Titel: Beschreibung einiger neuen und einfachen Stereoskope; von Sir David Brewster.
Fundstelle: Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XXII., S. 109
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XXII. Beschreibung einiger neuen und einfachen Stereoskope; von Sir David Brewster. Aus dem Philosophical Magazine, Januar 1852, S. l6. Mit Abbildungen auf Tab. II. Brewster's Stereoskope. I. Das Stereoskop mit Linsengläsern. Dieses Instrument besteht aus zwei Halblinsen, Fig. 14, welche in einem solchen Abstande von einander angeordnet sind, daß jedes Auge die gegenüberliegende Zeichnung durch den Rand der Halblinse oder durch gleichweit von dem Rande entfernte Theile derselben sieht. Der Abstand derjenigen Theile der Linse, durch welche wir sehen, muß dem Abstande der Mittelpunkte der Pupillen, welcher im Durchschnitte 2½ Zoll beträgt, gleich seyn. Die Entfernung beider Linsen von einander sollte sich nach verschiedenen Augen reguliren lassen. Wenn wir auf diese Weise zwei unähnliche Zeichnungen eines Körpers betrachten, so wie er durch jedes Auge für sich betrachtet sich darstellt, so sehen wir eigentlich durch zwei Prismen, welche ein zweites Bild jeder Zeichnung hervorbringen; und wenn diese zweiten Bilder coincidiren, so erblicken wir den Körper, welchen sie repräsentiren. Damit aber die beiden Bilder ohne Anstrengung für das Auge sich vereinigen, ist es nothwendig, daß der Abstand ähnlicher Theile zweier Zeichnungen doppelt so groß als die durch das Prisma bewirkte Trennung sey. Demgemäß messe man die Distanz, bei welcher die Halblinsen die Zeichnungen am deutlichsten erscheinen lassen; dann bestimme man mit Hülfe des einen Auges die Größe der in diesem Abstände hervorgebrachten Brechung, oder die Größe, um welche die eine der Zeichnungen aus ihrer Stelle gerückt erscheint, und bringe die Zeichnungen in eine solche Lage, daß der mittlere Abstand der ähnlichen Theile in jeder derselben gleich dem Doppelten dieser Größe ist. Ist diese Adjustirung nicht genau bewerkstelligt worden, so wird das Auge des Beobachters diesen Fehler selbst corrigiren, indem es ohne Anstrengung die Bilder vereinigt. Sind auf diese Weise die Zeichnungen vereinigt, so erscheint der Körper im Relief stehend. Fig. 15 stellt das Instrument dar, wie es sich für den Gebrauch eignet. A, B, C, D ist ein Gestell von Blech oder Holz, welches aus einer oberen und unteren Platte und zwei Endplatten A, B und C, D besteht. Die Halblinsen sind in der Vorderplatte C, D angeordnet, welche zu diesem Zweck mit einem Einschnitt N, N zur Aufnahme der Nase versehen ist. Die drei unähnlichen Zeichnungen, z. B. C, Fig. 16, werden in das Ende A, B gebracht und durch das an den beiden offenen Seiten A C, B D eindringende Licht beleuchtet. Sind die Zeichnungen transparent, so kann man den Kasten A, B, C, D ganz schließen und das Licht nur bei A, B zulassen. II. Das Stereoskop mit Totalreflexion. Diese Form des Stereoskopes ist sehr interessant und besitzt schätzbare Eigenschaften. Dasselbe erfordert nur ein kleines Prisma und eine einzige Zeichnung des Körpers; die andere mit dieser zu vereinigende Zeichnung wird durch Totalreflexion von der Basis des Prisma's erzeugt. Das Instrument ist in Fig. 17 dargestellt. D ist die Zeichnung eines Kegels, wie er sich, mit dem linken Auge L betrachtet, ausnimmt, und A B C ein Prisma, dessen Basis B C so breit ist, daß das ihr nahe gebrachte Auge die ganze Zeichnung D mittelst Reflexion sieht. Die Winkel A B C und A C B müssen gleich, können jedoch beliebig groß seyn. Auf große Genauigkeit in der Gleichheit der Winkel kommt es indessen nicht an, auch entspricht ein Prisma von der Form B c d C, aus einem Bruchstück dicken Tafelglases geschliffen, dem vorliegenden Zwecke. Man bringt das Prisma a b c, Fig. 18, an einem Ende einer conischen Röhre L D und die Zeichnung D an dem andern Ende derselben in einem Deckel an, welcher gedreht werden kann, so daß die durch den Mittelpunkt der Basis und die Spitze des Kegels gehende Linie m n zu der Verbindungslinie beider Augen parallel ist. Der Beobachter bringt sein Auge in die Lage L und betrachtet das Bild D vermöge der durch die Basis B C oder b c Fig. 17 und 18 bewirkten Totalreflexion, während sein rechtes Auge R Fig. 17 die nämliche Zeichnung direct sieht. Da das