Titel: | Differential-Regulator für Webestühle; von dem Maschinenbauer Laurent zu Plancher-les Mines (Depart. der obern Saône). |
Fundstelle: | Band 120, Jahrgang 1851, Nr. IV., S. 3 |
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IV.
Differential-Regulator für Webestühle; von
dem Maschinenbauer Laurent zu Plancher-les Mines (Depart. der
obern Saône).
Aus Armengaud's Publication industrielle T. VII, p.
308.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Laurent's Differential-Regulator für Webestühle.
Die Wirkung eines jeden Webestuhls beruhet auf folgenden Hauptorganen: auf einer
horizontalen Walze, auf welcher die Kette aufgewickelt
wird, der Kettenbaum genannt. In die Fäden dieser Kette,
welche sich durch einen gewissen Mechanismus kreuzen, bringt man andere, senkrecht
darauf stehende Fäden, den Einschuß oder Einschlag. Man öffnet die Kette und schießt das Schiffchen (den
Schützen) in dieselbe, welches einen Einschußfaden
abwickelt; die Lade, welche das Blatt oder den Kamm trägt, drückt den
Einschußfaden gegen die Kette. Mit einer und derselben Kette, und mit einem und
demselben Einschuß kann man einen dichten und einen losen Zeug weben, je nachdem man
den Einschuß mittelst der Lade mehr oder weniger andrückt.
Im Handel classificirt man die Leinwand nach der Anzahl der Einschußfäden, welche sie
in der Längeneinheit der Kette enthält; so enthält eine 20fädige Leinwand zwanzig
Einschußfäden auf die Länge eines Viertelzolles, oder sieben Millimeter der Kette.
Ein Gewebe ist um so besser, je weniger es in der angenommenen Anzahl der
Einschußfäden verschieden ist.
Um diesen Zweck zu erlangen, wendet man jetzt das nachstehende Verfahren an: der
Kettenbaum ist an seinem Ende mit einer hölzernen Scheibe versehen, über welche eine
Schnur geht, deren eines Ende mit dem Gestell des Webestuhls verbunden ist, während
an dem andern Ende ein nach Belieben veränderliches Gewicht hängt. Diese Schnur
bildet eine Bremse, welche sich der Abwickelung der Kette mehr oder weniger
widersetzt, und deren nach Versuchen oder nach Gutdünken bestimmtes Gewicht, der
Abwickelung der Kette in einem gewissen Verhältniß das Gleichgewicht hält (z. B.
1/20 von einem Viertelzoll, oder ⅓ Millimeter), so oft die Lade den
Einschußfaden andrückt.
Hieraus sind alle Nachtheile der jetzt gebräuchlichen Webestühle ersichtlich, die
hauptsächlich in Folgendem bestehen:
Die Stärke der auf den Kettenbaum ausgeübten Reibung kann plötzlich verändert werden:
1) durch die hygrometrische Beschaffenheit der Atmosphäre; 2) durch die Unebenheiten
der Berührungsoberflächen. Die Wirkung ist ebenfalls verschieden, wenn der
Durchmesser des Kettenbaums in Folge der Abwickelung der Kette abnimmt. Die
Aufmerksamkeit der Weber und der sie beaufsichtigenden Werkmeister muß daher stets
auf diese Nachtheile gerichtet seyn, welche die wesentlichsten sind, und es muß
daher das Reibungsgewicht in dem Maaße vermindert werden, als der Durchmesser des
Kettenbaums abnimmt. Die Sache ist weit wichtiger als man glaubt, denn es hängt der
Ruf des Fabrikanten großentheils davon ab.
Zu diesen verschiedenen Hindernissen kommt noch die Hinterlist des Arbeiters,
welcher, weil er nach der Elle bezahlt wird, ein Interesse hat, seine Leinwand so
leicht oder so lose als möglich zu machen.
Mag aber die Aufmerksamkeit des Fabrikanten noch so groß seyn, so muß er sich doch
immer auf eine unvermeidliche Unregelmäßigkeit gefaßt machen, welche auf den
Centimeter oft mehrere Fäden beträgt, und stets die Vorausbestimmung eines sicheren
Gestehungspreises verhindert.
