Titel: | Ueber die Wirkung des Seewassers auf silberhaltiges Kupfer als Beschlag der Schiffe; von Aug. Hayes. |
Fundstelle: | Band 122, Jahrgang 1851, Nr. X., S. 59 |
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X.
Ueber die Wirkung des Seewassers auf
silberhaltiges Kupfer als Beschlag der Schiffe; von Aug. Hayes.
Aus der Chemical Gazette, 1851, Nr.
208.
Hayes, über die Wirkung des Seewassers auf silberhaltiges Kupfer
als Beschlag der Schiffe.
Schon vor vielen Jahren fand ich bei einigen Analysen von Kupferbeschlag, welcher der
Einwirkung des Seewassers lange widerstanden hatte, einen Zehntausendtheil Silber in
solchem Kupfer. Es schien, daß selbst dieser kleine Antheil Silber das chemische
Verhalten des Metalls merklich veränderte und daß dasselbe dadurch zum
Schiffsbeschlag verbessert wurde.
Solches Kupfer kommt im Handel häufig vor und wird aus den silberhaltigen Kupfererzen
Chili's gewonnen, welche nicht mit Vortheil entsilbert werden können.
Als vor etwa fünf Jahren das silberhaltige Gediegenkupfer vom Obersee (in Amerika)
zum erstenmal von der Revere-Kupfer-Compagnie gar gemacht und gewalzt
wurde, bot sich Gelegenheit dar, diesen Gegenstand genau zu untersuchen; die
Ergebnisse liegen seit Kurzem vor.
Die Beobachtungen betrafen vier vollständige Beschläge großer Kauffahrteyschiffe; das
Metall derselben war von gleicher Zusammensetzung, wie sich beim Probiren der
Abschnitzel vieler Blechtafeln ergab. 2000 Theile der Legirung enthielten 4 Theile,
also die Tonne (20 Centner) 4 Pfd. reinen Silbers.
Bei genauer Untersuchung erwies sich dieses Metall als reines Kupfer, durch dessen
ganze Masse eine Legirung von Silber und Kupfer gleichmäßig vertheilt ist, so daß
das Ganze ein Metallgemisch bildet, worin ein Theil des Kupfers mit dem Silber
wirklich verbunden, der andere größere Theil des Kupfers aber mit dieser Legirung
nur gemischt ist.
Man hielt es für wahrscheinlich, daß die Silberlegirung die Poren des Kupfers
verschließe, und dadurch auf mechanische Weise zur Dauerhaftigkeit beitrage; wenn
jedoch eine Corrosion erfolge, so müsse in Uebereinstimmung mit beobachteten Fällen
die Silberlegirung als negatives Element wirken und bloß das Kupfer entfernt werden. Wie
unrichtig diese Annahmen sind, wird man aus dem Detail der Resultate ersehen.
Die „Chicora“ wurde am 9. Januar 1847 mit solchem Kupfer
beschlagen und erforderte 7392 Pfd. Metall, welches durch Bronzenägel befestigt
wurde. Sie wurde im Handel nach China verwendet, und ihr Beschlag nutzte sich so
schnell ab, daß er schon im März 1849 abgenommen werden mußte, wo nur 2628 Pfund
zurückgeblieben waren. In diesem Falle waren die Blechtafeln nach den gewöhnlichen
Operationen durch kaltes Walzen verdichtet worden.
Die „Semapore“ wurde am 18. Jan. 1847 mit solchem Kupfer
beschlagen und erforderte 8447 Pfd. „kalt gewalztes Metall,“
welches durch Bronzenägel befestigt wurde. Dieses Schiff segelte nach China und
zurück über das Cap der guten Hoffnung, dann in das stille Meer und zurück über das
Cap Horn, und mußte im März 1850 neu beschlagen werden. Das Gewicht des
zurückgebliebenen Kupfers wurde nicht ermittelt.
Der „Hamilton“ wurde am 22 Oct. 1847 mit solchem Kupfer
beschlagen und erforderte 7706 Pfd. Metall, welches durch Bronzenägel befestigt
wurde. Die verwendeten Blechtafeln befanden sich in dem gewöhnlichen Zustand, waren
also nach dem Walzen ausgeglüht worden. Dieses Schiff wurde im Handel nach Indien
verwendet und sein Beschlag war im August 1849 abgenutzt. Das zurückgebliebene
Kupfer wog 3086 Pfd.
Die „Carthago“ wurde am 26. Nov. 1847 mit solchem Kupfer
beschlagen und erforderte 8727 Pfd. kalt gewalzten Metalls, welches mittelst
Bronzenägeln befestigt wurde. Sie diente im Handel nach Indien und der Beschlag war
im August 1849 zerstört. Das zurückgebliebene Kupfer wog 5810 Pfd.
Lassen wir den Fall des „Semapore“ weg, wo die Corrosion nicht
quantitativ bestimmt werden kann, so haben wir den Metallverlust nach Procenten und
nach der Zeit der Dauer wie folgt:
Die Chicora
verlor
in 27
Monaten
64,45 Proc.
Der Hamilton
„
in 23
„
59,95 „
Die Carthago
„
in 21
„
33,45 „
Nimmt man dasselbe Verhältniß der Corrosion, die Zeit aber zu 27 Monaten für jedes
Schiff an, so verlor
die Chicora
64,45 Procente
der Hamilton
70,38 „
der Carthago
38,00 „
Bei dem „Hamilton“ und der „Carthago“ sehen
wir den Einfluß der verschiedenen Fabricationsmethoden auf die Dauerhaftigkeit des
Kupferblechs. Durch das kalte Walzen werden die Oberflächen des Blechs sehr compact
und sie verhalten sich in jeder zerfressenden Flüssigkeit negativ zu dem Metall,
welches sich zwischen den Oberflächen derselben Blechtafeln befindet. Solches Kupfer
verhält sich auch in sauren Flüssigkeiten immer stark negativ zu ausgeglühtem
Kupfer, bis die gehärteten Oberflächen entfernt sind, wo dann dieses Verhalten
aufhört. Der „Hamilton“ zeigt die größte Wirksamkeit des
Seewassers auf die ausgeglühte Legirung, während bei der
„Carthago“ der schützende Einfluß der gehärteten Oberfläche
beinahe so lange dauerte, bis ihr Beschlag abgenutzt war.
Diese Beobachtungen zeigen, daß eine derartige Legirung schnell zerfressen wird und
zum Schiffsbeschlag ganz untauglich ist.
Die durchschnittliche Dauer des Kupferbeschlags ist jezt etwas geringer als früher,
weil die Schiffe schneller segeln müssen. Wenn man 100 Kauffahrteyschiffe annimmt,
welche in verschiedenen Meeren segeln, so ist die durchschnittliche Dauer bei
amerikanischen Schiffe jetzt drei Jahre.
Ueber die Art der Zerfressung der Legirung bei ihrer
Berührung mit Seewasser und Luft, geben uns diese Versuche bestimmten Aufschluß. Es
wurde einerseits ein Theil des zurückgebliebenen Blechs analysirt und andererseits
ein Kupferzain vom Zusammenschmelzen einer großen Quantität solchen Blechs, wobei
sich ergab, daß nur ebensoviel Silber im Blech zurückblieb, als sich vorher in der
Legirung befand. Die Silberlegirung beschleunigte sonach, indem sie in der
Metallmasse die negative Rolle spielte, deren Zerstörung, während ihre
Beschaffenheit und ihr Verhalten derart waren, daß sie sich bei der Corrosion des
Kupfers ausschied.