Titel: | Ueber die Zusammensetzung der bei der Porzellanfabrication in China angewendeten Substanzen; von Ebelmen und Salvetat. |
Fundstelle: | Band 121, Jahrgang 1851, Nr. XXX., S. 122 |
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XXX.
Ueber die Zusammensetzung der bei der
Porzellanfabrication in China angewendeten Substanzen; von Ebelmen und Salvetat.
Aus dem Journal de Pharmacie, Mai 1851, S.
373.
Ebelmen, über die Zusammensetzung der bei der Porzellanfabrication
in China angewendeten Substanzen.
Die auf diesen Gegenstand bezüglichen Untersuchungen der Verfasser, welche sie in den
Annales de Chimie et de Physique t. XXXI p. 257
veröffentlichten, wurden mit einer Reihe in China angewandter Rohstoffe und Farben
angestellt. Dieselben wurden größtentheils von einem chinesischen katholischen
Priester, dem Pater Ly, von der Congregation St. Lazarus, auf Verlangen des Hrn.
General-Superiors und nach einer ins Einzelne gehenden Instruction des Hrn.
Alexander Brongniart eingesandt; die übrigen hatte Hr.
Itier aus Canton mitgebracht. Die Sendung des Pater
Ly war mit einer Beschreibung der Verfahrungsweisen der Chinesen zur Darstellung der
Materialien für die Porzellanfabrication begleitet. Die Untersuchung und chemische
Analyse der übersendeten Substanzen, sowie die vom Pater Ly erhaltenen Aufschlüsse
machten es den HHrn. Ebelmen und Salvetat möglich, die so sehr vorgeschrittene chinesische
Porzellanfabrication und die Natur der dazu verwendeten Materialien genau kennen zu
lernen.
Folgendes ist ein Auszug des Briefes, welcher die Sendung des Pater Ly
begleitete:
„Alle Rohmaterialien zum Porzellan sind Steine, die man aus dem Boden oder
aus Felsen gewinnt, mit Ausnahme der Stoffe Kao-ling von Tong-kang
und von Sy-kang, welche man aus dem Boden wie Sand ausgräbt, dann im
Wasser schlämmt, damit das Grobe und Schlechte zu Boden fällt; das obenauf
befindliche Zarte wird abgezogen, um daraus die Masse zu bereiten. Alle
steinigen Substanzen werden zuerst zu Pulver gerieben, welches man in Wasser
bringt und mit einem Stab umrührt, damit das Grobe zu Boden fällt; der über dem
Absatze befindliche Theil wird abgezogen und etwas getrocknet, ehe man ihn zur
Masse verarbeitet. Alle Massen werden nach King-te-Ching in die
Häuser der Arbeiter gebracht. Vor ihrer Verarbeitung mischt man sie noch einmal
mit Wasser, um sie flüssig zu machen; wenn dieß geschehen, passirt man sie durch
ein sehr dichtes Sieb, um die kleinen Stückchen abzusondern; hierauf trocknet man
sie ein wenig und nimmt sie in Arbeit. Nicht alle Materialien zum Porzellan
finden sich an demselben Orte, sondern an verschiedenen, zuweilen sehr
entfernten Orten. Aber zu King-te-Ching kann man alle Materialien
schon zerrieben und zur Masse verarbeitet kaufen. Aus keinem dieser Rohstoffe
für sich allein können Porzellangefäße verfertigt werden, sondern man muß
mehrere miteinander vermischen. Die Porzellanarbeiter sagten mir: einige dieser
Substanzen sind gewissermaßen als die Knochen des Porzellans anzusehen, wie die
Kao-ling von Tong-Kang und von Sy-Kang, die andern als der
Körper. Würde man nur Kao-ling zur Verfertigung von Gefäßen nehmen, so
würden sie im Ofen Sprünge bekommen, weil der Kao-ling zu hart ist; mit
den andern Substanzen ohne Beimengung von Kao-ling geformte Gefäße
hingegen würden sich im Feuer auflösen, weil sie die Hitze nicht 24 Stunden lang
aushalten können.“
Der Pater Ly gibt hierauf die Verhältnisse der verschiedenen Rohstoffe für
verschiedene Porzellansorten an. Alle diese Angaben stimmen vollkommen mit den
Vorschriften in der europäischen Porzellanfabrication überein.
Wir wollen die von den HHrn. Ebelmen und Salvetat angestellten Analysen aller in der Sendung des
Pater Ly enthaltenen Rohstoffe und ganz zubereiteten Massen nicht mittheilen,
sondern beschränken uns auf die Resultate der in diesem ersten Theil ihrer Arbeit
niedergelegten Untersuchungen.
1) Die Kao-linge und die Petuntse, aus welchen die chinesischen
Porzellanmassen verfertigt werden, haben eine chemische Zusammen setzung ähnlich
jener der Substanzen, welche in Europa zu demselben Zwecke dienen.
Die chinesischen Kao-linge entstehen offenbar durch Verwitterung granitischer
Gesteine.
Die Petuntse haben eine der des Pegmatits von Limousin (Frankreich) sehr ähnliche
Zusammensetzung; nach dem mineralogischen Charakter stimmen sie aber mit dem
compacten Feldspath oder Hornstein überein.
2) Die mechanische Zubereitung der Stoffe zur Fabrication der Masse scheint auf
denselben Principien zu beruhen wie in Europa.
3) Die chinesische Masse ist merklich schmelzbarer als diejenige des europäischen
Porzellans.
4) Die Glasur des chinesischen Porzellans ist weit leichter schmelzbar als die des
europäischen. Sie verdankt diese größere Schmelzbarkeit dem Zusatz einer
beträchtlichen Menge von Kalk zu der Petuntse, welche letztere für sich allein zu
der Glasur des französischen Porzellans benutzt werden könnte.
Der grünliche Ton des chinesischen Porzellans scheint ebenfalls von der Anwendung des
Kalks zur Glasur herzurühren.
Alles deutet darauf hin, daß das chinesische Porzellan bei Temperaturen gebrannt
wird, welche weit niedriger sind als diejenigen bei denen man das Porzellan in
Frankreich, und namentlich in Sèvres brennt.
Das chinesische Porzellan galt zu jeder Zeit als der Repräsentant des harten
Porzellans. Es verdient diesen Namen wirklich, wenn man es mit dem Porzellan mit
bleihaltiger Glasur vergleicht, dessen Fabrication während des vorigen Jahrhunderts
in Frankreich so großes Aufsehen machte; es besitzt aber nicht die Härte des
Porzellans von Meissen und von Sèvres, welche bei viel höherer Temperatur gebrannt
werden als das chinesische. Die Unterschiede in der Zusammensetzung der chinesischen
und französischen Glasur werden den Verf. gestatten in der zweiten Abtheilung ihrer
Arbeit die Unterschiede in der Anwendung der verglasbaren Farben auf beiden
Porzellansorten zu erklären.
Alle Rohstoffe und alle Massen, deren Analysen sie anstellten, beziehen sich auf die
Porzellanfabrication zu King-te-thing im Kiang-si. In diesem
Orte befinden sich, nach Pater d'Entrecolles, über 3000
Porzellanöfen; derselbe zählt über 100,000 Einwohner; es scheint also fast die ganze
Porzellanfabrication des chinesischen Reichs in demselben concentrirt zu seyn.