Titel: | Beschreibung einer in der mechanischen Werkstätte der Augsburger polytechnischen Schule ausgeführten Stemmmaschine für Tischler; von C. Walther. |
Autor: | C. Walther |
Fundstelle: | Band 123, Jahrgang 1852, Nr. XV., S. 81 |
Download: | XML |
XV.
Beschreibung einer in der mechanischen Werkstätte
der Augsburger polytechnischen Schule ausgeführten Stemmmaschine für Tischler; von
C. Walther.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Walther's Beschreibung einer Stemmmaschine für
Tischler.
Hr. Furneß in Liverpool hatte auf die Londoner Industrie-Ausstellung mehrere sinnreiche
Maschinen zum Bearbeiten von Holz geliefert, unter welchen sich besonders eine für
unsere Verhältnisse eignen möchte, da sie keine besondere Triebkraft erfordert,
sondern durch den Fuß des Arbeiters in Bewegung gesetzt wird, ferner nicht
kostspielig ist, aber dennoch sehr schnell arbeitet, und zwar mit einer Richtigkeit
und Genauigkeit, wie sie von Hand nie zu erreichen ist.
Um solche zweckmäßige Maschinen auch bei uns einzuführen, und von deren Wirksamkeit
Jeden überzeugen zu können, der sich für die Sache interessirt, war es nach meiner
Rückkehr von London eine meiner ersten Arbeiten, die Zeichnung einer solchen
Maschine anzufertigen und dieselbe ausführen zu lassen. Bei dem Entwurfe nahm ich
vorzüglich darauf Rücksicht, daß die Maschine so wohlfeil als möglich zu stehen
kommen sollte, damit sie auch dem unbemittelten Tischler zugänglich wird, und
Metallarbeiten wurden, wo es immer möglich war, an derselben vermieden, so daß die
Hauptbestandtheile von jedem Tischler selbst gefertigt werden können.
Fig. 15 ist
eine Seitenansicht, Fig. 16 eine Vorderansicht und Fig. 17 ein Grundriß der
Maschine, im zwölften Theile der natürlichen Größe gezeichnet. Fig. 18 ist der Kopf des
Meißelträgers; Fig.
19 ein Meißel zum Stemmen, und Fig. 20 ein Meißel,
mittelst dessen Holznägel gemacht werden. Der Deutlichkeit wegen sind die letzten
drei Figuren im vierten Theile der natürlichen Größe dargestellt.
Ein verticaler hölzerner Nahmen A, A, A, welcher unten
mit Querhölzern B, B versehen ist, die als Fuß dienen,
bildet das Hauptgestell der Maschine. C ist ein an die
vordere Gestellsäule angeschraubtes starkes Holzstück, das nach Bedürfniß höher oder
tiefer, horizontal oder schräge gestellt werden kann, und welches den Tisch bildet,
auf den das zu durchstemmende Holz gelegt wird. Der Arbeiter steht vor demselben,
drückt es mit beiden Händen gegen die Rückwand D, welche
aus einem mit Einschiebleisten versehenen, in die Gestellsäule eingelassenen Brette
besteht, und tritt mit einem Fuße auf das Trittbrett E.
