Titel: | Ueber einige Ursachen des Mißlingens der photographischen Operationen, und über die Mittel sich dagegen zu schützen; von Hrn. Bertsch. |
Fundstelle: | Band 130, Jahrgang 1853, Nr. X., S. 49 |
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X.
Ueber einige Ursachen des Mißlingens der
photographischen Operationen, und über die Mittel sich dagegen zu schützen; von Hrn.
Bertsch.
Aus den Comptes rendus, Juli 1853, Nr.
4.
Bertsch, über einige Ursachen des Mißlingens der photographischen
Operationen.
Seit man in der Photographie sehr schnelle Verfahrungsarten anwendet, welche die
Anwendung sehr unbeständiger Verbindungen erfordern, beklagen sich die Photographen,
daß sie in vielen Fällen nur unvollkommene oder selbst negative Resultate erhalten.
Diese mangelhaften Erfolge sind verschiedenen Ursachen zugeschrieben worden, wovon
aber keine die Thatsachen genügend erklärt, und man hat bisher nur empirische Mittel
dagegen angewendet. Die Versuche, welche ich über diesen Gegenstand anstellte, bei
Benutzung des rasch wirkenden Collodium für die Abbildung mikroskopischer
Gegenstände, habe ich gefunden, daß die Silbersalze, welche man auf den Glasplatten
anbringt, selbst in einem möglichst gegen das Licht geschützten Laboratorium, leicht
einen Anfang von Reduction erleiden. Sie geben dann in der camera obscura nur noch schwache, ungleiche und wie mit einem Schleier
bedeckte Bilder, die keine guten positiven Copien liefern können. Offenbar ist die
Ursache dieser theilweisen Reduction des Silbersalzes die oft zufällige Gegenwart
geringer Mengen von freiem Wasserstoff, Phosphorwasserstoff, Schwefel- oder
Kohlenwasserstoff, Dämpfen flüchtiger Oele, oder überhaupt irgend eines Körpers
welcher seinen Wasserstoff leicht abgibt.
Viele solche Körper reduciren, in vollkommener Dunkelheit und bei gewöhnlicher
Temperatur, das Brom-, Chlor- und Jodsilber im Entstehungsmoment. Ihre
Wirkung ist nicht absolut dieselbe wie die des Lichts, denn sie findet so zu sagen
nur an der Oberfläche statt; der darunter befindliche Theil ist gewissermaßen
geschützt, bleibt unverändert und kann in der camera
obscura noch ein schwaches Bild liefern; aber dieses Bild ist ungenügend,
und man muß sich daher gegen die besagten Einflüsse so gut als möglich zu schützen
suchen.
In einem Laboratorium welches mit Oelfirniß und Terpenthinöl frisch angestrichen ist,
in der Nähe schwefliger Ausdünstungen, oder in Zersetzung begriffener organischer
Substanzen, überall wo Wasserstoff leicht frei werden kann, treten besagte
Erscheinungen unfehlbar ein. Sie zeigen sich sogar bisweilen mit solcher Heftigkeit, daß in den
Schalen, in welche man die mit einigen Tausendtheilen salpetersauren Silberoxyds
vermischte Gallussäurelösung gießt, um das Bild zu entwickeln, das Metall
augenblicklich reducirt wird, während unter den gewöhnlichen Umständen, bei der
Temperatur der Siedehitze, die Reduction erst nach einer Viertelstunde erfolgt.
Man kann die besprochenen Wirkungen auch nach Belieben hervorbringen, indem man im
Laboratorium einige Tropfen Terpenthinöl oder Lavendelöl ausgießt, oder eine
Schwefelwasserstoffflasche offen läßt. Um aber solche unabsichtliche Reductionen zu
verhindern und also den durch dieselben veranlaßten Uebelständen zu begegnen, genügt
es, an dem Orte, wo man operirt, etwas Chlordämpfe zu
entwickeln.