Titel: | Neue Einrichtung von Trockenstuben, zum schnellen Trocknen verschiedenartiger Substanzen mittelst erwärmter Luft; von Hrn. Pluchart, Fabrikant zu Compiègne. |
Fundstelle: | Band 133, Jahrgang 1854, Nr. V., S. 11 |
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V.
Neue Einrichtung von Trockenstuben, zum schnellen
Trocknen verschiedenartiger Substanzen mittelst erwärmter Luft; von Hrn. Pluchart, Fabrikant zu
Compiègne.
Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1854, S.
45.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Pluchart's Trockenstuben.
Bekanntlich ist es in vielen Gewerbszweigen wünschenwerth, das Trocknen mehr oder
weniger nasser Substanzen in. möglichst kurzer Zeit zu bewerkstelligen, wozu man sie
auf großen Oberflächen ausbreiten muß; durch die bis jetzt angewendeten Mittel
erreichte man diesen Zweck nur mittelst großer Räume und auf Kosten der Gesundheit
der Arbeiter, welche häufig längere Zeit in Temperaturen von 50 bis 60° C.
(40 bis 48° R.) verweilen mußten.
Um diesen Nachtheilen zu begegnen, hat Hr. Pluchart eine
Trockenstube construirt, welche viel kleiner ist und ein Eintreten der Arbeiter in
die stark erwärmten Räume unnöthig macht. Man erlangt durch seine Vorrichtung den
Vortheil, alle von dem Ofen (Röhrenofen) abgegebene Wärme hinreichend concentriren
und sie gänzlich zum Trocknen der Substanzen verwenden zu können; dieses Trocknen
wird um so rascher bewirkt, da man alle Feuchtigkeit, welche von den zu trocknenden
Gegenständen verdunstet, fortwährend durch einen künstlichen Zug entfernt, welcher
durch einen Ventilator oder sonstigen Saugapparat hergestellt wird.
Bei dieser Einrichtung werden die warmen Luftströme durch sämmtliche dünne Schichten
der in den verschiedenen Höhen der Trockenstube ausgebreiteten Substanzen getrieben,
und daher die sich bildenden Dünste und Dämpfe sehr schnell entfernt; dabei operirt
man einestheils in einem Raum, welcher im Verhältniß zu den großen Oberflächen der
zu trocknenden Substanzen sehr beschränkt ist, und anderntheils erfolgt das Trocknen
sehr rasch und kann beliebig regulirt werden, entweder indem man der Luft eine
höhere Temperatur ertheilt und das Ansaugen vermindert, oder umgekehrt, indem man
das Ansaugen verstärkt und die Temperatur vermindert.
Wenn die Substanzen leicht sind und in dünnen Schichten ausgebreitet werden müssen,
so läßt man ein Leinwandstück über Walzen gehen, und zwar so, daß die beiden Enden
dieses Tuches außerhalb der Trockenstube liegen, wobei man die zu trocknende
Substanz auf der einen Seite aufgibt und ausbreitet, und sie an der andern Seite
getrocknet wieder wegnimmt.
Wenn dagegen die zu trocknenden Substanzen schwerer sind und in ziemlich großer Menge
aufgehäuft werden können, so breitet man sie auf Rahmen aus, welche auf kleinen
Rädern ruhen und mit einander verbunden sind, so daß man die Rahmen beladen in den
Kasten schieben und wenn die Substanz getrocknet ist, wieder herausziehen und die
getrocknete Substanz abnehmen kann, während auf der entgegengesetzten Seite wiederum
beladene Nahmen eingeschoben werden.
Man kann daher den Apparat mit dem besten Erfolg zum Trocknen sehr verschiedenartiger
Substanzen anwenden, z.B. für Hülsenfrüchte, Teige aller Art, Mehl und Stärkmehl,
Chocolade, Hanf, Flachs, Getreide, Torf u.s.w.
Fig. 28
stellt einen horizontalen Durchschnitt oder einen Grundriß des Apparates dar,
welcher die verschiedenen Abtheilungen der Trockenstube, die Vertheilung der warmen
Luft und das mechanische Ansaugen der Dünste zeigt.
Fig. 29 ist
ein senkrechter Durchschnitt durch die Mitte der Länge von einer der Abtheilungen
der Trockenstube, nach der Linie 1–2 des Grundrisses.
Fig. 30 ist
ein Querdurchschnitt, senkrecht auf den vorhergehenden Durchschnitt, nach der Linie
3–4.
