Titel: | Elastische Substanz, von Hrn. Barrat in Paris. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. LXXVII., S. 360 |
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LXXVII.
Elastische Substanz, von Hrn. Barrat in
Paris.
Aus Armengaud's Génie industriel, Febr. 1852, S.
109.
Barrat's elastische Substanz.
Diese Substanz erhält man, wenn man eines der sogenannten trocknenden Oele in einem
offenen Gefäß erhitzt. Man unterhält die Temperatur auf einem dem Siedepunkt nahen
Grad, bis das Oel sich in eine Gallerte verwandelt. Die erforderliche Zeit ist
verschieden, je nachdem das Oel mehr oder weniger trocknend ist und nach dessen
Menge. Wenn die elastische Substanz auf dem Punkt ist sich zu bilden, bemerkt man,
daß das Oel sich ziemlich verdickt hat, daß Flocken einer festen Substanz in
demselben schwimmen und auf seiner Oberfläche sich ein gelblicher Schaum und große
Blasen bilden, aus welchen in Zwischenräumen dicke Dämpfe entweichen; endlich
verliert das Oel seinen flüssigen Zustand und verwandelt sich in eine Art Gallerte,
welche die vom Entdecker Oel-Elasticum genannte
SubstanzPatentirt in Frankreich am 3. Januar 1848. bildet. Man nimmt dann das Gefäß vom Feuer und läßt es erkalten.
Um den Zeitpunkt gut treffen zu können, wo man die Operation unterbrechen muß, ist es
zweckmäßig, die Masse von Zeit zu Zeit mit einem Spatel umzurühren, wenn die vorher
angegebenen Erscheinungen eintreten.
Zu welchem industriellen Zweck man diese Substanz brauchen will, so muß man ihr
zuerst eine geeignete Form geben und sie dann zur Versendung mit einer Hülle
überziehen.
Die gewünschte Gestalt erhält man durch Zerschneiden dieser Substanz mittelst einer
gut geölten Schere, oder indem man sie stark in Metallformen drückt, welche man
vorher geölt hat; um sie aus letztern herauszunehmen, muß man dieselben vorher
erwärmen, worauf man die Substanz mit einem Messer oder den eingeölten Fingern von
der Form abzulösen sucht. Nachdem man der Substanz die verlangte Form gegeben hat,
muß man sie einige Zeit der Luft aussetzen, wodurch sie an ihrer Oberfläche die
Eigenschaft verliert an den Fingern hängen zu bleiben, und dann kann man sie viel
leichter zur Versendung einhüllen.
Oben wurde bemerkt, daß alle trocknenden Oele die Eigenschaft besitzen, unter dem
gemeinschaftlichen Einfluß der Wärme und des Sauerstoffs der Luft eine elastische
Substanz zu erzeugen. Der Erfinder hat sich seitdem überzeugt, daß alle fetten
Substanzen im Allgemeinen diese Eigenschaft haben. So verwandeln sich alle
vegetabilischen und animalischen Oele und Fettstoffe, die Butter, der Talg und das
Wachs, allein oder gemengt angewandt, in einen elastischen festen Körper, wenn man
sie in einem Abdampfgefäß der Einwirkung der Hitze und der atmosphärischen Luft
aussetzt. Das Gefäß muß aber eine weite Oberfläche haben und die Schicht der fetten
Substanz darf nur 2 bis 4 Zoll hoch seyn.