Titel: | Hastie's einseitig wirkende Dampfmaschine, bei welcher die rückgängige Bewegung des Kolbens durch sein eigenes Gewicht hervorgebracht wird. |
Fundstelle: | Band 124, Jahrgang 1852, Nr. II., S. 3 |
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II.
Hastie's einseitig wirkende Dampfmaschine, bei
welcher die rückgängige Bewegung des Kolbens durch sein eigenes Gewicht hervorgebracht
wird.
Aus dem Practical Mechanic's Journal, Dec. 1851, S.
196.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Hastie's einseitig wirkende Dampfmaschine.
Das Bestreben, welches sich in neuerer Zeit kundgibt, die Dampfkraft auch für landwirthschaftliche Zwecke einzuführen, und ihre
zunehmende Anwendung in den Fällen, wo nur geringe Kraft nothwendig ist, veranlaßte
die Maschinenfabrikanten, den Bau wohlfeiler, einfacher Maschinen zu versuchen,
welche keiner besonderen Fundamentirung bedürfen, regelmäßig gehen, einen gehörigen
Nutzeffect geben, und deren erste Anschaffungskosten so gering sind, daß sie der
Landwirth und kleine Fabrikant oder Gewerbsmann erschwingen kann.
Eine solche wohlfeile und nützliche Maschine wurde in der neueren Zeit von Hrn. John
Hastie ausgeführt; die Abbildungen stellen zwei
vollständige Ansichten derselben dar. Fig. 15 ist ein
Durchschnitt der Maschine in der Richtung der Schwungradachse, und Fig. 16 ein verticaler,
rechtwinkelig zum ersten genommener Durchschnitt durch die Mitte des Cylinders und
Deckels, wobei das dahinter liegende Schwungrad noch zu sehen ist.
Die Maschine ist, wie beim atmosphärischen Princip, einseitig wirkend; der Cylinder
A ist oben offen, und über der Stelle, bis zu
welcher sich der Kolben erhebt, erweitert gegossen. An den Kolben B ist oben ein beträchtliches Gewicht angegossen,
welches den Zweck hat, beim Abwärtsgehen des Kolbens, und während der Dampf aus dem
untern Theile des Cylinders abgelassen wird, dem Schwungrad einen Impuls zu geben.
Mitten auf der oberen Seite des an den Kolben angegossenen Gewichts befindet sich
eine conische Vertiefung in demselben, durch deren Grund eine Schraube geht, die
oben mit einem Auge versehen ist, durch welches die Verbindung mit dem untern Ende
der direct wirkenden Zugstange C hergestellt wird,
welche hier die Stelle von Kolben- und Bleuelstange zugleich vertritt, wie
bei den Maschinen von Humphrey und Penn. Die über dem Cylinder besindliche Kurbelachse liegt mit ihren
beiden Enden in Lagern D, welche an den erweiterten
Theil des Cylinders einander gegenüber angegossen sind. Letzterer ist sammt der
Kurbel durch einen halbkugelförmigen Deckel E bedeckt.
Auf den über das Lager vorstehenden Theil der Achse ist auf der einen Seite das
Schwungrad F aufgesteckt, auf der andern dagegen das
Zahnrad G, so daß sich diese beiden nahezu das
Gleichgewicht halten. Der einfache Dampfschieber, durch welchen der Dampf unter den
Kolben und von demselben weggeleitet wird, ist an der Seite des Cylinders und nahe
an seinem Boden angebracht. Er wird auf die einfachste Weise durch einen kurzen
Zapfen H bewegt, welcher excentrisch in dem Achsenende
oder dem Schwungrade befestigt ist. Von diesem Zapfen aus geht eine kurze Zugstange
abwärts, die unten mit einem Querstücke versehen ist. An den einen Arm desselben I ist die Schieberspindel, an den andern dagegen K die Kolbenstange der Speisepumpe angehängt, die
gleichzeitig mit dem Schieber geht. Der Regulator liegt auf der entgegengesetzten
Seite des Cylinders, und wird durch ein Paar kleiner conischer Räder von der
Schwungradachse aus getrieben.
Die Zeichnung (im sechzehnten Theil der natürlichen Größe) ist die einer Maschine von
sechs Pferdekräften, welche auf der Insel Islay aufgestellt ist, und eine
Dreschmühle treibt. Der Cylinder hat 12 Zoll Durchmesser, und der Kolben eine Höhe
von 12 Zoll. Die Maschine ist für einen Dampfdruck von 25 bis 30 Pfd. bestimmt, und
macht in der Minute 110 Umdrehungen. Das Gewicht des Kolbens mit der Zugstange
beträgt 3 Cntr. und dasjenige des Schwungrades 10 Cntr. Die Kosten für Brennmaterial
berechnet Hr. Hastie zu 1½ Pence (4½
Kreuzer) stündlich, und die ersten Anschaffungskosten der Maschine sind um ein
Drittheil geringer als bei einer gewöhnlichen Maschine.
Die neue Anordnung Hastie's hat das Verdienst großer
Einfachheit und Leichtigkeit in der Behandlung; die Maschine ist ganz symmetrisch
und arbeitet mit großer Regelmäßigkeit, da das Gewicht des Kolbens so bestimmt ist,
daß er, während der Dampf aus dem unteren Cylinderraum ausströmt, denselben Effect
hervorbringt wie der Dampf beim Heben des Kolbens.