Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. , S. 232 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Anleitung zur Verhütung von Unglücksfällen bei
Dampfkesseln.
Vor Allem ist es erforderlich, daß der für die Dampfkessel festgesetzte Wasserstand
während des Betriebes auf das sorgfältigste beobachtet und beide am Kessel zum
Erkennen des Wasserstandes angebrachte Vorrichtungen häufig benutzt werden, wobei
darauf zu halten ist, daß der Wasserstand nie mehr als 2 Zoll unter das festgesetzte
Normalmaaß sinke.
Man beruhige sich dabei nicht, wenn das Wasserstandsrohr
den richtigen Stand zeigt, sondern benutze von Zeit zu Zeit auch die Probirhähne,
namentlich in dem Falle,
daß das Wasserstandsrohr in längerer Zeit keine Veränderung zeigt, weil dann auf ein
Verstopfen desselben zu schließen ist; eben so halte man stets mehrere Glasröhren in
Vorrath, damit sofort eine neue eingezogen werden kann, wenn die alte springen
sollte. Mit gleicher Vorsicht beobachte man den Dampfmesser (Manometer), sobald
dieser eine merkliche höhere Spannung der Dämpfe zeigt, als worauf der Betrieb des
Kessels berechnet und concessionirt ist, und verlasse man sich nicht darauf, daß das
Sicherheitsventil von selbst dem Dampfe den Ausgang gestatte und sich dadurch die
Spannung vermindern werde, sondern man öffne das Ventil sofort, wobei sich
herausstellen wird, ob dasselbe sich etwa festgesetzt hat und unbrauchbar geworden
ist.
Ist dieß der Fall, oder entdeckt man plötzlich einen zu niedrigen Wasserstand im
Kessel, oder endlich gibt der letztere gar durch Zittern etc. Zeichen von
Ueberspannung oder von Wassermangel, so darf doch keinesweges – was öfter aus
übermäßiger Furcht geschieht – der Kessel sogleich geöffnet oder das Feuer
aus der Feuerung herausgezogen werden. Das erstere könnte sofort ein Unglück
herbeiführen, das letztere würde die Gefahr beschleunigen, da durch das Aufrühren
des Brennstoffes augenblicklich eine größere Hitzentwicklung stattfindet. Das
zweckmäßigste ist, den Kessel zunächst ruhig stehen zu lassen und alle Menschen aus
seiner Nähe schleunigst zu entfernen. Bei denjenigen Kesseln, welche in
Rübenzuckerfabriken. Spiritusbrennereien, Spinnereien etc. am häufigsten vorkommen,
und welche durchgehende Feuerröhren und demzufolge gerade
Stirn platten haben, wirkt, wie die Erfahrung bei den in der Gegend von
Magdeburg vorgekommenen verschiedenen Explosionen bewiesen, die explodirende Kraft
in der Richtung der Längenachse des Kessels, also nach vorn oder hinten, weil die
angenieteten Böden die schwächsten Stellen des Kessels sind, während bei denjenigen
Kesseln die mit gewölbten Böden versehen sind, die schwächste Stelle, mithin die
Richtung der Explosion. sich nicht vorher vermuthen läßt.
Bei den Kesseln der erstgedachten Art kann man sich mit einiger Sicherheit zur Seite
des Kessels bewegen, und hier sind dann folgende weitere Vorsichtsmaßregeln
anwendbar, durch welche vielleicht noch die Explosion verhütet werden kann. Man
öffne in dem in Rede stehenden Falle von der Seite her mit einem langen Schürhaken
oder anderweitigen Geräthe langsam die Fenerthüren und den Zugschieber, damit durch
das Durchziehen der äußern Luft der glühende Kessel sich nach und nach abkühlen kann
und die Fortentwickelung des Dampfes wo nicht sofort ganz unterbrochen, doch
vermindert wird.
Dann öffne man – vorausgesetzt, daß der Kessel geschlossen war – wenn
man entfernter vom Kessel dazu irgend Gelegenheit hat, aber außerordentlich behutsam
und allmählich einen Hahn oder ein Ventil, welcher oder welches den Dampf zur
Verwendung oder in die freie Luft oder zu beiden zugleich abführt. Ist diese
Loslassung des Dampfes nur auf dem Kessel oder in sonst gefährlicher Nahe desselben
möglich, so ist dieß mit besonderer Vorsicht zu bewirken, und ist es rathsam, den
Dampf nicht allzubald nach dem zuerst vorzunehmenden Oeffnen der Feuerthür aus dem
Hahn oder Ventil ins Freie abzuleiten. – Aber auch in dem vorbesprochenen
Falle (bei Kesseln mit Feuerröhren und Stirnplatten) ist es durchaus nothwendig und
wird es von der allgemeinen Pflicht, Unglücksfällen und gemeiner. Gefahr
vorzubeugen, geboten, alle in der Nähe, des Kesses sich sonst aufhaltenden Menschen
zu entfernen.
