Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. , S. 153 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Nachtheile bei Anwendung von Soda als Mittel gegen
die Bildung des Kesselsteins in Dampfkesseln.
Hr. Professor R. Fresenius empfahl die Anwendung einer
bestimmten Menge Soda, als einfaches und billiges Mittel, die Bildung von
Kesselstein bei Verwendung gypshaltigen Wassers zu verhüten, und bemerkte in seiner
Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CXXVII S.
281), daß nach monatelanger Anwendung dieses Mittels in der Chininfabrik
des Hrn. Dr. Zimmer zu
Frankfurt a. M. ein über alle Erwartung günstiges Resultat erzielt worden sey. Der
Dampfkessel in dieser Fabrik, der früher in verhältnißmäßig kurzen Zwischenräumen
vom Pfannenstein hätte befreit werden müssen, bleibe jetzt völlig blank, und selbst
alte Krustenreste, welche so verhärtet, daß sie mechanisch nicht wegzubringen
gewesen, seyen völlig verschwunden.
Bei der seitdem fortgesetzten Anwendung und der genauen Ueberwachung obigen Mittels
in genannter Fabrik hat sich nun aber nach vorgenommener sorgfältiger Prüfung
ergeben, daß bei einem anhaltenden Gebrauche von Soda gegen die Bildung von
Pfannenstein die Kesselwände sehr stark angegriffen
werden. Hr. Dr. Zimmer ist der Ansicht, daß, da seinen Untersuchungen zufolge, alle im Handel vorkommende Soda mehr oder weniger cyanhaltig sey, die langsam erfolgende Zerstörung der
Kesselwände auch wahrscheinlich nur diesem Cyangehalte der Soda zuzuschreiben seyn
dürfte. In der That haben wir uns durch mehrfach selbst angestellte Versuche
überzeugt, daß alle im Handel vorkommende, selbst aus den renommirtesten Fabriken
stammende Soda cyannatriumhaltig ist, daß mithin von der Anwendung der Soda zu dem
hier in Rede stehenden Zwecke alle Besitzer von Dampfkesseln wohlmeinend abzurathen
sind. Dr. Rud. Böttger. (In
seinem „Polytechnischen Notizblatt,“ 1853, Nr. 20.)
Anwendung des Wasserdampfs zum Feuerlöschen.
Hr. Dr. Dujardin in Lille
schrieb am 9. October d. J. an den Herausgeber des Cosmos folgenden Brief:
„Ich ersuche Sie Ihren Lesern einen Versuch mitzutheilen, den Jedermann
wiederholen kann, und welcher zeigt, daß der Wasserdampf die Eigenschaft
besitzt, die Flamme augenblicklich auszulöschen. Ich bedaure, nicht gleich
anfangs an diesen kleinen Versuch gedacht zu haben, dann hätte wohl der
Vorschlag, welchen ich im J. 1837 a priori machte,
den Dampf zum Feuerlöschen anzuwenden, viel weniger Ungläubige angetroffen, und
dieses Verfahren würde vielleicht schon jetzt in der Wissenschaft und in der
Praxis die ihm gebührende Stelle einnehmen. Der Versuch ist folgender: man bringt in
einem Gefäß Wasser zum anhaltenden Sieden, und taucht dann in den aus dem Gefäß
entweichenden Dampf angezündete Substanzen, Papier, eine Kerze, Zündhölzchen
etc., welche sogleich auslöschen. Was bei diesem Versuch vorgeht, ist das treue
Bild dessen, was man bei Anwendung des Dampfes zum Löschen eines Brandes
beobachtet.“ (Cosmos, Revue
encyclopédique, October 1853, S. 507.)
