mittel dem entgegenarbeitet. Eines dieser Mittel finden wir in der minimalen
Anwendung des Siliciums bei Bildung der Beschickung. Es liegt in der Hand des
Hüttenmannes, dem Eisen möglichst viel oder wenig Silicium zuzuführen, je nachdem er
das Silicium gegen die Basen in der Beschickung vorwalten oder zurücktreten läßt.
Macht man z.B. die Beschickung ärmer an basischen Bestandtheilen, so daß sich statt
einer Bisilicatschlacke vielleicht eine Trisilicatschlacke bilden muß, so ist die
Möglichkeit gegeben, den Siliciumgehalt bei Anwendung warmer Luft auf 6 Procent zu
bringen, während man bei einer Sesquisilicatschlacke denselben auf 0,1 bis 0,2 Proc.
herunterzubringen im Stande ist. Roheisen, welches von einer auf
Sesquisilicatschlacke zusammengesetzten Beschickung zu Dormsjö in Schweden fiel,
enthielt nur 0,0017 bis 0,2116 Proc. Silicium. Die Kieselsäure will eine Base haben,
mit der sie sich verbindet; findet sie diese genugsam an den Erdbasen, um sich damit
zu sättigen, so ist kein Grund vorhanden, sich mit dem Eisen zu verbinden; ist dieß
aber nicht der Fall, so wird sie sich diese Base an dem Eisen suchen, das gebildete
kieselsaure Eisenoxydul sich aber bei genugsam hoher Temperatur und dem
Vorhandenseyn desoxydirender Gase reduciren und als Siliciumeisen in das Roheisen
übergehen.
Es ist ja bekannt, wie sehr große Schwierigkeiten manchen Werken daraus erwachsen
können, daß den Erzen nicht in dem Maaße, wie nöthig, Kalkstein zugeschlagen werden
kann, weil es eines Theils an diesem Material fehlt, und andern Theils der Procentgehalt der Beschickung
zu sehr sinken würde; aber dieß sind nur wenige Werke in Vergleich zu den übrigen,
und bei den meisten anderen ist es, wenn nicht Sachunkenntniß, lediglich das
Interesse, eine verhältnißmäßig große Masse Producte mit möglichst geringen Kosten
zu produciren, ohne, so lange es nicht an Absatz für diese Producte fehlt, darauf zu
sehen, wie sie beschaffen sind. Ebenso bin ich überzeugt, daß viele große Eisenwerke
in der einen Abtheilung ihres Betriebes bedeutende Ersparungen anstreben, die sie in
der andern, ohne sich dessen bewußt zu seyn, wieder theuer bezahlen müssen.
Es würde jedoch irrig seyn zu behaupten, daß man mit einer mehr basischen Schlacke
die nachtheilige Wirkung der heißen Gebläseluft ganz und
gar aufzuheben im Stande wäre, wie denn überhaupt für
jede einzelne Localität auch andere und besondere Vorsichtsmaßregeln bedingende
Verhältnisse auftreten. Die Ungleichheit der Erze, der Zuschläge, der Kohlen, die
Ungleichheit der Hohöfen und Gebläse, die ungleiche, auf der Gewohnheit der Arbeiter
beruhende Wartung der Hohöfen, und endlich die nach der verschiedenen Anwendung
verschiedenen Ansprüche, welche an das darzustellende Product gemacht werden
– bedingen andere Vorsichtsmaßregeln. Aber auch außerdem ist es nicht die
Zusammensetzung der Schlacke allein; auch eine vorsichtige Anwendung der zu Gebote
stehenden Temperatur des Windes, die Temperatur, auf welcher man je nach dem
verlangten Producte das Gestell des Hohofens erhalten soll, ferner die Construction
des Hohofens bei warmem Winde im Gegensatz zum kalten Winde, und endlich die
Gattirung der Erze selbst, bilden ein Hauptaugenmerk für den Hüttenmann.