Man hat sehr viele Mittel versucht, die Unvollkommenheit des Webestuhls zu
verbessern: aber nur ein einziges ist gelungen, obgleich es noch sehr weit von der
Vollkommenheit entfernt ist.
Dieses Verfahren besteht darin, den Zeug zwischen Walzen zusammenzudrücken, welche,
da ihnen eine gleichförmige Bewegung ertheilt wird, bei jedem Schlag der Lade eine
constante Menge von dem Kettenbaum abwickeln. Dieses Mittel ist bei sehr leichten
Zeugen ganz zweckmäßig, jedoch unter der Bedingung, daß man zur Bewahrung einer
constanten Spannung der Kette, das Reibungsgewicht in dem Maaße vermindert, als der
Durchmesser des Kettenbaums abnimmt. Sobald man einen so leichten Zeug webt, daß die
Einschußfäden zusammengedrückt werden können, haben die Walzen keine Wirkung mehr,
und zwar aus folgender Ursache:
Angenommen man wolle einen Zeug von 25 Fäden auf den Centimeter anfertigen; man
regulirt alsdann die Bewegung der Walzen auf solche Weise, daß sie bei jedem
Ladenschlag 1/25 Centimeter vorziehen. Die Walzen wirken, die Lade drückt den
Einschußfaden zusammen, und unter allen Umständen läßt die Reibung immer um eine
gewisse Größe x nach.
Beim ersten Ladenschlag ist die Größe der abgewickelten Kette gleich 1/25 + x; beim zweiten Schlag ist sie gleich 1/25 + 2 x; beim dritten Schlag 1/25 + 3 x etc. Es erfolgt daraus, daß der Zeug nachläßt, und daß die
Regelmäßigkeit unterbrochen ist.
Das von Victor Laurent angewendete Verfahren ist
folgendes: er läßt die Reibung des Kettenbaums weg, und bringt an dem Webestuhl
einen kleinen Apparat an, welcher nichts anders als eine Differentialbewegung ist, die dem Kettenbaum gestattet eine constante
Größe abzuwickeln, mag nun die Verminderung seines Durchmessers oder seine
Excentricität seyn welche sie wolle.
Um diesen Zweck zu erreichen, wendet Laurent ein Räderwerk
an, welches er an dem Ende des Kettenbaums anbringt; dasselbe wird von einer
endlosen Schraube bewegt, auf welche ein Sperrrad von einer unbestimmten Anzahl
Zähne einwirkt. Die Größe der Bewegung, welche ein für allemal am Anfang der Kette regulirt
worden ist, muß in genauem Verhältniß mit der Abnahme des
Kettenbaum-Durchmessers zunehmen, wie immer die Dicke der Kettenfäden und die
Dichtheit ihrer Aufwickelung seyn mag. Zur Lösung dieser Aufgabe muß man auf den
Kettenbaum, und zwar an dem Punkt wo die Abwickelung erfolgt, einen Hebel einwirken
lassen. Dieser Hebel senkt sich in dem Maaße, als sich der Durchmesser vermindert,
und nimmt eine hyperbolische Curve mit sich, welche die Größe der Bewegung des
Sperrrades ganz genau regulirt. Die Anwendung dieser, mit dem auf dem Kettenbaum
ruhenden Hebel verbundenen Curve bildet das Wesentliche seiner Erfindung.
Vielleicht wird man nie ein vollkommenes Resultat erreichen, sobald man außerhalb
dieses Princips bleibt, mit der ausdrücklichen Bedingung, einen Regulator zu haben,
welcher regelmäßig entweder den festesten oder den losesten Zeug gibt, und
gewissermaßen ohne Beaufsichtigung.
Der Grund ist folgender: es ist offenbar, daß man zur Abwickelung einer constanten
Menge der Kette, der Durchmesser des Baumes mag ab- oder zunehmen, nur zwei
Mittel anwenden kann, entweder die gleichförmige Bewegung, nämlich Walzen, oder die
Differentialbewegung.
Man hat auch den Versuch gemacht, das Walzenwerk vor dem Kettenbaum anzubringen. Jede
Walze besteht aus einer gußeisernen Welle, welche mit Holz belegt und mit Wollentuch
überzogen ist. Die Kette wird auf ihrer ganzen Breite durch diese sehr dicht auf
einander stehenden Walzen zusammengedrückt.