Daß der Wasserdampf die Eigenschaft besitzt, brennende Körper schnell auszulöschen,
ist eine längst allgemein bekannte Thatsache. Der Engländer Waterhouse hat schon im J. 1833 das Löschen von Feuersbrünsten mittelst
Dampf (in Fabriken wo sich Dampfmaschinen befinden) vorgeschlagen. Seine in dieser
Hinsicht in ziemlich großem Maaßstab angestellten Versuche (mitgetheilt im
polytechn. Journal Bd. XLVIII S. 89) ergaben
folgende Thatsachen:
1) daß der Dampf in einem verschlossenen Zimmer innerhalb fünf Minuten ein großes
Feuer auslöscht, wenn derselbe in bedeutender Quantität in das Zimmer getrieben
wird;
2) daß der Dampf ein schwaches oder langsames Verbrennen, ein Glimmen, nicht
hindert;
3) daß wenn man einen Dampfstrom gegen ein großes Feuer leitet, dieses auf eine sehr
merkliche Weise dadurch verstärkt wird;
4) daß eine kleine Flamme beinahe augenblicklich ausgelöscht wird, wenn man dieselbe
in einem offenen Gemache, in welches eine bedeutende Menge Dampf einströmt,
aufhängt;
5) daß der Dampf die Flamme in einem offenen Raume eben so schnell auslöscht, als in
einem verschlossenen.
Die Redaction.
Ueber das Verhalten des Schwefels zum Roheisen) vom Geh.
Oberbergrath Dr. Karsten.
Hr. Janoyer hat seine Versuche und Untersuchungen über das
Verhalten des Schwefels zum Roheisen (polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 441) mitgetheilt, durch welche
er zu dem Resultat gekommen zu seyn glaubt, daß der Schwefel dem Roheisen in der
Schmelzhitze einen Theil des Kohlegehaltes entziehe und sich in dieser Verbindung
als Kohlenschwefel verflüchtige, während ein anderer Theil Schwefel mit dem von
Kohle befreiten Eisen in Verbindung trete. Von der Richtigkeit dieses Verhaltens der
drei Körper zu einander in der Schmelzhitze ausgehend, macht er eine Anwendung zur
Erläuterung der Erfolge, welche sich beim Verschmelzen von Eisenerzen, die Schwefel
enthalten, bei dem Betriebe der Hohöfen ergeben sollen.
Es wäre zu wünschen gewesen, daß Hr. Janoyer bei seinen
Untersuchungen auch mit denjenigen bekannt geworden wäre, welche über denselben
Gegenstand schon vor langer Zeit von mir angestellt worden sind und welche ich vor
zwölf Jahren in dem „Handbuch der Eisenhüttenkunde“ (3te
Auflage, Berlin 1841, Bd. I. §. 181. 192–194., Bd. IV. 996)
veröffentlicht habe. Könnte die Kohle dem Eisen den Schwefel entziehen, so würde es,
da sich in den Schmelzräumen des Hohofens eine große Menge von freier und
ungebundener Kohle befindet, nicht erst der ganz unwahrscheinlichen Annahme
bedürfen, daß durch den Gaargang des Hohofens der Schwefelgehalt aus dem Grunde in
größerem Verhältniß aus dem Roheisen abgesondert werde, als bei einem minder gaaren
Gange, weil das Roheisen, je gaarer es sey, auch um so mehr Graphit ausstoße. Das
flüssige Roheisen enthält unbezweifelt keinen fertig gebildeten Graphit, auch ist es
mir wenigstens niemals gelungen, die Bildung von Kohlenschwefel bei der Einwirkung
des Schwefels auf das Roheisen zu beobachten. Daß dem Roheisen ein großer Theil des
Schwefelgehalts, welchen es beim Verschmelzen kiesiger Erze oder Kohks aufgenommen
hat, durch einen möglichst hohen Gaargang des Hohofens wieder entzogen wird, erklärt
sich sehr einfach
durch die Einwirkung des Kalksilicats (der Schlacke) auf das Schwefel enthaltende
flüssige Eisen. (Aus Karsten's Archiv für Mineralogie
etc. Bd. XXV. S. 672.)
Verfahren zum Verbleien des Eisens und des Kupfers; von Girard.
