Titel: | Versuche zur Begründung des ihm patentirten Verfahrens, anlangend die Beseitigung des Verlustes an Zucker bei der Scheidung des Rübensaftes und die Gewinnung einer reineren Zuckermasse aus demselben; vom Medicinalrath Friedrich Michaelis zu Magdeburg. |
Autor: | Friedrich Michaelis |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. LXX., S. 288 |
Download: | XML |
LXX.
Versuche zur Begründung des ihm patentirten
Verfahrens, anlangend die Beseitigung des Verlustes an Zucker bei der Scheidung des
Rübensaftes und die Gewinnung einer reineren Zuckermasse aus demselben; vom
Medicinalrath Friedrich
Michaelis zu Magdeburg.
(Fortsetzung von S. 221 des vorhergehenden Heftes.)
Michaelis, über den Verlust an Zucker bei der Scheidung des
Rübensaftes.
Unter die Bestandtheile des Rübensaftes, die durch Bleiessig
nicht gefällt werden, gehört:
2. Der Extractivstoff.
Zur Kenntniß der Bestandtheile der durch Fällung mit Bleiessig aus Rübensaft
erhaltenen Flüssigkeit mußte mir das Sonnenschein'sche
Reagens auf Ammoniak höchst willkommen seyn. Darum bin ich so schleunig bemüht
gewesen, es zur Ermittelelung von Ammoniak im Rübensafte anzuwenden. Denn wenn auch
die Versuche von HochstetterPolytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 130 und 210. für die Abwesenheit
von Ammoniak sprechen, so schien mir die Bestätigung der Abwesenheit des Ammoniaks
im Rübensafte auf einem andern Wege, als auf dem von Hochstetter eingeschlagenen, wünschenswerth.
Das Resultat meiner Versuche ist den Lesern dieser Zeitschrift bekannt. Durch das Sonnenschein'sche Reagens wird die Abwesenheit des
Ammoniak bestätigt.
Die Angabe in der letzten Veröffentlichung meiner Versuche (polytechn. Journal Bd. CXXV S. 461) mit dem Sonnenschein'schen Reagens, daß ein mit Bleiessig
gefällter und mit schwefelsaurem Natron vom Blei befreiter Rübensaft beim Kochen
Ammoniak entwickelte, will ich jedoch hier noch vervollständigen. Denn, da Hochstetter in einem mit Kalkmilch bis zum Kochen
erhitzten Rübensaft nur eine unbedeutende Quantität von Ammoniak aufgefunden hat, so
habe ich noch folgende Versuche angestellt:
297
Kubikcentim.
Rübensaft und
33
–
Bleiessig wurden gemischt und filtrirt.
Der Saft war sauer gewesen, war aber nach Zusatz des
Bleiessigs vollkommen neutral.
200 Kubikcentimeter des Filtrats wurden in einer Glasretorte aus dem Wasserbade bei
70° R. destillirt, bis 40 Kubikcentimeter Flüssigkeit übergegangen waren.
Diese 40 Kubikcentimeter destillirten Rübensaftes reagirten nicht gegen
Pflanzenfarben, sie hatten einen eigentümlichen Geruch (ätherisches Oel?), wurden
mit Salzsäure sauer gemacht und mit Natrium-Platinchlorid im Wasserbade bis
fast zur Trockne verdampft. Der Rückstand wurde mit Alkohol ausgezogen und
hinterließ hierbei nur
0,006 Gram. Ammonium-Platinchlorid.
Der in der Retorte von der Destillation des Rübensaftes im Wasserbade verbliebene
Rückstand hatte eine bräunlich-gelbe Farbe angenommen. Er wurde noch ferner
einer Destillation unterworfen, bei der der Saft durch eine Spirituslampe ins Sieben
versetzt und erhalten wurde. Als 40 Kubikcentimeter Flüssigkeit überdestillirt
waren, wurde die Destillation beendet. Die Farbe der Flüssigkeit in der Retorte war
noch dunkler geworden, als nach der ersten Destillation. Das Ueberdestillirte, das
ebenfalls weder sauer noch alkalisch reagirte, wurde derselben Prüfung, wie das
frühere Destillat auf Ammoniak unterworfen. Hierbei wurden 0,024 Gram. Platinsalmiak
gewonnen.