erste dieser Bilder, wie alle durch Reflexion entstandenen, das verkehrte des zweiten D ist, so vereinigen wir beide Bilder in einen erhabenen Kegel, oder in einen hohlen, wenn die Zeichnung D um 180° gedreht wird. Wenn das Prisma gut ist, so ist das durch die beiden Brechungen bei B und C und die einmalige Reflexion bei E hervorgebrachte unähnliche Bild genauer, als wenn es von dem geschicktesten Künstler gezeichnet worden wäre; und in dieser Hinsicht besitzt diese Art Stereoskop einen Vortheil denjenigen Apparaten gegenüber, bei welchen zwei künstlich ausgeführte Figuren nothwendig sind. Da in Folge der Reflexion die Länge D B + B E + E C + C L des Strahls ein wenig größer, als die directe Länge D R des Strahls ist, so haben beide vereinigte Bilder nicht absolut genau die gleiche Größe, der Unterschied ist jedoch für das Auge nicht wahrnehmbar. III, Das Stereoskop mit einfachem Prisma. Das in Fig. 19 dargestellte prismatische Stereoskop besteht aus einem einzelnen Prisma P mit einem kleinen brechenden Winkel, welches im Stande ist das Bild der Figur A so zu brechen, daß diese mit der durch das rechte Auge direct gesehenen Figur B vereinigt wird. Die zweite Zeichnung sollte man nahe an der ersten A anbringen, damit sie durch ein Prisma mit dem kleinsten brechenden Winkel vereinigt werden können. Das gebrochene Bild zeigt eine leichte Färbung, ohne daß dieses jedoch der allgemeinen Wirkung Eintrag thut. Das Prisma sollte daher nicht aus Flintglas oder einem sonstigen Glas von starkem Zerstreuungsvermögen angefertigt werden. Jeder kann sich selbst auf eine höchst einfache Weise ein für diesen Versuch geeignetes Prisma verfertigen, indem er zwei Stücke Fensterglas unter einem Winkel zusammenstellt und in den Winkel einen Wassertropfen bringt. Sind die Figuren klein und nahe bei einander, so bringt ein Wasserprisma mit dem geeigneten Winkel kaum eine bemerkbare Färbung hervor. IV. Das einfach-reflectirende Stereoskop. Ein sehr einfaches Stereoskop kann man sich mit Hülfe eines geschwärzten Glasstückes M N Fig. 20 verschaffen. Dieses Glas reflectirt in das linke Auge ein verkehrtes Bild der Figur B, welches in der Richtung L C A gesehen und, mit der direct durch das rechte Auge R betrachteten Fig. A vereinigt, einen erhabenen Kegel gibt. Kehrt man die Figuren A B um, so erscheint der Kegel hohl. Da B C + C L größer als A R ist, so ist das reflectirte Bild von B etwas kleiner als A; der Unterschied ist jedoch zu gering, um einen störenden Einfluß zu haben. Uebrigens können beide Bilder, das directe und das reflectirte, ganz gleich gemacht werden, wenn man B dem Reflector M N näher rückt. Das Ganze kann man in eine conische Röhre mit elliptischem Durchschnitt einschließen. V. Das doppelt-reflectirende Stereoskop. Bei diesem Instrument ist für das rechte Auge noch ein zweiter Reflector M′, N′, Fig. 21, beigegeben. Diese Anordnung hat den Erfolg, daß man gleichzeitig einen erhabenen und einen hohlen Kegel sieht. Das Bild von B wird nämlich durch Reflerion von M N in der Richtung von L C gesehen, und vereinigt sich mit dem durch das rechte Auge direct gesehenen Bilde A zu einem hohlen Kegel, während das durch Reflerion von M′ N′ gesehene Bild A sich mit dem durch das linke Auge gesehenen directen Bilde B vereinigt. Diese Reflectoren können in eine elliptische Röhre gebracht werden, welche in der Nähe des Endes A B mit einer Oeffnung zur Beleuchtung der Figuren versehen ist, oder man kann auch diese Oeffnung weglassen, wenn man die Figuren auf transparentes Papier zeichnet. Sehr schön ist die Wirkung, wenn die Figuren in transparenten Linien auf einen dunkeln Firnißgrund gezeichnet werden. Fig. 22 stellt eine Modification des doppelt-reflectirenden Stereoskopes dar, welche sich von Fig. 21 nur hinsichtlich der Stellung der beiden Reflectoren und der zu vereinigenden Figuren unterscheidet. Die reflectirenden Spiegelflächen sind nämlich nach außen gewendet, und der Erfolg besteht darin, daß sie die nämlichen Figuren, welche der Apparat Fig. 21 in einen erhabenen Kegel vereinigt, in einen hohlen Kegel vereinigen. Diese Stellung der Reflectoren hat den Vorzug, daß die letzteren leichter in eine Röhre eingeschlossen werden können, und daß das Instrument dadurch tragbarer ist.

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