Titel: | Ueber ein neues Auflösungsmittel der Schießbaumwolle; von den HHrn. Mathieu Plessy und Iwan Schlumberger. |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. XCIX., S. 359 |
Download: | XML |
XCIX.
Ueber ein neues Auflösungsmittel der
Schießbaumwolle; von den HHrn. Mathieu
Plessy und Iwan
Schlumberger.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1854, Nr. 122.
Plessy, über ein neues Auflösungsmittel der
Schießbaumwolle.
Dieses neue Auflösungsmittel ist der Holzgeist (Methylalkohol), bekanntlich ein
Product der trockenen Destillation des Holzes. Derselbe dürfte sich in gewissen
Fällen, wegen seines niedrigen Preises, mit Vortheil anstatt der bisher angewandten
Lösungsmittel zur Darstellung des Collodium benutzen lassen. Gewöhnlich bereitet man
das Collodium auf die Art, daß man Schießbaumwolle in reinem Aether oder in einer
Mischung von Aether und Alkohol auflöst.
Wenn man den Holzgeist für sich allein anwendet, so kann man mit Leichtigkeit 80
Gramme Schießbaumwolle in 1 Liter Holzgeist auflösen, wobei man eine dicke
gallertartige Auflösung erhält; mit 40 Grammen Schießbaumwolle auf 1 Liter Holzgeist
erhält man eine syrupartige Auflösung, welche man nach Belieben verdünnen kann.
Dieses neue Collodium dürfte in der Photographie Vortheile gewähren, welche sich erst
in der Folge bei seiner Anwendung herausstellen können.
Das mit Schwefeläther bereitete Collodium erfordert von Seite des Photographen eine
große Geschwindigkeit bei den verschiedenen Operationen, und besonders beim
Verbreiten als gleichförmige Schicht auf einer etwas großen Glastafel.
Das mit Holzgeist bereitete Collodium ist wenig flüchtig und läßt sich als dicke
Auflösung mit Leichtigkeit verbreiten, indem man ihm Alkohol von 40° Baums
(0,817 spec. Gewicht) zusetzt. – Alkohol von 36° Baumé (0,837
spec. Gew.) bildet darin einen Niederschlag, wenn man ihn in zu starkem Verhältniß
zusetzt.
Das mit Holzgeist bereitete Collodium kann nicht rein angewandt werden, denn während
seiner langsamen Verdunstung auf einer Glastafel wird es sauer, durch die Bildung
von Ameisensäure, welche bei der Verdampfung des Holzgeistes immer entsteht. Man
könnte diesen Uebelstand nöthigenfalls vermeiden, indem man die Glastafel, auf
welcher man es verbreitet, erwärmt; die Ameisensäure hätte dann nicht Zeit sich zu
bilden und das Reißen der Schicht zu verursachen, welche beim schnellen Austrocknen
anhaftend und durchsichtig wird.
Da das mit Holzgeist bereitete Collodium ein größeres Verhältniß von Jodkalium
auflösen und überdieß in dickerer Schicht auf dem Glase verbreitet werden kann, so
liefert es vielleicht in trockenem Zustande eine empfindlichere Schicht als das mit
Aether dargestellte Collodium, und dürfte das Eiweiß für Landschaften auf Glastafeln
ersetzen.
Wir müssen uns begnügen, die Photographen zu Versuchen mit diesem neuen Collodium
aufzufordern.