Die Nachtheile dieser Vorrichtung sind folgende: 1) hohe Gestehungskosten; 2)
schnelle Abnutzung des Wollentuches; 3) ein Gleiten bei starken Zeugen; 4) die große
Schwierigkeit zerrissene Kettenfäden wieder anzuknüpfen.
Es bleibt daher nichts anderes übrig, als die Differentialbewegung bei dem Kettenbaum
anzuwenden. Bezüglich desselben kann man offenbar nicht a
priori sagen: da der Kern des Kettenbaums diesen oder jenen Durchmesser
hat, und die Stärke der Kette sich wie der Halbmesser dieses Kettenbaums verhält, so
wird sie bei jeder Umdrehung um eine gegebene Größe abnehmen.
Man kann dieß nicht sagen, weil die Kette mehr oder weniger lang, mehr oder weniger
dick, mehr oder weniger dicht, mehr oder weniger geschlichtet, und weil sie fast
immer excentrisch aufgewickelt ist.
Die Bewegung des Kettenbaums muß daher der Wirkung eines Organes unterworfen seyn,
welches gänzlich an die Veränderungen des Durchmessers, seyen dieselben welche sie
wollen, gebunden ist. Dieses Organ ist der Laurent'sche auf dem Kettenbaum ruhende
Hebel.
Das Zwischenglied zwischen dem Sperrrade und dem Räderwerke, welches den Kettenbaum
und den Hebel bewegt, muß nothwendig nach dem Gesetz der Abnahme des
Kettenbaum-Durchmessers bei jeder Umdrehung wirken; dieses Gesetz ist
unveränderlich, und nur eine krumme Linie repräsentirt es, nämlich die Hyperbel.
Zu dem Laurent'schen Regulator gehört noch ein kleiner Mechanismus, den man an dem
Zeugbaum anbringen kann, um die Kette fortwährend gespannt zu erhalten. Diese
Vorrichtung kann jedoch ohne Nachtheil auch weggelassen werden.
Was nun die von Laurent mit seinem RegulatorEin Differential-Regulator kostet bei ihm 50 Franken.
erzielten Resultate anlangt, so bewirkt er eine absolute Regelmäßigkeit, ohne einen
Aufenthalt zu verursachen und ohne alle Beaufsichtigung. Dazu kommt noch, daß die
durch den Apparat erzielte Regelmäßigkeit das ganze Ansehen des Zeuges verändert,
und bei den gewöhnlichen Webestühlen eine Materialersparung veranlaßt, welche nach
der Stärke des Zeuges 2–7 Procent beträgt.
Die mit der Anwendung dieses Regulators verbundenen Vortheile sind also folgende:
1) es läßt sich der Productionspreis des Fabricats sicherer berechnen, und dieß ist
für den Fabrikanten ein sehr wichtiger Umstand, weil heutzutage der Unterschied
zwischen dem Gestehungs- und dem Verkaufspreise nur gering ist;
2) Ersparung an Material, welche nach einer gewissen Zeit den Ankaufspreis des
Apparates deckt;
3) leichter Verkauf der Producte, in Folge der vollkommenen Regelmäßigkeit der
erzeugten Gewebe;
4) Ersparung an Betriebskosten, weil das beaufsichtigende Personal die doppelte
Anzahl von mit Regulatoren versehenen Webestühlen beaufsichtigen kann; z. B. wenn
früher 100 Stühle, jetzt 200;
5) sind auch die Käufer im Vortheil, denn wenn ein Käufer sich einen Zeug verschafft,
welcher zu 30 Fäden per Centimeter classificirt ist, so ist diese Zahl
der Eintragfäden durchaus nicht in allen Theilen des Stückes genau, sondern als eine
durchschnittliche zwischen 27 und 33 zu betrachten. Der Käufer bezahlt daher einen
Zeug, welcher an vielen Punkten nur einen Widerstand von 27 oder bloß 25 Fäden hat,
für 30 Fäden. Ganz anders ist es aber bei solchen Zeugen, welche mit dem
Laurent'schen Regulator gewebt sind, indem bei denselben die Anzahl der
Einschußfäden an allen Stellen des Stückes eine constante bleibt.
