Titel: Benutzung der aus den Frischfeuern entweichenden Flamme zur Feuerung von Glühöfen für das mittelst Hämmern oder Walzwerken auszustreckende Eisen; von Hrn. Eugen Karr, Ingenieur zu Paris.
Fundstelle: Band 130, Jahrgang 1853, Nr. V., S. 30
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V. Benutzung der aus den Frischfeuern entweichenden Flamme zur Feuerung von Glühöfen für das mittelst Hämmern oder Walzwerken auszustreckende Eisen; von Hrn. Eugen Karr, Ingenieur zu Paris. Aus Armengaud's Publication industrielle, t. VIII p. 379. Mit Abbildungen auf Tab. I. Karr, über Benutzung der aus den Frischfeuern entweichenden Flamme zur Feuerung von Glühöfen. Der große Holzkohlenverbrauch bei dem Herdfrischproceß, die oft noch sehr bedeutenden Ausgaben welche das Glühen des auszureckenden Eisens mit Steinkohlen in einem Flammofen veranlaßt, haben schon viele Hüttenleute und unter diesen auch Hrn. Karr veranlaßt, diesen für den Eisenhüttenhaushalt sehr wichtigen Punkt zu berücksichtigen und dabei Verbesserungen einzuführen, wodurch das erstere Brennmaterial besser benutzt und das zweite gänzlich erspart oder wenigstens die Ausgaben dafür sehr vermindert werden können. Die von Hrn. Karr nach und nach in verschiedenen Hütten, deren Betrieb er leitete, angestellten Versuche haben sehr genügende Resultate gegeben. Wir wollen zuvörderst die Einrichtung dieser Frischfeuer mit Glühofen, welcher in ihrer Mitte angebracht ist, beschreiben und dann die dadurch für den Betrieb entstehenden Vortheile besprechen. Die hier zu beschreibenden und in den Figuren 21 bis 26 abgebildeten Frischfeuer sind in der Hütte zu Araga in Spanien im Betriebe und wurden von dem Verfasser erbauet. Das Gebläse, welches benutzt werden mußte, liegt etwa 75 Meter (240 rheinl. Fuß) von diesen Feuern entfernt; das hölzerne oberschlächtige Wasserrad hat 5 Meter (16 Fuß) im Durchmesser und 1,20 Meter (3 Fuß 10 Zoll) Breite zwischen den Schaufeln; die 80 Schaufeln stehen einander sehr nahe. Die Peripherie-Geschwindigkeit beträgt 1,05 Meter (3 1/3 F.) in der Secunde. Das Gebläse hat eine veraltete Einrichtung; es besteht aus zwei einfachwirkenden hölzernen Kasten. Mittelst einer eigenthümlichen Einrichtung der ledernen Liederung hat Hr. Karr die Resultate verbessert. Die Aufschlagewassermenge beträgt 400 Liter (130 Kubikfuß) in der Secunde; die Entfernung des obern Wasserspiegels von dem unter 6 Meter (19 Fuß). Nach diesen Daten hat die Maschine eine Leistung von 12 bis 16 Pferden; sie versieht vier Frischfeuer von der neuen Einrichtung mit Wind; jedes verbraucht daher 3 bis 3 1/2 Pferdekräfte. Hr. Karr hat gußeiserne Röhren zu den Windleitungen eingeführt, da dieselben weit wohlfeiler und besser als Röhren von Schwarz-, Zink- oder Kupferblech sind. Die einzelnen Röhren sind mit Krämpen versehen und durch Schrauben und Eisenkitt mit einander verbunden. Außer dem über dem Gebläsekasten angebrachten Sammelraum, welcher 1,50 Kubikmeter (etwa 50 Kubikfuß) umfaßte, hat Hr. Karr noch vor jedem Frischfeuer einen besondern Sammelraum angebracht, wodurch die Leistung und Regelmäßigkeit des Windes bedeutend erhöht worden ist. Alle inneren Wandbekleidungen und die Gewölbe der Frischfeuer und des