Titel: | Mittheilungen aus dem amerikanischen Maschinenbau; von Frz. Joseph Thoma. |
Autor: | Frz. Joseph Thoma |
Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. I., S. 1 |
Download: | XML |
I.
Mittheilungen aus dem amerikanischen
Maschinenbau; von Frz. Joseph
Thoma.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Thoma's Mittheilungen aus dem amerikanischen
Maschinenbau.
I. Die
Schuhleisten-Drehmaschine.
Bei einem Besuch der Spinnereigebäude in Lancaster (Pensylvania) sah ich eine
Schuhleisten-Drehmaschine in einer Ecke eines langen Spinnsaales aufgestellt,
deren Einrichtung ich Ihren Lesern mittheilen will. Der Eigenthümer dieser Maschine
bezahlte jährlich an die Spinnereigesellschaft 75 Dollars für die Betriebskraft und
den Raum, und verfertigt durchschnittlich in 10 Minuten einen Schuhleisten, welcher
den von Hand geschnittenen in keiner Beziehung nachsteht. Bei der Fabrication waren
drei Männer beschäftigt; der eine schnitt das Holz zu, indem er die Länge des
Leistens absägte, und demselben mit dem gewöhnlichen Beil eine rohe Form gab; ein
zweiter arbeitete an der Maschine, d.h. er spannte diesen rohen Klotz ein, und nahm
ihn wieder weg; und ein dritter vollendete den Leisten, indem er denselben mit einer
Feile und Glaspapier glatt machte. In der perspectivisch gezeichneten Ansicht Fig. 1 ist a, a ein Wellbaum, der mittelst eines Hänggerüstes an
die Decke des Saales befestigt ist; auf demselben befindet sich eine Rolle b, die mittelst eines Riemens den unter der Drehbank
befindlichen Wellbaum c treibt; auf letzterm befindet
sich eine 18'' lange Trommel d, deren Durchmesser 3'
ist. Das Maschinengestell besteht aus den beiden Seitenschilden e, e und aus den an dieselben angeschraubten Backen f, f, auf welche ein Schlitten g gesetzt wird. An demselben befinden sich die Arme h, h zur Aufnahme eines Wellbäumchens, an welchem eine kleine 4zöllige
Treibrolle i, sowie ein gußeisernes cylindrisches Stück
k befestigt ist, in welches die Messer zum Schneiden
des Leistens eingekeilt
werden. An dem andern Ende des Schlittens befindet sich ein Arm l, der an seinem hervorragenden Theil abgerundet ist;
durch diesen sowie durch die beiden Arme h, h geht eine
Schraube m, die in den Seitenschilden e, e in Lagern getragen wird; eine Rolle n die daran befestigt ist, erhält ihre Bewegung von dem
Wellbaum a mittelst der darauf aufgekeilten Rolle o. An den obern Wellbaum a
sind drei Arme p, p, p lose angesteckt, so daß sich
dieser in deren Augen drehen kann. Die beiden untern Enden der äußern Arme bilden
ebenfalls Augen, in welche die Schrauben q, q
eingesteckt sind, deren nach innen gekehrte Enden conisch zugedreht sind. Der
mittlere Arm p bildet an seinem untern Ende eine Hülse
von 7–8'' Länge, in welcher eine Spindel läuft, auf der eine Rolle r fest aufgekeilt ist; die Enden der Spindel selbst
bilden scharf zugespitzte Gabeln (wie diese bei Holzdrechslern anzutreffen sind, um
den zu drehenden Gegenstand daran anzuschlagen). Die Rolle r wird ebenfalls vom Wellbaum a mittelst einer
Rolle s getrieben. Die obern Enden der Seitenschilde
werden durch eine Stange t verbunden, die jedoch in
denselben drehbar ist und an welche die Gelenkstangen u, u,
u befestigt sind. Zwischen deren Enden und den Armen p, p, p befinden sich die Zwischenstücke v, v,
v, so daß jede Bewegung der Arme p, p, p auf
diejenigen von u, u, u übergehen muß, und umgekehrt.
