Titel: | Ueber ein Verfahren die Gegenwart des Wassers in verschiedenen Substanzen nachzuweisen, und über die Entwässerung des Alkohols; von A. Gorgeu. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XXIX., S. 128 |
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XXIX.
Ueber ein Verfahren die Gegenwart des Wassers in
verschiedenen Substanzen nachzuweisen, und über die Entwässerung des Alkohols; von
A.
Gorgeu.
Aus den Comptes rendus, Decbr. 1851, Nr.
25.
Gorgeu, über ein Verfahren die Gegenwart des Wassers in
verschiedenen Substanzen nachzuweisen.
Man kann die Gegenwart des Wassers in den Alkoholen und den Aethern leicht nachweisen
mittelst ihrer Eigenschaft im wasserhaltigen Zustande das BenzinSeit einiger Zeit kommt Benzin im Handel vor, welches aus dem leichten
Steinkohlenöl gewonnen ist. (Man vergleiche Mansfield's Abhandlung im polyt. Journal Bd. CXIIS. 308.) zu trüben, während sie
im wasserfreien Zustande beim Vermischen mit dieser Flüssigkeit bloß Streifen
erzeugen.
Die einzige nothwendige Bedingung, um Wasser in einer Flüssigkeit aufzusuchen, ist,
daß dieselbe in Benzin löslich ist. Um die Gegenwart von Wasser in einer
Flüssigkeit, z. B. in Alkohol, nachzuweisen, genügt es, einen
einzigen Tropfen derselben in 3 bis 4 Kubikcentimeter Benzin zu bringen.
Wenn der Tropfen auf den Boden der (zum Versuch angewandten) Röhre fällt, ohne die
Flüssigkeit zu trüben, so enthält der Alkohol mehr als den dritten Theil seines
Gewichts Wasser. Will man sich überzeugen, daß der Alkohol zu viel Wasser enthält um
eine Trübung hervorzubringen, so braucht man nur absoluten Alkohol einer kleinen
Menge von Flüssigkeit zuzusetzen und den Versuch zu erneuern. Sobald eine Trübung
unter Ausscheidung von Tröpfchen entsteht, kann man gewiß seyn, daß der Gehalt des
Alkohols zwischen 65
und 93 Centesimalgraden liegt. Wenn sich nur eine Wolke bildet, so enthält die
angewandte Flüssigkeit höchstens 7 Proc. Wasser. In diesem Falle kann man die
Trübung durch einen Zusatz von Alkohol zum Verschwinden bringen, der um so größer
seyn muß, je wässeriger der Alkohol ist. Der Versuch geschieht mittelst mit Wasser
gesättigten Benzins, in kleinen, kurzen, trocknen Probirgläschen, von beiläufig 12
Millimeter Durchmesser.
Wenn man einen Aether prüfen will, ist dem Benzin das Terpenthinöl vorzuziehen,
welches den Vortheil hat, eine länger dauernde Trübung hervorzubringen. Das
Terpenthinöl ist aber nicht zu empfehlen um Wasser in den Alkoholen aufzusuchen,
weil es weniger empfindlich ist als das Benzin, denn ein Alkohol von 98
Centesimalgraden trübt es nicht mehr.
Nach dem von mir angegebenen Verfahren kann man leicht 7 bis 8 Tausendtel Wasser in
einem Alkohol, und 3 bis 4 Tausendtel in einem Aether auffinden.
Jede Substanz, welche sowohl in der zu prüfenden Flüssigkeit (Alkohol, Aether etc.)
als auch in derjenigen welche zur Auffindung des Wassers dient (Benzin, Terpenthinöl
etc.), auflöslich, ist, ändert die Empfindlichkeit des Verfahrens nicht, das
hingegen unanwendbar ist, wenn eine der ersteren Flüssigkeiten eine in letzteren
unlösliche Substanz in Auflösung enthält.
Die Eigenschaft des wasserhaltigen Aethers das Terpenthinöl zu trüben, kann man zur
Aufsuchung von hygroskopischem Wasser in den Salzen anwenden. Es genügt, dieselben
kurze Zeit mit wasserfreiem Aether in Berührung zu lassen, und alsdann zu versuchen
ob er das Terpenthinöl trübt.