Glühofens bestehen aus feuerfesten Steinen. – Die Arbeitsöffnung der Feuer ist sehr niedrig und eng und die Mauer von feuerfesten Ziegelsteinen, welche hinter dem Vorderzacken angebracht ist, hat mit derselben eine Stärke von 20 Centimeter (8 Zoll). Man erlangt auf diese Weise nicht allein eine gehörige Concentration der Hitze im Innern des Herdes, sondern es werden auch die Frischer nicht so sehr von der nach außen zurückgestrahlten Wärme belästigt. Die Einrichtungen und die Form der Gewölbe, welche lange Zeit hindurch von dem Erfinder genau studirt, oft verändert und dann als die zweckmäßigen erkannt worden sind, benutzen alle beim Frischen entwickelte Hitze in dem Glühofen, der dieselbe aus zwei Frischfeuern aufnimmt. Das auf der Hälfte der Länge des Ofens gedrückte Gewölbe nöthigt die Flamme, welche auf der einen Seite durch den Gebläsewind gestoßen und auf der andern durch die 16 Meter (51 Fuß) hohe Esse angezogen wird, das quer über den der Länge nach auf der Ofensohle angebrachten Rost von Ziegelsteinen gelegte Eisen fortwährend zu lecken. Man wird leicht einsehen, welch ungeheure Hitze sich in dem Glühofen anhäufen muß, wenn man den Unterschied berücksichtigt, der zwischen dem Ein- und dem Ausströmen der Flammen stattfindet. Die Summe der Querschnitte der beiden Einströmungsöffnungen beträgt nämlich 0,1520 Quadratmeter (etwa 1 1/2 Quadratfuß), während der Querschnitt der Ausströmungsöffnung nur 0,0675 Quadratmeter (etwa 5/8 Quadratfuß) beträgt. Die Esse von 16 bis 18 Meter Höhe kann die Verbrennungsproducte von vier vollständigen Apparaten, d.h. von acht Frischfeuern aufnehmen, verhindert die Flammen zurückzuschlagen und durch die Arbeitsthür auszuströmen, und zieht sie mit einer solchen Kraft an, daß die Füchse, welche die Oefen von der Esse trennen und welche 15 Meter (47 Fuß) lang sind, zwei Tage nachdem der Ofen in Betrieb gesetzt worden, weißglühend im Innern werden. In dem Glühofen kann alles auszuwalzende oder auszuschmiedende Eisen, welches nicht ausgeschweißt zu werden braucht – von den schwächsten Sorten bis zu Kolben von 50 bis 60 Pfund Schwere – gewärmt werden. In jeden 1 1/2 Stunden kann man in jeden dieser Oefen 250 Kilogr. (5 Zollcentner) Eisen einsetzen, glühen und walzen, d.h. also 16 Hitzen in 24 Stunden machen, die eine Gewichtsmasse von 40,000 Kilogr. oder 80 Ctr. ausmachen. Der mittlere Abgang beträgt 2 1/2 Proc. Die Ausgaben an Arbeitslöhnen sind fast Null, da die Frischer den Ofen bedienen. Die Farbe des ausgewalzten Eisens ist nach dem Erkalten schön blau und es wird durch das Glühen wesentlich verbessert. Beschreibung der Frischfeuer und des Ofens. – Fig. 21 ist eine vordere Ansicht des Glühofens und eine Seitenansicht des links liegenden Frischfeuers, während das rechts, gleich und ähnlich liegende als weggebrochen gedacht werden muß. Fig. 22 ist ein allgemeiner Grundriß oder ein gebrochener horizontaler Durchschnitt über der Sohle des linken Feuers und des Glühofens. Fig. 23 ist ein Längendurchschnitt durch die Achse des Glühofens, nach der Linie 1–2. Fig. 24 endlich ist ein Querdurchschnitt nach der gebrochenen Linie 3–4–5. Der Glühofen bildet mit den beiden Frischfeuern zusammen im horizontalen Durchschnitt