Titel: | Verfahren den Krapp für das Färben zu verbessern (in sogenannte Krappblumen zu verwandeln), welches sich Dominique Julian zu Sorgues in Frankreich, am 4. Sept. 1851 für England patentiren ließ. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XLV., S. 202 |
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XLV.
Verfahren den Krapp für das Färben zu verbessern
(in sogenannte Krappblumen zu verwandeln), welches sich Dominique Julian zu
Sorgues in Frankreich, am 4. Sept. 1851 für England patentiren ließ.
Aus dem London Journal of arts, April 1852, S.
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Julian's Verfahren den Krapp für des Färben zu
verbessern.
Der Krapp, von welcher Sorte er seyn mag, wird folgendermaßen behandelt. Man
vermischt 2 Ctr. gemahlenen Krapp innig mit 1130 bis 1180 Pfd. Wasser (je nach der
Feinheit des Pulvers); man passirt dann die Masse durch ein Filter, einen Wollenzeug
welcher auf einem Rahmen befestigt ist, von welchem die Flüssigkeit in ein Gefäß
ablauft, das mit einem Hahn zum Entleeren versehen ist. Das Filter faßt 6 Ctr.
Krapp, daher es voll seyn wird, nachdem die erwähnte Operation dreimal ausgeführt
worden ist. Man zieht dann die Flüssigkeit durch den Hahn in große hölzerne Fässer
ab; den Krapp, welcher nun einen Teig bildet, bringt man in leinenen Säcken in eine
hydraulische Presse, um das rückständige Wasser auszuziehen, welches man obiger
Flüssigkeit zusetzt. Nachdem der Teig gut ausgepreßt worden ist, bringt man ihn in
Kästen aus Drahttuch, welche in einer Trockenstube auf 39 bis 57° Reaumur
erwärmt werden; und wenn er vollkommen trocken ist, verwandelt man ihn in Pulver,
welches man durch ein Sieb schlägt. Der Patentträger bemerkt, daß dieses Product
(welches er Krappblumen nennt) beim Färben ergiebiger ist als das gleiche Gewicht
des Krapps womit es bereitet wurde.
Das beim Filtriren und Pressen gesammelte Wasser läßt sich zur Gewinnung von
Weingeist benutzen; man stellt es nämlich in großen hölzernen Fässern in ein auf 17
bis 24° R. geheiztes Local, bis die geistige Gährung eintritt, was in fünf
bis sechs Tagen der Fall seyn wird. Sollte in dieser Zeit die geistige Gährung nicht
eingetreten seyn, so gibt man in jedes Faß 50 Pfd. kochendes Wasser worin 10 bis 12
Pfd. Hefe zertheilt worden sind. Wenn man findet daß die Dichte der Flüssigkeit,
welche anfänglich 3° bis 8° Beaumé betrug, in den Fässern sich auf
1° bis 2° B. vermindert hat, so weiß man daß sie die geistige Gährung
durchgemacht hat, und kann sie dann zur Gewinnung von Weingeist destilliren.
Zusatz.
Seit einiger Zeit kommt aus Frankreich und Holland ein Krappproduct unter der
Benennung fleurs de garance (Krappblumen) in den Handel;
dasselbe ist im Ausseheu vom Krapp nicht wesentlich verschieden, hat aber nicht den
Geruch des natürlichen Krapps und nur einen schwachen Geschmack. Man kann mit diesem
Product alle Artikel färben, wozu bisher Krapp verwendet wurde, und hat dabei den
Vortheil, daß man durch Ausfärben bei höheren Temperaturgraden fast allen reinen
Farbstoff ausziehen kann, ohne befürchten zu müssen daß dadurch der weiße Grund der
gedruckten Zeuge einfärbt oder die Reinheit der erzielten Nüancen leidet; denn die
extractiven Bestandtheile des Krapps sind in Folge der mit ihm vorgenommenen
Behandlung in diesem Product nicht vorhanden. Wegen der Abwesenheit dieser Theile
braucht man auch beim Färben mit diesem Product die Temperatur nicht so vorsichtig
zu leiten als es beim Krappfärben erforderlich ist. Beim Färben mit Krapp verbinden
sich bekanntlich seine extractiven Theile mit dem Kalk des angewandten Wassers,
wodurch eine Fällung von rothem Farbstoff durch den Kalt verhindert wird; da nun
diese Bestandtheile in dem neuen Product fehlen, so ist es durchaus nothwendig, das
zum Färben zu verwendende kalkhaltige Wasser vorher mit Kleesäure zu neutralisiren,
um Verlust an rothem Farbstoff zu vermeiden und ein günstiges Resultat zu
erzielen.
Das Färbevermögen des neuen Products verhält sich zu demjenigen des Krapps wie 1 : 2,
und diesem Verhältniß entspricht auch sein Preis.
Die Vortheile, welche man durch Anwendung dieses Products statt Krapp erlangt, sind
also folgende:
1) Man braucht weniger Farbmaterial anzuwenden, weil man durch das Färben bei höheren
Temperaturgraden den Farbstoff erschöpfen kann.
2) Der weiße Grund der gedruckten Stücke und die Farben kommen reiner aus dem Kessel,
sie erfordern daher viel weniger Avivagen und Reinigungsbäder.
3) Da man mit schwächeren Avivagen ausreicht, so kann man auch schwächere Beizen
anwenden.
4) Das Färben selbst ist leichter auszuführen, weil man in ein schon warmes Bad
eingehen kann, ein Sinken der Temperatur desselben nicht schadet, und das Ausfärben
weniger Zeit erfordert.
Bereitung der Krappblumen (fleurs
de garance). — 2 Pfd. Krapp lieferten mir bei der Behandlung nach
obiger Patentbeschreibung 1 Pfd. Product, welches aber bei einem vergleichenden
Färbeversuch die im Handel vorkommenden Krappblumen nicht ersetzte. Das bei der
Bereitung des Products erhaltene Filtrat besaß eine stark gelbrothe Farbe und färbte
Baumwollstückchen vollkommen in Roth, Schwarz und Lila, nur waren die Nüancen, sowie
das Weiß des Grundes, etwas trübe. Diese Beschaffenheit des Filtrats erklärt sich
durch die Eigenschaft des Alizarins, sich in Verbindung mit den extractiven Theilen
des Krapps in kaltem Wasser aufzulösen, und zeigte mir den Weg zur Erzielung eines
brauchbaren Products an. Ich benutzte nämlich hierzu die Eigenschaft des Krapproths,
sich in Wasser welches mit Schwefelsäure gesäuert ist, nicht aufzulösen, und
vermischte das Krapppulver statt mit reinem Wasser (wie der Patentträger
vorschreibt), mit schwefelsäurehaltigem Wasser von ½° Baumé, worauf
ich den Rückstand auf dem Filter so lange mit kaltem Wasser auswusch, als dieses
beim Ablaufen noch sauer reagirte; auf diese Weise erhielt ich ein Product, welches
mit den besten im Handel vorkommenden Sorten von fleurs de
garance den Vergleich aushielt.In der Patentbeschreibung ist also ein zum Gelingen des Products wesentlicher
Zusatz absichtlich verschwiegen.A. d. R.
E. R.