Bemerkt man demnächst ein Abnehmen der Gefahr durch Fallen der Dampfspannung, des
Dampfdruckes an dem Manometer etc., und nimmt man die Abkühlung des Kessels wahr
– welche letztere man nach Verlauf von 10–15 Minuten Wohl voraussetzen
darf – so wird das Feuer, ohne jetzt zu viel zu wagen, unter dem Kessel
behutsam hervorgezogen werden können. Ist dieses vollbracht, so kann man die Gefahr
als beseitigt ansehen, die Feuerthüren müssen aber noch unausgesetzt offen gehalten
werden. Neues Wasser darf demnächst erst dann wieder in den Kessel gebracht werden,
wenn man die gewisse Ueberzeugung erlangt hat, daß an dem Kessel kein glühendes
Eisen mehr vorhanden ist. Feuer darf aber nicht eher wieder unter dem Kessel
angemacht werden, als bis der richtige Wasserstand im Kessel wieder hergestellt und
alles, was in Folge der überstandenen Gefahr etwa aus seiner gewöhnlichen, vorschrifts- und
concessionsmäßigen Lage oder Beschaffenheit gekommen, von neuem in Ordnung gebracht
ist. Dabei werden die Gewerbtreibenden, welche Dampfkessel benutzen, dringend darauf
aufmerksam gemacht, wie eine vorsichtige Auswahl der Heizer und Maschinenwärter vor
allem nothwendig ist, um eine bedächtige und deßhalb gefahrlose Behandlung der
Dampfkessel zu erzielen. Auch scheue man in Fällen drohender Gefahr nicht die
geringen pecuniären Verluste, welche etwa aus einem außergewöhnlichen
„Stillehalten“ in der Fabrik erwachsen könnten, und in
keinem Verhältniß zu denjenigen Verlusten stehen, welche den Unternehmer in Folge
einer Kessel-Explosion oder Kesselfortschleuderung treffen. Nur zu oft hat
die Furcht der Heizer und Maschinenwärter vor dem
„Stillehalten“ der Fabrik und vor den deßhalb sie
treffenden Verweisen und Geldstrafen ein Unglück herbeigeführt, indem sie die von
ihnen sehr wohl bemerkten bedenklichen Anzeichen am Kessel, Wasserstandsanzeiger, am
Dampfmesser etc. verschwiegen und keines der vorerwähnten Mittel angewendet haben,
in der irrigen Voraussetzung, daß sich der Kessel wohl halten werde. Die
Fabrikunternehmer werden deßhalb in ihrem eigenen, wie im allgemeinen Interesse gut
daran thun, ihren Heizern etc. die hier angegebenen Mittel zur Verhütung von
Gefahren bei Behandlung der Kessel einzuprägen, und denselben in dem Falle stets
Verzeihung angedeihen zu lassen, wenn sie sofort davon Anzeige machen, daß an einem
Dampfkessel nicht alles in Ordnung ist. (Preußischer Staatsanzeiger, 1851, Nr.
113.)
Gersheim's Metallkitt.
Dieser Metallkitt ist eine Metallcomposition, die sich, wie aus Folgendem zu ersehen
ist, zu verschiedenen Zwecken verwenden läßt. Sie ist in starrem Zustande so hart,
daß sie Zinn und hartes Bein ritzt, kann aber durch folgende einfache Manipulation
weich und bildsam gemacht werden, ohne daß irgend ein Auflösemittel in Anwendung
kommt.
Man erwärmt das zu verwendende Stück dieser Metallcomposition über einer
Weingeistflamme oder sonstigem Feuer in einem eisernen Löffel so lange, bis kleine,
weiße Perlchen auf seiner Oberfläche sichtbar werden; hierauf zerreibt und zerdrückt
man dieses Stück in einem etwas angewärmten, eisernen Mörser so lange, bis es weich
und bildsam ist. (Ein Porzellan-Mörser kann eben so gut dazu dienen und das
vorhergehende Anwärmen des Mörsers kann erspart werden, wenn man etwas kochendes
Wasser während des Zerreibens aufgießt.)