Das reine Blei verbindet sich nicht gut mit dem Kupfer und dem Eisen, es findet aber
eine genügende Adhäsion zu diesen Metallen statt, wenn man dem Blei etwas Arsenik
zusetzt. 6 Proc. Arsenik sind dazu ausreichend. Die Gegenwart von außerdem
1–2 Proc. Zinn macht die Legirung leichter schmelzbar, das Verbleien damit
leichter und die Bleischicht gleichförmiger. Etwas Antimon gibt dem Blei größere
Widerstandsfähigkeit. Die zu verbleienden Gegenstände werden sorgfältig gereinigt
und dann in Lösung von Chlorzink gelegt. Man bereitet das Bleibad und bedeckt es mit
Salmiak, welcher mit dem Chlorzink, womit die Gegenstände überzogen sind, sich
verbindet. Man taucht die Gegenstände in das Bad, wenn dieses eine etwas höhere
Temperatur angenommen hat, als wie dem Schmelzpunkt der Bleilegirung entspricht. Es
ist gut, die oberflächliche Oxydation der Bleischicht zu befördern, denn die
Gegenstände sind dann um so besser geschützt. Die verbleiten Gegenstände werden nach
ihrem Austritt aus dem Bade in Wasser getaucht. Das Wasser wird allmählich etwas
sauer und bewirkt dann eine oberflächliche Oxydation des Bleies. Man bringt die
Gegenstände darauf in eine alkalische Lösung, und zieht sie aus derselben wieder
heraus, ohne sie abzutrocknen. Das Alkali, welches an ihrer Oberfläche bleibt, zieht
dann Kohlensäure an, und in einigen Wochen bildet sich auf den Gegenständen eine
neue schützende Schicht. (Aus dem Technologiste, März
1853, S. 295.)
Legirung für die Spiegel der Reflectoren.
Hr. Sollit trug in der diesjährigen Versammlung der
brittischen Naturforscher zu Hull eine Abhandlung über die chemische Zusammensetzung
der Spiegel für katadioptrische Teleskope vor; nach ihm besteht die vorzüglichste
Legirung, um schöne und gute Spiegel zu erhalten, aus:
Kupfer
32
Zinn
15,5
Nickel
2
Man thut gut, eine kleine Menge Arsenik zuzusetzen, um die Oxydation des Zinns
während des Schmelzens zu verhüten; der Zusatz von ein wenig Silber kann auch gute
Wirkungen hervorbringen. Wichtig ist es, dem Spiegel eine gewisse Dicke zu geben.
(Cosmos, Revue encyclopédique, Sept. 1853, S.
459.)
Verfahren zum Verglasen der Lichtbilder; von Hrn. Plaut.
Nachdem man ein Lichtbild auf mit Eiweiß überzogenem Glas erhalten hat, setzt man es
stufenweise einem so starken Feuer aus, daß das Glas rothglühend wird; das Eiweiß
wird dadurch zerstört und das Bild, wenn es negativ war, wird positiv durch
Reflexion und zwar mit einer Kraft und einem Glanz die auffallend sind; die
Zeichnung wird durch das reine Silber gebildet, welches dem Glase so stark anhaftet,
daß es ohne Beschädigung polirt werden kann.
Setzt man dieses Glas der Einwirkung von Flußsäure-Dämpfen aus, so wird die
Zeichnung auf dem Glas an denjenigen Stellen geätzt, welche durch das aus Silber bestehende Bild
nicht geschützt sind; vielleicht wäre es auch möglich, das aus Silber bestehende
Bild durch einen galvanischen Niederschlag zu verstärken, um davon eine Art Platte
zu machen, welche sich schwärzen und in der Presse abziehen ließe.
Wenn man, anstatt die Erhitzung auf die Dunkelrothglühhitze zu beschränken, sie so
weit treibt, daß das Glas auf seiner Oberfläche in Fluß kommt, so dringt das Bild in
das Innere des Glases ein, ohne benachtheiligt zu werden, und überzieht sich mit
einem Glasfirniß; das Bild befindet sich dann gewissermaßen zwischen zwei Gläsern
und verliert dadurch ein wenig an seiner Kraft, aber man hat dessenungeachtet eine
sehr zarte Zeichnung, welche, wenn man ein positives Bild benutzt hat, zur
Darstellung von Kirchenfenstern dienen könnte, weil sie sich ohne Zweifel nach den
gewöhnlichen Verfahrungsarten malen ließe. (Cosmos, Revue
encyclopédique, 1853, t. III p. 331.)
