Titel: Randell's und Saunder's Maschine zum Verfertigen von Ziegeln und thönernen Röhren.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. LVI., S. 259
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LVI. Randell's und Saunder's Maschine zum Verfertigen von Ziegeln und thönernen Röhren. Aus dem Practical Mechanic's Journal, Decbr. 1851, S. 198. Mit Abbildungen auf Tab. V. Randell's Maschine zur Verfertigung von Ziegeln. Zu den wichtigern in der Londoner Ausstellung aufgestellten Maschinen zum Formen plastischer Materialien gehörte ohne Zweifel die Ziegel- und Röhrenpresse der HHrn. Randell u. Saunder (Orange Grove, Bath), welche nicht nur ununterbrochen arbeitet (d. h. während des Füllens nicht aufhört Product zu liefern), sondern auch die Ziegel oder Röhren von selbst auf gleiche Länge abschneidet. Fig. 1 ist theils eine Seitenansicht, theils ein Durchschnitt der Maschine, um die Wirkung der Schraube in dem Knetcylinder anschaulich zu machen. Fig. 2 ist ein vollständiger Grundriß; Fig. 3 eine Vorderansicht des von der Maschine abgenommenen selbstthätigen Abschneideapparates, und Fig. 4 ein Querschnitt durch die Knetcylinder, wobei noch das Gestell und das treibende Räderwerk zu sehen ist. Fig. 5 stellt eine vollständige Endansicht der Maschine dar, und zwar von der Seite aus gesehen, wo das fertige Fabricat zum Vorschein kommt. Bei dieser Maschine sind zwei Hauptvorrichtungen mit einander verbunden, nämlich eine Presse, welche den weichen Lehm ununterbrochen durch eine Form drückt, so lange nämlich Material aufgegeben wird, und ein selbstthätiger, beständig wirkender Schneideapparat, welcher den geformten Lehm, während er aus der Presse tritt, in gleiche Stücke abschneidet. Die Maschine wird durch einen Riemen in Bewegung gesetzt, welcher über die Riemenscheibe A geschlagen ist, neben welcher sich ein Leerlauf befindet. Diese beiden Scheiben stecken auf einer horizontalen Achse, auf welche ein Getriebe B aufgekeilt ist, das in ein Zahnrad C eingreift. Die Getriebachse D reicht von einem Ende des Maschinengestells bis zum andern, liegt parallel zur Maschine, und setzt mit dem den Riemenscheiben entgegengesetzten Ende den Abschneideapparat in Thätigkeit. Das Rad C ist auf der langen, horizontalen Achse E fest, auf welcher sich auch noch ein Getriebe F befindet, welches in ein ganz ähnliches G eingreift, das auf die zu E parallele Achse H aufgekeilt ist. Jede dieser beiden Achsen trägt eine Knetschraube I, deren weit vorspringende Gänge an hohle Cylinder angegossen sind, welche über die Achsen E und H gesteckt und auf denselben befestigt werden. Die Achsen selbst liegen mit einem Ende in Lagern K, welche im Inneren der Lehmcylinder befestigt sind. Die Schrauben sind rechts- und linksgängig, und liegen so gegen einander, daß ihre sehr tiefen Windungen in einander eingreifen, wie dieß Fig. 2 deutlich zeigt. Die vorstehenden Windungen reichen fast bis zum Kerne der daneben liegenden Schraube. Die Lehmkammer L, in welche die Schrauben genau passen, besteht aus zwei Cylindern, die aus einem Stücke gegossen und oben durch einen doppelt gewölbten Deckel verschlossen sind. Der Lehm wird in den auf die Cylinder fest geschraubten Trog M geworfen, von wo aus derselbe durch eine Oeffnung zu den Schrauben in den Knetcylinder hinab gelangt. Durch die Wirkung der rechten und linken Schraube schiebt sich dann der Lehm den Cylindern entlang vorwärts, so daß er als zusammenhängende Masse durch das Mundstück N austritt, dessen Oeffnung gerade so groß ist als der Querschnitt eines Backsteines. Die mit diesem Mundstücke gemachten Steine sind gewöhnliche massive Backsteine; bringt man aber in der Mitte des Mundstückes einen Kern an, wie dieß in der Zeichnung angegeben ist, so werden die Ziegelsteine hohl und bekommen den aus Fig. 5 ersichtlichen Querschnitt. Beim Austreten aus dem Mundstücke gelangt der geformte Lehm auf ein endloses Tuch, das über Walzen O gespannt ist, welche sich, durch das Vorwärtsschreiten des Lehmes selbst veranlaßt, drehen. Die Bewegung dieser Walzen ist sehr zweckmäßig benutzt, um den