Dem Rückstande in der Retorte wurden 8 Gram. Aetzkali hinzugefügt und die
Destillation über der Spirituslampe fortgesetzt, bis abermals 40 Kubikcentimeter
Flüssigkeit überdestillirt waren. Diese Flüssigkeit reagirte alkalisch, hatte einen
schwachen, andern, eigenthümlichen Geruch, als die früheren Destillate, und gab
0,187 Gram. Platinsalmiak.
700 Kubikcentimeter Rübensaft von 1,0517 specifischem Gewichte und 77,7 Kubikcentim.
Bleiessig wurden gemischt und filtrirt.
533,3 Kubikcentim. der filtrirten Flüssigkeit – 480 Kubikcentimeter Saft =
504,816 Gram. Rübensaft wurden mit 20 Gram. frisch geglühtem Kalk und 40 Gram.
frisch geglühtem Aetzkali versetzt aus einer Retorte destillirt, deren Vorlage mit
einer Flasche, an deren Boden sich Salzsäure befand, in Verbindung war. Die
Destillation wurde so lange fortgesetzt, bis der Inhalt der Retorte zu einer dicken
Masse wurde.
Anfänglich entwickelte sich viel Ammoniak, dann weniger, zuletzt aber nahm die
Entwickelung des Ammoniak sehr stark zu, wobei eine gelbliche Flüssigkeit
destillirte und der im vorigen Versuche bemerkte Geruch (nach Propylamin?) stärker
als dort zum Vorschein kam.
Das Destillat wurde mit der vorgeschlagenen Salzsäure zusammengegossen, wodurch die
Flüssigkeit stark sauer wurde. Diese Flüssigkeit wurde durchs Verdampfen
concentrirt. Es schied sich eine schwarzbraune Substanz aus. Die concentrirte
Flüssigkeit wurde filtrirt und das Filter stark ausgesüßt. Die so gewonnene
Flüssigkeit wurde mit Chlorplatin versetzt, im Wasserbade bis fast zur Trockne
verdampft und mit Alkohol ausgezogen. Es blieben 5,332 Gram. Platinverbindungen
zurück, welche, da bei der angegebenen Destillation ein Ueberspritzen nicht ganz zu
vermeiden gewesen war, aus Ammonium- und Kaliumplatinchlorid bestehen mußten.
Die 5,332 Gram. Platinverbindungen gaben beim Glühen 2,479 Gram. Rückstand, aus dem
durch Auslaugen mit Wasser 0,131 Gram. Chlorkalium erhalten wurden, wonach der
geglühte Rückstand 2,348 Gram. Platin enthielt, und die erhaltenen
5,332
Gram.
Platinverbindungen aus
0,429
–
Kaliumplatinchlorid und
4,903
–
Platinsalmiak bestanden, welche letztere
0,037 Gram. Ammoniak entsprechen, wonach aus 1000 Theilen Saft
0,073 Theile Ammoniak hätten erhalten werden können. Außer diesem Ammoniak wäre aber
aus dem in der Retorte befindlichen Rückstande noch eine beträchtliche Menge
Ammoniak zu erhalten gewesen.
Hiernach ist unter Extractivstoff der Runkelrübe eine organische Substanz zu
verstehen, die nicht durch Bleiessig gefällt wird, daher bei der Fällung des
Rübensaftes mit Bleiessig im Rübensafte zurückbleibt, beim Verdampfen dieses Saftes
in erhöhter Temperatur Veränderungen erleidet, dabei Ammoniak, wenn auch nur wenig,
ausgibt, letzteres aber beim Sieden der Flüssigkeit unter einem Zusatz von Kali
reichlicher entwickelt.
Diese Substanz gesondert darzustellen, kenne ich kein Mittel; wir wollen also ihre
Eigenschaften, und da unter diesen, wie bei allen im Rübensafte enthaltenen
Substanzen ihr Verhalten in der Kupferprobe behufs Bestimmung der Quantität des
Zuckers im Rübensafte und ihr Verhalten zu alkalischen Substanzen in Beziehung auf
die Fabrication des Zuckers von Interesse ist, vorzüglich ihr Verhalten in der
Kupferprobe und zu Kali, Kali und Kalk, und Kalk für sich allein, durch Versuche mit
dem durch Blei gefällten Rübensafte zu ermitteln suchen.
Verhalten des Extractivstoffes in der Kupferprobe, zu Kali,
Kali und Kalk, und Kalk.