Letzteres bildet das Ende eines aus zwei Latten bestehenden, außen an den
Gestellsäulen vorbeigehenden einarmigen Hebels F,
welcher sich um einen in die hintere Gestellsäule eingeschlagenen eisernen Zapfen
G drehen kann. Die Bewegung des Hebels F wird durch einen aus Stangendraht gebogenen Bügel H, der die Stelle einer Verbindungsstange vertritt, auf
den Hebel I übertragen, welcher seine Drehungsachse in
der vorderen Gestellsäule hat. Dieser Hebel ist ebenfalls aus Holz, aber an beiden
Seiten mit Blech belegt, weil der starken Schweifung wegen das Holz allein nicht
mehr die gehörige Festigkeit hätte. Sowohl die untere Seite des Hebels F, als auch die obere des Hebels I ist mit mehreren halbcylindrischen Einschnitten versehen, in welche nach
Belieben der Bügel H eingehängt werden kann, je nachdem
man bei gleicher Hubhöhe des Trittbrettes E dem Hebel
I eine größere oder kleinere Bewegung ertheilen
will. Ein dem mit H bezeichneten ähnlicher Bügel K stellt die Verbindung zwischen dem Hebel I und dem ebenfalls als Hebel dienenden Bohlenstück L her. Letzteres hat keinen festen Drehungspunkt,
sondern liegt auf der Oberfläche der Rolle M auf, da
sich sein vorderes Ende, an welches der Meißelhälter N
angehängt ist, in einer geraden Linie bewegen muß. Diese Bewegung kann ebenfalls
durch Verhängen des Bügels K größer oder kleiner gemacht
werden. Der Meißelhälter N besteht aus einem
schmiedeisernen Cylinder, welcher unten mit einer conischen Oeffnung zur Aufnahme
des Meißels versehen ist. Dieser wird durch eine kleine Stellschraube an Ort und
Stelle erhalten, und um denselben nach dem Gebrauche leicht wieder aus dem
Meißelhälter herausbringen zu können, befindet sich über dem Grunde der conischen
Bohrung ein quer durch den Cylinder hindurchgehender Schlitz O, in welchen ein Keil gesteckt wird, der auf die obere ebene Fläche des
Meißels wirkt. Der Meißelhälter steckt mit seinem oberen Ende in einer cylindrischen
Hülse P, die in Fig. 18 in größerem
Maaßstabe gezeichnet ist, und wird in derselben durch zwei Stifte Q festgehalten, welche senkrecht zur Cylinderachse
stehen, und halb in der Hülse, halb in zwei Ruthen liegen, die aus dem Meißelhälter ausgedreht
sind. Auf diese Weise läßt sich letzterer in der Hülse wohl drehen, bleibt aber in
derselben beständig hängen. Eine Feder R, welche außen
auf die Hülse oder den Meißelhälterkopf aufgeschraubt ist, trägt unten einen Stift
S. Dieser tritt durch die Hülsenwand hindurch, und
in eine im Cylinder angebrachte Vertiefung, so daß wenn der Stift in dieselbe
eingeschnappt ist, das Drehen des Meißelhälters unmöglich ist. Solche Vertiefungen
sind zwei auf dem Cylinder angebracht, und sie liegen einander diametral gegenüber.
Will man deßhalb den Meißel oder das Stemmeisen drehen, um auch die der ersten
vollendeten Seite gegenüberliegende Seite des zu stemmenden Loches fertig zu machen,
so hebt man nur die Feder R auf, ergreift den am
Meißelhälter vorstehenden Griff T, und dreht denselben,
bis der Federstift in die zweite Oeffnung eingeschnappt ist. Das Stemmeisen ist dann
um 180° gedreht, und seine Schneide steht wieder rechtwinkelig zur Rückwand
D, also auch rechtwinkelig zur Seite des an die
Rückwand angelegten Holzstückes. Da das Bohlenstück L
seine Lage beständig ändert, der Meißelhälterkopf sich aber immer nur geradlinig
bewegen kann, so ist oben an dem letztern eine horizontale Achse U angebracht, deren über die Hülse vorstehende Enden in
hölzernen Lagern V liegen, die zugleich den Zweck haben,
den Meißelhälterkopf sammt Zubehör an das Stück L
beständig angehängt zu erhalten. Eine starke aus hölzernen Schienen zusammengesetzte
Feder W ist durch einen Riemen mit dem vorderen Ende des
Bohlenstückes L verbunden, und zieht dasselbe mit den
angehängten Hebeln I und F
und dem Meißelhälter N beständig in die Höhe, so daß
beim Entfernen des Fußes von dem Trittbrette sich nicht bloß dieses erhebt, sondern
auch der Meißel aus dem Holze herausgezogen wird, in welches er durch den Tritt des
Fußes eingetrieben wurde.
