Titel: | Gas-Gebläselampe; von Hrn. Dr. Heeren. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LXXVII., S. 340 |
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LXXVII.
Gas-Gebläselampe; von Hrn. Dr. Heeren.
Aus den Mittheilungen des hannover'schen Gewerbevereins,
1853, Heft 2.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Heeren's Gas-Gebläselampe.
Die zu beschreibende Gebläselampe ist besonders für Laboratorien bestimmt, wo sie
sowohl zum Glasblasen, als auch zu Glühungen aller Art große Bequemlichkeit und
nicht unbedeutende Kostenersparung darbietet, indem sie in allen Fällen die
Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge vertritt, und dieselbe in der Wirkung noch
übertrifft. Sie wird statt der Glasblaselampe auf dem Glasblasetisch befestigt, und
steht durch eine Röhre mit dem Blasebalg in Verbindung, während durch eine zweite
Röhre das Gas (gewöhnliches Steinkohlengas) aus der Gasleitung ihr zuströmt.
In Fig. 13 ist
die Lampe im Aufriß, in Fig. 14 im verticalen
Querschnitt, beide Zeichnungen in 1/2 der wirklichen Größe, dargestellt; gleiche
Buchstaben bezeichnen in beiden Zeichnungen gleiche Theile. a, a der Tisch, auf welchem ein Klotz b durch
Schrauben befestigt ist; c das von dem Blasebalg
herkommende Rohr, d ein kurzes Rohr von vulcanisirtem
Kautschuk, welches den Wind dem Blaserohr e der Lampe
zuführt. Dieses ist oben mit einer aufgeschraubten Spitze versehen, deren Oeffnung
die Weite einer dicken Stecknadel haben kann. Es ist nöthig, daß mehrere solcher
Spitzen mit verschiedener Weite der Oeffnung vorhanden sind, damit man für größere
Flammen eine weitere, im entgegengesetzten Fall eine engere anwenden könne. Um auch
die Mündung des Blaserohrs beliebig höher und niedriger stellen zu können, ist
dasselbe bei f mit einer gezahnten Stange und einem
Trieb versehen. Gerade, um diese Bewegung zu gestatten, ist das elastische Rohr
erforderlich.
Das obere Ende des Blaserohrs geht durch den Boden eines nach oben sich erweiternden
messingenen Conus g, welcher unten einen längern
Rohransatz h enthält, worin sich das Blaserohr leicht
und ohne erhebliche Reibung auf- und abschieben läßt.
Das Gas gelangt durch die messingene Röhre k in den
cylindrischen, ebenfalls von Messing gemachten Behälter i, welcher an der Außenseite ein langes Schraubengewinde enthält, um so
mittelst eines Deckels l geschlossen zu werden, den man
je nach Erforderniß höher und niedriger schrauben kann, zu welchem Ende er mit einem
Arm m versehen ist. In der Mitte dieses, oben etwas
gewölbten Deckels ist eine Oeffnung für die Flamme. Wünscht man, um den
größtmöglichen Effect zu erlangen, Versuche mit größeren und kleineren Oeffnungen
machen zu können, so ist es gut, das Loch im Deckel ziemlich weit zu machen und
verschiedene kleine genau hineinpassende Platten mit verschieden weiten Oeffnungen
vorräthig zu haben. Hat man einmal die passendste ermittelt, so kann sie für große
und kleine Flammen immer beibehalten werden. Der Deckel ferner muß sich so weit
herabschrauben lassen, daß er sich an den oberen Rand des Conus g fest anlegt, in welchem Fall der Ausfluß des Gases
ganz gehemmt ist, und daß er also die Stelle eines Hahnes versieht. Je nachdem man
also den Arm m links oder rechts dreht, hat man es mit
größter Leichtigkeit in seiner Gewalt, das Ausströmen des Gases, mithin die Größe
der Flamme, zu reguliren.