Der Weber, welcher an den gewöhnlichen Stuhl gewöhnt ist und die Wirkung des
Regulators nicht kennt, glaubt meistens auf den ersten Blick, daß das Räderwerk am
Kettenbaum die Kettenfäden anstrengt; dieß ist aber ganz irrig, wie die Erfahrung
hinlänglich bewiesen hat; denn der Kettenbaum ist nie vollkommen starr, und die
Elasticität der Kette in den Litzen ist eine mehr als hinreichende.
Beschreibung des Regulators.
Fig. 1 ist der
Aufriß von demjenigen Theile eines beliebigen mechanischen Webestuhls, an welchem
der Regulator angebracht worden ist.
Fig. 2 ist ein
Grundriß von demselben Theile des Stuhles.
Fig. 3 ist eine
Vorderansicht des eigentlichen Regulators.
Die Fig. 4 und
5 sind
eine horizontale und eine Seitenprojection desselben.
Die Fig.
6–8 sind besondere Ansichten einzelner Theile.
Der Webestuhl, bei welchem ein solcher Regulator angewendet wird, erleidet durchaus
keine Aenderung in seiner Construction; es fällt nur die Bremse, welche mit dem
Kettenbaum verbunden ist, weg, und statt ihrer Scheibe wird am Ende des Kettenbaums
ein Rad a angebracht, welches durch eine endlose
Schraube b bewegt wird. Dieses Räderwerk ist so
angebracht, daß ein Hals E an dem Gestell F darüber greifen kann, während sich die Schraube in
einem Support F′ dreht, der an dem Gerüst
angebracht ist; die Hebung der Schraube wird durch eine Mutter e verhindert. Oben ist an der Schraubenspindel ein
mehrarmiger Flügel f angebracht, welchen der Arbeiter
wie eine Kurbel drehen kann, während an dem untern Theile der Spindel eine kleine
hohle Rolle g angebracht und mit einer Druckschraube
befestigt ist. Ein Hebel h, welcher mittelst eines
Bruches bei i mit den Armen verbunden ist, deren Hülse sich
leicht um die Schraube d dreht, ist mit zwei Vorsprüngen
versehen, in welche der Rand der Rolle tritt, und mittelst denen er sie wie ein
Sperrrad mit sich führt, wenn man dem Hebel einen Stoß gibt. Ein anderer
horizontaler Hebel l, welcher sich frei auf der
Schraubenspindel b dreht, ist mit einem Vorsprunge l′ versehen, der gegen das Ende des Hebels h tritt, und denselben, wenn er ihn trifft, in seine
Bewegung hereinzieht.
Die Bewegung wird von den Triebrollen q, q′ den verschiedenen Theilen, welche wir
untersuchen, durch eine kleine Kurbel n und eine
Kurbelwelle m mitgetheilt; da aber das Ende des Hebels
l bei seiner Bewegung einen Kreisbogen beschreibt,
so hat man diese drei Theile mittelst eines Zapfens o
und mittelst eines Scharniers p verbunden, um alle ihre
Bewegungen frei zu machen.
Wir wollen nun die Bewegung dieser verschiedenen Stücke untersuchen. Wenn bei der
Drehung der Kurbel n vermittelst der Kurbelstange m, der sich drehende Hebel l
das Ende des gegliederten Armes h trifft, so neigt sich
derselbe, da er am Punkte i mit einem Scharnier versehen
ist, oder drängt gegen die Rolle g, und zieht sie mit
sich. Bei der Rückwärtsbewegung des Hebels l zieht sich
derselbe Arm h mittelst der Feder r los, macht die Rolle g frei, und einer von
ihren Rändern, welcher gegen den Hülsenarm j tritt,
nimmt ihn ebenfalls nebst dem zweiten Arm j mit, da
beide einen Winkelhebel, und zusammen ein und dasselbe Kreuz bilden, welches sich um
den Stab b dreht. Diese gemeinschaftliche Bewegung
findet so lange statt, bis die Schraube t auf der Curve
u ruht.
Man begreift, daß die Größe der Bewegung des Hebels l
constant ist, allein mit dem gegliederten Hebel h, j, j′ ist es anders,
indem dessen Bewegung von dem mehr oder weniger großen Zwischenraum abhängt, während
dessen er, sowie auch der Arm l′ in Ruhe ist,
nachdem die Kurbelstange m bis zu dem Ende ihres Laufs
gelangt ist. Dieser Zwischenraum hängt einerseits von der Größe ab, um welche man
die Stellschraube t vorübergehen läßt, und anderntheils
von dem mehr oder weniger hohen Punkte der Curve u, auf
welcher sie stehen bleibt.