600 Gram. mit Bleiessig gefällter Rübensaft wurden mit schwefelsaurem Natron gefällt,
filtrirt. Etwas dieser Flüssigkeit wurde der Trommer'schen Kupferprobe unterworfen. Es entstand eine blaue Flüssigkeit, aus
der sich bei 50° R. Kupferoxydul ausschied. 100 Gram. jenes Rübensaftes
wurden mit 2 Gram. Aetzkalilauge, die 1 Gram. Aetzkali enthielten, versetzt und
diese Flüssigkeit bis 75° R. erwärmt. Die Flüssigkeit war gelblich geworden.
Bei der Kupferprobe zeigte sich erst bei 68° R. Ausscheidung von
Kupferoxydul.
100 Gram. desselben Rübensaftes, mit demselben Zusatze von Kali, wurden aufgekocht.
Der Saft war etwas dunkler, als im vorigen Versuche und zeigte bei der Kupferprobe
erst bei 73° R. eine Ausscheidung von Kupferoxydul.
100 Gram. desselben Rübensaftes wurden, mit 1 Gram. Kali und 1 Gram. Kalk gemischt,
bis 75° R. erwärmt. Die Flüssigkeit wurde filtrirt. Es blieb Gyps auf dem
Filter. Die filtrirte Flüssigkeit wurde mit Kohlensäure gefällt, aufgekocht,
filtrirt und der kohlensaure Kalk gut ausgewaschen.
Der ausgewaschene kohlensaure Kalk wurde in concentrirtem Essig gelöst. Bleizucker
brachte in dieser Lösung keinen Niederschlag hervor, durch Uebersetzen der stark mit
Bleizucker versetzten Flüssigkeit mit Ammoniak erfolgte ein Niederschlag. Dieser
Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, mit Wasser angerührt und mit
Hydrothionsäure zerlegt. Die vom Schwefelbleie getrennte Flüssigkeit lieferte beim
Verdampfen im Wasserbade einen braunen Rückstand, von dem Alkohol nur sehr wenig
aufnahm. Im Wasser löste er sich leicht, die Auflösung war bräunlich, durch Zusatz
von Kalilauge wurde die Auflösung dunkler, nach Zusatz von Kupfer blieb die Farbe
bräunlich. Die mit Kali und Kupfer versetzte Flüssigkeit ließ beim Erwärmen im Wasserbade, selbst beim
Sieden des Wassers, die Ausscheidung von Kupferoxydul nicht bemerken.
100 Gram. desselben Rübensaftes wurden mit 1 Gram. Kali und 1 Gram. Kalk aufgekocht
und ferner wie die vorige Flüssigkeit behandelt. Die Resultate waren dieselben.
1400 Kubikcentimeter Rübensaft wurden mit 155,5 Kubikcentimeter Bleiessig vermischt,
filtrirt. Der Saft war sauer gewesen, hatte aber durch den Bleiessig seine sauren
Eigenschaften verloren und reagirte vollkommen neutral.
5 Gram. des filtrirten Saftes wurden mit neun Tropfen Kalilauge und drei Tropfen
einer Auflösung von essigsaurem Kupfer versetzt. Die Flüssigkeit war blau, wurde bei
45° R. lichter und schied bei 50° R. Kupferoxydul aus.
Der Rest der Flüssigkeit wurde mit Hydrothionsäure zerlegt, filtrirt. Die vom
Schwefelbleie getrennte Flüssigkeit wog 1200 Gram.
600 Gram. dieser Flüssigkeit wurden, nachdem sie mit Kalk alkalisch gemacht worden
waren, mit 3 Gram. Aetzkalk versetzt, eine Weile stark geschüttelt, dann
filtrirt.
Die so gebildete Flüssigkeit war fast wasserhell und wurde in zwei gleiche Theile
getheilt.
Erster Theil des kalkhaltigen Saftes.
Dieser Theil des Saftes wurde in einem Glaskolben bis 75° R. erwärmt. Die
Flüssigkeit war klar geblieben und hatte nur eine gelbliche Farbe angenommen.
Sie wurde mit Kohlensäure übersetzt, hierauf wieder bis 75° R. erwärmt
und filtrirt.
5 Gram. des Filtrats wurden mit 3 Tropfen einer Auflösung von schwefelsaurem
Kupfer versetzt, und da sich ein Niederschlag von Schwefelkupfer bildete, noch 1
Tropfen der Auflösung von schwefelsaurem Kupfer hinzugesetzt und filtrirt. Die
filtrirte Flüssigkeit wurde mit 9 Tropfen Kalilauge vermischt, wodurch sie eine
schöne, blaue Farbe annahm. Im Wasserbade zeigte sich erst beim Sieden des
Wassers eine Ausscheidung von Kupferoxydul.