Das Princip dieser Lampe stimmt mit dem der Peclet'schen
Glasblaselampe überein, bei welcher bekanntlich in der Mitte eines runden mit Oel
gespeisten Dochtes ein Luftstrom aufwärts geblasen wird.
Indem dieser Luftstrom rund um sich herum einen luftverdünnten Raum erzeugt, strömt
die Flamme des brennenden Gases von allen Seiten in diesen Raum herab, um sodann,
von dem Luftstrom mit fortgerissen, durch die Oeffnung des Deckels auszuströmen und
hier eine sehr heiße Flammengarbe zu bilden.
Da auf solche Weise der Flamme ein Ueberschuß von atmosphärischer Luft zugeführt
wird, so brennt sie keineswegs mit starker Lichtentwickelung, wie eine gewöhnliche
Gasflamme, sondern mit schwachem blaulichem Lichte, dafür aber mit um so größerer
Hitze, weil sich der Verbrennungsproceß auf einen viel kleineren Raum concentrirt.
Außerdem findet in Folge der vollkommenen Verbrennung durchaus kein Rußen statt, und
kalte Körper in die Flamme gehalten bleiben eben so rein wie bei einer
Spirituslampe.
Unsere Figur
13 stellt die Lampe dar, so wie sie mit einer großen Flamme brennt;
schraubt man auf das Windrohr eine Spitze mit feiner Oeffnung und läßt nur wenig Gas
ausströmen, so erhält man eine ganz spitze ausgezeichnet schöne Löthrohrflamme, die
freilich wegen der verticalen Richtung zu Löthrohrversuchen auf der Kohle nicht
gebraucht werden kann. Es würde übrigens keine Schwierigkeit machen, die Lampe so
einzurichten daß sie sich mittelst eines Scharniers schräg abwärts neigen ließe, nur
müßten dann längere elastische Röhren für Wind und Gas angewandt werden.
Als Beleg für die Wirksamkeit der Lampe zum Glasblasen kann angeführt werden, daß vor
kurzem ein Glasbläser eine Anzahl Röhren von sehr strengflüssigem Glase und solcher
Stärke, daß er sie vor seiner Glasblaselampe nicht zuschmelzen konnte, uns zu diesem
Zwecke zuschickte, was denn auch ganz gut von statten ging. Zu Kochungen in
Metallgefäßen eignet sich die Lampe besonders gut; man braucht nur den Gashahn zu
öffnen, ein brennendes Zündhölzchen anzuhalten und auf den Tritt des Blasebalgs zu
treten um fast momentan eine sehr intensive Gluth zur Disposition zu haben, über
welcher einige Pfund Wasser in einem kleinen Kessel in wenigen Minuten zum Kochen
kommen.
Wünscht man einen Platintiegel zum starken Glühen zu bringen, um Mineralkörper mit
kohlensaurem Kali aufzuschließen, so ist es nöthig, um die Wärme zusammenzuhalten,
eine geeignete Umgebung anzubringen. Ich bediene mich hierzu eines hessischen
Tiegels, dessen Boden abgeschlagen ist und der mit der weiten Mündung nach unten auf
den Ring eines Trägers gestellt und so über die Flamme gebracht wird. Der
Platintiegel wird auf die jedem Chemiker bekannte Art mittelst eines kleinen Ringes
von Eisendraht so in
den hessischen Tiegel hineingehängt, daß er sich ganz darin befindet, also oben
nicht darüber hervorragt. Auf diese Art geht die Schmelzung, besonders wenn der
Platintiegel zugedeckt wird, schnell und leicht von statten.
Es wird übrigens kaum der Erwähnung bedürfen, daß an einer solchen Lampe, die
natürlich beim Gebrauche oft sehr heiß wird, alle Löthungen mit Schnellloth
vermieden werden müssen. Das in dem Laboratorium der polytechnischen Schule
hieselbst befindliche Exemplar ist von dem Hrn. Hof-Mechaniker Hohnbaum angefertigt.