Die Figuren 31
und 32
stellen im Aufriß und Längendurchschnitt die Anordnung der Rollen (dünnen Walzen) an
den beiden Enden der Trockenstube dar.
Die Figuren 33
und 34
endlich zeigen die Einrichtung der Rahmen mit kleinen Rollen (Nähern) im Aufriß und
Grundriß.
Man ersieht aus diesen Figuren, daß die eigentliche Trockenstube eine quadratische
oder rechteckige Gestalt hat und mit verschiedenen senkrechten Scheidewänden
versehen ist, welche eine Anzahl Abtheilungen bilden, die keine Verbindung mit
einander haben.
An dem einen Ende und außerhalb der Trockenstube befindet sich der Luftheizungsofen
(Röhrenofen), aus dem die warme Luft in die weite horizontale Röhre C strömt, von welcher eine Zweigröhre a in jede Abtheilung der Trockenstube abgeht. Die Röhre
C kann sowohl an der Decke als am Boden der
Trockenstube angebracht werden; wenn letztere, aber mehrere horizontale Abtheilungen
hat, so ist es zweckmäßiger die Röhre an der Decke anzubringen; in diesem Falle muß
die Saugröhre D aber dennoch am untern Theil angebracht
werden, weil das Ansaugen in der Mitte des Raumes bewirkt wird. Jede Zweigröhre a ist mit einem Register versehen, durch welches man die
Verbindung zwischen dem weiten Rohr und der entsprechenden Abtheilung nach Belieben
abschließen oder herstellen kann.
Die in einen Raum einströmende warme Luft strebt bekanntlich stets in die Höhe
aufzusteigen; wenn sie daher am Boden in das Innere jeder Abtheilung gelangt, so
wird sie natürlich die übereinanderliegenden Schichten der zu trocknenden Substanzen
nach einander durchdringen und alles Wasser aus diesen Substanzen aufnehmen, indem
sie dasselbe verdunstet.
Diese Verdunstung erfolgt, wie wir bemerkt haben, um so rascher, da am andern Ende
der Trockenstube eine weite Röhre D angebracht wurde,
welche der vorher erwähnten parallel und wie diese mit so vielen Zweigröhren b versehen ist, als die Trockenstube Abtheilungen hat;
jede von diesen Röhren ist ebenfalls mit einem Register versehen, wodurch ihre
Verbindung mit der entsprechenden Abtheilung hergestellt oder abgeschlossen werden
kann.
Das weite Rohr D wird in seiner Mitte oder an seinen
Enden mit einem oder zwei ansaugenden Ventilatoren E in
Verbindung gesetzt, welche in den Figuren 28 und 29 im
Grund- und Aufriß zu sehen sind.Wir verweisen auf die Abhandlung des Hrn. v. Sabloukoff über die Construction und Anwendung der Ventilatoren
zum Trocknen von Wäsche, Leder etc. im polytechn. Journal, 1841, Bd. LXXXI
S. 52.A. d. Red. Dieser Ventilator, welcher mehr oder weniger schnell bewegt wird, saugt die
Dünste, welche sich in den verschiedenen Abtheilungen der Trockenstube bilden,
fortwährend an, worauf sie durch die Röhre F, welche
über die Decke der Trockenstube hinaufreicht, nach außen abziehen.
Da es wünschenswerth ist, den Grad des Austrocknens in der Trockenstube zu kennen, so
wurde an dem untern Theil der Röhre F eine Oeffnung
angebracht, welche man nach Belieben öffnen oder schließen und die Hand oder ein
Thermometer hineinhalten kann, um den Grad der Trockenheit oder Feuchtigkeit zu
fühlen oder zu sehen. Auch in der Nähe der Register der Zweigröhren wurden kleine
Tubulaturen angebracht, die mit Stöpseln verschlossen werden können, und durch
welche man den Grad der Feuchtigkeit in den verschiedenen Abtheilungen der
Trockenstube erkennen kann, um die einströmende Wärme darnach zu reguliren.
Zur Verdunstung des Wassers, welches die zu trocknenden Substanzen enthalten, muß man
bekanntlich eine größere oder geringere Wärmemenge verwenden; und wenn man zur
Bewerkstelligung dieser Verdunstung oder Verdampfung sehr starke Ströme von warmer
Luft anwendet, so wird die Verdunstung um so größer seyn, je stärker diese
Luftströme sind. Nun ist es einleuchtend, daß wenn man in jeder Abtheilung ein
ununterbrochenes Ansaugen der feuchten Luft herstellt, die warme Luft von dem Ofen
her nothwendig schneller einströmen und folglich die Verdampfung viel bedeutender
seyn muß, weil jedes durch die Substanzen ziehende Lufttheilchen, bevor es durch die
Ventilatorröhre entweicht, eine kleine Wassermenge aufnimmt und dieselbe verdunstet
oder verdampft.