Sollen nun Leisten gedreht werden, so wird ein Modell, welches deren Größe
entspricht, zwischen die beiden Arme p, p (linker Hand)
eingespannt, indem das eine Ende des Leistens an die Gabel der Spindel der Rolle r angesteckt, und das andere Ende von der Spitze der
Schraube q gehalten wird. Zwischen die zwei Arme p, p (rechter Hand) wird der rohe Block z auf die gleiche Weise eingespannt. Wenn nun die
Maschine in Gang gesetzt wird, so drehen sich die Spindel in der Hülse, die
Leistenform y und der rohe Block z mit gleicher Geschwindigkeit; die Reibung in den Augen der Arme p, p, p und des Wellbaumes a
preßt die Arme p, p, p sowie die Leistenform etc. gegen
das Mittel der Drehbank, und die Leistenform gleitet somit stets an dem abgerundeten
hervorragenden Theil des auf dem Schlitten befindlichen Armes l; mittelst der Parallel-Bewegungsgelenke v,
v, v und u, u, u macht der rohe Block z dieselbe oscillirende Bewegung in Bezug auf die
Drehbank und jeden beliebigen darauf angenommenen Punkt, wie die Leistenform, welche
sie vom Arm l empfängt. Weil sich nun die Messer auf dem
Cylinder k mit großer Geschwindigkeit drehen, so
schneiden diese in ihrem Laufe soviel Holz von dem Blocke z, als durch die oscillirende Bewegung der Form y vorgeschrieben wird. Indem sich die Schraube m zu gleicher Zeit dreht, gleitet sowohl der Arm l durch die ganze Länge der Leistenform, als auch die Messer bei k
durch die ganze Länge des
rohen Blockes, wodurch also der Leisten seine Form erhält.
Was das Adjustiren der Maschine anbelangt, so ist das Stellen der Messer wohl das
wichtigste; indem diese nicht nur etwas horizontal verstellt werden müssen, sondern
auch radial, weil jedes derselben seinem nachfolgenden vorschneiden muß, damit der
Schnitt auf alle gleichförmig vertheilt wird. Die Messer selbst sind, wie Fig. 2 zeigt,
gebogen, und endigen in einen länglich viereckigen Körper, welcher in Schlitze des
Körpers k eingelegt, und mit Keilen in der gehörigen
Stellung befestigt wird. Was die Anzahl Umdrehungen des Schneidzeuges anbelangt, so
mag diese 1000–1200 per Minute seyn; die
horizontale Bewegung der Schraube m, 1 3/4 bis 2 Zoll,
und die Anzahl der Umdrehungen der Leisten y und z, 10 bis 12 per Minute.
– Die Zapfen der sich schnell drehenden Spindel, auf welcher das Schneidzeug
lauft, sind in messingene Büchsen gesteckt, die leicht abgenommen und erneuert
werden können. – Der Riemen, welcher von der Trommel d aus das Schneidzeug dreht, wird mit diesem und dem Schlitten g, vermittelst der darin befindlichen Schlitze, durch
die er gesteckt wird, auf der Trommel d horizontal hin
und her geschoben. – Ich empfehle, an dem Ende der Schraube m, anstatt einer Rolle n,
deren zwei, nämlich eine feste und eine lose, anzuwenden, um den Schlitten sammt dem
Schneidzeug leicht so stellen zu können, daß beim Schneiden des Leistens keine
unnöthige Zeit verloren geht; das Stellen selbst besteht natürlich darin, daß man
den Riemen auf die lose Rolle schiebt, und von Hand die Rolle n vor- oder rückwärts dreht, während welcher Zeit alle übrigen
Bestandtheile der Maschine sich in Ruhe befinden. – Das Schneidzeug macht die
entgegengesetzte Bewegung von derjenigen des Leistens. – Was das Holz
anbelangt, so wird gewöhnlich das harte und zähe Holz, welches hier unter dem Namen
Hiccory wood (Nußbaumholz) bekannt ist, zur
Verfertigung des Leistens gewählt.