Das basische Chlorblei als Ersatz anderer Bleisalze in den
Reservagen für Grün, Gelb und Orange auf küpenblauem Grund.
Sicher und mit Vortheil läßt sich zur Herstellung von chromgelben und chromorangen
Farben, namentlich bei den Küpenreservagen, das basische Chlorblei an Stelle des bei
weitem theureren Bleizuckers und salpetersauren Bleies benutzen. Selbst in Fällen,
wo man das schwefelsaure Blei, welches man als Nebenproduct gewinnt, benutzt, z.B.
beim Chromorangepapp, bieten sich, neben der Annehmlichkeit, daß sich das Chlorblei
leicht und schnell bereiten läßt und man es mithin zu jeder Zeit haben kann, noch
mannichfache Vortheile dar, die aus dem Umstande hervorgehen, daß das basische
Chlorblei sehr viel Blei enthält. Es entsprechen nämlich bezüglich des Bleigehalts 9
1/2 Theile basisches Chlorblei 16 1/2 Theilen Bleizucker oder 14 1/2 Theilen
salpetersaurem Blei.
Man mengt Bleiglätte und Kochsalz mit nicht viel Wasser unter einander, läßt die
Mischung dann ruhig einige Tage stehen, bis die Masse durch und durch weiß geworden.
Zur Entfernung des überschüssigen Kochsalzes und des gebildeten Aetznatrons wäscht
man dieselbe mehreremale mit Wasser aus. Der Rückstand ist basisches Chlorblei.
(Deutsche Musterzeitung, 1853, Nr. 5.)
Behandlung des rohen Kautschuksaftes, um ihn in flüssigem
Zustand in den europäischen Handel zu bringen.
Man hat schon öfter, bisher jedoch vergeblich, versucht den rohen Kautschuksaft, vor
der Fäulniß bewahrt, in den europäischen Handel zu bringen, weil man aus solchem für
vielfache Zwecke, statt der künstlich bereiteten Auflösungen des Kautschuks, großen
Nutzen ziehen könnte. Folgendes Verfahren hierzu wurde in England für den
Civilingenieur W. Johnson am 24. Februar 1853
patentirt.
Nachdem durch Einschnitte bis auf das Holz der Kautschukbäume deren Milchsaft
abgeflossen und in thönernen Gefäßen gesammelt worden ist, muß die Flüssigkeit
– etwa drei Stunden nach ihrem Ausfluß, also bevor sie in Berührung mit der
Luft sauer werden konnte – durch ein Tuch in ein reines Gefäß von Weißblech
oder Glas geseiht werden. Dann setzt man auf 1 Pfd. des Safts beiläufig 1 Unzenmaaß
concentrirtes Aetzammoniak zu, und vermischt beide innig.
Der Saft bleibt nun in flüssigem Zustand, und zwar so weiß als er aus dem Baum abgezogen wurde. In diesem Zustand kann er in
luftdichten Flaschen von Weißblech oder Glas, ohne eine Veränderung zu erleiden,
beliebig lange aufbewahrt und überall hin versendet werden.
Wenn man diese Substanz auf Platten von Glas oder polirtem Metall verbreitet, und sie
dann an freier Luft oder bei einer Temperatur von 20 bis 30° R. verdunsten läßt, so bleibt eine
sehr elastische und zähe, durchscheinende feste Masse zurück. (Practical Mechanic's Journal, Oktober 1853, S. 161.)
Verunreinigung der Korke mit Schwefelsäure; nach G. L. Ulex, Apotheker in Hamburg.
Um Korken aus altem Korkholz das Ansehen solcher aus frischem zu geben, behandelt man
dieselben im südlichen Frankreich mit sehr verdünnter Schwefelsäure (1 Säure auf 100
Wasser). Manche Weinküfer nun, welche die unappetitliche Gewohnheit haben, den Kork
zu kauen, ehe sie ihn in den Flaschenhals zwängen, merken gar bald die Säure an dem
Stumpfwerden der Zähne und an der Zerstörung der Lippen. Außerdem kann unter
Umständen gar wohl die Schwefelsäure in Schwefelwasserstoff übergeführt werden.