Der Rest der Flüssigkeit wurde mit Beizucker versetzt; es bildete sich ein
Niederschlag, der durch Schwefelblei eine braune Farbe hatte; getrocknet wog
dieser Niederschlag 0,675 Gram. Er wurde mit concentrirtem Essig behandelt, die
Lösung in Essig mit Hydrothionsäure gefällt, filtrirt und diese Flüssigkeit im
Wasserbade eingedickt. Es blieb ein brauner Rückstand, der sich schwer in
Alkohol, leicht in Wasser löste. Die Lösung in Wasser reagirte sauer, gab mit
salpetersaurem Silber einen schmutzig gelben Niederschlag, der mit der Zeit
braun wurde.
Bei der Kupferprobe entstand eine bläuliche Flüssigkeit, die selbst beim Kochen
des Wassers kein Kupferoxydul, sondern nur einen braunen Niederschlag fallen
ließ.
Das in diesem Versuche gewonnene Schwefelblei gab mit Ammoniak ausgezogen eine
ungefärbte Flüssigkeit. Der bei der Behandlung des Bleisalzes mit Essig
gebliebene Rückstand wurde mit Wasser angerührt und mit Hydrothionsäure zerlegt,
hierauf wurde filtrirt. Die filtrirte Flüssigkeit gab beim Verdampfen im
Wasserbade einen braunen Rückstand. Dieser Rückstand löste sich nicht vollkommen
in Alkohol, sondern hinterließ dabei einen pulverförmigen Körper ungelöst; er
löste sich aber vollkommen in Wasser, die Auflösung war unbedeutend sauer, gab
mit salpetersaurem Silber einen schmutzigen Niederschlag, der braun wurde, und
gab bei der Kupferprobe kein Kupferoxydul, sondern nur einen braunen
Niederschlag in nicht unbedeutender Menge.
Das bei diesem Versuche gewonnene Schwefelblei wurde mit Ammoniak ausgezogen. Die
Flüssigkeit war gelblich. Sie wurde im Wasserbade zur Extractdicke verdampft;
dieß Extract löste sich in Alkohol; die Lösung des Extractes in Wasser war
sauer, gab mit salpetersaurem Silber einen schmutzigen Niederschlag, der braun
wurde und bei der Kupferprobe nur eine geringe Menge eines braunen Niederschlags
und kein Kupferoxydul.
Der gewonnene kohlensaure Kalk wog getrocknet 3,469 Gram. Er wurde in Essig
gelöst. Bleizucker brachte in dieser Lösung eine geringe Trübung hervor; es ward
filtrirt, die filtrirte Flüssigkeit mit Bleizucker und Ammoniak gefällt und der
Niederschlag gesammelt und ausgewaschen. Der Niederschlag war schwach orange
gefärbt, löste sich, indem er eine geringe Menge eines schmutzig orangenen
Bleisalzes zurückließ, in concentrirtem Essig. Die Auflösung in Essig wurde
durch Hydrothionsäure zerlegt, filtrirt. (Die Behandlung des Schwefelbleies mit
Ammoniak lieferte eine ungefärbte Flüssigkeit.) Die filtrirte Flüssigkeit wurde
im Wasserbade verdampft. Der braune Rückstand löste sich nur wenig in Alkohol.
In Wasser war der Rückstand leicht löslich. Die Auflösung reagirte sauer, gab
mit salpetersaurem Silber einen schmutzig gelblich-grauen Niederschlag,
der braun wurde. Bei der Mischung der Flüssigkeit zur Kupferprobe bildete sich
eine bläulich trübe Flüssigkeit, die beim Erwärmen im Wasserbade einen gelblich
grünen Niederschlag fallen ließ, ohne Kupferoxydul auszuscheiden. Der
Niederschlag mit Bleizucker aus der Auflösung des kohlensauren Kalkes in Essig
wurde mit Wasser angerührt, durch Hydrothionsäure zerlegt und das Gemenge
filtrirt. (Das auf dem Filter befindliche Schwefelblei gab mit Ammoniak nur eine
ungefärbte Flüssigkeit.) Die vom Schwefelbleie getrennte Flüssigkeit wurde im Wasserbade
verdampft. Der Rückstand löste sich nicht in Alkohol, leicht in Wasser. Die
Auflösung war nicht sauer, enthielt Kalk, gab mit salpetersaurem Silber einen
braunen Niederschlag und bei der Kupferprobe keine Ausscheidung von
Kupferoxydul.