Abschneidemechanismus durch den conischen Schnurlauf P auf der Achse der ersten Walze rechtzeitig in Thätigkeit zu setzen. Von diesem Conus geht eine gekreuzte endlose Schnur zu einem ähnlichen conischen Schnurlaufe Q hinauf, welcher auf dem Ende einer kurzen horizontalen Achse R befestigt ist, die einen Hebel S trägt, der zeitweise den Hammer T, welcher lose auf dieselbe Achse aufgesteckt ist, heben muß. Hat sich der Hebel S senkrecht gestellt, so fällt der Hammer T und schlägt auf das Ende des Hebels U, welcher den Federcylinder oder das Federhaus V frei macht. Dieser Cylinder enthält eine gewundene Feder, welche durch den Krummzapfen W auf dem Ende der ersten Hauptachse D beständig aufgezogen wird, und zwar durch Vermittelung des Sperrrades X, welches durch eine Sperrklinke gedreht wird, die sich an dem oberen Ende der Verbindungsstange Y befindet. Der Draht Z, welcher den Lehm durchschneidet, ist mit seinem Führungsrahmen in Fig. 3 abgebildet. Wird das Federhaus ausgelöst, so springt es um eine halbe Umdrehung, und die Kurbel a und Zugstange b bewegen dann den Draht rasch abwärts, der hierbei die gewünschte Länge des aus dem Mundstücke getretenen Lehmes abschneidet. Das Sperrrad X kann eine beliebige Anzahl von Zähnen haben, nur muß einer derselben länger als die anderen seyn. Die Stange Y zieht nun die Feder so lange auf, bis der längere Zahn vor die Sperrklinke kommt, über welchen sie dann nicht mehr abfallen kann. Das Sperrrad und die Feder, welche auf derselben Achse befestigt sind, warten deßhalb bis das Federhaus V eine Umdrehung gemacht hat. Während dieß geschieht, schlägt das letztere mittelst eines Stiftes c auf einen Arm d, der sich auch auf der Sperrradachse befindet. Hierdurch wird das Sperrrad gedreht, die Sperrklinke kommt über den langen Zahn weg, und fängt nun von neuem an das Sperrrad und die Feder aufzuziehen. Dadurch, daß man die endlose Schnur auf die eine oder andere Spur der Conen bringt, kann man die Länge der abzuschneidenden geformten Lehmstücke beliebig verändern. Will man die Schnittflächen der geformten Artikel nicht eben machen, sondern denselben Erhöhungen und Vertiefungen geben, zum Beispiel dem einen Ende eine Nuth, dem andern dagegen eine vorspringende, in die Nuth passende Feder, so befestigt man ein zweimal rechtwinkelig umgebogenes Messer an das Federhaus, welches dasselbe bei seiner Umdrehung mitnimmt, so daß der Lehm auf diese Weise nach der Form des Messers abgeschnitten wird.Diese Vorrichtung findet vorzüglich bei der Fabrication von cylindrisch gebogenen Ziegeln Anwendung, welche nach dem Brennen und innerem Glafiren zu Abzugsröhren, Schornsteinen oder Rauchröhren zusammengesetzt werden sollen. Sie sind an einer Seite mit einer Nuth und an der anderen mit einer Feder versehen, eben so an den Endflächen. Das abschneidende Messer wird dann so gestellt, daß seine Entfernung von der Achse des Federhauses dem Halbmesser der Röhre gleich ist, die man aus den Ziegeln zusammensetzen will. Werden zwei Pferdekräfte zum Betriebe der Maschine verwendet, so liefert sie in der Stunde 1000 Backsteine oder 1800 zweizöllige Röhren. Sollte es nöthig seyn den Lehm vorher durch Walzen gehen zu lassen, um harte Knollen zu zerdrücken, so können diese Walzen über dem Fülltroge M angebracht werden, so daß der gebrochene Lehm von selbst in diesen fällt. In der beschriebenen Maschine preßt sich der Lehm, ohne Luft in sich aufzunehmen, und die fertige Waare ist frei von Luftblasen, welche bei den Kolbenpressen so häufig vorkommen. Die mäßigen Anschaffungsund UnterhaltungskostenNach der mündlichen Angabe des Wärters, welcher in der Ausstellung die Maschine bediente, kostet sie 70 Pfd. Ster. W. der neuen Maschine gestatten ihre Anschaffung fast allen Fabrikanten dieses Artikels. Zu dem Vortheile von Arbeitslohnersparniß kommt noch der, daß der Lehm in viel trockenerem Zustande verarbeitet werden kann als von Hand, so daß die Waare viel schneller austrocknet, und macht man die Ziegel hohl, so erspart man beim Brenneu auch noch Brennmaterial.

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