Die äußerste Gränze des Laufs von dem Hebel h, j, j′ regulirt man
stets mittelst einer Druckschraube k, welche durch einen
Lappen l2 des Gestells
geht. Man regulirt diese Schraube auf solche Weise, daß sie der Hebel j′ berührt, sobald er das Ende seines Laufs
erreicht hat; daraus folgt, daß der Hebel, ungeachtet der angenommenen
Geschwindigkeit, diese Gränze nicht übersteigen kann.
Um die untere Achse x dreht sich ein Hebel v, welcher mittelst seines obern Theils mit dem
gegliederten Arm h durch eine mechanische Verbindung
oder Kette verbunden ist; die Feder r, welche an
derselben Welle angebracht ist, wirkt daher stets auf ihn ein. Andererseits ruht auf
dem Kettenbaum, in der Nähe des Punktes wo die Abwickelung stattfindet, eine Platte
y, die sich frei auf der Achse eines Supports z drehen kann; mit dieser Platte ist nach einem gewissen
Winkel ein anderer Arm y′ verbunden, von dessen
Ende eine kurze Stange C zu dem Arm B läuft. Letzterer kann sich frei auf einer Achse
drehen, die an einem Support des Gestells befestigt ist, und am Ende dieses Armes
B ist mittelst Schrauben die Curve u befestigt; dieselbe hat den Zweck, in einem bestimmten
Verhältniß die Bewegung zu vergrößern, welche das Stirnrad a am Kettenbaum der Schraube b mittheilt, sey
nun die Abnahme des Kettenbaum-Durchmessers welche sie wolle. Die Curve u verändert sich übrigens nach der Dichtheit, welche man
dem Zeuge geben will, indem man die sie haltenden Schrauben anzieht oder loszieht,
und ihre Steilheit ist um so bedeutender, je loser der Zeug seyn soll. Ihre Form
findet man entweder durch Berechnung, oder durch die Erfahrung.
Damit die aufhaltende Schraube t, welche bei jedem
Ladenschlage auf der Curve u aufruht, sie nicht
beschädigen kann, hat man am Ende der Schraube ein kleines Stück mit einem Scharnier
angebracht, welches stets nach einer Erzeugenden der Curve gerichtet seyn muß. Die
Schraube t tritt frei in eine Hülse am Ende des Armes
j′, und wird dort durch zwei Schraubenmuttern
festgehalten, wodurch ihre Stellung auch regulirt werden kann.
Der Mechanismus des Regulators wird durch eine Bremse vervollständigt, welche unter
die Rolle g tritt, und letztere folglich verhindert die
Stellung zu übersteigen, welche ihr der gegliederte Hebel h bei jedem Schlage der Lade ertheilt. Diese Bremse besteht aus einem
eisernen Stabe, welcher frei in zwei Supports eintritt; er enthält an seinem oberen
Theil eine Vertiefung, in welcher ein hölzerner Klotz eingefügt ist, welcher direct
in Berührung mit der Rolle ist; eine Springfeder d′ übt einen Druck aus, den man mittelst zweier Schrauben gehörig
regulirt.
Wenn der Stuhl einige Augenblicke ohne Einschuß in Gang ist, so kann der Weber die
Kette dadurch in ihre wirkliche Stellung zurückführen, daß er die Schraube b mittelst der Platte f
dreht; um aber keine so genaue Aufsicht nöthig zu haben, wendet man den gewöhnlichen
Einschußbrecher (casse-trame) an, welcher jetzt allgemein in
Gebrauch ist.
Um zu vermeiden, daß die Bewegung der Lade eine Abwickelung der Kette veranlaßt, wenn
der Stuhl außer Betrieb geseht ist, wendet man folgenden Mechanismus an. Mit der
Ausrückgabel G ist mittelst der Stange H eine hölzerne Stange I
verbunden. Ein Hebel J der sich um die Achse K dreht, die an dem gegliederten Arm h angebracht ist, nimmt das Ende dieser hölzernen Stange
auf. In der in Fig.