Dieses Verfahren kann aber nicht befolgt werden bei den in Terpenthinöl
unauflöslichen Substanzen, welche sich im Aether auflösen, oder bei Salzen welche
durch letzteren entwässert werden, z. B. dem krystallisirten phosphorsauren,
kohlensauren und schwefelsauren Natron.
Dagegen läßt sich dieses Verfahren anwenden zur Aufsuchung des mechanisch
eingeschlossenen Wassers in den wenig efflorescirenden krystallisirten Salzen, z. B.
dem schwefelsauren Kupfer und schwefelsauren Mangan, sowie in den Salzen, welche an
der Luft unveränderlich sind, z. B. Chlorbarium, oxalsaures Ammoniak etc. Der Aether
ist bei diesen Untersuchungen dem Alkohol vorzuziehen, weil mit ihm kleinere Mengen
von Wasser nachgewiesen werden können, und weil überdieß der Alkohol eine größere
Anzahl von Salzen auflöst und entwässert als der Aether.
Wegen der Unlöslichkeit des Wassers im Benzin habe ich in letzterm Krystalle
zerfließlicher Salze unversehrt aufbewahren können, z. B. von Chlorcalcium und
Kupferchlorid; auch verwitternde Salze, z. B. schwefelsaures, phosphorsaures und
kohlensaures Natron, und Salze welche sich an der Luft oxydiren, z. B.
schwefelsaures Eisenoxydul, habe ich auf solche Weise aufbewahrt. Um diese Salze in
Benzin aufzubewahren, werden sie vorher zwischen Fließpapier gut getrocknet oder mit
einem feinen Leinenzeug abgewischt. Die Krystalle welche lange Zeit mit Benzin in
Berührung gelassen wurden, verlieren, wenn sie einige Zeit einem etwas lebhaften
Luftstrom ausgesetzt werden, allen Geruch und haben in ihrer Zusammensetzung und in
ihren Eigenschaften keine Veränderung erlitten.
Ueber die Concentration des
Alkohols.
Das kohlensaure Natron concentrirt einen Alkohol von 84 Centesimalgraden nicht. Der
gebrannte Gyps entzieht dem gewöhnlichen Alkohol schwierig das Wasser, und läßt bei
einer Temperatur von 120° C., welche nöthig ist, um ihn vom imprägnirten
Alkohol zu befreien, einen Theil des absorbirten Wassers wieder verdunsten. Das
kohlensaure Kali läßt sich sehr vortheilhaft zum Concentriren schwacher Alkohole
benutzen; wenn der Alkohol aber die Stärke von 95 Centesimalgraden erreicht hat,
wird seine Entwässerung sehr schwierig. Gepulverter gebrannter Kalk, zwei Stunden
lang mit 84grädigem Alkohol in Berührung gelassen, erhöht dessen Gehalt nicht
merklich.
Das einzige Mittel den Alkohol vollständig zu rectificiren, besteht darin, ihn mit
kleinen Kalkstücken 16 bis 20 Stunden in Berührung zu lassen, und ihn dann aus einem
Chlorcalciumbade zu destilliren, dessen Temperatur man gegen das Ende der Operation
auf 130° C. erhöht.
Die Destillation darf nicht über freiem Feuer geschehen, sie dauert dann länger und
die zuletzt übergehenden Theile haben sich in Folge der hohen Temperatur
verändert.
Ein Alkohol von 86,5° liefert durch eine einzige Rectification über 4/5 seines
Gewichts Kalk, 77 Proc. Alkohol von 99,7°. Durch zwei Rectificationen, die
eine über 4/5 seines Gewichts Kalk, die andere über sein gleiches Gewicht Kalk, kann
man 70 Proc. absoluten Alkohol erhalten.
Alkohol von 92,5° liefert durch eine einzige Rectification über sein gleiches
Gewicht Kalk, 87 Proc. eines Alkohols zwischen 99,5° und 100°. Um 87
Proc. absoluten Alkohol zu erhalten, sind zwei Rectificationen nöthig, die erste
über 3/5, die zweite über ¾ seines Gewichts gebrannten Kalk.
Gewöhnlicher Aether, sechzehn Stunden mit seinem anderthalbfachen Gewicht Kalk in
Berührung gelassen und dann mit Vorsicht aus dem Wasserbade destillirt, gibt 93,5
Proc. wasserfreien Aether.