Titel: | Neues photographisches Verfahren; von C. J. Müller. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. LIV., S. 313 |
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LIV.
Neues photographisches Verfahren; von C. J. Müller.
Aus der Chemical Gazette, Decbr. 1851, Nr.
219.
Müller's photographisches Verfahren.
Folgendes photographische Verfahren wurde uns von Hrn. C. J. Müller zu Patna in Ostindien mitgetheilt.
Wir haben es durch einen erfahrenen Photographen prüfen lassen, welcher fand, daß es
im Vergleich mit den bekannten Methoden viele Vortheile gewährt, dabei in allen
Einzelnheiten leicht ausführbar und sicher in den Resultaten ist. Wir theilen es mit
des Erfinders eigenen Worten mit:
„Man macht eine Auflösung von hydriodsaurem Eisenoxydul im Verhältniß von
8 oder 10 Gran Eisenjodür auf 1 Unze Wasser. Diese Auflösung bereite ich auf
gewöhnliche Art mit Jod, Eisendrehspänen und Wasser. Das für Lichtbilder
gebräuchliche Papier wird auf einer Seite mit einer Auflösung von salpetersaurem
Blei getränkt (15 Gran dieses Salzes auf 1 Unze Wasser). Nach dem Trocknen wird
dieses Papier jodirt, indem man es entweder vollständig in die Auslösung des
hydriodsauren Eisenoxyduls taucht, oder die mit dem Bleisalz überzogene
Oberfläche desselben auf der Eisensalzlösung schwimmen läßt. Nach Verfluß von
1–2 Minuten wird das Papier weggenommen und mit Fließpapier schwach
getrocknet. Das so behandelte Papier enthält nun Jodblei und salpetersaures
Eisenoxydul. Während es noch feucht ist, macht man es durch eine Auflösung von
salpetersaurem Silber (100 Gran Silbersalz auf 1 Unze Wasser) empfindlich, und
bringt es in die camera. Nach einer Exposition von
der Dauer wie sie in der Regel für Talbot's Papier erforderlich ist, kann man es in ein dunkles
Zimmer herausnehmen. Wenn das Bild nicht schon zum Vorschein gekommen ist, wird
es schnell mit großer Stärke und ausgezeichneter Schärfe ohne alle weitere Behandlung erscheinen. Der gelbe Ton der Lichter
läßt sich durch ein wenig unterschwefligsaures Natron beseitigen, obgleich
bloßes Waschen in Wasser zum Fixiren des Bildes hinzureichen scheint.
Man kann das salpetersaure Blei auch weglassen, und ein bloß mit der Auflösung
von hydriodsaurem Eisenoxydul behandeltes Papier anwenden, indem man dem
salpetersauren Silber Essigsäure zusetzt, wodurch das Papier empfindlicher wird.
– Das Bleisalz ertheilt jedoch dem Bild eine eigenthümliche Wärme. Der
rothe Ton, welchen das Bleisalz erzeugt, läßt sich durch Anwendung einer
verdünnten Auflösung von Eisenvitriol in einen schwarzen umändern; durch den
Eisenvitriol kann in der That das latente Bild sehr schnell entwickelt werden.
Nach dem Jodiren läßt sich jedoch das Papier nicht aufbewahren.“
Da das Jodblei in salpetersaurem Silber vollkommen auflöslich ist, so vermuthet Hr.
Müller, daß es den
Photographen eine schätzbare Flüssigkeit liefern dürfte, welche sich jeden
Augenblick anwenden ließe.
Dieses Verfahren ist auch bei dem mit Eiweiß überzogenen Glase vollkommen
anwendbar.