Titel: Einfaches Mittel um ohne Beihülfe eines Windkessels die Erschütterungen an den Röhren der Wasserpumpen zu vermeiden; von J. Schmerber.
Fundstelle: Band 120, Jahrgang 1851, Nr. XXI., S. 93
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XXI. Einfaches Mittel um ohne Beihülfe eines Windkessels die Erschütterungen an den Röhren der Wasserpumpen zu vermeiden; von J. Schmerber. Aus dem Moniteur industriel, 1851 Nr. 1538. Verfahren, Erschütterungen an den Röhren der Wasserpumpen zu vermeiden. Zur Speisung eines Dampfkessels von 40 Pferdekräften, welcher einem Dampfhammer von 2500 Kilogrammen Gewicht den Dampf liefert, construirte ich eine Bramahpumpe, welche durch eine Kurbel in Bewegung gesetzt wird, die auf dem Ende einer Transmissionsachse befestigt ist, und 100 Umdrehungen in einer Minute macht. Die Steigröhren sind ungefähr 20 Meter lang, und laufen einer Mauer entlang, an welcher sie durch Klammern befestigt sind. Setzte man die Pumpe ohne die Abänderung, welche ich später anbrachte, in Gang, so wurden nach einigen Minuten die Röhren so erschüttert, daß alle Verbindungsstellen undicht, und die Klammern entweder aus der Mauer gezogen oder abgerissen wurden. Dasselbe fand bei den Saugröhren statt, und der Mechanismus der Pumpe war so angestrengt, daß das Sicherheitsventil bis auf 15 Atmosphären belastet werden mußte, um nicht bei jedem Kolbenhub gehoben zu werden. Diese Erscheinungen, welche ihren Grund in der Richtzusammendrückbarkeit des Wassers und darin haben, daß bei jedem Kolbenhub eine Wassermasse von ungefähr 50 Liter plötzlich in rasche Bewegung versetzt werden muß, hätten durch einen Windkessel vermieden werden können; jedoch nicht bei den Saugröhren.14 Um die Pumpe und die Röhren gegen die erwähnten schädlichen Erschütterungen zu schützen, reicht es hin, das Wasser etwas comprimirbar zu machen. Zu diesem Zweck brachte ich an der Saugröhre eine Schraube von 3 Millimeter (1 3/10 Par. Linien) Durchmesser an, welche einen kleinen schiefen oder keilförmigen Einschnitt hat, der gegen das Innere der Röhre zu tiefer ist. Durch diesen Einschnitt kommt etwas Luft in das eingesaugte Wasser, und man kann nach Belieben die Oeffnung und folglich das eindringende Luftquantum dadurch verändern, daß man die Schraube mehr oder weniger tief in die Saugröhre hineinschraubt. Das aus der Saugröhre in die Pumpe und die Steigröhren gelangende Wasser enthält nun einige Luftblasen, und ist folglich etwas comprimirbar. Eine außerordentlich kleine Luftöffnung (ein Bruchtheil eines Quadratmillimeters) reicht hin, um alle Erschütterungen der Röhren zu vermeiden und den Gang der Pumpe vollkommen ruhig zu machen. In einem der Mülhauser Industriegesellschaft erstatteten Berichte über die beschriebene Luftschraube bemerkt Hr. Schwarz, daß bei Pumpen, welche einen langsamen Gang, kurze, und im Verhältniß zur Wassermenge starke Röhren haben, die Stöße wenig bemerkbar sind. Das von Schmerber angegebene Mittel sey jedoch viel wohlfeiler, als den Pumpen und Röhren große Dimensionen zu geben, und außerdem könne es von großem Nutzen für diejenigen seyn, welche älteren und fehlerhaft construirten Pumpen eine gewisse Geschwindigkeit geben wollen. Ueber die Neuheit der Erfindung sagt Hr. Schwarz, daß dieselbe schon seit mehreren Jahren, in einem Falle sogar schon seit zehn Jahren angewandt werde; Hrn. Schmerber gebühre jedoch das Verdienst, die wenig bekannte Erfindung veröffentlicht zu haben.