II. Maschine zum Abhobeln der
Fußboden-Bretter.
In den meisten amerikanischen Städten gibt es sogenannte Plaining mills, wo die Fußbodenbretter gehobelt und zu gleicher Zeit deren
Feder (tonge) und Nuth (groove) mit einer Maschine geschnitten werden. Diese Bretter haben alle
die gleiche Breite, und sind nur in der Länge verschieben, wornach sie im Handel
ihre Benennung erhalten. Werden zu einem Gebäude Fußbodenbretter verlangt, so kann
man stets solche von der erforderlichen Länge in großer Auswahl und ausgetrocknet
haben. In solchen Plaining mills trifft man immer eine
gewöhnliche Säge zum Schneiden der Bretter aus den Bäumen; diese Bretter werden dann
mittelst einer Circularsäge zur erforderlichen Breite von 6 Zoll geschnitten, und
nun auf die Plaining machine gebracht, wo dieselben, wie
bemerkt, zu gleicher Zeit auf einer Fläche gehobelt, und auf der einen Seite mit
einer Nuth, auf der andern aber mit einer Feder versehen werden, welche Operation so
schnell geht, daß immer ein Mann damit beschäftigt ist ungehobelte Bretter
herzuschaffen, während ein anderer dieselben fertig von der Maschine nimmt und
ordnungsmäßig aufsetzt. Zum Hobeln eines solchen Brettes von 16 Fuß Länge sind
nämlich nur 2 Minuten Zeit erforderlich. – Die Construction solcher Maschinen
ist verschieden, obwohl allen dasselbe Princip zu Grunde liegt. Eine der einfachsten
Constructionen ist folgende:
An einem einfachen hölzernen (Bestell a, a,
Fig. 3 und
4, werden
die gußeisernen Lager zum Tragen eines Wellbaumes b
befestigt, auf welchem eine Trommel angebracht ist, die von irgend einem Motor
getrieben wird. Von dieser Trommel aus gehen drei Riemen, wovon der eine eine
horizontal gelegte Rolle c treibt, deren Wellbaum von
Lagern getragen wird, die an das Gestell a, a befestigt
sind. Zwei andere Riemen treiben die vertical gestellten Spindeln d und e, welche unten in
Pfannen laufen, und oben von gußeisernen Armen gehalten werden, die ebenfalls mit
dem Gestell verbunden sind. Außerhalb des Gestells a, a
ist mit dem Wellbaum der Rolle c eine andere f verbunden, von welcher aus ein oberhalb des Gestelles
a befindlicher horizontaler Wellbaum g getrieben wird, auf welchen ein aus Gußeisen
bestehendes Stück h, das drei Arme bildet, festgekeilt
ist. Die Enden dieser Arme laufen in cylindrische Flächen aus, an welche die
Hobeleisen zum Abhobeln der obern Fläche des Bodenbrettes geschraubt sind, wie dieß
die Zeichnung zeigt. Am obern Ende der Spindel d
befindet sich ebenfalls ein in drei Arme auslaufendes gußeisernes Stück x, woran die
Eisen zum Ausschneiden der Feder angeschraubt sind. Die Schneiden dieser Eisen sind
so geformt und geschliffen, daß die Theile 1 und 3 (in Fig. 5) die Tiefe der
Feder herausschneiden, während der eingeschnittene Theil 2 das äußere Ende der zu
schneidenden Feder hobelt. An der Spindel e befindet
sich das ganz gleiche mit drei Armen versehene Stück x',
an welches die Schneideisen für die Nuth angeschraubt werden. Die schneidenden
Theile dieser Eisen sind jedoch so gestaltet, daß die Theile 1 und 3 (Fig. 6) gerade
um so viel vor dem Theil 2 zurückstehen, als diese (in Fig. 5) zum Schneiden für