Zweiter Theil des kalkhaltigen Saftes.
Der zweite Theil des gebildeten, kalkhaltigen Saftes wurde in einem Glaskolben
aufgekocht. Die Flüssigkeit war nicht bedeutend gelber gefärbt, als die frühere;
auch sie schien klar zu seyn. Sie wurde mit Kohlensäure übersetzt, dann
aufgekocht und filtrirt. 5 Gram. des Filtrats wurden mit 3 Tropfen einer
Auflösung schwefelsauren Kupfers versetzt; es schied sich kein Schwefelkupfer
aus und es konnten daher auch sofort 9 Tropfen Kalilauge hinzugefügt werden. Im
Wasserbade fand in der blauen Auflösung erst bei 80° R. Ausscheidung von
Kupferoxydul statt.
Der Rest des Filtrats wurde mit Bleizucker gefällt. Es bildete sich ein
licht-oragener Niederschlag, der getrocknet 0,347 Gram. wog. Dieser
Niederschlag löste sich bis auf einen geringen, schmutzig orangenen Rückstand in
concentrirtem Essig.
Alle andern mit dem zweiten Theile des kalkhaltigen Saftes auf dieselbe Weise,
wie beim ersten Theile des kalkhaltigen Saftes angestellten Versuche gaben
dieselben Resultate wie beim ersten Theile, nur schienen die Quantitäten der
dargestellten Substanzen etwas geringer zu seyn, als bei den Versuchen mit dem
ersten Theile, welches Verhältniß gewiß auch bei den ersten Niederschlägen mit
Bleizucker stattfand, indem der Unterschied 0,675 Gram. und 0,347 Gram.
Niederschlag nicht allein durch das beim ersten Theile zu diesem Niederschlag
hinzugetretene Schwefelblei bewirkt seyn konnte. Dagegen betrug das Gewicht des
aus dem zweiten Theile erhaltenen kohlensauren Kalkes etwas mehr, als das
Gewicht des aus dem ersten Theile erhaltenen kohlensauren Kalkes, nämlich 3,920
Gram.
450 Kubikcentimeter Rübensaft wurden mit 50 Kubikcentimeter Bleiessig vermischt
filtrirt. Etwas des Filtrats wurde der Kupferprobe unterworfen; die blaue
Flüssigkeit wurde bei 45° R. heller; bei 50° R. schied sich
Kupferoxydul aus. Der Rest des Filtrats wurde denselben Versuchen unterworfen,
wie dieselbe Flüssigkeit in den vorstehenden Versuchen.
Die Resultate waren fast überall dieselben, nur waren im Verhältniß des
verwendeten Saftes die Quantitäten der gewonnenen Substanzen hier größer, namentlich
blieb bei Behandlung des aus dem mit Kohlensäure behandelten Saftes durch
Bleizucker erhaltenen Niederschlages mit concentrirtem Essig, eine größere Menge
orangenen Rückstandes ungelöst. Ein Hauptunterschied stellte sich aber bei
diesen Versuchen gegen die vorstehenden dadurch heraus, daß jeder der durch
Kohlensäure erhaltenen Kalkniederschläge in concentrirtem Essig gelöst mit
Bleizucker keinen Niederschlag gab, und daß der Niederschlag aus jeder dieser
Flüssigkeiten mit Bleizucker und Ammoniak bei der Zersetzung mit Hydrothionsäure
und Verdampfen der Flüssigkeit einen Rückstand ließ, dessen Auflösung in Wasser
bei der Kupferprobe eine blaue Flüssigkeit bildete, deren Farbe bei 45°
R. heller wurde und aus der sich bei 50° R. Kupferoxydul ausschied.
648 Kubikcentimeter Rübensaft wurden mit 72 Kubikcentimeter Bleiessig gemischt
filtrirt. Etwas des Filtrats wurde der Kupferprobe unterworfen; schon bei
45° R. fand die Ausscheidung von Kupferoxydul statt. Mit dem Reste des
Filtrats wurden dieselben Versuche angestellt, wie mit derselben Flüssigkeit des
vorstehenden Versuches.