Kann diese Metallcomposition nicht gleich zum Kitten verwendet werden, so muß sie
durch fortgesetztes Neiden im Mörser weich erhalten werden. Im weichen Zustande
haftet sie, gehörig aufgetragen, an Porzellan, Glas, Stein, Holz und an jedem von
Oxyd gereinigten Metalle. Nach 10 bis 12 Stunden erhärtet sie wieder, und kann
gefeilt, polirt oder auf jede andere Art bearbeitet werden.
Im starren Zustande widersteht diese Metallcomposition verdünnten Säuren, Weingeist,
Aether, kochendem Wasser, und Wasserdämpfen bis 15 Atmosphären. Dieselbe hat im
starren, wie im weichen Zustand immer dasselbe specifische Gewicht, und durch die
besondere Eigenschaft, daß das Volumen der weichen Masse beim Erhärten größer wird,
eignet sie sich vorzüglich zum Ausfüllen von Fugen oder Löchern. Sind bedeutende
Fugen oder Löcher auszufüllen, so kann diese Metallcomposition im weichen Zustande
mit reinen Eisen-, Metall- oder Kupferspänen gemengt werden, ohne ihre
Verbindungsfähigkeit zu verlieren; daher genügen verhältnißmäßig sehr kleine
Quantitäten.
Die Anwendung dieser Metallcomposition ist ihrer Eigenschaften wegen sehr
mannichfach, und zwar nicht nur für Metallarbeiter jeder Art, sondern auch für
Glasschleifer, Porzellan-Arbeiter, Kunsttischler und Steinmetze. Bei
Kunstgegenständen oder Geschmeiden ist als eine besonders schätzenswerthe
Eigenschaft dieser Metallcomposition hervorzuheben, daß sie sich, wie jedes fein
polirte Metallstück, auf kaltem Wege vergolden und versilbern läßt, und dann
natürlich der Oxydation bedeutend widerstehen kann.
Wir wollen im Folgenden eine besondere und vorzüglich schöne Anwendung dieser
Metallcomposition in der gewerblichen Kunst – zum Einlegen verschiedener
Verzierungen in Holz (Tischplatten, Schmuckkästchen etc.) und in Stein (auf
Grabsteinen zur Ausfüllung der Inschriften etc.) – ausführlicher besprechen
und die wichtigsten Handgriffe angeben, welche das vollkommene Gelingen derartiger
Arbeiten bedingen.
Seit uralten Zeiten ist die Kunst, Zeichnungen verschiedener Art in Holz oder Stein
mit Metall auszulegen, von den Reichen und Vornehmen gerne bezahlt und von den
Aermeren jedes Zeitalters mit Vergnügen bewundert und angestaunt worden. In neuerer
Zeit scheint diese Kunst beinahe ganz verschwunden zu seyn, wenigstens ist ihr
Vorkommen nur sehr selten, weil derartige Arbeiten, der mühsamen und zeitraubenden
Ausführung wegen, stets kostspielig sind und jetzt selten mehr Leute gefunden
werden, die für dergleichen Gegenstände viel zu bezahlen bereit wären. Was derartige
Arbeiten so kostbar macht, ist, daß die Zeichnungen nicht nur auf der Holz-,
Stein- oder Metallplatte gravirt und ausgeschnitten werden müssen, sondern es
war bisher auch nothwendig, ganz congruente Zeichnungen aus dem Metallblatt zu
schneiden und dann diese noch besonders in den Vertiefungen zu befestigen. –
Ist es möglich einen Theil dieser Arbeit zu ersparen, so muß natürlich der Preis für
derartige Kunstarbeiten schon um ein Bedeutendes heruntergebracht werden, und er
wird sich noch verringern, wenn auch das Mühsame der andern Arbeit beseitigt werden
kann. Durch Anwendung der in Rede stehenden Metallcomposition wird das Ausschneiden
der Zeichnungen aus Metallblättern ganz überflüssig, und durch Aetzen nach dem
weiter unten angegebenen Verfahren wird für derartige Arbeiten in Stein oder Metall
auch das kostspielige Graviren der Zeichnungen erspart, und es können nun solche
Arbeiten verhältnißmäßig sehr billig gemacht werden, so daß nicht nur Kunstarbeiten,
sondern auch Gegenstände des gewöhnlichen, alltäglichen Verbrauchs auf diese Art
hergestellt werden können. – Es soll erst besprochen werden, wie vertiefte
Zeichnungen mit dieser Metallcomposition ausgelegt, dann geschliffen, versilbert
oder vergoldet werden können, und dann wird auch das Aetzen derartiger Zeichnungen
in Stein oder Metall ausführlich angegeben werden.
Das Auslegen verschiedener vertiefter Zeichnungen mit
Gersheim's Metallkitt,
Versilbern und Vergolden derselben.