Damit man den zu stemmenden Löchern jede beliebige Entfernung von der Rückwand D, oder von der Außenseite des auf den Tisch gelegten
Holzes geben kann, muß sich auch der Meißel in eine beliebige Entfernung von dieser
Rückwand bringen lassen. Zu diesem Zwecke ist der als Führung für den Meißelhälter
dienende Holzrahmen X durch das Hauptgestell A hindurch verschiebbar gemacht, und diese Verschiebung
wird durch Drehen des Handrades Y bewerkstelligt,
welches auf eine hölzerne Schraubenspindel Z aufgesteckt
ist. Diese hat ihre Mutter in der hinteren Gestellsäule A, lehnt sich mit ihrer Schulter an das hintere verticale Rahmenstück X an, und die Nabe des Handrades Y, welches durch einen Keil auf der Spindel verschiebbar gemacht ist,
schließt sich dicht an die vordere Fläche desselben Rahmenstückes an. Es muß also, wenn die Schraube
rechts oder links gedreht wird, der Führungsrahmen mit dem Meißelhälter einwärts
oder auswärts bewegt werden, das heißt, der vorderen Gestellsäule A genähert oder von derselben entfernt werden. Da der
Hebel L auf einer Rolle liegt, und keinen festen
Drehungspunkt hat, so kann derselbe leicht die horizontale Bewegung des
Meißelhälters theilen. Der über die Feder geschobene Ring, durch welchen der Riemen
geht, läßt sich ebenfalls leicht einwärts oder auswärts rücken, und nimmt die
passendste Stellung von selbst an. Da der Meißel in dem zu durchstemmenden
Holzstücke ziemlich fest stecken bleibt, so würde dieses häufig mit in die Höhe
gezogen, wenn nicht ein Paar Aufhälter a, a an der
vorderen Gestellsäule angebracht wären. Diese Aufhälter bestehen in mit Schlitzen
versehenen prismatischen Holzstücken, welche, je nachdem es die Stellung des Meißels
erfordert, einwärts oder auswärts geschoben werden, und durch Stellschrauben
festgestellt werden können. Durch die Enden dieser an die Gestellsäule befestigten
Holzprismen gehen die parallel zum Meißelhälter stehenden Cylinder b, b, welche nach der Dicke des untergelegten Holzes
höher oder tiefer gestellt werden können, und in der richtigen Lage durch
Klemmschrauben erhalten werden.
Will man durch ein auf den Tisch gelegtes und an die Rückwand D angedrücktes Stück Holz ein Loch hindurchstemmen, so dreht man das
Handrad Y so lange, bis das Eck des Meißels mit dem der
Länge nach auf das Holz gezogenen Riß, der die Gränze des Loches bezeichnet und
parallel zur Rückwand ist, zusammenfällt. Durch einen leichten Tritt auf das
Trittbrett macht man alsdann den ersten Einschnitt, der die Faser des Holzes
ungefähr bis auf einen Viertelszoll tief abschneidet. Hierauf wird das Holz
1–2 Linien weit beständig an der Rückwand anliegend verschoben, und bei dem
zweiten Tritte wird der Meißel schon leicht 1/2 Zoll tief eindringen, so daß nach
einigen Tritten der Meißel schon 4–4 1/2 Zoll tief im Holze stecken, und das
Trittbrett jedesmal auf dem Boden aufstoßen wird. Soll das Loch nicht lang werden,
und wäre man an dem Querrisse, der die Länge des Loches bezeichnet, angekommen, ohne
daß der Meißel tief genug eingedrungen ist, so hätte man auf die oben angegebene
Weise nur den Meißelhälter zu drehen, und vom tiefsten Schnitte angefangen das Holz
rückwärts zu verschieben. Jeder folgende Schnitt wird dann wieder tiefer werden als
der tiefste, den man bei der ersten Verschiebung erhalten konnte. Da bei jedem
Tritte auch das Trittbrett auf dem Boden aufstoßen soll, der Meißel hierbei aber
