Titel: | Ofen zum Schmelzen von Platin und Kieselerde mittelst Kohle; von H. Deville. |
Fundstelle: | Band 127, Jahrgang 1853, Nr. XXIII., S. 115 |
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XXIII.
Ofen zum Schmelzen von Platin und Kieselerde
mittelst Kohle; von H.
Deville.
Aus den Comptes rendus, Novbr. 1852, Nr.
22.
Deville's Ofen zum Schmelzen von Platin mittelst Kohle.
Bekanntlich entsteht in den Hohöfen in der Nähe der Formen
eine außerordentlich hohe Temperatur, welche Hr. Ebelmen
dem Schmelzpunkt des Platins gleich schätzte. Nach einigen Versuchen, die ich
angestellt habe, kann die Wärme, welche sich während der Verbrennung der Kohle
entwickelt, in der That Wirkungen hervorbringen, welche denen des Knallgasgebläses
ähnlich sind. Durch eine eigenthümliche Anordnung des Ofens und mit Anwendung
gehörig gewählter Kohle, gelang es mir nämlich das Platin zu schmelzen und zu
verstüchtigen, und auch die reine Kieselerde in flüssigen Zustand zu versetzen.
Der einfache Ofen, dessen ich mich bediene, ist ein Cylinder aus feuerfestem Thon von
30 Centimeter (11 Zoll) Höhe und 18 Centimet. (6 2/3 Zoll) Weite, welcher auf eine
Gußeisenplatte gestellt wird, die den Rost bildet, indem sie mit Löchern durchbohrt
ist, die kreisförmig um den Mittelpunkt angebracht und 5 Centimet. (1 Zoll 10 Lin.)
von einander entfernt sind. Das Ganze wird mit einem Schmiedeblasebalg
verbunden.
Da die besten Tiegel bei den fraglichen Temperaturen ein vollkommen flüssiges Glas
geben, so habe ich sie durch Stücke von gut gebranntem Kalk ersetzt, welche sich
sehr leicht in Form von dicken Tiegeln schneiden lassen, für welche man Deckel aus
demselben Material anfertigt. Da einerseits der hydraulische Kalk in starkem Feuer
leicht schmilzt und andererseits ein ganz reiner Kalk gewöhnlich Risse bekommt, so
muß man nothwendig einen etwas porösen Kalk wählen, welcher nur sehr wenig
Kieselerde enthält und bei den höchsten Temperaturen bloß compact wird.
Das anzuwendende Brennmaterial muß sehr zertheilt und sehr porös seyn; die Versuche
gelangen mir nur, wenn ich ausschließlich die Rückstände von der unvollkommenen
Verbrennung der Steinkohle anwandte. Ich bediene mich nämlich der Lösche, welche
zwischen den Roststangen der mit Steinkohlen geheizten Oefen durchfällt, nachdem
dieselbe durch ein Drahtgewebe gesiebt worden ist; nur mit diesem Brennmaterial war
ich bisher im Stande meinen Zweck zu erreichen. Selbst mit Kohks von guter Qualität,
welche in kleine Stücke zertheilt wurden, sind die Wirkungen viel geringer und
unterscheiden sich nicht von den vor mir erzielten.
Diese hohe Temperatur entwickelt sich mit einer solchen Schnelligkeit, daß sie in
einigen Minuten ihr Maximum erreicht. Sie besteht aber mit dieser Intensität nur auf
einer kleinen Höhe, weil sich darüber sogleich Kohlenoxyd
mit beträchtlicher Abkühlung und Erzeugung einer sehr langen und wenig heißen Flamme
bildet.
Ich übergebe der Akademie der Wissenschaften einen Platintiegel, verfertigt mit altem
in Kalk geschmolzenen Platin, ferner einen Kalktiegeldeckel, woran man zahlreiche
Kügelchen von verflüchtigtem Platin sieht, endlich reine Kieselerde im Graphittiegel
geschmolzen.Berzelius bemerkt in seinem Lehrbuch der Chemie,
daß er eine halbgeflossene Masse von Platin gesehen habe, welche Sefström in seinem Ofen durch Zusammenschmelzen
von Feilspänen, Blech- und Drahtstückchen in einem bedeckten
Thontiegel, ohne Zusatz erhalten hatte; gleichwohl waren als Brennmaterial
nur Holzkohlen gebraucht worden.A. d. Red.