Die in Holz, Stein oder Metall auf was immer für eine Art 1/4 bis 1/2 Wiener Linie
vertieften Zeichnungen oder Buchstaben werden erst mit einem schnell trocknenden
Lack (Bernstein- oder irgend einem Terpenthinöl-Lack) angestrichen.
Der Lack darf nur in die Vertiefungen hineingebracht werden. Bevor der Lack noch
getrocknet ist, werden feine Messing- oder Kupferspäne aufgesiebt. Ist der
Lack getrocknet und die Späne in den Vertiefungen durch denselben gehalten, so wird
der auf oben angegebene Art weich gemachte Metallkitt in die Vertiefungen
eingestrichen, was man am vollkommensten und leichtesten bewerkstelligt, wenn man
ein Stück Papier darüber deckt und mit einem ebenen Werkzeug alle Vertiefungen
ausgleicht. Nach 12 Stunden erhärtet der Kitt, bekommt aber erst in 24 bis 48
Stunden die Festigkeit, daß er mit Bimsstein geschliffen, polirt und dann versilbert
oder vergoldet werden kann. Nachdem das ausgelegte Blatt vollkommen rein geschliffen
ist, wird die Metallcomposition auf einfache Art auf kaltem Wege versilbert oder
vergoldet.
Kalte Versilberung.
3
Gewichtstheile trockenes Chlorsilber,
3
„ Kochsalz,
2
„ Schlämmkreide,
6
„ Potasche
werden zu einem gleichförmigen Pulver gemengt, und dieses
Pulver mit einer in Wasser angefeuchteten Lederpausche auf die zu versilbernde
Zeichnung aufgerieben.
Chlorsilber wird auf folgende Art bereitet: Silber wird in reiner Salpetersäure (doppeltes
Scheidewasser) unter Erwärmung bis zur Sättigung aufgelöst. Diese Auflösung wird
mit 2 Raumtheilen Wasser verdünnt und mit einer gesättigten Kochsalzlösung so
lange gemischt, als noch ein weißer, käsiger Niederschlag zu bekommen ist. Diese
Flüssigkeit wird dann filtrirt und der Niederschlag so lange mit Wasser ausgesüßt, bis
Lackmuspapier die Farbe behält, hierauf der Niederschlag mit Papier abgetrocknet
und im Dunkeln aufgehoben.
Kalte Vergoldung.
In flüssiges Chlorgold, das man erhält, indem man Gold bis zur Sättigung in
Königswasser (1 Theil Salpetersäure und 2 Theile Salzsäure) auflöst, wird ein
Leinwandlappen eingetaucht und getrocknet; hierauf dieser Lappen verbrannt und
die Asche desselben mit einer in Kochsalzlösung angefeuchteten Lederpausche auf
die zu vergoldende Zeichnung aufgerieben.
Ist ein Holzblatt, in welches die vertieften Zeichnungen mit freier Hand
geschnitten werden müssen, auf die eben beschriebene Weise mit Metallkitt
ausgelegt und derselbe versilbert oder vergoldet, so kann es auf gewöhnliche Art
mit verschiedenfarbiger Politur versehen werden.
Derartig behandelte Holzblätter könnten im gewöhnlichen Leben als sehr dauerhafte
Firmentafeln, welche der Einwirkung der Witterung und besonders der Sonne
ausgesetzt sind und daher mit keiner Gold- oder Silberfarbe dauerhaft
hergestellt werden können, sehr zweckmäßig verwendet werden.
In Kalkstein, Marmor oder Kehlheimerplatten und in Metall brauchen die zum
Auslegen bestimmten, vertieften Platten nicht mit freier Hand gravirt und
geschnitten zu werden, sondern es reichen dazu folgende Aetzmethoden vollkommen
aus.
Eine jede Aetzmethode bedingt einen vollkommenen Aetzgrund, mit dem jene Stellen,
welche nicht geätzt werden sollen, gedeckt werden, welchen daher die ätzende
Flüssigkeit nicht angreifen darf. Vollkommen bewährt ist folgender
Aetzgrund:
6
Gewichtstheile reiner
Mastix,
1
„ Asphalt,
1
„ reines weißes Wachs
werden zusammengeschmolzen.
