Titel: | Ueber die Legirungen des Kupfers mit dem Silber; von A. Levol. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. XXXII., S. 128 |
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XXXII.
Ueber die Legirungen des Kupfers mit dem Silber;
von A. Levol.Aus dem „Jahresbericht über die Fortschritte der reinen, pharmaceutischen und
technischen Chemie, Physik etc. für 1852, von J. Liebig und
H. Kopp.
Gießen, 1853.
Levol, über die Legirungen des Kupfers mit dem Silber.
Levol hat sich in einer größeren Arbeit über die
Legirungen,Annales de Chimie et de Physique, October 1852,
S. 193. die Lösung der Frage zur Aufgabe gestellt, ob diese als bloßes Product
gegenseitiger Auflösung zu betrachten sind, oder ob ihnen nicht vielmehr wahre
chemische Verbindungen zu Grunde liegen. Der erste, bis jetzt allein erschienene
Theil dieser Arbeit handelt von den Legirungen des Kupfers mit dem Silber, und hat
zunächst zum Zweck, die schon mehrfach von Andern beobachtete Erscheinung
aufzuklären, daß solche Legirungen beim Erkalten an Homogenität mehr oder weniger
einbüßen. – Eine Reihe zu dem Ende nach bestimmten Aequivalentverhältnissen
zusammengesetzter Legirungen, zu denen noch die für Münzen und die für Medaillen und
Bijouterien gebräuchlichen hinzukommen, wurde nach einem bestimmten Plan den
erforderlichen Proben unterworfen. Um den Einfluß der ungleichen Abkühlung möglichst
zu beseitigen, goß man sie nicht wie üblich in offene muldenartige, sondern in
geschlossene Formen zu Kugeln von 50 Millim. Durchmesser mit eben so hohen Eingüssen
(in einigen Fällen auch zu Würfeln von 42 Millim. Seite), theilte diese in je zwei
symmetrische Hälften und bestimmte den Feingehalt an verschiedenen Theilen der
Außenfläche (a), im Mittelpunkt (b), dann an den dazwischen liegenden Theilen (c), und zum Vergleich auch an einer aus der noch flüssigen Legirung
geschöpften Probe (d). Wir geben nachstehend einen
gedrängten Auszug aus der großen Masse von Zahlenresultaten, welcher genügen wird,
die wichtigsten Ergebnisse augenscheinlich zu machen; es ist der aus der Formel
berechnete Feingehalt (e), sowie die größte gefundene
Differenz der Feingehalte jeder Probe (f) beigefügt.
(Sämmtliche Ziffern sind Tausendtel, die unter (a), (c) und (d) begriffenen
sämmtlich Mittelwerthe aus mehreren Versuchen; Cu ist =
31,7 angenommen.)
Legirung in Kugeln.
a.
b.
c.
d.
e.
f.
Ag + Cu
772,95
785,95
775,47
774,17
773,30
13,15
Ag + 2 Cu
633,31
619,00
631,62
631,92
630,35
15,00
2 Ag + 3 Cu
693,34
693,71
693,70
693,70
694,50
–
dieselbe
umgeschmolzen
694,33
693,77
690,35* 696,55**
694,10
–
6,55
3 Ag + 5 Cu
673,75
671,80
672,48
672,90
671,73
2,20
3 Ag + 4 Cu
718,00
718,13
718,11
718,32
718,90
–
dieselbe umgeschmolzen
721,27
721,60
721,36
720,92
–
–
2 Ag + Cu
872,50
881,78
875,07
873,00
872,00
9,58
für Medaillen etc. zu 950
947,70
950,00
–
948,39
–
3,08
für Münzen zu 900
898,95
907,31
901,23
901,34
–
8,88
*Oberhalb **unterhalb des
Mittelpunktes.
Es bestätigt sich sonach die Beobachtung Anderer, daß solche Legirungen beim
Uebergang vom flüssigen in den festen Zustand mehr oder weniger an homogener
Beschaffenheit verlieren. Die einzige Ausnahme ist die Legirung von der Formel
Ag₃Cu₄, entsprechend dem Feingehalt 718,9. Sie lieferte beim Erkalten
nach allen Richtungen homogene Güsse, was auch bei ihrer Darstellung im größeren
Maaßstab noch der Fall war. Da ihr spec. Gewicht 9,9045, das mittlere der
Bestandtheile aber 9,998 ist, so findet bei ihrer Bildung eine Ausdehnung statt.
Alle übrigen Legirungen zerfallen nach ihrem entgegengesetzten Verhalten in zwei
Gruppen: die mit einem durchschnittlichen Feingehalt über 718,9 sind in der Mitte
silberreicher, als nach der Oberfläche; die mit einem durchschnittlichen Feingehalt
unter 718,9 umgekehrt außen reicher an Silber, als in der Mitte. Wie leicht
Täuschungen möglich sind, bewies die, eine deutliche Neigung zum Krystallisiren
zeigende, Legirung Ag₂Cu₃: während alle Proben derselben in gleicher
Höhe mit dem Mittelpunkt so gut wie gleichen Feingehalt mit der flüssig geschöpften
Probe besaßen, ergaben die höher und tiefer gelegenen Regionen erhebliche
Abweichungen. Auch die in der Praxis wichtigen Legirungen von 950 und 900 Feingehalt
machen von der Regel keine Ausnahme. Obwohl die Ungleichheiten bei diesen schwächer
hervortreten, so sind sie doch für die Ausübung sehr fühlbar; zwei Münzplatten zu
Fünffrankenstücken von den beiden Enden derselben Schiene, zeigten einen Unterschied
im Feingehalt von mehr als 3 Tausendteln. – Was die Natur der untersuchten
Classe von Legirungen anlangt, so ist Levol der Ansicht,
daß sie alle als Gemische der Verbindung Ag₃Cu₄ mit Silber oder mit
Kupfer anzusehen seyen.
Er schlägt die Verbindung Ag₃Cu₄ als gesetzliche Legirung vor (sie
würde 0,719 Silber enthalten).