(Archiv der Pharmacie, Januar 1653, S. 14.)
Beseitigung des ranzigen Geruchs der Fette.
Dr. Geiseler beobachtete bei
einer zufälligen Vermischung von versüßtem Salpetergeist mit einem ranzigen
Brennöle, daß der unangenehme Geruch des letzteren völlig verschwand und auch nicht
wieder zum Vorschein kam, als das Gemisch so lange erhitzt wurde, bis alles Geistige
verdampft war; das vorher trübe Oel erlangte durch diese Behandlung auch
gleichzeitig wieder eine helle und klare Beschaffenheit. Die angegebene Flüssigkeit
eignet sich ebenfalls gut als ein Zusatzmittel zu Pomaden; 5 Tropfen mit 1 Loth der
letzteren vermischt, bewirken, daß diese selbst nach längerer Zeit nicht einen
unangenehmen Fettgeruch annimmt. (Archiv der Pharmacie Bd. CII S. 150.)
Ueber die Bestimmung des Trockengehalts der Milch.
Milch mit Wasser verdünnt, soll auf den Nagel des Daumens getropft, schnell
zerlaufen, während der Tropfen unverfälschter Milch convexe Gestalt behalte; dieß
und ähnliche Merkmale, wohin auch das schnelle Ablaufen verdünnter Milch von einem
Eisenstabe, das an manchen Orten sogar als polizeilicher Prüfstein gilt, gehört,
verdienen bloß ihrer Unzuverlässigkeit wegen der Erwähnung.
Unter den rationellen Untersuchungsmethoden der Güte der Milch würde sicherlich die
Bestimmung des Trockengehalts obenan stehen, wäre das Verfahren fördernd genug, so
daß es dem Bedürfniß schneller Erledigung mehr entspräche. Indessen muß es hier als
jedenfalls das bedeutendste Element zur Beurtheilung der Milch angeführt werden.
Dampft man Milch ab, so überzieht sie sich mit einem Häutchen, und beim Kochen
steigt sie leicht über. Diesem Uebelstande wird durch einen Kunstgriff von Haidlen abgeholfen, welcher in eine flache
Porzellanschale, genau abgewogen, etwa 1 Loth gepulverten Gyps bringt, eben so viel
Milch zusetzt, und siedet, bis das Ganze eine breiartige Consistenz annimmt, sodann
auf dem Wasserbade verdampft, bis mehrere Wägungen, zwischen welchen wieder einige
Zeit erwärmt worden, das gleiche Resultat zeigen. Man erfährt den durch den
Gewichtsverlust sich ergebenden Wassergehalt der Milch, wenn man vorher die leere
Schale, das Gypspulver und das Gewicht der Milch genau bestimmt hatte, und so
mittelbar den Gehalt an festen Bestandtheilen.
Diese sollen allerwenigstens 12 Procent vom Gewichte der Milch betragen; in guter
Kuhmilch belaufen sie sich auf 14 Procent, allein ein Trockengehalt von 12 Procent
darf schon als ein Zeichen angesehen werden, daß eine starke Verfälschung durch
Abrahmen oder Wasserzusatz nicht stattfand.
Wollte man den Fettgehalt noch besonders bestimmen, so wäre das mit dem
Milchrückstand gemengte Gypspulver mit Aether wiederholt zu behandeln, zu filtriren,
und der Rückstand wieder zu trocknen und zu wägen, wobei der Gewichtsverlust dem
Fettgehalte entspräche. Der Fettgehalt in reiner Kuhmilch kann zwischen 3,5 und 5
Procent schwanken.
Der zu dem Versuche dienende Gyps wird dargestellt durch Löschen gebrannten Gypses,
Pulvern, vollständiges Austrocknen bei 80° R. und Aufbewahren in trockenen, wohl
verschlossenen Flaschen. (Aus Prof. Bolley's Handb. d.
tech.-chem. Untersuchungen, 1853, S. 399.)
