Titel: | Verbesserungen in der Metall-Formerei und -Gießerei, von Hrn. Julian Bernard zu London. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. CXVIII., S. 434 |
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CXVIII.
Verbesserungen in der Metall-Formerei und
-Gießerei, von Hrn. Julian
Bernard zu London.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Febr. 1854, S.
259.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Bernard's Verbesserungen in der Metall-Formerei und
-Gießerei.
Hr. Bernard, ein talentvoller Gießer, hat so scharfe
Formen erreicht, wie dieß bis jetzt kaum der Fall gewesen ist. Die Sicherheit seines
Erfolgs beruht hauptsächlich darauf, daß er die Luft aus den Formen vollständig
herauszieht. Die Pfanne, Kelle oder der Tiegel, welcher das in die Form zu gießende
Metall enthält, ist am Boden mit einer Oeffnung versehen, die mit einem Stöpsel
verschlossen werden kann, und dieses Gußgefäß wird über den Einguß gesetzt, welcher
mit der Form in Verbindung steht, während diese letztere durch Dämpfe oder erwärmte
Luft auf jeder beliebigen Temperatur erhalten werden kann.
Fig. 26 ist
der senkrechte Durchschnitt einer Vorrichtung zum Guß eines
Dampfmaschinen-Cylinders. Die Gießlade A, B
besteht aus zwei Theilen, welche durch die Ränder C
zusammengeschraubt sind. An dem einen Theil der Lade ist der Boden angegossen,
während der andere oder obere Theil mit den Rändern D
versehen ist, um den Deckel E ebenfalls mit
Schraubenbolzen befestigen zu können. Beide Ladentheile sind mit Stäben oder
Hängeeisen F versehen, um dem Formsande mehr Halt zu
geben. Das Eindämmen des Modelles erfolgt auf die gewöhnliche Weise und beide
Ladentheile werden luftdicht mit einander verbunden, indem es hauptsächlich darauf
ankommt, die in der Form G enthaltene atmosphärische
Luft möglichst vollständig zu entfernen.
Die Gießpfanne H steht auf einer Masse I von feuerfestem Thon, welche aus zwei Stücken besteht,
die längs des Eingusses J getheilt sind. Der Sitz der
Pfanne wird mit einer Lehmlage K versehen, um das
Eindringen der Luft zu vermeiden, und ein mit feuerfestem Thon überzogener Stöpsel
L verschließt die Oeffnung am Boden der Pfanne und
wird durch das in derselben befindliche flüssige Metall in seiner Stellung
erhalten.
Bei M ist ein Hahn in der sogenannten Windpfeife der Form
angebracht, und dieser Hahn steht mittelst eines biegsamen Schlauchs von Leder oder
Kautschuk mit einer Luftpumpe in Verbindung, so daß alle Luft aus der Form ausgezogen
werden kann. Nachdem eine hinreichende Luftverdünnung mittelst der Pumpe hergestellt
ist, wird der Hahn M verschlossen, und der Stöpsel L in der Gießpfanne herausgezogen, so daß der
atmosphärische Druck das Metall aus derselben in die Form treibt, was so lange
dauern muß, bis es in der Vertiefung N über der Form
hervortritt. Die Oeffnung am Boden dieser Vertiefung wird durch eine Scheibe o verschlossen, ehe das Auspumpen der Luft aus der Form
beginnt, und es wird alsdann die Scheibe durch den atmosphärischen Druck
festgehalten; sobald aber das flüssige Eisen diesen Punkt erreicht hat, wird die
Scheibe von demselben gehoben, und das Füllen der Vertiefung N mit dem Eisen ist ein Beweis, daß die ganze Form gehörig gefüllt ist. Es
wird alsdann der Stöpsel L wiederum in die Oeffnung am
Boden der Gießpfanne gesteckt und auch der Hahn M
geschlossen. Darauf wird die Gießpfanne weggenommen und ihr Fuß I der Länge nach getheilt, worauf der erstarrte Einguß
leicht herausgeschafft werden kann.
Fig. 27 ist
der senkrechte Durchschnitt einer ähnlich eingerichteten Form für plastische
Substanzen. Die Form A besteht aus zwei Hälften, welche
durch Ränder B mit einander verbunden sind, die einen
luftdichten Verschluß bilden. In dem vorliegenden Beispiel soll eine Blumenvase
gegossen werden, und es wird der innere Kern C, welcher
die Höhlung in der Vase bildet, durch den weiteren Theil D am oberen Ende hängend erhalten. Bei E ist
ein Hahn an der Form angebracht, und bei F am Boden ein
Einguß, um die plastische Substanz in die Form zu bringen. Wenn nun die Luft
mittelst des Hahnes E, der alsdann geöffnet werden muß,
aus der Form gezogen wird, so verschließt man den Hahn G
am Einguß und nach dem Ausziehen der Luft den Hahn E;
das plastische Material wird dann durch den Einguß, dessen Hahn vorher geöffnet
wurde, durch den atmosphärischen Druck mit oder ohne mechanische Beihülfe in die
Form getrieben.
Man kann auf die beschriebene Weise nicht bloß Metalle, sondern auch
Gutta-percha, Kautschuk, Porzellanthon, sowie andere plastische Substanzen,
sehr genau und scharf gießen.