Man erlangt sogar durch diese Einrichtung den Vortheil, die Verdampfung
bewerkstelligen zu können, ohne die Luft sehr stark erwärmen zu müssen, was in
denjenigen Fällen, wo das Trocknen der Substanz zweckmäßiger mit viel Luft als mit
großer Wärme bewirkt wird, ein Vortheil ist.
Der Apparat hat eine solche Einrichtung, daß man seinen Gang stets nach den Umständen
reguliren kann, entweder durch Erhöhung der Temperatur der warmen Luft und
langsamere Bewegung des Ventilators, oder im Gegentheil durch eine minder warme Luft
und eine kräftigere Ansaugung, in welchem letztem Falle eine größere Geschwindigkeit
der Luftströme durch den schnelleren Gang des Ventilators bewirkt wird.
Man kann den Betrieb des Apparates um so besser und um so leichter reguliren, da
sämmtliche Röhren, durch welche die warme Luft ein- und die feuchte
ausströmt, mit Registern versehen sind, die man öffnen oder schließen kann.
Wie wir schon oben bemerkt haben, können die zu trocknenden Substanzen auf
beweglichen Tüchern oder auf Nahmen mit Rädern ausgebreitet werden.
Nehmen wir nun im erstem Falle an, daß in jeder Abtheilung der Trockenstube eine
Reihe übereinander liegender Hürden angebracht sey, die aus einem groben Flechtwerk
bestehen und auf denen die leinenen Tücher d liegen,
worauf die Schichten der zu trocknenden Substanzen ausgebreitet wurden. Diese Tücher
erstrecken sich also über die ganze Länge der Trockenstube, und sind noch länger als
diese, damit man sie abwechselnd sowohl auf die Walzen H, auf der Seite wo sich der Ventilator befindet, als auch auf die Walzen H', auf der Seite des Röhrenofens, aufwickeln kann. Auf
letzterer Seite nimmt man die gehörig getrockneten Substanzen weg. Man braucht dann
nur die kleinen Klappen e zu öffnen oder emporzuheben,
welche an der Seite der Trockenstube über jedem Tuch angebracht sind, und letzteres
auf seine entsprechende Walze aufzurollen, welche man mit der Hand mittelst einer
Kurbel umdreht, die man an das Ende des einen ihrer Zapfen steckt.
Die getrockneten Substanzen werden von geeigneten Gefäßen, oder von einer Schraube
ohne Ende, oder auch von einem Elevator aufgenommen, welche sie an den bestimmten
Platz führen.
Will man die Tücher mit einer neuen Schicht der zu trocknenden Substanz beladen, so
zieht man sie an ihrem andern Ende auf der Ventilatorseite an, um sie an den erstem
Walzen H zu befestigen und auf dieselben aufzurollen,
worauf man sie in dem Maaße wieder abrollt, als man die Schichten darauf
ausgebreitet hat.
Diese Arbeit kann durch Frauen oder durch Kinder ausgeführt werden, da dieselben
nicht in die Trockenstube einzutreten brauchen; sie wird nach einander für jedes
Tuch und stets außerhalb der Trockenstube bewerkstelligt, also in der gewöhnlichen
Temperatur der Atmosphäre. Das Personal, welches zur Bedienung des Apparats
verwendet wird, hat folglich gar nicht zu leiden, da es weder in einer zu warmen,
noch in einer schädlichen Atmosphäre arbeitet.
Dasselbe ist der Fall, wenn die zu trocknenden Substanzen auf Rahmen, welche mittelst
Rädern beweglich sind, gelegt werden. Die Hürden und die Tücher werden alsdann durch
dünne Bretter ersetzt, welche man auf die Gestelle legt; man verbindet die
verschiedenen Rahmen mit einander und schiebt sie auf den Leisten f vorwärts, die an den Scheidewänden angebracht
sind.
Die Rahmen werden vorher mit der zu trocknenden Substanz belegt und dann auf die
Wagen gebracht, welche man in die übereinander befindlichen Abtheilungen der
Trockenstube schiebt; das Einführen geschieht ebenfalls auf der Ventilatorseite, und
das Herausnehmen auf der Seite des Röhrenofens.