ein unregelmäßiges Sechseck, von Ziegelsteinen, welches äußerlich, auf allen Seiten, mit senkrechten gußeisernen Platten A versehen ist, die fest mit einander verbunden und mit den nöthigen Oeffnungen für den Betrieb versehen sind. Die Oeffnung a, an der vordern Seite der Frischfeuer, dient zu den Arbeiten in denselben und zum Herausnehmen der gemachten Luppen. Die darüber befindlichen Oeffnungen b dienen dazu, ohne Unterbrechung des Betriebs die Schlacken abzustoßen, welche sich an den Gewölben angehängt haben. Die unteren Oeffnungen c, unter den erstem a angebracht, dienen zum Ablassen der Schlacken und können mit gußeisernen Thüren verschlossen werden. An den vordern Seiten der Frischfeuer sind Räume C vorhanden, welche zur Aufnahme der Kohlen zur Frischarbeit dienen. Die Wände der Frischfeuer C sind, wie gewöhnlich, mit gußeisernen Platten, sogen. Zacken bekleidet; sie haben eine länglich-viereckige Form und sind dick genug, um den Einwirkungen der Hitze widerstehen zu können. Unter dem Boden der Frischfeuer, der ebenfalls aus einer dicken gußeisernen Platte besteht, befindet sich ein leerer Raum, den man mit einem Wasserstrahl kühl erhält, welcher mittelst einer, mit einem Hahn versehenen Röhre D (Fig. 24) kühl erhalten wird; der Hahn steht zur Disposition des Frischers. Das Gebläse, welches die beiden Feuer mit Wind versieht, führt denselben durch die unterirdischen, gekrümmten Röhren d (Fig. 21) in die gußeisernen Cylinder E. Aus denselben strömt der Wind, wenn die Klappenventile e geöffnet worden sind, in die ledernen Schläuche F, die in eisenblecherne Düsen f endigen, welche in den kupfernen Formen g liegen. Diese Formen sind von gußeisernen Formkästen h umschlossen und in denselben befestigt; man erkennt deren Form aus Fig. 26. Durch die geringere oder größere Oeffnung der Ventile kann die Wirkung des Windes genau regulirt, auch kann derselbe gänzlich abgestellt werden. In letzterem Fall läßt man ihn durch die obere Oeffnung i entweichen, welche in dem Deckel des Cylinders angebracht ist und die man mit einer Kapsel von Kupfer- oder Weißblech verschließt, welche mittelst eines Bajonnetverschlusses auf dem kleinen Röhrenstück angebracht ist. Die Gestalt und die Dimensionen der Formen sind aus Fig. 25 deutlich zu ersehen. An der vordern Seite der Feuer sind an den Stangen G Ketten mit Haken j (Fig. 21) aufgehängt, die verschoben werden können. Diese Haken dienen einer langen eisernen Schaufel als Stützpunkt, mittelst deren man die Roheisenstücke durch die Oeffnungen a auf die Vorwärmplatten k (Fig. 22 und 24) legt. l ist ein Stück Eisen, an der Bekleidungsplatte des Feuers aufgehängt, worauf mit einem Hammer von dem im Herde arbeitenden Frischer den andern Arbeitern Signale ertheilt werden. Der Glühofen H ist zwischen den beiden Frischfeuern in der Mitte des Mauerwerks angebracht. Er ist länglich-viereckig, hat eine horizontale Sohle, auf der vier gußeiserne Schwellen J liegen, welche die Kolben aufnehmen, die man wärmen oder glühen will. Sie liegen auf diese Weise hohl und können von der Flamme, die aus beiden Frischfeuern durch die Füchse L herbeiströmt, von beiden Seiten, so wie von unten und oben umspült werden. Das Gewölbe dieses