Titel: | Ueber das Benetzen des geraspelten Blauholzes mit Wasser; von Hrn. Dannenberger in Berlin. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XCVII., S. 451 |
Download: | XML |
XCVII.
Ueber das Benetzen des geraspelten Blauholzes mit
Wasser; von Hrn. Dannenberger in Berlin.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfl. in Preußen, 1851, 1 ste Lief.
Dannenberger, über das Benetzen des geraspelten Blauholzes mit
Wasser.
Vor ungefähr 16 Jahren kaufte ich in Liverpool einen Posten prima Blauholz; ich kam nach Manchester, wo mein Commissionär mir
mitttheilte, daß Jemand in der Nähe der genannten Stadt eine durch Wasserkraft
betriebene neue Art Raspelmaschine aufgestellt habe, welche das Farbeholz in der
Form feiner Sägespäne liefere; man sey damit so zufrieden, daß der Unternehmer nicht
genug liefern könne.
Obschon es in der Pfingstwoche war, wo man bekanntlich in dem sonst so betriebsamen
Manchester an Geschäftemachen und an Arbeiten nicht eben denkt, fuhr ich doch
hinaus, um wo möglich Eintritt zu erhalten, und es gelang mir auch die Maschine
arbeiten zu sehen. Da das geraspelte Holz mir außerordentlich gut gefiel, ich jedoch
abreisen mußte, so gab ich meinem dortigen Commissionär den Auftrag, zum Versuche
ein Pöstchen von etwa 20 Cntr. für mich einzukaufen, aufs schleunigste abzusenden
und über den Erfolg an mein Haus in Berlin zu berichten. Da es ebenfalls erste Sorte
Holz seyn sollte, so fiel es mir, als ich nach Hause kam, auf, daß der dafür
gezahlte Preis gar nicht viel höher als der war, den ich in Liverpool für
unversteuertes Holz in Blöcken gezahlt hatte. Das Holz kam an, das Räthsel lösete
sich, denn die Farbe zeigte schon an, was damit geschehen war; es ergab sich, daß es
40 Proc. mehr Wasser enthielt als das auf gewöhnliche Art verkleinerte und in meiner
Remise lagernde Blauholz. Es lieferte jedoch in der Färberei nicht nur ein ganz
gleiches, vielmehr in einigen Fällen ein noch günstigeres Resultat.
Den HHrn. Bergemann und Tiefenbacher hier hatte ich, gleich nach meiner Nachhausekunft, die neue
Art des Raspelns mitgetheilt, und sie gingen sogleich darauf ein, eine Maschine der
Art aufzustellen; auch währte es nicht lange so war sie in Thätigkeit. Das hier
geraspelte Blauholz wurde nun bei mir auf dem mit gehobelten Brettern gedielten
Fußboden einer Remise einige Zoll hoch ausgebreitet, auf jeden Centner Farbeholz
wurden mittelst einer mit einer Brause versehenen gewöhnlichen Gießkanne 73½
Pfd. (30 Berl. Quart) Wasser von 20° R. darüber gegossen und das Ganze den
Tag über mehrmals
fleißig umgeschaufelt; den anderen Tag wurde das Blauholz in Fässer gethan und erst,
nachdem es so mindestens 14 Tage gestanden hatte, verwendet. Cs ist nicht gut, es
länger als 6 bis 8 Wochen aufzubewahren. — Der Erfolg war derselbe wie bei
dem von England bezogenen geraspelten Holze, nämlich die in 100 Pfd. enthaltenen 60
Pfd. Blauholz leisteten eben so viel als 100 Pfd. gewöhnliches, eben so geraspeltes;
in einzelnen Fällen leisteten sogar 5 Pfd. von ersterem soviel als 6 Pfd. von
letzterem, denn der Farbestoff des genetzten Blauholzes wird schon sehr leicht von
kaltem Wasser ausgezogen.
Das von mir seit 15 Jahren angewendete Verfahren wurde von mehreren hiesigen
Fabrikanten angenommen.Matt vergl. die Bemerkungen des Hrn. Schlesinger
im polytechn. Journal Bd. CXIX S. 409.