In keinem Lande finden wir einen größeren Mißbrauch mit der Anwendung der heißen
Gebläseluft, als in England, was um so mehr zu bewundern ist, als es kein anderes
Land so wenig auf Kohlenersparniß abzusehen braucht. Es erklärt sich dieses weniger
aus der ungeheuren Production jenes Landes, als vielmehr aus der, diese Production
noch überbietenden Consumtion, welche weniger nach der Güte des Productes fragen
läßt. Diejenigen Werke, denen die Kohlen theuer zu stehen kommen, benutzen die
Gichtflamme, oder die unter der Gicht aufgefangenen brennbaren Gase zur Erwärmung
des Windes, und begnügen sich mit weniger hoch erhitzter Luft; diese Genügsamkeit
bildet das einzig richtige Princip bei Anwendung der erwärmten Gebläseluft. Andere
Werke, bei denen die Kohlenverhältnisse günstiger sind, erbauen auf der Hüttensohle
unmittelbar neben dem Hohofen oder Gebläse, besonders geheizte Erwärmungsapparate,
theils um die Anlage zu vereinfachen, theils auch um die durch Friction in der
Röhrenleitung nach und von der Gicht herbeigeführten Windverluste zu vermeiden,
theils aber auch und hauptsächlich, um damit den Wind auf jede beliebige Höhe der
Temperatur bringen zu können. Hier ist es denn auch, wo wir gewöhnlich kein Maaß und
Ziel eingehalten sehen, da eine Temperatur-Erhöhung um je 100° C.
einen um circa 1/18 höheren Erzsatz gestattet und
deßhalb zu lockend ist. Die Annahme, daß durch diesen entsprechenden höhern Erzsatz
auch die Gestell-Temperatur wieder um ein Entsprechendes verringert wird, ist
allerdings richtig, aber doch nur bedingungsweise; denn die eigentliche Stichflamme,
unmittelbar über dem Herde, oder im Untergestelle, verliert nicht in demselben Maaße
von ihrer intensiven Hitze, und wird, da das Eisen auch hier noch immer mit den
Erdsilicaten in Contact ist, dasselbe auch immer mehr zu seiner Verwandtschaft zum
Sicilium geschickt machen.
Mag man übrigens auch den Gebläsewind von irgend welcher Temperatur anwenden, immer
wird das Verhältniß des Erzsatzes zum Kohlensatze und die damit zu erreichende
Herunterdrückung der Temperatur im Ofengestelle als Hauptaugenmerk für den
Hüttenmann gelten. Ist es auch, wie wir eben gesehen haben, unmöglich, mit dieser
Uebersetzung Alles zu erreichen, so bleibt es immerhin ein Mittel, um neben dem
ökonomischen Vortheile, den es gewährt, auch möglichst weißes und für die
Stabeisenfabrication taugliches Roheisen zu erzielen.
Sehr beachtenswerth ist die Construction der Hohöfen, aber dieselbe muß ganz und gar
den Betriebsbeamten überlassen bleiben, da die verschiedenen Verhältnisse der
Eisenwerke auch verschiedene Verhältnisse in den Dimensionen der Hohöfen bedingen.
Möglichst weite und kurze Gestelle und eine flache Rast sind durch alles
Vorhergesagte gerechtfertigt, und es mag genügen, hierauf hingewiesen zu haben. Die
Gattirung der Eisenerze ist von jeher eine auf Erfahrung beruhende Kunst gewesen, da
hauptsächlich die Gattung der Erze die Art des dargestellten Roheisens bedingt.
Unter allen Eisenerzen sind diejenigen, in denen das oxydirte Eisen mit Kieselerde
zu Eisensilicaten verbunden ist, am schwersten zu reduciren; während die meisten
übrigen schon im Ofenschachte durch die aufsteigenden Gase reducirt werden, geht die
Zersetzung und Reduction dieser erst in der hohen Schmelzhitze des Gestells vor sich
und die verwandtschaftliche Aeußerung des Siliciums auf das Eisen und auf die
Erdbasen ist eine gleichzeitige, woraus folgt, daß sich diese Erze mehr als alle
anderen zu einer Silicirung des Eisens eignen. Auf der andern Seite ist es eben so
klar, daß diese Erze eine höhere Temperatur erfordern als alle übrigen, welches
wiederum von nachtheiliger Wirkung ist. Ohne hier also auf die gewöhnlichen
Vorbereitungs- und Aufschließungs-Methoden dieser
Kiesel-Eisensteine näher einzugehen, will ich nur erwähnen, daß eine
vorsichtige und
gleichmäßige Verwendung dieser Erze, wobei natürlich die zu Gebote stehende und
nothwendig zu benutzende Quantität derselben maßgebend ist, vor allem noth thut.
Aus dieser kurzen Darlegung der Verhältnisse wird genugsam hervorgehen, daß die
Anwendung der heißen Gebläseluft beim Eisenhohofen-Betriebe die einzig wahre
und radicale Methode ist, daß sie eines Theils günstig auf den Proceß einwirkt und
andern Theils die Nachtheile derselben durch zur Genüge zu Gebote stehende Mittel
aufgehoben werden können, sie also nur in der Hand des unerfahrenen und ungebildeten
Hüttenmannes von üblem Einflusse auf die Güte des Roheisens seyn kann.