Ueber die Benutzung der Traubenkerne zum Klären der Weine und
als Mittel gegen verschiedene Krankheiten derselben; von Dr. Gall.
Das Trübebleiben einiger Weine, sowie das Schmeer und das sogenannte Spinnen oder
Langwerden, dem häufig gerade die besseren Weine ausgesetzt sind, rühren, wie man
jetzt bestimmt weiß, von einem Uebermaaß an stickstoffhaltigen Substanzen
(Pflanzenleim, Pflanzeneiweiß), im allgemeinen Kleber genannt, her. Sobald man dieß
erkannt hatte, war auch das wirksamste Mittel dagegen bald gefunden, da man wußte,
daß der in vielen Pflanzenkörpern, namentlich auch in den Traubenkernen, enthaltene Gerbstoff mit dem
gallertartigen Kleber eine lederartige unlösliche Verbindung eingeht, und als solche
sich im Weine ablagert.
Sowohl um trüben Wein vollkommen zu klären, als um schmeerigen oder langgewordenen
Wein zu heilen, bedarf man auf 1 Ohm 8 Loth Traubenkerne. Zur Bereitung der
Gerbstofflösung aus denselben übergießt man je 8 Loth Kerne mit 1/4 Quart siedendem
Wasser, worin man sie 24 Stunden weichen läßt, worauf die Kerne im Wasser mit der
Hand bearbeitet, um deren äußere Rinde, den eigentlichen Sitz des Gerbstoffs,
möglichst zu zerreiben. Nachdem dieß geschehen ist, gießt man alles in ein blank
gescheuertes, kupfernes Gefäß, welches man in einen größeren mit Wasser gefüllten
Kessel stellt und so lange erhitzt, bis das Wasser in letzterem etwa zwei Stunden
gekocht hat. Während dieser Zeit hat sich aller Gerbstoff im Wasser gelöst, und man
braucht die Lösung dann nur noch, ohne sie vorher erkalten zu lassen, durch Leinwand
zu filtriren.
Bei der Anwendung wird die Gerbstofflösung mit zwei Quart per Ohm des trüben oder kranken Weins innig vermischt und darauf diese
Mischung in kleinen Portionen ins Faß gegossen und mit dem Weine gut
durchgeschlagen. Acht Tage später wird dann noch, um den gewonnenen Kleber vollends
niederzuschlagen, mit Hausenblase, Gelatine oder weißem kölnischen Leim
geschönt.
Will man sich die Gerbstofflösung für längere Zeit auf einmal bereiten, so muß
derselben, nachdem sie filtrirt ist, gleich viel reiner Weingeist zugesetzt werden,
worauf sie, in Flaschen gefüllt, sich im Keller Jahre lang aufbewahren läßt. Vor dem
Gebrauch muß die so in Flaschen aufbewahrte Gerbstofflösung gut aufgerüttelt werden,
da sich nach längerer Zeit einiger Gerbstoff wieder ausscheidet und absetzt.
Wer es versäumt hat Traubenkerne zu sammeln, findet reinen Gerbstoff, unter dem Namen
Tannin, Gerbsäure (Acidum
tannicum) in den Apotheken. Zwei Loth desselben, in 1/2 Quart reinem
Weingeist aufgelöst, genügen für 1 Fuder Wein. (Deutsche Gewerbezeitung. 1853, S.
236.)
Ueber den Schutz des Weinstocks gegen seine Krankheit und die
Heilung derselben; von Hrn. Robouam.
Mit Bezug auf meine frühere Mittheilung (polytechn. Journal Bd. CXXVI S. 309) fasse ich in Folgendem
meine weiteren Versuche und Beobachtungen zusammen
Alle auf dem Boden hinlaufenden Zweige, sowie ihre Trauben und Blätter, gleichviel ob
von jungen oder alten Rebstöcken, sind grün und gesund; die auf umgeackerter, nicht
mit Gras bewachsener Erde hinlaufenden zeigen ein minder schönes Grün als die,
welche auf mit Gras bedeckter Erde hinlaufen. Ich ließ Zweige des Weinstocks über
Steinhaufen hinlaufen; sie sind grün und gesund, wie auch ihre Trauben und Blätter.