Diese Mischung kann man nun entweder in fester Form verwenden, oder sie in reinem
rectificirten Terpenthinöl auflösen. Soll dieser
Aetzgrund in fester Form verwendet werden, so macht man mit einem Seidenlappen
eine kleine Pausche daraus und betupft die zu deckende, vorher mäßig erwärmte
Fläche mit derselben und gleicht diese Decke mit einer andern Seidenpausche
vollkommen aus. – Im flüssigen Zustande läßt sich dieser Aetzgrund mit
einem Pinsel auf alle Stellen der Zeichnung auftragen, welche nicht vertieft
werden sollen, und sobald er getrocknet ist, widersteht er der Aetzflüssigkeit
eben so vollkommen, wie der erste in fester Form aufgetragene.
Nachdem auf die eine oder die andere Art die nicht zu vertiefenden Stellen
gedeckt sind, umgibt man die Fläche mit einem niederen Wachsrande, damit die
Aetzflüssigkeit auf derselben stehen bleibe.
Für Kalkstein. Marmor- oder Kehlheimerplatten ist die beste
Aetzflüssigkeit verdünnte Salzsäure, für Eisen verdünnte Schwefelsäure und
Salzsäure, für Messing verdünnte Salpetersäure.
Die Säuren müssen in sehr verdünntem Zustande angewandt werden und die
Flüssigkeit wird so oft erneuert, bis die Aetzung tief genug ist.
Im gewöhnlichen Leben kann dieses Verfahren mit großem Vortheile angewandt
werden, um Inschriften auf Marmor oder Eisenplatten zu ätzen und dann mit dem
Metallkitt auszulegen. Bei Grabsteinen dürften derartige Marmorplatten besonders
häufige Verwendung finden. Ebenso könnten auf Gußeisenbestandtheilen
verschiedener Maschinen die Firmen der Maschinenfabriken geätzt und mit
Metallkitt ausgelegt werden, was vor den bisher angeschraubten Firmentafeln den
besondern Vorzug hätte, daß die Firmen der Erzeuger nie vertilgt werden könnten,
und vor den aufgegossenen Firmen hätten die geätzten und ausgelegten den Vorzug
des gefälligeren und deutlicheren Ansehens für sich. Bei derartigen Anwendungen
der Aetzmethoden im praktischen Leben würde man sich Patronen zum Auftragen des
flüssigen Aetzgrundes machen müssen, die aus dünnem Messingblech wieder durch
Aetzung sehr leicht herzustellen sind.
Man deckt nämlich eine Seite des Messingblechs vollkommen mit dem festen oder
flüssigen Aetzgrunde, zeichnet auf der andern Seite die Firma oder jede andere
beliebige
Zeichnung und deckt die auf dem Stein oder Gußeisen auszulegenden Stellen auf
dem Messingblech (der Patrone) mit dem flüssigen Aetzgrunde. Die nicht gedeckten
Stellen werden nun von der Aetzflüssigkeit (bei Messingblech verdünnte
Salpetersäure) vollkommen durchgefressen und man hat eine Patrone fertig, mit
deren Hülfe jene Stellen, welche im Stein oder Metall nicht vertieft seyn
sollen, mit dem flüssigen Aetzgrunde gedeckt werden können.
Mit Terpenthinöl läßt sich der Aetzgrund sehr leicht abwaschen, sobald er seine
Dienste gethan, und man geht bei dem Auslegen der vertieften Stellen auf die
vorher beschriebene Weise vor.
Aus dieser Darstellung, von deren Richtigkeit und Faßlichkeit Jeder wird Zeugniß
geben können, der die Mühe eines Versuches nicht scheut, kann entnommen werzen,
wie leicht und einfach manche sehr complicirt aussehende Arbeiten ausgeführt
werden können, und was für ein großes Feld der mannichfachsten und schönsten
Verwendung einer Metallcomposition, welche solche Eigenschaften wie Gersheim's Metallkitt in sich vereinigt, geöffnet
werden kann, wenn sich die Gewerbtreibenden die Mühe geben wollen, die einzelnen
Anwendungen selbst weiter zu verfolgen und aufzusuchen, wozu der vorliegende
Aufsatz einladen soll.
Erzeugt wird Gersheim's Metallkitt in der k. k.
ausschließlich privilegirten Fabrik in Gumpoldskirchen bei Wien, und den
Detailverkauf besorgt Hr. A. Pfanzert in Wien, unter
den Tuchlauben Nr. 562, in kleinen Tafelchen zu 1 Loth à 20 kr. C.-M. Das ganze Pfund kostet 10 fl.
C.-M. (Notizen- und Intelligenzblatt des österreich.
Ingenieur-Vereins, 1851, Nr. 3 und 7.)
Verbesserungen in der Fabrication des Stahles und
stählerner Waaren; von W. Onions.