Ofens ist wie die der Frischfeuer, ein Kreisbogen. Der Eingang befindet sich an der vordern Seite und ist mit einer großen gußeisernen Thür verschlossen, die rahmförmig und im Innern mit feuerfesten Steinen ausgesetzt ist. Sie hängt an einem zweiarmigen Hebel N, durch den sie gehoben werden kann. Wenn sie geschlossen worden ist, ruht sie auf der Platte m, die mit der Bekleidungsplatte A aus Einem Stück gegossen ist; in der Mitte hat sie eine kleine Oeffnung, durch welche kleine Stücke eingeführt werden können und die man durch eine kleine gußeiserne Thür n verschließen kann. Die Flamme strömt am entgegengesetzten Ende, durch die Oeffnung o aus; nachdem sie die ganze Länge des Ofens durchlaufen hat, begibt sie sich in die Esse, welcher man hier sehr zweckmäßig solche Dimensionen gegeben hat, daß sie für mehrere ähnliche Apparate benutzt werden kann. Das ganze Ofengemäuer ruht auf einem Fundament von behauenen Steinen, welches etwa um 10 Zoll über jenem hervorsteht und dessen Stärke nothwendig nach der Beschaffenheit des Bodens verschieden seyn muß. Bei einer mittelmäßig festen Beschaffenheit desselben machte es Hr. Karr 12 bis 14 Zoll stark, und dieß war hinreichend, um die ganze Last des Ofens und der beiden Frischfeuer zu tragen. Der Betrieb. Der Frischproceß ist der gewöhnliche, nur wird in Folge der hohen Temperatur, die im Innern der beiden Frischfeuer herrscht, bei einem Frischen das zum folgenden benutzte Roheisen bis zur Weißgluth vorgewärmt, wodurch die zu einem Frischen erforderliche Zeit abgekürzt wird, indem das Einschmelzen rasch erfolgt; auch wird dadurch die Brennmaterialmenge auf 0,500 Kubikmeter (etwa 16 Kubikfuß) per 1000 Kilogr. (20 Zollcentner) Eisen vermindert. Nachdem die Luppen gezängt und in Stücke zerschroten worden sind, bringt man dieselben zum Wiederausschweißen in den Herd zurück, während das vorgeglühte Roheisen für die folgende Luppe eingeschmolzen wird, und es werden nun die Luppenstücke unter dem Hammer zu Kolben von verschiedenen Dimensionen ausgeschmiedet, je nachdem die Bedürfnisse der Stabeisenfabrication dieß erfordern. Bei diesem Ausschweißen muß ein sehr sorgfältiges Verfahren stattfinden, damit weder Schiefern noch Kantenrisse an den Kolben vorhanden sind, die übrigens nur eine Bearbeitung im Groben erhalten haben. Zum Ausschmieden oder Auswalzen feiner Rund-, Quadrat- und Flacheisensorten erhalten die Kolben eine achteckige Form von 1 bis 1 3/4 Zoll Stärke, und sie werden alsdann kalt mittelst der Schere in verschieden lange Stücke zerschnitten, je nach dem Gewicht, welches die auszuschmiedenden oder auszuwalzenden Stäbe haben sollen. Will man z.B. Rundeisen von 1/2 Zoll Stärke auswalzen, so werden die 1 1/2 Zoll starken Kolben in 14 Zoll lange Stücke zerschnitten; will man 1/4zölliges Quadrateisen fabriciren, so werden die Kolben in 16 Zoll lange Stücke, und will man Flacheisen von 1/2 Zoll Breite und 2 3/4 Lin. Dicke auswalzen, so werden die Kolben in 10 Zoll lange Stücke zerschnitten. Soll rundes, quadratisches oder flaches Grobeisen ausgewalzt werden, so gibt man den Kolben beim Ausschmieden eine Stärke von 22 bis 36 Linien und zertheilt sie noch warm unter dem Hammer mit dem Setzeisen. Bei 18 