Titel: | Ueber die Auffindung des Arseniks, besonders in Flüssigkeiten welche gemischte organische Stoffe enthalten; von Dr. Andr. Fyfe. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XXVII., S. 118 |
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XXVII.
Ueber die Auffindung des Arseniks, besonders in
Flüssigkeiten welche gemischte organische Stoffe enthalten; von Dr. Andr. Fyfe.
Aus dem Philosophical Magazine, Decbr. 1851, S.
487.
Fyfe, über Auffindung des Arseniks in gemischten organischen
Stoffen.
Bekanntlich vereinigen sich einige Metalle mit dem Chlor nicht bloß auf dem
synthetischen Wege, sondern auch bei ihrer Abscheidung aus Verbindungen, und bilden
flüchtige Chloride. Zu dieser Classe von Metallen
gehört der Arsenik; er kann als Chlorid verflüchtigt und unter gewissen Bedingungen
nicht bloß von den nicht flüchtigen, sondern auch von einigen leichtflüchtigen
Metallchloriden getrennt werden. Die Verflüchtigung des Arseniks bei Einwirkung von
Chlor läßt sich daher, wie zuerst Clarke bemerkt hat, zur
Entdeckung desselben anwenden.
Zu diesem Zweck wird die Flüssigkeit welche den Arsenik als arsenige Säure enthält, mit Schwefelsäure in eine Gasentwicklungsflasche
gebracht, zum
Sieden erhitzt und etwas Kochsalz zugesetzt. Die aus dem Kochsalz abgeschiedene
Salzsäure gibt ihren Wasserstoff an den Sauerstoff der etwa vorhandenen arsenigen
Säure ab, während das Chlor sich mit dem Arsenik zu Dreifach-Chlorarsen
verbindet, welches durch das Kochen verflüchtigt und in der kalt gehaltenen Vorlage
aufgefangen wird.
In dem so erhaltenen Destillat kann der Arsenik leicht entweder durch
Schwefelwasserstoff oder durch salpetersaures Silberoxyd nachgewiesen werden. Bei
Anwendung des letzteren wird der sich reichlich bildende Niederschlag von
Chlorsilber abfiltrirt, und zur Flüssigkeit Ammoniak hinzugefügt, — oder, was
vorzuziehen ist, ein mit Ammoniak befeuchteter Glasstab wird darüber gehalten, um
einen Ueberschuß zu vermeiden; je nach der Menge der arsenigen Säure entsteht
entweder ein Niederschlag von gelbem arsenigsaurem Silberoxyd, oder dasselbe
erscheint bloß als ein gelbes Häutchen an der Oberfläche.
Obschon nach dieser Methode der Arsenik in reinen Flüssigkeiten, welche bloß arsenige
Säure gelöst enthielten, leicht nachgewiesen werden konnte, so mußte man sich doch
überzeugen ob dieß auch bei solchen Flüssigkeiten der Fall ist, welche gemischte
organische Stoffe enthalten. Man kochte daher weißen Arsenik und Schwefelsäure mit
einer Auflösung von Stärke, Leim, mit Gerstenbrod, Suppe, Fleischabsud etc. und
destillirte hierauf die Flüssigkeiten mit zugesetztem Kochsalz. In dem
Destillationsproduct ließ sich die arsenige Säure durch Schwefelwasserstoff jedesmal
leicht nachweisen.
Das einzige Metall, welches bei dieser Methode den Arsenik aufzufinden eine
Fehlerquelle werden könnte, ist das Antimon, welches ein flüchtiges Chlorid bildet.
Aber die Antimonverbindung, welche in einer verdächtigen Flüssigkeit vermuthet
werden könnte, der Brechweinstein, gibt kein flüchtiges Chlorid, wenn sie mit
Schwefelsäure und Kochsalz behandelt wird. Sollte sich jedoch eine geringe Menge
flüchtiges Chlorantimon bilden, so ist in dem gewöhnlich farblosen
Destillationsproduct der Schwefelarsenik von dem Schwefelantimon zu unterscheiden;
wenn man ihn nicht unterscheiden kann, oder vermuthet, daß beide Metalle gegenwärtig
sind, so läßt sich durch Zusetzen von überschüssigem salpetersaurem Silberoxyd,
Abfiltriren und Behandeln der filtrirten Flüssigkeit mit Ammoniak, die Gegenwart
oder die Abwesenheit des Arseniks erkennen.