Diese am 7. Febr. 1850 in England patentirten Verbesserungen beziehen sich auf
diejenige Herstellungsmethode von Gußstahl, bei welcher demselben durch
Einsetzen mit gewissen Eisenoxyden eine größere Schmiedbarkeit verliehen wird.
Der Patentträger bringt in einen Tiegel zwei Gewichtstheile Rotheisenstein,
welcher zu einem groben Pulver zermalmt ist, und setzt hierzu 4 Gewichtstheile
Stahl, welcher auf gewöhnliche Weise bereitet ist, sowie endlich 94
Gewichtstheile einer solchen Eisensorte, welche durch Einsetzen und Ausglühen
hämmerbar wird. Diese Ingredienzen schmilzt man zusammen und gießt den
erhaltenen Stahl entweder in Gänze, oder, was besser ist, da man hierdurch das
Umschmelzen erspart, in Sandformen, welche unmittelbar denjenigen Artikel geben,
um dessen Herstellung es sich handelt. Die so erhaltenen Gußstücke werden nun in
derselben Weise ausgeglüht, auf welche man hämmerbares Gußeisen herstellt. Man
setzt nämlich Gußstücke von möglichst gleichen Dickendimensionen in einem
Tiegel, indem man die Zwischenräume mit gepulvertem Rotheisenstein ausfüllt, in
einen Ausglühofen, bringt denselben allmählich bis auf Rothglühhitze und erhält
diese Temperatur 120 Stunden lang; dieß ist für Stäbe von 1 Quadratzoll
Querschnitt ausreichend befunden worden. Hierauf läßt man den Ofen allmählich
auskühlen. Dieß erfordert, ebenso wie das Anheizen, eine Zeit von 24 Stunden.
Nachdem die ausgeglühten Gegenstände aus dem Ofen genommen worden sind, werden
dieselben durch Abdrehen, Schleifen etc. in die erforderliche Form gebracht.
Schließlich können dieselben gerade so getempert oder angelassen werden, wie man
dieß mit Gegenständen aus Gußstahl macht. (Aus dem Mechanics' Magazine, 1851 S. 136, durch
das polytechn. Centralblatt, 1851 Lieferung 21.)
Flügel für Spinnmaschinen aus hämmerbarem Gußeisen; von W. Onions.
Gewöhnlich werden solche Flügel aus Schmiedeisen oder Stahl angefertigt. Der Genannte
stellt dieselben aus hämmerbarem Gußeisen her, indem er dieselben von geeignetem
Gußeisen in zweitheiligen Sandformen gießt und durch Einsetzen und Ausglühen mit
gepulvertem Rotheisenstein hämmerbar macht. Die Zeitdauer des Ausglühens wechselt je
nach der Größe der Flügel: für einen großen Flügel für Vorspinnmaschinen ist eine
Zeit von 96 Stunden ausreichend befunden worden. Soll das untere Ende des
Flügelarmes eine gewundene Form erhalten, so gießt man denselben erst in der
erforderlichen Länge gerade und biegt nach dem Ausglühen das Ende um. Soll der
Flügelarm hohl werden, so wird derselbe so gegossen. daß er nach dem Ausglühen
zusammengebogen werden kann. Schließlich werden die Flügel mit der Feile vollendet.
(A. a. O.)
Ueber anastatischen Druck.
Ganz neuerlich ist ein sehr nützliches Verfahren entdeckt worden; man hat es den
anastatischen Proceß genannt. Wenn etwas Gedrucktes mit phosphatischer Säure
überwaschen wird, das ist mit der Flüssigkeit, welche entsteht, wenn man Phosphor
unter den gehörigen Vorsichtsmaßregeln an der Luft liegen läßt, so heben sich die Buchstaben heraus, und wenn dann das
Papier sehr stark auf eine Zinkplatte gedrückt wird, so entsteht eine Copie des
Druckes auf dem Zink, von welcher wie in der Lithographie ein Abdruck gemacht werden
kann. Man hat dieses Verfahren in England jetzt vielfach in Anwendung gebracht, um
eine Seite, wo vielleicht ein Fehler vorkommt, zu reproduciren, wenn das ganze Werk
schon vollendet ist. (Smee's Elektro-Metallurgie,
Leipzig 1851, S. 357.)
Sicherheitspapier für Wechsel, Anweisungen etc.; von William
Stones in London.