Linien starkem Rundeisen und einer Länge der Stäbe von 12 bis 13 Fuß, gibt man den 36 Lin. starken Kolben eine Länge von etwa 3 Fuß. Aus gleich langen Kolben walzt man 12 bis 13 Fuß lange Flacheisenstäbe von 3 Zoll Breite und 1 1/2 Zoll Stärke, oder von 2 1/2 Zoll Breite und 3/4 Zoll Stärke, oder Quadratstäbe von 1 1/4 Zoll Stärke aus. Die Kolben werden auf die Balken in dem Glühofen der Quere nach gelegt; damit diese gußeisernen Balken festliegen, sind sie zu beiden Seiten von feuerfesten Ziegelsteinen umgeben. Die zum Ausglühen der Kolben erforderliche Zeit beträgt 1 bis 1 1/2 Stunden; von den starken Kolben kann man aber recht gut 6 Ctr. eintragen, während von den schwachen, die eine geringere Zeit zum Ausglühen erfordern, nur 5 Ctr. auf einmal eingetragen werden können. Ehe die Kolben in den Glühofen gelangen, müssen sie sehr sorgfältig untersucht werden, daß sie nicht Schiefern oder Kantenrisse haben; denn da der vorliegende Glühofen nur eine Weißglüh- aber keine Schweißhitze hervorbringt, so kann man diese Fehler nicht wegschaffen; jedoch kann man, weil keine Schweißung erfolgt, die Stäbe dicht an einander legen; daher beträgt auch der Glühabgang nicht über 3 Procent. Diese Wärme macht übrigens das Eisen so weich und zum Auswalzen geeignet, daß während eines Jahres kein einziger Walzenbruch stattgefunden hat. Um dieses Glühen gut und mit Vortheil anwenden zu können, müssen besonders folgende Punkte berücksichtigt werden. Die Frischfeuer müssen immer, soviel als möglich, mit einander gehen; die Kolben müssen sogleich in den Glühofen gebracht werden, nachdem das vorgeglühte Roheisen zum Ausschmelzen in den Herd gebracht worden ist. Die zum Ausglühen und Auswalzen des Eisens erforderliche Zeit ist dieselbe, während eine Luppe gemacht wird, und es hat gar keine Schwierigkeiten, den Betrieb so zu reguliren, daß diese Arbeiten genau zusammenfallen; jedenfalls müssen aber alle Kolben ausgeglüht worden seyn, sobald die Luppen aus den Feuern ausgebrochen werden, weil alsdann eine solche Abkühlung des Glühofens erfolgt, daß die Kolben nicht gehörig ausgeglüht werden könnten. Erst in 15 bis 20 Minuten, nachdem die Feuer wieder in Betrieb gesetzt worden sind, erlangt der Glühofen wieder die erforderliche Temperatur. Die Frischer dürfen weder während des Frischens, noch beim Ausbrechen der Luppen Wasser in den Herd gießen, wie sie es so häufig thun, denn es werden dadurch durchaus keine nützlichen Resultate erlangt, und die Arbeiter thun es nur aus dem Grunde, um nicht zu sehr von der ausgestrahlten Wärme zu leiden. Um diesen Uebelstand zu verhindern, ist die Arbeits-Oeffnung a so eng als möglich gemacht, und sind auch die Mauern sehr stark. Wenn man die Frischfeuer den Sonntag Abends in Betrieb setzt, so hat der Glühofen erst Montag Abends die gehörige Temperatur, um die Kolben weißglühend zu machen, und häufig ist dieß erst am Dienstag Morgens der Fall. Um aber die in diesen 24 bis 36 Stunden in dem Glühofen entwickelte Hitze nicht zu verlieren, kann man während dieser Zeit Kalk brennen. Zu dem Ende zerschlägt man den Kalkstein und vertheilt ihn auf der ganzen Ofensohle, so daß er daselbst eine Schicht von 8 Zoll Stärke bildet, und nach 30 Stunden