Titel: | Apparat zum Messen unzugänglicher Distanzen, von M. Groetaers, Capitän im belgischen Geniecorps. |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XLVII., S. 282 |
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XLVII.
Apparat zum Messen unzugänglicher Distanzen, von
M. Groetaers,
Capitän im belgischen Geniecorps.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Sept. 1851, S. 503.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Groetaers' Apparat zum Messen unzugänglicher Distanzen.
Ein bekanntes Verfahren, mit Hülfe der Kreuzscheibe die unzugängliche Distanz eines
Objectes von dem Orte wo man sich befindet, zu bestimmen, besteht darin, daß man
zunächst auf dem Terrain eine Senkrechte zur Richtung dieses Objectes zieht. Dann
begibt man sich nach irgend einer bekannten Stelle dieses Perpendikels, von wo aus
man das Object sehen kann, steckt eine Senkrechte zu dieser neuen Richtung ab, und
mißt endlich den Abstand des ersten Punktes der Station von dem Durchschnitt dieser
zweiten Senkrechten mit der ersten Richtung des Objectes. Diese Operationen reichen
hin, um die gesuchte Entfernung zu berechnen; denn man erhält neben einander zwei
rechtwinkelige ähnliche Dreiecke, das eine vor, das andere hinter der Standlinie,
aus denen durch eine einfache Proportion diese Entfernung gefunden wird.
Der Apparat des Hrn. Groetaers
löst diese Aufgabe mit Hülfe zweier Reflexions-Winkelmesser, welche
gleichzeitig von zwei Beobachtern gehandhabt werden, von denen der eine an der
ersten, der andere an der zweiten Station sich aufstellt. Eine 20 Meter lange Schnur
verbindet beide Instrumente und dient dazu, dieselben während der ganzen Dauer der
Beobachtung in dieser Entfernung zu erhalten, vorausgesetzt, daß sie gehörig
ausgespannt ist. Das Instrument des ersten Beobachters ist mit einer Schiene
versehen, welche sich in der Richtungslinie des Objectes von selbst horizontal
stellt, wenn dieses durch Reflexion gesehen wird. Nun läßt dieser Beobachter den
andern sich in die zu der Richtung des Objectes senkrechte Linie stellen. Die
letztere wird durch die gerade Linie bestimmt, welche durch das Bild dieses Objectes
im Spiegel und durch das kleine runde Loch geht, welches in eine als Ocular dienende
Platte gebohrt ist. Damit die Einnahme dieser Stellung mit Genauigkeit vor sich
gehe, nimmt das Instrument des zweiten Beobachters die Mitte eines zweifarbigen
Visirs ein, dessen Farben in der Verticalachse des Instrumentes selbst sich
vereinigen.
Nachdem die Verbindungsschnur der beiden Instrumente durch den zweiten Beobachter
gehörig angespannt worden ist, visirt dieser direct nach dem Object dessen Distanz
ermittelt werden soll, und wartet, bis das Bild eines Visirs, welches der erste
Beobachter, während er das nämliche Object mittelst Reflexion visirt, langsam auf
der Schiene seines Winkelmessers hingleiten läßt, in dem Spiegel des seinigen
erscheint. Da das Signal in dem Momente hervorgebracht wird, wo das Bild der
verticalen Trennungslinie der Farben des beweglichen Visirs sich in der nämlichen
Richtung wie das Object befindet, so ist die Operation vollendet, wenn der zweite
Beobachter nicht aus der Richtung gekommen ist, in welche er gestellt wurde. Ist
dieses der Fall, so braucht man nur auf einer leicht zu berechnenden, auf der
Schiene gravirten Scala die Zahl abzulesen, welche die gesuchte Distanz in Metern
ausdrückt.
Fig. 36
stellt den Apparat in der Seitenansicht,
Fig. 37 im
Grundrisse dar.
Fig. 38 zeigt
die Spiegelkreuzscheibe in der vorderen,
Fig. 39 in
der hinteren Ansicht.
Fig. 40 ist
ein Verticaldurchschnitt der an die horizontale Schiene befestigten
Spiegelkreuzscheibe;
Fig. 41 ein
Horizontaldurchschnitt,
Fig. 42 ein
anderer Horizontaldurchschnitt derselben,
Fig. 43 das
aus zwei grellen Farben bestehende Visir.
In sämmtlichen Figuren sind gleiche Gegenstände mit gleichen Buchstaben
bezeichnet.
a ist die Spiegelkreuzscheibe, welche in eine kupferne
Büchse eingeschlossen und an die mit der Eintheilung versehene Horizontalschiene b befestigt ist;
c eine zweite mit einem Visir d versehene Spiegelkreuzscheibe;
e Spiegel, welche unter bestimmten Winkeln in dem
Instrumente angeordnet sind;
f eine unter dem Instrumente angebrachte Rolle, auf
welche die Schnur g gewickelt ist;
h, Fig. 39, ein kleiner
Haken, woran das andere Ende der Schnur befestigt wird.
i ein an der Rolle befestigter Kurbelgriff, mit dessen
Hülfe man die Schnur aufwickelt;
k die Handhabe des Instrumentes;
l eine als Ocular dienende und daher mit einem Loch
versehene Platte.
Um nun die Distanz des zugänglichen Punktes A, Fig. 44, von
dem unzugänglichen Punkte x zu messen, stellt sich ein
mit dem Apparat Fig. 36 versehener Beobachter in den Punkt A,
indem er das Instrument mittelst der Handhabe k in seine
linke Hand nimmt, und zwar so, daß die Schiene b nach
der Verlängerung AC der Linie xA gerichtet ist. Nun wickelt ein zweiter mit dem
Apparat Fig.
38 ausgerüsteter Beobachter die Schnur g von
der Rolle f ab, und befestigt, nachdem er sie gespannt
hat, ihr Ende an den kleinen Haken h; dann stellt er
sich in den Punkt B in einer zu Ax perpendiculären Richtung AB, wobei er Sorge trägt, die Schnur stets
gespannt zu halten.
In dieser Stellung blicken beide Beobachter durch die Oculare ihrer Apparate und
bewegen sie langsam, bis jeder die Linie des Visirs des andern Beobachters in dem
unbelegten Theil des Spiegels seines eigenen Apparates erblickt, zugleich aber durch
Reflexion und mit dieser Linie coincidirend das unzugängliche Object x wahrnimmt. Damit diese Coincidenz gleichzeitig
stattfinden kann, läßt der Beobachter in A mit der
rechten Hand das Visir d seines Apparates längs der
Schiene b hingleiten. Der Punkt nun, wo dieses Visir in
dem Momente der Coincidenz stehen bleibt, gibt vermittelst der Eintheilung der
Schiene die unbekannte Distanz Ax in Metern
an.
Nach vollendeter Beobachtung schraubt man, um die Schnur wieder an ihren Ort zu
bringen, die Handhabe k des Apparates Fig. 36 locker und setzt
die Rolle f mit Hülfe des Kurbelgriffes i in Umdrehung, wobei man dem andern Beobachter
empfiehlt, die Schnur fortwährend gespannt zu halten, bis sie ganz aufgewickelt
ist.