6 angegebenen Stellung hebt der Theil I, indem
er den Hebelarm J zurückhält, den Arm J′ auf, welcher ihm entgegengesetzt ist, und
erhält ihn aufgehängt; wenn sich aber der Webestuhl ausgerückt hat, so nimmt die
Stange I die in Fig. 1 und 6 angegebene Stellung ein;
alsdann erhält der Arm J′, welcher schwerer als
der andere J ist, das Uebergewicht, und sein äußerster
Haken i′, welcher vor der Bewegung über den Arm
j hinausging, der dem gegliederten Hebel h angehört, fällt hinter der Verstärkungsrippe dieses
Armes j nieder.
Aus diesen beiden verschiedenen Stellungen geht die nachstehende Doppelwirkung
hervor: im erstern Fall, wenn der Hebel J′
gehoben ist, wird der Hebel h, j, j′ gebogen, während im zweiten Fall
derselbe Hebel gerade bleibt, und sich nicht mehr um den Punkt i dreht; folglich kann der Hebel h die Rolle nicht mehr fassen, und sie in seine Bewegung hereinziehen.
Rückt man aber den Webestuhl ein, so nimmt die Stange I
wieder ihre ursprüngliche Stellung (Fig. 1) ein, und der Haken
i des Armes J′
hebt sich über den Arm j, um den Hebel h, j, j′ frei zu machen, welcher sich wieder biegt.
Ein Bügel L, welcher an den Hebelarm J befestigt ist, beschränkt die Seitenbewegung der
Stange I, wie ein an dem Hebel h befestigter Haken M die Senkung des Armes
J beschränkt. Eine kleine Blechplatte ist unter der
hölzernen Stange I, an dem Orte ihrer Berührung mit dem
Hebel J, zur Vermeidung der Abnützung angebracht.
Fig. 7 und 8 stellen die
Einzelnheiten der Curve u, ihre Wirksamkeit mit der
Plappe y, und die damit zusammenhängenden
Maschinentheile dar. Sie vervollständigen den eigentlichen Regulator. Wir wollen nun
sehen, wie man den Apparat reguliren muß, um dem Kettenbaum eine Bewegung zu geben,
welche ein regelmäßiges Gewebe in allen Theilen des Stückes hervorbringt.
Man gibt anfänglich die gewünschte Anzahl der Fäden, indem man darnach die Länge der
Triebkurbel regulirt oder verändert, welches dadurch bewirkt wird, daß man ihren Verbindungspunkt mit
der Kurbelstange n versetzt. Diese Veränderung der Länge
der Kurbel regulirt die Größe der Bewegung des Stückes l.
Man bestimmt auch die geeigneten relativen Stellungen der Differentialcurve mit der
Platte y und der Stellschraube t. Man regulirt diese Schraube so, daß man die Anzahl von Einschußfäden
erhält, welche man dem Zeuge geben will, und nachdem dieß geschehen ist, wirkt der
Regulator ununterbrochen, und ohne alle Aufsicht durch die Bewegung des Webestuhles
selbst.
Laurent wendet auch eine neue Regulatoreinrichtung an, die
eine Vereinfachung der beschriebenen Construction ist. Es sind alle schon
beschriebenen Theile beibehalten, aber mit dem Unterschiede, daß die Curve u nicht dieselbe Stellung einnimmt, und daß der Theil
des Stuhlgestelles, der sie tragen muß, in der Nähe der Schraube b angebracht ist. Auf den Support f wird ein Arm i befestigt, welcher den
Drehungspunkt der Platte y enthält. Diese ruht durch ihr
eigenes Gewicht auf dem Kettenbaum, und die Differentialcurve u ist direct an sie geschraubt. Diese Curve verändert sich stets nach der
Festigkeit des Gewebes, unterscheidet sich aber von der vorher beschriebenen
dadurch, daß sie anstatt einer Fläche nur mehr eine Linie ist.
Man erhält die Differentialbewegung, indem man durch die Bewegung der Platte die
Stellung des Hebels h, j,
j′, wenn er in Ruhe ist, verändert.