Die beschriebene Methode dürfte bei toxikologischen Untersuchungen sehr vortheilhaft
angewendet werden können. Sie ist leicht auszuführen, und trennt den Arsenik von den
beigemischten Substanzen welche bei andern Methoden das Resultat trügerisch machen;
in einigen Fällen verhindern diese in der That die Auffindung des Arseniks, selbst
wenn er in beträchtlicher Menge vorhanden ist; so verursacht die Gegenwart von
organischen Stoffen beim Marsh'schen Verfahren ein
unangenehmes Aufschäumen der in dem Gefäße enthaltenen Mischung.
Ausführung des Verfahrens. — Die verdächtige
fragliche Flüssigkeit wird in eine weitmündige Flasche gegossen, welche mit einem
doppelt durchbohrten Korke versehen ist. In die eine Oeffnung des Korkes wird eine
Gasleitungsröhre gebracht, deren eines Ende in eine mit kaltem Wasser gefüllte
Flasche reicht, die durch Einstellen in kaltes Wasser so kalt als möglich gehalten
wird. Die andere Oeffnung wird durch einen Pfropf verschlossen.
Die fragliche Flüssigkeit wird nun mit Schwefelsäure einige Zeit gekocht und dann
schnell Kochsalz eingeschüttet. Die Destillation wird einige Zeit fortgesetzt und
die Vorlage so kalt als möglich gehalten. — Bei der Untersuchung von Geweben
können diese unmittelbar mit der Schwefelsäure bis zu ihrer Zerstörung gekocht und
dann mit Kochsalz versetzt werden.
Um in dem Destillationsproduct die Gegenwart oder Abwesenheit des Arseniks zu
erkennen, genügt es im Allgemeinen, durch dasselbe Schwefelwasserstoffgas zu leiten.
Um ganz sicher zu gehen, kann man die Prüfung mit salpetersaurem Silber vornehmen;
dasselbe wird so lange zugesetzt, als noch ein Niederschlag entsteht, die
Flüssigkeit umgeschüttelt, und dann filtrirt, wodurch alles Chlor und die Salzsäure
als Chlorsilber entfernt wird; ein über die filtrirte Flüssigkeit gehaltener mit
Ammoniak befeuchteter Glasstab bringt den Arsenik als gelbes Häutchen zum
Vorschein.
Die Anwendung des Schwefelwasserstoffgases erfordert einige Umsicht, weil die
Gegenwart freier Säure die Zersetzung desselben verursacht, und folglich Schwefel
ausscheidet, welcher von Ungeübten für gelben Schwefelarsenik gehalten werden
könnte.
Man könnte gegen diese Methode zur Auffindung des Arseniks einwenden, daß sie bei den
Verbindungen des Arseniks mit Schwefel (dem Rauschgelb oder Operment, und dem
Realgar) nicht anwendbar ist, also auch beim Königsgelb, welches zuweilen als Gift
genommen wird. Dieß muß zugegeben werden, wenn der Schwefelarsenik rein ist. Bei
einem Versuche, wo gelber Schwefelarsenik — durch Fällen einer Arseniklösung
mit Schwefelwasserstoff und sorgfältiges Auswaschen bereitet — auf oben
angegebene Weise mit Schwefelsäure und Kochsalz behandelt wurde, gab das Destillat keine
Reaction auf Arsenik. Dagegen enthält der käufliche Schwefelarsenik (Operment) stets
arsenige Säure und liefert daher mit Schwefelsäure und Kochsalz ein arsenikhaltiges
Destillat. Vollkommen rein ausgewaschenes Königsgelb gibt nach dieser Methode keine
Arsenikreaction.