Titel: | Neue Versuche über den Einfluß der schwefelsauren Salze auf den Ertrag der künstlichen Wiesen mit Leguminosen-Grundlage; von Isidore Pierre. |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. L., S. 229 |
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L.
Neue Versuche über den Einfluß der schwefelsauren
Salze auf den Ertrag der künstlichen Wiesen mit Leguminosen-Grundlage; von
Isidore
Pierre.
Aus den Comptes rendus, März 1851, Nr.
9.
Pierre, über schwefelsaure Salze als Dünger für Wiesen.
Meine frühern Versuche hatten den Einfluß mehrerer Substanzen auf das Wachsthum der
Esparsette zum Gegenstand.Polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 427. Unter diesen
machten sich mehrere schwefelsaure Salze durch ihre gute Wirkung bemerklich; da aber
auf die Resultate solcher Versuche eine Menge Umstände Einfluß haben, wie der mehr
oder weniger feuchte Zustand der Atmosphäre, das Alter der Pflanzen etc., so
schienen mir neue Versuche mit einigen derselben
Substanzen, auf derselben künstlichen Wiese, wo im Jahr 1849 die Versuche
angestellt und im Jahr 1850 fortgesetzt wurden, nicht ohne Interesse seyn. Zu den
Versuchen im vorigen Jahre war nicht diese ganze Wiese verwendet worden, und Hr. Lucet, welcher mir bei denselben behülflich war, stellte
mir auch denjenigen Theil seines Feldes zur Verfügung, welcher im Jahr 1849 nichts
bekommen hatte. Bei diesen neuen Versuchen war folglich nichts verändert, als die
atmosphärischen Zustände und das Alter der Esparsette, welche ein Jahr älter war;
sie befand sich im dritten Jahre der Mahd.
Die Substanzen, welche ich bei diesen neuen Versuchen anwandte, waren: 1) gebrannter
Gyps, 2) gebrannter Gyps mit Salz in verschiedenem Verhältniß, 3) roher Gyps, 4)
roher Gyps mit Salz in verschiedenem Verhältniß, 5) schwefelsaures Natron
(Glaubersalz) in verschiedener Menge, und 6) schwefelsaures Ammoniak in
verschiedener Menge.
Diese Substanzen wurden, mit etwas Erde aus demselben Felde vermengt, am 23. April
1850 bei trockenem und schönem Wetter verbreitet; die Versuche erstrecken sich nur
auf eine einzige Mahd, weil verschiedene Umstände verhinderten die zweite Mahd zu
wägen.
Beim Vergleichen der verschiedenen Abtheilungen des Feldes ergab sich, wie in
obenerwähnter Abhandlung, der Schluß, daß der
rohe Gyps, in gleicher Menge, wirksamer war als der
gebrannte. Im Jahr 1849 hatte ich des Vergleichs wegen von beiden Gypsarten
267 Kilogr. per Hektare angewandt; im Jahr 1850 erhöhte ich das Quantum, bei
nothwendig verschiedenen atmosphärischen Zuständen, für die um ein Jahr ältere
Pflanze, auf 400 Kilogr.; das allgemeine Resultat ist wieder dasselbe.
Auch hinsichtlich des absoluten Ertrags nimmt der rohe Gyps den ersten Rang ein.
Wenn hingegen der Gyps nicht für sich allein, sondern mit Zusatz von Salz angewandt
wurde, glaubte ich zu bemerken, daß das Gemenge von Salz mit rohem Gyps minder
vortheilhaft wirkt, als ein Gemenge von gleichen Quantitäten Salz und gebranntem
Gyps. Ich würde es nicht wagen diese Bemerkung zu erwähnen, wenn nicht dieselbe
Erscheinung sich schon bei den Versuchen im Jahr 1849 auf einer andern Abtheilung
desselben Esparsette-Feldes gezeigt hätte.
Wie früher äußerte auch dießmal das Glaubersalz sehr gute
Wirkung; die Wirkung wurde immer besser, je mehr Glaubersalz genommen wurde,
wenigstens von 50 bis zu 250 Kilogr., weßhalb ich glaube, daß wissenschaftlich
betrachtet, d. h. abgesehen von den Gestehungskosten, das vortheilhafteste Quantum
von mir noch nicht überschritten wurde.
Auch das schwefelsaure Ammoniak gab vortreffliche
Resultate und, wie beim Glaubersalz, nahm der Mehrbetrag der Ernte in gleichem Maaße
mit dem Quantum des Salzes zu, wenigstens von 21,4 Kilogr. an bis zu 100 Kilogr. per
Hektare.
Vergleicht man die unter dem Einfluß dieser zwei schwefelsauren Salze erhaltenen Resultate, so ergibt sich, daß bei
entsprechenden Quantitäten, welche gleiche Mengen Schwefel oder Schwefelsäure
enthalten, das schwefelsaure Ammoniak einen auffallenden
Vorzug vor dem schwefelsauren Natron zu besitzen scheint.
Dieselbe Beobachtung machte ich bei einer Reihe von Versuchen, welche ich
gemeinschaftlich mit Hrn. v. Meiflet auf der
Ackerbauschule zu Quesney (Calvados) mit Klee
anstellte.
Die Bestätigung dieses Resultats müßte zu folgenden zwei Schlüssen führen:
1) daß die Basen dieser beiden schwefelsauren Salze hier eine
thätige Rolle spielen;
2) daß das Ammoniak bei unsern Versuchen kräftiger wirkte als
eine äquivalente MengeUnter äquivalenten Mengen dieser zwei Basen
verstehe ich hier Quantitäten, welche resp. eine gleiche Menge derselben
Säure zu sättigen vermögen. In diesem Sinne sind sich 212½ Thle.
Ammoniak, 387 Thle. Natron und 350 Thle. Kalk äquivalent.
Natron.
Vergleicht man die Wirkungen entsprechender Mengen von
Gyps und schwefelsaurem Ammoniak, so muß man ferner schließen, daß das Ammoniak auch eine größere Wirkung äußerte, als eine äquivalente Menge
des im rohen oder gebrannten Gyps unter dem gleichzeitigen Einfluß des
Kochsalzes wirkenden Kalks.