Die Erscheinungen waren hier dieselben, wie in den vorstehenden Versuchen mit den
450 Kubikcentimeter Rübensaft. Es war aber auch hier gegen die vorstehenden
Versuche noch ein Unterschied bei den mit Kohlensäure behandelten Rübensäften zu
bemerken.
Beide Rübensäfte gaben nämlich hier mit Bleizucker zuerst einen weißlichen
Niederschlag, dann aber lagerte sich über diese Niederschläge in beiden Gläsern
ein tief orangener Niederschlag ab. Der Niederschlag in jedem Glase wurde auf
einem Filter gesammelt und ausgesüßt. Jeder dieser Niederschläge wurde mit
concentrirtem Essig behandelt und hinterließ bei dieser Behandlung eine größere
Menge eines tief orangenen Rückstandes, als dieß bei allen frühern Versuchen der
Fall gewesen war Die erhaltenen orangenen Rückstände zeigten sich als
Bleiverbindungen und enthielten Stickstoff.
Die vorstehenden mit dem mit Bleiessig gefällten Rübensafte angestellten Versuche
zeigen, daß diese Flüssigkeit nicht immer dieselben Eigenschaften besitzt, daß
entweder der Extractivstoff Modificationen unterworfen sey, oder aber, daß sich
in einem mit Bleiessig gefällten Rübensafte neben dem Extractivstoff in sehr
veränderlicher Menge eine andere Substanz vorfinde. Auffallend war mir, daß die
Rüben, welche ich in dem zuletzt aufgeführten Versuche verwendet hatte, nicht
wie die Rüben, welche ich zu allen übrigen aufgeführten und noch aufzuführenden
Versuchen verwendet habe, in reiner zweiter Tracht gebaut worden waren, sondern
vielmehr in zweiter Tracht noch eine leichte Düngung mit Guano erhalten hatten, so daß die
Beschaffenheit des Düngers einen Einfluß zu haben scheint, nicht bloß auf die
Proteinsubstanzen, sondern auch auf die Beschaffenheit des Extractivstoffs, oder
auf die Menge einer im Rübensaft befindlichen, wie der Extractivstoff durch
Bleiessig nicht fällbaren und wie dieser stickstoffhaltigen Substanz.
Die Hauptresultate dieser Versuche sind aber:
1) Daß unter die Eigenschaften des Extractivstoffes
aufzunehmen ist: daß der Extractivstoff der Runkelrübe bei der Trommer'schen Kupferprobe bei 45° bis
50° R. das Kupfer zu Kupferoxydul reducirt und daß diese Eigenschaft dem
Extractivstoffe leicht entzogen werden kann.
2) Daß durch die Einwirkung von Alkalien auf den
Extractivstoff in erhöhter Temperatur Substanzen gebildet werden, die bei
Gegenwart von Kalk, wenn dieser mit Kohlensäure gefällt wird, mit dem
kohlensauren Kalk in Verbindung treten.
3) Daß durch Beseitigung der Eigenschaft des
Extractivstoffes das Kupfer zu reduciren vermittelst Kalk in der Siedhitze des
Wassers und Fällung des Kalkes durch Kohlensäure, der Weg gefunden worden ist,
ganz bestimmt die Frage zu beantworten: enthält die Rübe neben dem Rohrzucker
noch eine andere Zuckerart? –
Zur Beantwortung dieser Frage habe ich im Juli, August, September und October
Rüben aus dem Felde, und im November, December, Januar, Februar, März und April
Rüben aus langen und schmalen und runden Miethen genommen, den Saft dieser Rüben
mit Bleiessig gefällt, die dabei gewonnene Flüssigkeit mit Hydrothionsäure
zerlegt, diese Flüssigkeit mit Kalk neutralisirt, noch mit 1 Proc. Kalk versetzt
aufgekocht, die aufgekochte Flüssigkeit mit Kohlensäure übersetzt, wieder
gekocht, filtrirt; diese Flüssigkeit, nachdem sie noch über 10 Proc.
Knochenkohle filtrirt worden war, wurde der Kupferprobe unterworfen und bei
allen diesen Versuchen, mochte nun der ausgepreßte Rübensaft sauer oder neutral
gewesen seyn, nicht eher eine Ausscheidung von Kupferoxydul wahrgenommen, als
bis das Wasser des Wasserbades ins Sieden gekommen war.
Hieraus muß geschlossen werden, daß in den unreifen,
reifen und eingemietheten Rüben, mag der Saft sauer, oder neutral seyn,
immer nur Rohrzucker enthalten ist.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)