immer dieselbe Entfernung vom Tische C behält, so muß
auch der Grund des gestemmten Loches, wenn dasselbe nicht durch das Holz hindurch gehen soll,
gleiche Tiefe bekommen. Soll ein Loch durch und durch gestemmt werden, so hat man,
nachdem von einer Seite eingestemmt ist, nur das Holz umzudrehen und die untere
Seite nach oben zu kehren. Bei einer Bewegung des Meißels von 4 1/2 Zoll wird man
also noch durch einen Thürrahmen von 9 Zoll Breite hindurchkommen. Ist die Gränze
des Loches gehörig aufgezeichnet, und hat man den Tisch genau rechtwinkelig zum
Meißelhälter gestellt, so treffen auch die letzten Schnitte auf beiden Seiten
vollkommen zusammen, und man hat ein Loch mit so ebenen Seiten, die so genau
parallel und rechtwinkelig zu einer Fläche des Holzes stehen, daß man von Hand nicht
im Stande seyn wird diese Genauigkeit zu erreichen. Die zum Stemmen nöthige Zeit
wird mindestens um die Hälfte abgekürzt, und sehr leicht kann man durch einen 8 Zoll
breiten Thürrahmen in fünf Minuten ein Loch von 7 Linien Breite und 6–8 Zoll
Länge stemmen. Zu jeder Maschine sind nur zwei Meißel nothwendig, wovon der eine zum
Stemmen des schmalsten Loches ungefähr 4 Linien, der andere dagegen beiläufig 7
Linien breit ist. Will man ein Loch breiter machen als der Meißel ist, so verschiebt
man durch Drehen des Handrades Y den Meißel, bis sein
äußeres Eck mit dem zweiten Risse zusammentrifft, worauf man dann verfährt wie wenn
noch kein Loch vorhanden wäre. Will man an das Ende eines Holzstückes einen Zapfen
anschneiden, so stellt man den Meißel nur so, daß ein Theil seiner Schneide noch
über die Seite des Holzes vorragt.
Die zur Maschine gehörigen Meißel weichen jedoch in Bezug auf ihre Form von den
gewöhnlichen Stemmeisen ab. Sie müssen nämlich, wie Fig. 19 zeigt, an beiden
Seiten mit einem vorstehenden, unten ebenfalls scharfen Rande versehen seyn, und
vertreten so die Stelle von drei rechtwinkelig zu einander gestellten Stemmeisen,
von denen zwei parallel zur Holzfaser stehen, während das dritte dieselbe
rechtwinkelig abschneidet. Die Späne bleiben in der durch den Meißel gebildeten
rechtwinkeligen Rinne hängen, und werden mit diesem immer aus dem Loche
herausgezogen; denn sonst könnte der Meißel nicht so leicht tiefer eindringen, und
die sich stopfenden Späne würden das Holz zersprengen. Während die Hauptschneide die
Holzfaser abschneidet, bearbeiten die zwei kleinen Seitenschneiden die Seiten des
Loches, und ein Springen des Holzes ist, weil der comprimirte Span im Meißel
gehalten wird, so wenig zu befürchten, daß man ohne alle Sorge in ein 8 Zoll breites
Holz ein Loch von 7 Linien Breite stemmen kann, wobei auf beiden Seiten desselben
natürlich nur 1/2 Linie dick Holz stehen bleibt. Da der Tisch C höher oder tiefer gestellt werden kann, so kann man Hölzer von der verschiedensten Dicke
auflegen, und da auch eine schiefe Lage desselben möglich ist, so können die Löcher
auch unter beliebigem Winkel zur Oberfläche des Holzes gestemmt werden.
Steckt man den Meißel Fig. 20 in den
Meißelhälter, stellt unter denselben ein zu einem Nagel bestimmtes gespaltenes
Stückchen Holz, und tritt auf das Trittbrett, so erhält man, weil der Meißel Fig. 20 nichts
anderes als ein cylindrischer Durchschlag ist, auch einen vollkommen runden, glatten
Holznagel, der nur zugespitzt zu werden braucht, um zur Verwendung bereit zu
seyn.