Titel: | Verfahren zur Bereitung des Ciders (Aepfelweins); von G. Du Tays. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LXIX., S. 382 |
Download: | XML |
LXIX.
Verfahren zur Bereitung des Ciders (Aepfelweins);
von G. Du
Tays.
Aus dem Moniteur industriel, 1851, Nr.
1607.
Du Tays' Verfahren zur Bereitung des Ciders.
Folgendes Verfahren der Ciderbereitung wird seit zehn Jahren mit dem besten Erfolg
angewendet. Ungefähr 1 1/2 Monate lang vor der Aepfelernte werden nach 2, 3 bis 4
Tagen die von selbst abfallenden Aepfel immer aufgelesen und in einen besondern
Haufen gelegt, aus welchem man fast unmittelbar einen sehr mittelmäßigen Aepfelwein
(Cider von abgefallenen Aepfeln, c. de tombage genannt)
bereitet.
Im Laufe des Octobers schreitet man zur Aepfelernte, indem man die Bäume zuerst
schüttelt und die daran verbliebenen Aepfel durch Anstoßen mit einer Stange
herunterschlägt. Diese Aepfel werden nun in einem der Kelter nahe gelegenen Hof an
freier Luft in lange Haufen von conischer Form gelegt, und zwar auf einer Schicht
Stroh, damit sie die Erde nicht unmittelbar berühren. Man richtet sich mit der Ernte
nach der Reihenfolge, in welcher die verschiedenen Aepfelsorten reif werden.
Man läßt die Aepfel so in Haufen liegen, bis eine gute Anzahl derselben durch die
eingetretene Fäulniß einen hinreichenden Grad von Reife anzeigt. Man beobachtet
zweierlei Arten von Fäulniß, deren eine ich die gelbe, die andere die schwarze nennen will.
Letztere ist eine vollkommene Fäulniß und die davon befallenen Aepfel müssen
sorgfältig beseitigt werden; man erkennt sie an dem sie oft begleitenden äußern
Schimmel der Aepfel, an der vollständigen Zersetzung der Frucht, am faulen Geruch,
endlich an der schwarzen Farbe der Aepfel. Bei der ersteren Fäulniß behält die
Frucht ein gelbes Auge, welches man erkennt, wenn man sie öffnet; sie bleibt
schwammig, ist niemals schimmlig und ihr Saft riecht nie unangenehm. Durch Uebung
lernt man bald alle nöthigen Beobachtungen machen. Uebrigens tritt bei den an freier
Luft aufgehäuften Aepfeln die zweite Fäulniß selten ein; viel mehr Schaden stiftet
sie unter Schuppen und an geschlossenen Orten. In Folge von Regen und Frost ist für
die Aepfel nichts zu befürchten; nur muß man sie, wenn man Schnee befürchtet, mit
langem Stroh zudecken, da die Berührung des Schnees der Güte des Ciders schadet.
Hat man die Reife der Aepfel einmal erkannt, so bringt man sie zur Kelter. Sie werden
zuvörderst mittelst eines Mahlsteins oder zweier gezahnten Cylinder zerrieben.
Hierauf werden sie in ein großes Gefäß, z.B. eine Charrière'sche Kufe,
eingedrückt, worin man sie 24 Stunden läßt. Hier erweichen sie vollständig,
verwandeln sich durch eine anfangende Gährung in einen Teig und können dann leichter
ausgepreßt werden, was 24 Stunden nach ihrem Einstampfen geschieht. Den von der
Presse ablaufenden Saft gießt man durch ein Haarsieb in starke Fässer. Das volle Faß
wird gut verspundet und in den Keller gerollt. Sobald es sich auf dem Lager
befindet, bohrt man mittelst eines mäßig großen Zapfenbohrers neben den Spund ein
kleines Loch hinein, in welches man einen Büschel Roggenstroh, die Aehre nach oben
steckt. Diesen Büschel setzt man alle 3–4 Tage in Bewegung, indem man ihn ein
wenig herauszieht und mehrmals nach einander wieder hineinstößt; dieß reicht hin, um
das Gas zu entwickeln, welches sonst das Faß zersprengen könnte. Mehr Luft würde den
Aepfelwein verderben, indem ein Theil seines Geistes verdunsten würde.
Beiläufig zwei Monate nach seiner Bereitung zieht man den Aepfelwein ab, nämlich
nachdem er klar geworden ist. Er wird neuerdings gut verspundet und ist dann
fertig.
Um moussirenden Aepfelwein zu erhalten, muß er vor Ende Februars in Flaschen
abgezogen werden; je früher dieß geschieht, desto sicherer wird er recht moussirend.
Nach dem Monat März moussirt der in Flaschen abgezogene Aepfelwein nicht mehr; er
behält aber lange Zeit
seine Süße und ist später noch gut trinkbar, während derjenige, welcher in den
Fässern verblieb, sich kaum über 18 Monate gut erhält.