Titel: | Boutigny's patentirter Destillirapparat für geistige Flüssigkeiten und für Fette. |
Fundstelle: | Band 129, Jahrgang 1853, Nr. LX., S. 280 |
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LX.
Boutigny's patentirter
Destillirapparat für geistige Flüssigkeiten und für Fette.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1653, Nr.
1559.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Boutigny's Destillirapparat.
Das Princip dieses Apparats des Hrn. Carl
Constantin Boutigny zu Evreux besteht hauptsächlich darin, daß die
Dämpfe fast im Augenblick ihrer Bildung verdichtet werden, so daß also das ganze
Volum der flüchtigen Substanzen in eine Flüssigkeit verwandelt werden muß. Eine
andere Eigenthümlichkeit der Erfindung besteht in der Sorgfalt, mit welcher
verhindert wird, daß die zu destillirenden Substanzen aufkochen und mit den Dämpfen
vermischt werden. Im Erreichung dieses Zweckes bringt der Erfinder über denselben
einen Scheider von Drahtgaze oder eine durchlöcherte Platte oder eine andere
derartige Vorrichtung in einer oder in mehreren Lagen an, welche, während sie die
Substanzen zurückhält, die aus denselben sich entwickelnden Dämpfe frei
hindurchläßt. Bei der Destillation von Weinen und anderen spirituösen Flüssigkeiten
vereinigt der Erfinder mehrere von den hier zu beschreibenden Vorrichtungen in einer
Reihe und zwar so, daß das von dem ersten Apparat destillirte Product dem zweiten
als Destillations-Material dient, und so fort; der letzte Apparat in der
Reihe ist dann mit einem Refrigerator von beliebiger Einrichtung verbunden.
Bei der Destillation ist es übrigens von Wichtigkeit, daß dem Feuer eine große
Verdampfungs-Oberfläche dargeboten wird, ferner daß die gebildeten Dämpfe so
schnell als möglich verdichtet werden. Man muß dabei berücksichtigen, daß
Wasserdämpfe von 100° C. unter dem Druck einer Atmosphäre einen etwa
1700mal größeren Raum füllen, als das Wasser, welches sie erzeugte, bei 0°
einnimmt. Bei diesem Apparat ist auch eine große Heizoberfläche vorhanden, und es
wird eine schnelle Condensation erreicht. Der Evaporator kann durch ein directes
Feuer erhitzt werden, eben so gut aber auch von Dämpfen oder Gas von beliebigem
Druck und jeder Temperatur.
Fig. 15 ist
der senkrechte Durchschnitt von einem Apparat nach Boutigny's Princip, welcher zur Destillation geistiger Flüssigkeiten dient, und auch zur
Rectification des Products, wenn man einen zweiten ähnlichen Apparat beifügt. A, A, A ist ein metallener Kessel oder eine Blase, von
ihm „Generator“ genannt; B, B, B
ein Refrigerator, den er „Condensator“ nennt, mit kalter
Flüssigkeit gefüllt und genau verschlossen, auf dessen unterer Fläche der sich aus
dem Generator A, A, A entwickelnde Dampf verdichtet
wird. C, C, C ist ein trichterförmiges Gefäß, dessen
obere Kante sich über dem Spiegel der Flüssigkeit im Generator befindet, und welcher
den an der unteren Oberfläche des Condensators verdichteten Dampf aufnimmt. D ist ein Hahn zum Entleeren des Generators; E, E eine Röhre, welche von dem Boden des Recipienten
zur Abführung der verdichteten Dämpfe ablauft. F, F eine
Speiseröhre, um die Flüssigkeit in dem Generator fortwährend auf einer gewissen Höhe
zu erhalten, welche Röhre sich in eine Verzweigung I, I
endigt, die oben verschlossen und unten offen ist.
Die Röhre E, E, welche die destillirte Flüssigkeit von
dem ersten Apparat empfängt, wird eine Speiseröhre für den zweiten Apparat (welcher
dem in Fig.
15 dargestellten ganz gleich ist); sie lauft in eine ähnliche Verzweigung,
wie die bei I, I dargestellte, aus. J ist eine Indicatorröhre, welche den Stand der zu
destillirenden Flüssigkeit angibt. L, L sind die Canäle
des Ofens, durch welche die Flamme, der Rauch und die Wärme ziehen. M ist die Speiseröhre, welche von einem Behälter aus in
den Refrigerator führt. O sind Regulirhähne; U, U der durchlöcherte Scheider oder der Scheider von
Drahtgaze, um zu verhindern, daß die Flüssigkeit während des Siedens mit den Dämpfen
in den Recipient übergeht.
Fig. 16 ist
der Durchschnitt einer abgeänderten Einrichtung des obigen Apparates, der
hauptsächlich zur Destillation fettiger Substanzen
(behufs der Fabrication von Fettsäuren) dient.
Versuche ergaben, daß die Destillation der Fette in directem Verhältniß mit der
Dampfmenge erfolgt, welche in dieselben einströmt. Mittelst des vorliegenden
Apparats ist der Arbeiter in Stand gesetzt, so viel Dampf einströmen zu lassen, als
erforderlich ist, wobei derselbe sicher mit den zu destillirenden Fetten vermischt
wird.
A, A, A ist der Generator, dessen untere Fläche die
Gestalt des Bodens einer gewöhnlichen Glasstasche hat; B, B,
B der Condensator, welcher mit warmem Wasser gespeist wird, und an dessen
unterer Oberfläche die Fettdämpfe verdichtet werden. C, C,
C der Recipient, in welchen die verdichteten Dämpfe fallen, und von welchem
sie mittelst des Rohrs D, D, D in den Refrigerator
geführt werden, worin sie sich endlich verdichten. E, E
ringförmige kupferne Röhre, mit Löchern versehen, durch welche die Dämpfe entweichen
können, welche die beiden Röhrenarme F, F herbeiführen.
G, G ist eine andere ringförmige durchbohrte Röhre,
durch welche die fettigen Substanzen mittelst einer Pumpe, die mit den Speiseröhren
H, H verbunden ist, getrieben werden, wodurch sie
auf die zertheilenden Substanzen im Boden der Blase gelangen. I, I ist ein Mantel, zwischen welchem und dem Blaseboden sich Sand
befindet, welcher in dem Generator eine gleichförmige Wärme unterhält. L, L sind Feuerungscanäle; M
der Ofen; N die Wasserspeiseröhre; O die Abflußröhre.
Der Apparat läßt sich auf die Art modificiren, daß man eine Haube, wie bei einer
gewöhnlichen Blase, darauf anbringt und dieselbe mit einem Refrigerator in
Verbindung setzt, so daß Fettsäuren und geistige Flüssigkeiten in demselben Apparat
destillirt werden können. Die letzteren wirken als condensirende Flüssigkeiten und
erlangen zugleich den zu ihrer Destillation nothwendigen höheren Temperaturgrad. In
solchen Fällen muß man daher Substanzen behandeln, welche bei verschiedenen
Temperaturen sieden.