Titel: | Beschreibung einer Pumpe ohne Ventile und Kolben, welche von Hrn. A. de Caligny an mehreren Orten mit Nutzen angewandt wurde. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXXVIII., S. 416 |
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LXXVIII.
Beschreibung einer Pumpe ohne Ventile und Kolben,
welche von Hrn. A. de
Caligny an mehreren Orten mit Nutzen angewandt wurde.
Aus den Comptes rendus, Januar 1852, Nr.
1.
Caligny's Pumpe ohne Ventil und Kolben.
Jedermann weiß, daß wenn man einen gewöhnlichen Trichter, seine große Mündung nach
unten gelehrt, rasch in ein mit Wasser gefülltes Gefäß taucht, ein Wasserstrahl aus
der oberen Trichtermündung in die Höhe springt. Man hatte jedoch noch nicht bemerkt,
daß wenn man den eingetauchten Trichter, dessen große Basis immer nach unten zu
gerichtet bleibt, plötzlich in die Höhe hebt, sich im Innern desselben der
Wasserspiegel tiefer stellt als außerhalb, und daß hierauf ein kräftigeres
Aufsteigen des Wassers erfolgt als beim bloßen Eintauchen des Trichters, wenigstens
bei einer gewissen Form desselben.
Ich theilte im Jahre 1840 der Société
philomatique dieses Princip mit, welches ich nun im Großen angewandt habe,
und zwar auf eine sehr einfache Weise.
Eine cylindrische Röhre von 2 Meter Länge und 8,75 Centimeter Durchmesser ist an die
kleine Basis einer conischen (ungefähr eben so langen) Röhre gelöthet, deren größte
untere Basis 25 Centim. Durchmesser hat. Diese beiden Röhren, welche eine und
dieselbe geometrische Achse haben, bilden so zu sagen Ein Stück, und sind aus
Zinkblech Nr. 13 (des franz. Blechmaaßes) gefertigt. In den cylindrischen Theil ist
oben ein Oehr gelöthet, an welches eine Schnur angebunden ist, und derselbe geht
leicht durch eine zweite Röhre, die mitten auf dem Boden eines Gefäßes befestigt
ist, welches das in die Höhe gehobene Wasser aufnimmt. Die genannte zweite Röhre
dient der beweglichen als Führung, und verhindert, daß das in den Behälter
emporgehobene Wasser dem Trichter entlang zurückfällt. Die an letzteren befestigte
Schnur ist an daS eine Ende eines Hebels angehängt, dessen anderes Ende durch einen
Mann, wie bei einer gewöhnlichen Pumpe, in Bewegung gesetzt wird. Hebt man den
Trichter in die Höhe, so will sich ein ringförmiger conischer leerer Raum bilden,
woher es kommt, daß das Wasser im Trichter sinkt. Auf dieses Sinken des Wassers
folgt ein Aufsteigen desselben über den Spiegel des Behälters, in welchem sich der
Trichter befindet. Ist der Trichter einmal mit Wasser gefüllt, und wird derselbe noch weiter in
die Höhe gehoben, so wirkt er auf das in Bewegung versetzte Wasser wie der Kolben
einer Saugpumpe. Beim Umwenden der Trichterbewegung springt dann, Während der Motor
nicht mehr thätig ist, der Wasserstrahl aus der obern Mündung. Hört man das Wasser
in das Auffanggefäß fallen, so ist dieß ein Zeichen, daß man den Trichter seiner
eigenen Schwere überlassen und sinken lassen muß, worauf aufs Neue die Wassersäule
oscillirt etc.
Bei den angegebenen Dimensionen des Apparates sind 30 Hube in der Minute nöthig;
diese Zahl verändert sich aber mit der Größe desselben.
Will man das Wasser höher heben, als auf diejenige Höhe, für welche die Vorrichtung
bestimmt ist, so zertheilt sich der ausgeworfene Wasserstrahl bedeutend, was auf
Kraftverlust schließen läßt, und das Wasser springt wenigstens zum Theil höher als
es nöthig ist. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, verminderte ich den Winkel der
conischen Röhre, und verlängerte diesen Röhrentheil ungefähr um die Hälfte; ich
erreichte aber nicht viel bessere Resultate, da der Wasserstrahl auch nicht
geschlossen blieb, und eine viel größere Tiefe der Cisterne, aus welcher das Wasser
gehoben werden sollte, nöthig wurde.
Hebt man das Wasser nur 1 1/2 bis 2 Meter hoch, so ist der Wasserstrahl sehr wenig
getheilt, und unter 1 1/2 Meter Höhe ist eine Trennung desselben kaum mehr zu
bemerken. Es ist übrigens leicht einzusehen, daß dieß vom Verhältnisse der
Röhrenlänge zum Durchmesser derselben abhängig ist.
Die Modelle, mit welchen ich die Versuche anstellte, sind nicht so groß, daß sie eine
Mannskraft zur Bewegung in Anspruch nehmen, und können leicht von einem Kinde in
Thätigkeit versetzt werden.
Die Wohlfeilheit des Apparates, seine leichte Ausführbarkeit, sowie der Umstand, daß
weder Kolben noch Ventile ihre Dienste versagen können, da dieselben nicht nöthig
sind, möchten Gründe genug zur häufigen Anwendung desselben seyn, besonders da, wo
unreine Flüssigkeiten zu heben sind.
Durch praktische Versuche wird man leicht noch auf allerhand Verbesserungen
kommen.