die. Feder vorgestanden sind, damit die Ruthen und Federn ganz genau in einander
passend werden. Die Entfernung der beiden Spindeln bedingt sich durch die Breite der
Bretter, und durch die Größe der gußeisernen dreiarmigen Theile, deren Durchmesser 6 Zoll seyn
mag. Die drei Schneidzeuge selbst (nämlich zum Schneiden der Nuth und Feder, und zum
Abhobeln der obern Fläche) sind so nahe als möglich zusammengestellt, und vor und
hinter denselben sind die Rollen i, i' und h, h' angebracht, welche dazu dienen, dem zu
schneidenden Brett eine horizontale Leitung zu geben. Damit sich das Brett beim
Abhobeln der obern Fläche nicht biegen kann, ist unmittelbar unter dem Schneidzeug
in dem Querbalken k eine kleine eiserne Walze
angebracht, auf welcher das Brett aufliegend dahinrollt. Die obern Walzen i und h werden in ihren
Lagern durch Pressionsdeckel mittelst Hebeln und Gewichten belastet. Soll ein Brett
gehobelt werden, so wird dasselbe durch die Walzen i und
i' gesteckt und von Hand vorwärts geschoben; damit
diese Schiebung geradlinig geschieht, bringt man auf dem Tisch w ein Brettstück an, woran das zu schneidende Brett
gehalten wird, wie dieß bei den Circularsägen geschieht. – Auch hier ist die
Anzahl der Umdrehungen per Minute für die Schneidzeuge
zwischen 1000–1200, bei einem Durchmesser zwischen 6 und 7 Zoll.
Was die Stellung der Schneideisen anbelangt, so sind diese tangential, jedoch so
gestellt, daß ihre radiale Entfernung von ihrer Achse verschieden ist, damit keines
derselben einen ganzen Span wegzuschneiden hat, sondern nur ein Drittheil eines
solchen (weil die Anzahl der Eisen drei ist). Das Stellen der Schneidzeuge, sowie
das Schleifen derselben, ist hier wie bei allen derartigen Maschinen von besonderer
Wichtigkeit, und kann nur durch Praxis und Uebung erlernt werden.
III. Ein patentirtes
Butterfaß.
Unter mehreren patentirten ButterfässernMan s. Anthony's Buttermaschine im polytechn.
Journal Bd. CXVI S. 263 und Whitelaw's Centrifugal-Butterfaß Bd. CXVII
S. 191.A. d. Red. die hier (Philadelphia) zu treffen sind, hebe ich eines hervor, dessen
Erfinder ein Brückenwaagen-Fabrikant ist. – Dasselbe, Fig. 7, besteht aus einem
gewöhnlichen aufrechtstehenden, nach oben conisch zulaufenden Faß a, mit einem wegnehmbaren Deckel b, durch welchen auf gewöhnliche Weise ein Stempel geht, der jedoch,
anstatt massiv von Holz zu seyn, aus einem blechernen Rohr c besteht, an dessen unterm Ende ein ebenfalls aus Blech bestehender
Kasten angebracht ist, welcher durchweg an seinen Seitenwänden mit kleinen Löchern
versehen ist, deren Durchmesser eine starke Linie betragen mag. Am obern Ende des
Rohres c wird ein ledernes Ventil angebracht, welches
sich nach innen öffnen
kann. Befindet sich nun im Fasse die Milch, und das Rohr mit seinem Kasten wird auf
gewöhnliche Weise herauf und herunter gezogen, so öffnet sich jedesmal beim
Aufwärtsziehen das Ventil und die Luft füllt den Blechkasten. Beim Abwärtsstoßen
wird die Luft durch die Löcher gepreßt und muß nothwendig in der Milch ein Wallen
verursachen, welches die Scheidung der Butter in einem kürzern Zeitraum
bewerkstelligt, als sie auf gewöhnliche Weise erfolgt.
(Die Fortsetzung folgt.)