Der Erfinder beabsichtigt durch sein am 24. Februar 1851 in England patentirtes
Verfahren ein Papier zu fabriciren, welches auf seiner Oberfläche andere Farben
annimmt, wenn man geschriebene Buchstaben oder Ziffern auf demselben zu vertilgen
sucht, so daß keine Fälschung derselben möglich ist. Dazu vermischt er den
Papierzeug im Holländer mit einer Auflösung von Jodkalium, einer Auflösung von
Blutlaugensalz, und mit Stärke. Für 1 Rieß Briefpapier, welches beiläufig 18 Pfd.
wiegt, kann man anwenden:
1
Unze Jodkalium,
1/4
Unze Blutlaugensalz,
1
Pfd. Stärke.
Versucht man auf einem solchen Papier die mit Tinte geschriebenen Buchstaben oder
Ziffern mittelst Chlor oder Mineralsäuren zu vertilgen, so wird das Jod frei gemacht
und verbindet sich sogleich mit der Stärke zu dem dunkelgefärbten unauflöslichen
Jodid; versucht man das Eisen, welches die Tinte gewöhnlich enthält, mittelst einer
Pflanzen- oder Mineralsäure aufzulösen, so verbindet sich das Blutlaugensalz
mit dem aufgelösten Eisen zu Berlinerblau, welches sich über den angränzenden Theil
des Papiers ausbreitet. (London Journal of arts, Oct.
1851, S. 339.)
Verfahren chromsaures Natron zu bereiten; von John Swindells.
Das chromhaltige Erz wird pulverisirt und dann mit dem gleichen Gewicht Kochsalz
vermengt, worauf man das Gemenge in einem Flammofen der vollen Rothglühhitze und
selbst der Weißglühhitze aussetzt, indem man zugleich einen Strom stark erhitzten
Wasserdampfs darüber leitet und nach je 10 bis 15 Minuten umrührt, bis der
beabsichtigte Erfolg erreicht ist, wovon man sich überzeugt, indem man eine Probe
der Mischung aus dem Ofen nimmt. Bei diesem Verfahren verbindet sich die aus dem
Kochsalz frei werdende Salzsäure mit dem Eisen des Erzes zu Sesquichlorid, welches
sich verflüchtigt. Nach dem Calciniren wird die Masse wie gewöhnlich mit Wasser
ausgelaugt und weiter behandelt.
Wenn man bei diesem Verfahren statt des Kochsalzes Chlorkalium anwendet, erhält man
chromsaures Kali. (London Journal of arts, Oct. 1851, S.
342.)
Zur Analyse der Runkelrübe.
Dubrunfaut sagt in seiner Abhandlung über Saccharimetrie
im polytechn. Journal Bd. (CXXI S. 306: „Ich habe noch auf das Interesse
aufmerksam zu machen, welches sich an die Beantwortung der Frage knüpft, ob die
Runkelrüben wirklich Aepfelsäure enthalten, wie Payen
und Braconnot behaupten, denn diese Säure, welche ein
merkliches Drehungsvermögen besitzt, könnte bei der optischen Probe eine Rotte
spielen.“
In Bezug auf diese Bemerkung theilt uns Hr. Medicinalrath Michaëlis in Magdeburg mit, daß nach seinen Untersuchungen, welche
er später veröffentlichen wird, in der Runkelrübe nicht Aepfelsäure, sondern Citronensäure enthalten ist, eine Säure die kein
Drehungsvermögen besitzt. Die Redaction.
Ueber die Anwendung der Gutta-percha zur Anfertigung
künstlicher Gebisse; von Hrn. Delabarre.
Bei den künstlichen Gebissen kann der den Zahnhöhlenbogen darstellende Theil aus sehr
verschiedenen Substanzen gemacht werden, die aber alle ihre Uebelstände haben. Wählt
man Metall hierzu, so wird der ganze Apparat schwerfällig und erst nach vielen
Versuchen gelingt es ihm eine Form zu geben, welche sich den Unregelmäßigkeiten des
Zahnfleisches so anpaßt, daß eine gleichmäßige Vertheilung des Drucks auf den
Kinnbacken stattfindet. Nimmt man teigartige Porzellanmasse oder ähnliche Pasten, so
hat man zwar weniger Schwierigkeiten bezüglich des Abformens der Kinnladenränder;
allein es bleibt noch der Uebelstand des großen Gewichtes mit dem des großen Volums
verbunden, weil es einem Apparat mit sehr dünnen Theilen an der nothwendigen
Festigkeit fehlen würde. Garnituren aus Elfenbein, Nilpferdzähnen und Wallroßzähnen
sind zwar leicht, ohne zerbrechlich zu seyn; allein die Anschmiegung bleibt immer
eine schwierige Arbeit und, was noch viel schlimmer ist, diese Substanzen werden vom
Speichel und von den Speisen und Getränken angegriffen; ihre Oberfläche wird nach
einiger Zeit runzelig und reizt das Zahnfleisch; auch nehmen sie, trotz der
sorgfältigsten Reinhaltung, nach einiger Zeit einen üblen Geruch an, welchen sie dem
Athem mittheilen.
