Titel: | Verfahren reines Wasserstoffgas zum Reduciren der Metalloxyde durch Zersetzung des Ammoniaks zu bereiten; von Bouet Bonfill. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LXVIII., S. 297 |
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LXVIII.
Verfahren reines Wasserstoffgas zum Reduciren der
Metalloxyde durch Zersetzung des Ammoniaks zu bereiten; von Bouet Bonfill.
Aus den Comptes rendus, April 1852, Nr.
16.
Benfill's Verfahren reines Wasserstoffgas zu bereiten.
Man glaubt, daß das Ammoniakgas zu seiner Zersetzung eine Temperatur über der
Rothglühhitze erfordert, und daß seine Zersetzung selbst dabei nie eine vollständige
ist. Damit es vollständig zersetzt wird, ist es nothwendig einen andauernden Strom
elektrischer Funken anzuwenden, weil die bloße Wärme diese Zersetzung niemals
bewirkt, man mag die Temperatur noch so hoch steigern oder noch so lang
unterhalten.
Ich habe mich jedoch überzeugt, daß das Ammoniakgas leicht und vollständig durch die
Wärme bei einer Temperatur unter der angehenden Rothglühhitze zersetzt wird, wenn
man es durch ein mit gebranntem Kalk gefülltes Porzellanrohr streichen läßt. Um mich
zu vergewissern, daß dieser Kalk von Wasser und Kohlensäure vollkommen frei war,
erhielt ich ihn eine halbe Stunde lang in lebhaftem Rothglühen, hob dann die Kuppel
des rechteckigen Flammofens ab, und beseitigte die glühenden Kohlen welche das
Porzellanrohr bedeckten, um die Temperatur zu erniedrigen, und nachdem dieses Rohr
nicht mehr die geringste Färbung in Folge der vorhergehenden Temperatur zeigte,
leitete ich das trockene Ammoniakgas hindurch, erhielt aber augenblicklich einen
starken Strom von Stickstoff und Wasserstoff.
Als ich das Ammoniakgas bloß durch das rothglühende Porzellanrohr leitete, hatte
dasselbe kaum Zeit sich zu zersetzen; doch sammelte ich einige Blasen Wasserstoff
und Stickstoff von einem sehr kleinen Theil zersetzten Gases; aber der größte Theil
des Ammoniaks zog durch das Rohr ohne eine Veränderung zu erleiden. Ich erhielt
ziemlich dasselbe Resultat, als ich mich begnügte einige Porzellanstücke in das Rohr
zu bringen um die Berührungspunkte zu vervielfältigen.
Um die Berührungspunkte noch mehr zu vervielfältigen, füllte ich das Rohr zuerst mit
kleinen Stücken von gebranntem Kalk, dann mit grobem Pulver, und endlich mit feinem
Pulver; um den sich bildenden Gasarten einen freien Durchgang zu verschaffen, gab ich
dem Rohr leichte Stöße in horizontaler Richtung, wie dieses bei den
Elementar-Analysen der organischen Substanzen geschieht. Bei allen diesen
Versuchen wurde das Ammoniakgas vollständig zersetzt.
Mittelst dieser leichten Zersetzung des Ammoniaks durch die Hitze kann man sich
chemisch reines Wasserstoffgas für alle Zwecke verschaffen wo die Gegenwart des
Stickstoffs ohne Einfluß ist. Insbesondere eignet sich das so bereitete
Wasserstoffgas zum Reduciren der Metalloxyde, während das nach der gewöhnlichen
Methode durch Auflösen von Zink in Säuren erzeugte Wasserstoffgas durch die im
angewandten Zink enthaltenen fremden Körper, nämlich Arsenik, Antimon und Schwefel
verunreinigt ist, abgesehen von den sich überdieß bildenden flüchtigen
Kohlenwasserstoffen, welche beim Reduciren von Oxyden an das Metall Kohlenstoff
abgeben und dadurch dessen Gewicht vergrößern.