ist der Kalk vollständig gebrannt, während der Ofen die gehörige Temperatur erlangt hat. Die Anlagekosten für einen solchen vollständigen Apparat, der zwei Frischfeuer und einen Glühofen enthält, sind natürlich an verschiedenen Orten, je nach dem Preise der Baumaterialien, verschieden; auch macht es einen Unterschied, ob die Bekleidungs-Platten des Mauerwerks in der Hütte selbst gegossen, oder angekauft werden; ohne die Esse kann man jedoch diese Anlagekosten zu 3000 Franken annehmen. Es ist stets sehr leicht, den Fuchs, welcher die Flamme abführt, in eine schon vorhandene Esse zu leiten, selbst wenn sie schon mit andern Oefen verbunden ist, ohne daß dieß ihren Zug vermindert. Man muß nur dahin sehen, daß die neue Fuchsöffnung nicht in derselben Höhe in die Esse tritt, wie die übrigen Fuchsöffnungen, und es muß auch der innere untere Querschnitt der Esse mindestens 27 Fuß lang und breit seyn. Hr. Karr stellt folgende Productions- oder Selbstkosten-Rechnung auf, die von andern, unter gleichen Umständen betriebenen Hütten zu Grunde gelegt werden kann. In jedem Ofen können 4000 Kilogr. oder 80 Zollcentner Eisen, sowohl gröbere als feinere Sorten, täglich ausgeglüht werden. Eine Hütte von einiger Bedeutung, welche vier Frischfeuer im Betriebe erhält, kann daher täglich 8000 Kilogr. oder 160 Ctr. ohne irgend eine Betriebsausgabe ausglühen. Wollte man dasselbe Gewichtsquantum in einem mit Steinkohlen gefeuerten Flammofen ausglühen, so würden die Selbstkosten per 1000 Kilogr. oder 20 Centner nachstehende seyn:     Rechnet man den Hektoliter Steinkohlen zu 3 1/2 Franken und 100 Kilogr. ausgeschweißtes und auszuglühendes Kolbeneisen zu 25 Franken, so würde man zu 1000 Kilogr. Kolbeneisen von mittlerer Stärke 6 Hektoliter Steinkohlen verbrauchen, deren Geldbetrag ist        21 Franken.     Der mittlere Abgang, welcher 10 Proc. beträgt, wird von Hrn. Karrnur zu 7 Procent angenommen, und beträgt daher bei dem obigenEisenpreise von 25 Fr. die 100 Kilogr. auf 1000 Kilogr.   17 1/2 Franken     Die Arbeitslöhne auf 1000 Kilogr. betragen     2     – –––––––––––––     Folglich kosten 1000 Kilogr   40 1/2 Fr.     8000 Kilogramme veranlassen daher eine Ausgabe von 324 Franken. –––––––––– Die aus den Frischfeuern entweichende Ueberhitze zum Vorglühen des zu verfrischenden Roheisens, oder zum Ausrecken des Kolbeneisens zu benutzen, wurde auch in Deutschland schon vielfach mit Nutzen versucht, und man hat außerdem die Lufterwärmungs-Apparate für die Frischfeuer mit dieser Ueberhitze gefeuert. In allen neuern Werken über Eisenhüttenkunde, z.B. in denen von Karsten und Hartmann, so wie auch in dem Werke von Tunner über die Eisen- und Stahlbereitung in den österreichischen Alpenländern, findet man solche mit Glühöfen verbundene Frischfeuer beschrieben und abgebildet. Der oben beschriebene Apparat von Hrn. Karr hat jedoch eine besonders gute Einrichtung und ist daher unsern deutschen Eisenhütten, welchen daran liegt, den ohnehin so gedrückten Holzkohlenbetrieb zu erhalten sehr zu empfehlen. Es dürfte hier am Orte seyn, auf die Versuche zurückzukommen, welche seit längerer Zeit in der Absicht angestellt wurden, die Ueberhitze der Frischfeuer zum Puddeln zu benutzen. Wir