Um diesen Zweck mit der neuen Stellung der Curve zu erreichen, bedient man sich eines
Hülfstücks, welches mit einer Hülse versehen ist, in der sich die Schraube frei
dreht; dieses Stück hat eine gabelförmige Gestalt, und einer von den Armen stützt
sich auf die Curve u, während der andere mit einem Auge
versehen ist, welches eine Schraube zum Aufhalten hat, gegen die ein Sperrkegel
tritt. Das Ende des Hebels j′ ist mit einem
stählernen Bolzen versehen, dessen gehärteter Kopf das Ende des obern Armes schützt
und eine Beschädigung verhindert. Man sieht also, daß wenn der Durchmesser des
Kettenbaums abnimmt, sich die Curve senkt, der Aufhalter zurücktritt, und die Curve
des Sperrrades nach dem Gesetz der Curve zunimmt. Die Zunahme der Geschwindigkeit
ist alsdann um so größer, je mehr sich die Platte dem Kern des Kettenbaums
nähert.
Die Curve, von der wir hier geredet haben, ist aber nicht das einzige Organ, womit
man dieses Resultat erlangen kann. Wir wollen in Kürze mehrere Mechanismen
beschreiben, welche sie ersetzen.
Die erste ist so combinirt, daß der Theil der Platte g,
welcher auf dem Kettenbaum aufliegt, in einer Curve endigt, deren Zweck ist zu
verhindern, daß die Winkelgeschwindigkeit der Platte sich vermindert, indem sie sich
dem Durchmesser des Kettenbaums nähert. Weiterhin endigt sie in einem Theil des
Kreisbogens, der von dem Drehungsmittelpunkt aus beschrieben ist. Auf diesem Bogen
ist das Ende einer Kette oder Schnur befestigt, an welcher eine Kugel hängt. Diese
bewegt sich zwischen zwei Armen, die wie ein Cirkel durch ein Scharnier mit einander
verbunden sind. Der eine derselben ist auf der Verlängerung des Regulators
befestigt; der andere tritt frei in ein viereckiges Auge, so daß er in seiner
Bewegung nicht abweichen kann. Nimmt nun der Durchmesser des Kettenbaums ab, so geht
das Kugelgewicht nieder, uud indem es den Winkel öffnet, schiebt es den zweiten Arm
vor, gegen welchen der oben erwähnte Sperrkegel tritt.
Man kann die Curve auch durch einen Mechanismus ersetzen, welcher darin besteht, an
dem Ende einer Schnur einen Hebel anzubringen, der mit dem gegebenen Punkt eines an
das Regulatorgestell befestigten Supports ein Scharnier bildet. Mit diesem Punkt
steht eine Lenkstange in Verbindung, die einen Kolben bewegen kann. Senkt sich nun
die Platte auf den Kettenbaum, so folgt der Hebel ihrer Bewegung vermöge seines
eigenen Gewichts; und da die Kurbel einen Kreisbogen beschreibt, so macht sie den
Kolben vorrücken, gegen welchen der Sperrkegel tritt. Es genügt, die Länge von der
Stellung der Hebel zweckmäßig zu bestimmen, damit derselbe Punkt, indem er einen
Kreisbogen beschreibt, die Bewegung des Sperrrades so regulirt, daß sich der
Kettenbaum regelmäßig abwickelt.
Endlich hat Laurent noch einen Mechanismus in Vorschlag
gebracht, welcher ebenso wirkt, und darin besteht, die Senkung der Platte nicht
durch eine Kurbel, sondern durch einen gegliederten Hebel zu bewirken. Wenn die
Platte sich senkt, so schiebt das Knie den Kolben vor. Man würde diesen Mechanismus,
damit er ein Gewebe von bestimmter Stärke mit Regelmäßigkeit hervorbringt, dadurch
reguliren, daß man die Länge der ihn bildenden beweglichen Theile vergrößert oder
vermindert.
Wir bemerken noch, daß die Differentialcurve so berechnet wird, daß sie die Abnahme
des Kettenbaums corrigirt, obgleich die Platte nicht immer gleiche Bogen bei einer
regelmäßigen Verminderung des Cylinderdurchmessers durchläuft. Man könnte diese
beiden Wirkungen trennen, indem man die Platte krümmt.
Wollte man diese Einrichtung nicht anwenden, so würden freilich andere
Differentialorgane als die Curve nur schwer eine regelmäßige Abwickelung
veranlassen, wenn man sie direct mit der geraden Platte verbände.