Voriges Jahr sah ich bei Vencennes aus einer Mauer mit horizontalem, steinernen Dach
einen Weinstock, dessen sämmtliche Theile welche auf diesem Dach hinliefen, gesund
waren, während Alles, was auf einer oder der andern Seite darüber hinausging, krank
war.
Diese Beobachtungen schienen mir von praktischem Nutzen zu seyn. Denn wenn auch der
Schwefel, der Kalk, das Schwefelcalcium und viele andere Agentien sich gegen die
Krankheit wirksam gezeigt haben, so sind sie doch beim Weinbau im Großen nicht
anwendbar, da ganze Weinberge doch nicht zu wiederholtenmalen geschwefelt oder
gekalkt, oder besprengt etc. werden können; während den Weinstock auf der Erde
hinlaufen zu lassen, und ihn nöthigenfalls mit Rasen zu umgeben, oder etwas Erde
darüber zu werfen, ein einfaches und wohlfeiles Verfahren ist. (Comptes rendus, Septbr. 1853, Nr. 10.)
Ueber die Traubenkrankheit; von Prof. Cesati.
Unter den vielen Schriften, die über diesen Gegenstand mehr oder weniger rationell
Sprache führten, finden wir auch von Professor Cesati in
Vercelli, in der botanischen Zeitung von Regensburg, folgende Notizen, welche, für
jeden denkenden Landwirth von Interesse seyn dürften.
1) An den kranken Weinstöcken befindet sich:
a) das Oidium Tuckeri Berk., welches, in Gestalt eines
Mehles, die Beeren, Blätter und Ranken überzieht, die Beeren einschrumpfen und
faulen macht;
b) die Ampelomyces quisqualis
Ces., welche, aus einem röthlichen, nachmals erdfarbenem Flecke entstehend,
nur die Beeren angreift, deren Haut verdickt und verhärtet, so daß sie aufspringen
und bis in den Kern hinein Riffe bekommen.
2) Man bemerkt die Krankheit schon wenn der Weinstock thränt; trägt dieser bereits
den Keim der Krankheit, so thränt er fast unmerklich, während im gesunden Zustande
ein starkes anhaltendes Thränen stattfindet.
3) Die kleinen mikroskopischen Blattläuse von Robineau Desvoidy, auf den Blattadern, Blattstielen und Ranken erkrankender Reben
entdeckt, und als eigentliche Ursache der Traubenkrankheit angesehen, wurden in
Italien von Cesati nicht wahrgenommen.
4) Das Oidium hat allemal eine Zersetzung des
Zuckerstoffs hervorgebracht, während die Traubenverhärtung mit dem Ampelomyces eine Ueberzuckerung, eine übermäßige
Absonderung von Kohlenstoff ist.
5) Reben, die im Jahre 1851 von der Krankheit befallen waren und 1852 aufgeschnitten
wurden, waren im Innern ganz schwarz, wie verkohlt.
6) Die Krankheit ist ansteckend und überzieht ganze Weinberge; es finden sich jedoch
Ausnahmen, wie z.B. in einem Weinberge, wo Stöcke der Vitis
labrusca L. unter den gewöhnlichen Reben standen, letztere allein
erkrankten, die der Vitis labrusca blieben gesund und
trugen die herrlichsten Trauben. In einem andern Weinberge war ein Blitzstrahl an
einem Weinstocke herabgefahren und hatte die Blätter alle versengt. Dieser blattlose
Stock brachte vollkommen gesunde Trauben, während alle andern Stöcke ringsumher
erkrankten und faulten. (Allg. Landw. und Forstzeitung.)
Ueber die Traubenkrankheit; von Mutius Tommasin
Der rühmlichst bekannte Botaniker Mutius Tommasini,
Podestà von Trieft, hat bei Gelegenheit der Uebersendung kranker Trauben
folgende allgemein interessante Nachrichten über die Traubenkrankheit in dortiger
Gegend mitgetheilt.