verweisen in dieser Hinsicht hauptsächlich auf einen gediegenen Aufsatz des Hrn. Director Tunner zu Leoben, in seinem Berg- und hüttenmännischen Jahrbuch, Bd. I. S. 156; er gibt daselbst die Beschreibungen und Abbildungen verschiedener derartigen Apparate, welche seit etwa 15 Jahren in den österreichischen Staaten benutzt worden sind. Zu Reichenau in Nieder-Oesterreich fand Hr. Tunner vor einigen Jahren diese Puddelarbeit im vollen Gange, und sie wurde mit offenbaren Vortheilen betrieben. Zwei Frischherde, sogenannte Schwallfeuer, sind mit einem Puddelofen in Verbindung gesetzt und feuern überdieß den Lufterhitzungs-Apparat. Der Eisenverbrand in den Schwallfeuern betrug 11 1/2 Proc., und zur Darstellung von 1 Ctr. Grobeisen waren 21 1/2 Kubikfuß weiche Holzkohlen erforderlich. Nach neunstündigem Betriebe der Frischfeuer hatte der Puddelofen eine solche Hitze erreicht, daß, nachdem in den Frischherden eine neue Charge gemacht worden war, die erste Charge in dem Puddelofen erfolgte. Es wurden 300 Pfd. graues Roheisen in 1 1/2 bis 2 Zoll dicken Bruchstücken eingesetzt, welche nach 2 bis 2 1/2 Stunden eingeschmolzen waren. Während des Ausbrechens der Luppen aus den Frischherden sinkt, wie schon oben bewirkt wurde, die Temperatur in dem Puddelofen bedeutend. Um dieß zu vermeiden, suchte man daher das Einschmelzen des vorgewärmten Roheisens mit Hülfe eines in den Puddelofen geleiteten Windstromes so zu beschleunigen, daß es nach 1/2 bis 3/4 Stunden erfolgte, wobei man noch eine mechanische Nachhülfe durch Wenden und Stoßen mit Stangen und Krücken anwendete. Zu dem flüssigen Eisen wurden 5 bis 20 Pfd. gekochte Gaarschlacken partienweise gesetzt, und mit dem Eisenbade durchgerührt. Nach etwa 1/2 Stunde, von vollendetem Einschmelzen an gerechnet, war die Eisenmasse so weit gaar geworden, daß zum Umsetzen geschritten werden konnte, welches zweimal wiederholt wurde und 10 bis 15 Minuten erforderte. Man machte alsdann etwa 7 Luppen, wozu wiederum 1/4 Stunde erforderlich war, die alsdann einige Minuten lang einer möglichst hohen Schweißhitze ausgesetzt und dann nach und nach unter dem Hammer gezängt wurden. In 24 Stunden wurden meistens 8 Chargen gemacht, und es waren in einer 12stündigen Schicht mit 4 Chargen jedesmal zwei Arbeiter beschäftigt. Der Eisenabgang im Puddelofen betrug 13 1/2 Procent. Das ausgebrachte Stabeisen war sehr weich und zäh, und wurde viel zur Maschinenarbeit benutzt. Minder gute Resultate erlangte man zu Neuhütte in Böhmen, wo zwei sogenannte böhmische Anlaufschmiedefeuer mit einem Puddelofen verbunden waren. Die zu Reichenau angestellten Versuche haben wiederholte Nachahmung gefunden, und es steht zu erwarten, daß man auch anderwärts Versuche anstellt, da glückliche Resultate denn doch sehr lohnend sind. Wir sind jedoch der Meinung, daß stets besonders günstige Umstände und eine außerordentliche Sorgfalt dazu gehören, um die Ueberhitze der Frischfeuer zur Puddelofenfeuerung verwenden zu können, während der Betrieb von Glühöfen durchaus keine Schwierigkeit hat und offenbar so vortheilhaft ist, daß er überall angewendet werden sollte, wo es die localen Verhältnisse gestatten. H.

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