Man könnte jedoch bei diesen letztern Mechanismen die Länge und die Lage des Hebels
y leicht so bestimmen, daß die
Geschwindigkeitsunterschiede der Platte ausgeglichen würden. Man begreift, daß wenn
die Entfernung der Platte von dem Punkt, wo sie den Kettenbaum berührt, in Folge der
Durchmesserverminderung dieses Cylinders zunimmt, der Hebel ebenfalls kleiner wird,
weil, indem er seinen Kreisbogen beschreibt, der Anhängungspunkt der Schnur sich
mehr und mehr der senkrechten Linie nähert, welche durch den Mittelpunkt geht.
Der Compensationshebel würde zwecklos werden, wenn man die gerade Platte durch eine
solche ersetzte, die sich auf den Kettenbaum stützt, und stets in der Richtung eines
und desselben Halbmessers läuft, und wenn man mit der Bewegung dieser Platte eine
Differentialbewegung verbände. Die Platte könnte durch eine bloße Schnur ersetzt
werden, die einen Theil von der Peripherie des Kettenbaumes umgibt, und deren eines
Ende mit einem festen Punkt verbunden wäre, während das andere bei der Abnahme des
Kettenbaumdurchmessers eine Differentialbewegung veranlaßte.
Man kann auch zwei umgekehrte Kegel zu einer Differentialbewegung benutzen; der eine
erhält alsdann die Bewegung von dem Webestuhl, welche mittelst des andern Kegels und
eines Laufriemens auf den Kettenbaum übertragen werden würde; der Laufriemen würde
durch die Einwirkung der Platte verschoben werden. Um aber eine regelmäßige
Abwickelung zu veranlassen, müßte man die Differentialcurve anwenden, und zwar
entweder auf die Platte, oder auf den Hebel welcher zu Verschiebung des Laufriemens
bestimmt ist; oder endlich, indem man sie als Erzeugende eines der Kegel anwendet.
Statt der Curve könnte man aber auch einen der oben erwähnten
Differentialmechanismen anwenden.
Beschreibung des Mechanismus, welcher den
Zeug mit einer regelmäßigen Spannung aufwickelt.
Ein Theil des in Fig.
1 bis 8 abgebildeten Webestuhls, welchen wir in obigem beschrieben, erhält den
Mechanismus, welcher den Zeug nach Maaßgabe seiner Anfertigung auf den Zeugbaum
wickelt. Da er von den
gewöhnlich angewendeten verschieden ist, so wollen wir ihn kurz erläutern. Bis jetzt
wurde das Gewicht, welches auf das Sperrrad wirkt, mittelst einer Druckschraube an
dem Hebel aufgehalten, an welchem das Rad angebracht ist. Wenn der Durchmesser des
Baums um eine gewisse Größe zugenommen hat, so befestigt der Arbeiter das Gewicht in
einer andern Stellung, um die Kraft, mit welcher es auf das Sperrrad einwirkt, zu
erhöhen. Diese mit der Hand auszuführende Stellung des Gewichts wird nun von dem
fraglichen Mechanismus vollkommen und ununterbrochen ausgeführt.
Das Gewicht kann frei gleiten, es wird von einer Stange gehalten, die mit dem Hebel
ein Scharnier bildet. Dieser ist an dem Ende einer Welle angebracht, welche unter
der Brust des Stuhles durchgeht, und die sich in einem Support drehen kann, der
unter letzterer angebracht ist, und durch das Stuhlgestell geht, um einen stoßenden
Maschinentheil aufzunehmen. Auf dieser Welle und im Innern des Stuhles selbst ist
ein zweiarmiges Stück angebracht, an dessen einem Arme eine Rolle befindlich ist,
welche auf dem Zeugbaume ruht, indem der zweite Arm durch ein Gewicht an seinem Ende
beschwert ist.
Nimmt daher der Durchmesser des Baumes zu, so beschreibt der erste Arm einen
Kreisbogen, die Welle dreht sich, und nimmt das Stück mit, welches das Gewicht
mittelst der Lenkstange vorwärts stößt.
Man braucht nur die Stellung dieser letzteren und die des Hebels zu reguliren, damit
die Zunahme des Armes, auf welchen das Gewicht wirkt, der Durchmesservergrößerung
des Zeugbaumes entspricht.