„Trieft, 1. August 1853. Es ist ein wahrer
Gräuel der Verwüstung, die Trauben sind beinahe ohne Ausnahme zu Grunde
gerichtet und werden gar keinen Ertrag liefern; bei den in Reihe gepflanzten
Weinstöcken, sogenannten Piante, kann man je nach Lage und Umständen kaum auf
1/3 oder 1/4 des gewöhnlichen Ertrages zählen. Der Ausdehnung des Nebels
gegenüber erweisen sich alle angerathenen und angeblichen Mittel, als Laugen,
Schwefelblüthe und Blasebälge, Besprengen mit Kalk, mit Kochsalzauflösung oder
Meerwasser und dergleichen, mehr als höchst unausführlich, unwirksam, daher
vollkommen unnütz; auch das Beschneiden der Triebe oberhalb der Trauben, wovon
man sich anfangs gute Wirkungen versprach, hat sich nicht bewährt.“
„Eine constatirte und höchst merkwürdige Thatsache ist: junge Reben, die
in diesem Jahre zuerst oder im zweiten Jahre fruchtbringend sind, bleiben von
der Krankheit verschont. Ich habe eine Reihe Reben, die, im Jahre 1847
gepflanzt, mitten unter anderen ganz angesteckten Reihen herrlich und unversehrt
mit ihren freilich noch nicht zahlreichen Trauben dastehen. Dasselbe Phänomen
wird mir von anderen Seiten übereinstimmend bestätigt.“
„Auch ist es bekannt, daß ganz niedrig gehaltene Reben, wie in den
Weinbergen Steyermarks, Oesterreichs, Dalmatiens, von der Krankheit verschont
blieben, während die hochstämmigen, insbesondere in der fatalen, sonst so
ergiebigen Pergolate alle behaftet sind.“
Diese letztere Beobachtung wird uns auch von Seite des Hrn. Sectionsrathes Ritter von
Heufler, welcher im Jahre 1852 Gelegenheit hatte, die
Traubenkrankheit von Botzen und Trieft bis Neapel und Messina zu beobachten, und dem
eine Menge amtlicher und privater Mittheilungen zu Gebote standen, bestätigt.
Es stellt sich als Erfahrungssatz heraus: Je niederer die Rebe, gezogen wird, desto
geringer sind die Verwüstungen des Traubenschimmels; je höher, desto größer. In
Campanien, wo die Rebe an hohen schlanken Pappeln sich bis zur schwankenden Spitze
hinaufrankt und ein Weingarten einer Au ähnlich sieht, war die Verwüstung im vorigen
Jahre gränzenlos. Statt üppiger Trauben hingen wüste Moderfetzen von den Bäumen und
eine Weinlese fand gar nicht statt. Am Aetna hingegen, wo die Rebe an ganz niederen
Stecken, oder, wie ähnliches im Küstenlande auf Sansego und auf Beglia der Fall ist,
gar nur am Boden zwischen den Lavatrümmern gezogen wird, macht die Traubenkrankheit
äußerst geringen Schaden. In Steyermark, in Unterösterreich und in Ungarn ist sie
zufolge verläßlicher Mittheilungen an einzelnen Orten aufgetreten, allein der
angerichtete Schaden war unmerklich. In all diesen Ländern wird die Rebe an kurzen
Stecken gezogen. Die Triebe widerstehen leichter der Krankheit, die
Ansteckungsgefahr ist geringer, weil die Traube vor den Winden geschützt ist, und
alle Mittel waren leichter anzuwenden. Sollte das nicht für jene weinbauenden
Landstriche, wo die Rebe als Hauptproduct und nicht an kurzen Stäben, sondern an
Lauben (Pergole) gezogen wird, wie dieß im tyrolischen Etschlande der Fall ist, ein
Wink seyn, diese durch die Menge des nöthigen Weingartholzes ohnehin höchst
kostspielige Culturart aufzugeben und jene Art anzunehmen, die in allen Ländern in
Gebrauch ist, wo die besten Weine erzeugt werden? (W. Z.)