Die Gutta-percha ist von allen diesen Mängeln frei und Versuche haben
bewiesen, daß sie nach langem Liegen in Flüssigkeiten, welche schärfer sind als
diejenigen womit sie vorübergehend im Munde in Berührung kommt, keine Veränderung
erleidet.
Auf 80° R. erhitzt, wird die Gutta-percha so weich, daß sie einen
genauen Gegenabdruck von einer Art Matrize gibt, in welche man sie unter geeignetem
Drucke preßt. Diese Matrize, welche man durch einen doppelten Gypsabguß erhält,
stellt genau die
Zahnhöhlenwand dar. In dem so hergestellten Zahnhöhlenbogen befestigt man mittelst
warm angelegter metallener Beschläge entweder natürliche oder aus Porzellanmasse
verfertigte Zähne. Noch ist zu bemerken, daß man die Gutta-percha, bevor sie
geformt wird und während sie sich noch in weichem Zustande befindet, dauerhaft
zahnfleischfarbig färbt. (Comptes rendus, August 1851,
Nr. 5.)
Composition für Knöpfe, Messergriffe etc.
Alfred Newton ließ sich am 4. März d. J. für England als
Mittheilung eine Composition patentiren, welche für Knöpfe und sonstige Artikel
anwendbar ist, die hart, stark und dauerhaft seyn müssen. Er mischt
Gutta-percha (mit oder ohne Zusatz von Kautschuk) mit ihrem gleichen Gewicht
Schwefel und setzt das Gemenge zwei bis sechs Stunden lang einer Temperatur von 97
bis 119° Reaumur aus, um eine hornartige Substanz zu erhalten. Auf 1 Pfd.
Gutta-percha oder Kautschuk kann man auch 4 bis 8 Unzen eines Gemenges von
Kreide, Gyps, Schellack, Harz etc. zusetzen.
Man kann die Composition zuerst zu verschiedenen Artikeln formen und sie dann erst
(in feinem Sand etc. eingeschlossen) erwärmen, um sie hart zu machen. Oder man kann
sie zu dünnen Blättern walzen, so auf Holz oder Eisen anbringen und daran durch
Erwärmen haftend machen. (Mechanics' Magazine, 1851 Nr.
1466.)
Verfahren Harzseife mit rohem Terpenthin zu bereiten; von
William Mabley in Manchester.
Man bringt mittelst Dampf 1000 Theile rohen Terpenthin zum Schmelzen und versetzt ihn
mit 400 Theilen caustischer Sodalauge, welche 33 Procent wasserfreies Aetznatron
enthält; die vegetabilischen Säuren, aus welchen das Harz des Terpenthins besteht,
werden so neutralisirt und man erhält eine Seife in geschmolzenem Zustande, während
zugleich das wesentliche Oel des Terpenthins frei wird. Um dieses wesentliche Oel
aus der Masse abzuscheiden, setzt man ihr eine Auflösung von Kochsalz zu, verbindet
die Blase welche das Gemisch enthält mit einem Verdichtungsapparat (wie man ihn
gewöhnlich beim Destilliren von Terpenthinöl anwendet) und erhitzt die seifenartige
Mischung mittelst eines schlangenförmigen Dampfrohrs bis zum Siedepunkt. Der aus der
Mischung aufsteigende Wasserdampf reißt das Terpenthinöl mit sich, welches sich in
der Vorlage verdichtet; in der Blase bleibt das Harz vollkommen verseift zurück und
schwimmt als Terpenthinseife auf der Salzlösung.
Die gewonnene Seife kann man mit einer concentrirten Auflösung von Kochsalz waschen,
um sie von dem Farbstoff zu befreien, welcher durch die Einwirkung der Lauge auf das
Harz entstand. Sie ist an und für sich brauchbar; man kann sie mit dem dritten Theil
ihres Gewichts Talgseife verbinden, wodurch man eine feste Seife von heller Farbe
erhält.
Das Terpenthinöl, welches bei der Destillation des mit Alkali verseiften Terpenthins
übergeht, ist von dem auf gewöhnliche Art gewonnenen etwas verschieden; es ist
nämlich frei von Harz, in absolutem Alkohol leichter auflöslich, und verbrennt mit
einem glänzenden Licht ohne einen Rückstand zu hinterlassen. (London Journal of arts, Octbr. 1851, S. 340.)