Titel: | Darstellung der Lichtbilder auf mit Collodium überzogenen Platten. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. XVI., S. 65 |
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XVI.
Darstellung der Lichtbilder auf mit Collodium
überzogenen Platten.
Aus dem Technologiste, Febr. 1852, S.
249.
Darstellung der Lichtbilder auf mit Collodium überzogenen
Platten.
Solche Lichtbilder werden in England häufig dargestellt und das hierzu gewöhnlich
dienende Verfahren ist folgendes.
Man bereitet Jodfilber durch Fällen einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd mit
Jodkaliumlösung, wascht den Niederschlag sorgfältig mit Wasser aus, und bringt ihn
dann mit soviel einer gesättigten Jodkaliumlösung zusammen, daß er davon wieder
aufgelöst wird. Von der so erhaltenen Flüssigkeit fügt man nach und nach ein wenig
zu Collodium hinzu und mischt letzteres damit sorgfältig. Nachdem man die Mischung
einige Zeit stehen ließ, ist sie zur Benutzung geeignet.
Man nimmt eine Glasplatte von der erforderlichen Größe, gießt von dem erwähnten
jodhaltigen Collodium darauf, und läßt dasselbe über der ganzen Oberfläche der
Platte durch Neigen derselben sich ausbreiten, worauf man den Ueberschuß an einer
Ecke wieder abfließen läßt. Bei einiger Uebung ist es leicht, auf diese Weise eine
dünne und ganz gleichförmige Collodiumschicht auf der Glasplatte herzustellen. Die
so vorgerichtete Platte wird in eine Lösung von salpetersaurem Silber (30 Gran
Silbersalz in einer Unze Wasser) eingetaucht, bis ihre Oberfläche davon
gleichmäßig benetzt ist, und kann nun in die camera
obscura gebracht werden.
Nachdem die Platte aus der camera genommen ist, wird das
Bild zum Vorschein gebracht, indem man ein wenig von folgender Mischung darauf
gießt:
Pyrogallussäure
3 Gran,
krystallisirbare Essigsäure
1 Quentchen,
Wasser
1 Unze.
Wenn das Bild hinreichend entwickelt ist, wascht man es zuerst mit Wasser, dann
beseitigt man die empfindliche Schicht mit einer concentrirten Auflösung von
unterschwefligsaurem Natron, wascht hierauf wieder mit Wasser, läßt trocknen, und
überzieht das Bild zuletzt mit ein wenig Firniß, damit es nicht abgerieben werden
kann.
Ich will nun meine Abänderungen dieses Verfahrens
beschreiben, wodurch dasselbe vereinfacht wird und überdieß ein besseres Resultat
liefert.
Die erste besteht darin, daß man das Collodium, statt mit einer Lösung von Iodsilber
in Iodkalium, mit einer bloßen Jodkaliumlösung vermischt,
welche ausreicht, um beim Eintauchen der mit Collodium überzogenen Glasplatte in die
salpetersaure Silberlösung eine genügende Menge Iodsilber zu erzeugen.
Das Collodium ist bekanntlich eine Auflösung von Schießbaumwolle in Schwefeläther. Zu
vorliegendem Zweck bereitet man das Collodium am besten, indem man Baumwolle sieben
bis acht Minuten lang in eine Mischung aus gleichen Raumtheilen Kalisalpeter und
englischer Schwefelsäure taucht, sie dann herausnimmt, mit reinem Wasser wäscht und
trocknen läßt.
Um das Collodium zu jodiren, verfährt man einfach folgendermaßen: man versetzt reinen
Schwefeläther mit beiläufig ⅛ seines Volums Alkohol und etwas Iodkalium (4
bis 5 Gran auf eine Unze Aether), endlich mit der präparirten Baumwolle. Man
schüttelt das Ganze einige Zeit lang sorgfältig durcheinander und läßt es dann sich
absetzen, worauf es zur Anwendung fertig ist.
Bei der Bereitung des Collodiums für photographische Zwecke scheint der Zusatz von
Alkohol zum Aether nothwendig zu seyn, denn wenn man reinen Aether anwendet, so wird die Schicht von Iodsilber, die beim
Eintauchen in die Silberlösung entsteht, zu schwach. Man darf aber auch nicht zu
viel Alkohol nehmen, weil sonst die Collodiumschicht zu undurchsichtig wird und sich dem
Eindringen des Lichts widersetzt. Andererseits darf man die empfindliche
Iodsilberschicht nicht zu stark werden lassen, weil sonst das Bild nicht kräftig
ausfällt. Die geeignete Dicke der Schicht, welche zwischen den erwähnten äußersten
Fällen die Mitte hält, läßt sich daher nur durch Probiren ermitteln.
Da ich mir nicht immer reinen Aether verschaffen konnte, welcher oft einen
beträchtlichen Antheil Alkohol enthält, so war ich gezwungen folgendes Verfahren zur
Bereitung des jodhaltigen Collodiums anzunehmen. Man fügt zu einer Unze Aether 5 bis
6 Gran Iodkalium und schüttelt ihn einige Zeit damit, läßt absetzen, decantirt den
jodhaltigen Aether und versetzt ihn so lange mit ein wenig Schießbaumwolle, bis man
ein Collodium von der geeigneten Consistenz erhalten hat. Alsdann bereitet man eine
Auflösung von Iodkalium in Alkohol und vermischt dieselbe mit dem jodhaltigen
Collodium in solchem Verhältniß, daß, wenn man mit dieser Mischung eine Glasplatte
überzieht und diese dann in die Silberlösung taucht, eine Iodsilberschicht von
genügender Stärke gebildet wird. Diese Schicht muß ein milchiges Ansehen haben und
dabei sehr durchsichtig seyn. Durch dieses Mittel gelang es mir mein Collodium mit
Leichtigkeit zu modificiren, um Schichten von allen Dicken zu erhalten.
Meine zweite Abänderung bezieht sich auf die Bereitung der Mischung zum Hervorrufen
des Bildes. Man empfahl dazu die Pyrogallussäure, welcher man Essigsäure zusetzt, um
zu verhindern daß die Pyrogallussäure die nicht vom Licht afficirten Stellen
angreift. Die meisten anderen Säuren theilen diese Eigenschaft mit der Essigsäure,
aber mittelst letzterer konnte ich nie reine Lichter erhalten. Dieser Umstand
veranlaßte mich die anderen Säuren zu versuchen, wobei ich fand, daß die
Salpetersäure dem Zweck entspricht. Nun entstand aber die Schwierigkeit, die
passenden Mengenverhältnisse der Pyrogallussäure und Salpetersäure zu treffen, was
mich veranlaßte ein anderes bekanntes Mittel zum Hervorrufen des Bildes zu
versuchen, nämlich das schwefelsaure Eisenoxydul, womit ich ein vollkommen
zufriedenstellendes Resultat erhielt, indem ich folgende Lösung anwandte:
Eisenvitriol
12 Gran,
Salpetersäure
1 bis 2 Tropfen.
Wasser
1 Unze.
Die Verhältnisse dieser Stoffe können auch ohne Nachtheil etwas anders genommen
werden; sollten die dunkeln Theile des Bildes in Folge zu geringer Concentration
der Salpetersäure nicht gut ausfallen, so vergrößert man den Zusatz der
Salpetersäure. Bei gehörigem Verfahren erhält man Bilder von großer Schönheit, bei
denen die Lichter ein metallisches silberähnliches Ansehen haben.