Titel: | Einfaches Verfahren das specifische Gewicht der Kartoffeln zu bestimmen; von Prof. Dr. R. Fresenius und Prof. Dr. Fr. Schulze. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LVIII., S. 308 |
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LVIII.
Einfaches Verfahren das specifische Gewicht der
Kartoffeln zu bestimmen; von Prof. Dr. R. Fresenius und Prof. Dr. Fr. Schulze.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1850, Nr. 23
und 24.
Fresenius' und Schulzes Verfahren das specifische Gewicht der
Kartoffeln zu bestimmen.
Bekanntlich dient die Kenntniß des specifischen Gewichts der Kartoffeln in der
Landwirthschaft und Branntweinbrennerei zur Beurtheilung ihres Gehaltes an Stärkmehl
und trockener Substanz. — Lüdersdorff und Berg, sowie Balling haben
gezeigt, daß der Gehalt um so größer ist, je höher das specifische Gewicht; sie
haben die Beziehungen zwischen beiden festgestellt und Tabellen entworfen, mit Hülfe
welcher man aus dem specifischen Gewichte Trockensubstanz und Stärkmehl der
Kartoffeln mit Leichtigkeit berechnen kann. (Vergl. Balling's Gährungschemie, II, 53. — Otto, rationelle Praxis der landwirthschaftlichen Gewerbe, 3te Auflage, S.
192).
Sollte nun die Kenntniß des Zusammenhangs zwischen specifischem Gewicht und Inhalt
der Kartoffeln von durchgreifendem Nutzen für Kartoffelbau und Branntweinbrennerei
seyn, so mußte ein Verfahren zur Bestimmung des specifischen Gewichtes gefunden
werden, so einfach und rasch in der Handhabung, wie die Prüfung der Maischwürze oder
des Branntweins mittelst der Senkwaage — ein Verfahren, welches jedem
Arbeiter ausführbar und dabei geeignet ist, nicht nur das specifische Gewicht einer
einzelnen Kartoffel, sondern ohne Weiteres das mittlere specifische Gewicht der
ganzen Kartoffelsorte zu bestimmen. Auf letzteren Umstand ist besonderes Gewicht zu
legen, denn eine oder die andere Kartoffel weicht in ihrem specifischen Gewichte oft
bedeutend ab von dem mittleren Durchschnitte der ganzen Sorte.
Wir freuen uns ein solches Verfahren gefunden zu haben, und zweifeln nicht daß es
seinem Zwecke vollkommen entsprechen wird. Dasselbe besteht in Folgendem:
Man füllt ein weites Zucker- oder Becherglas mit einer mehr oder weniger
gesättigten Kochsalzlösung etwa zur Hälfte an, wirft, je nach der Größe der
Kartoffeln und des Gefäßes, sechs, acht, zehn oder zwölf von den zu prüfenden rein
gewaschenen Kartoffeln hinein und gießt unter Umrühren so viel Wasser zu, bis die Hälfte der
Kartoffeln zu Boden sinkt, während die andere Hälfte noch schwimmt. — Sollte
man so viel Wasser zugegossen haben, daß mehr als die Hälfte der Kartoffeln sinken,
so fügt man wieder etwas von der gesättigten Kochsalzlösung zu, bis der Punkt
erreicht ist. — Gehöriges Umrühren ist erforderlich, nicht allein um die
Flüssigkeiten völlig zu mischen, sondern auch, um die Kartoffeln von den kleinen
Luftbläschen zu befreien, welche sie am Anfange an ihrer Außenseite zeigen und die
ihr specifisches Gewicht verringern würden, wenn man sie nicht entfernte. Daß das
Gefäß so groß seyn müsse, um den Kartoffeln freie Beweglichkeit zu gestatten,
versteht sich von selbst.
Ist der Punkt erreicht, so nimmt man die Kartoffeln mit einem Seihlöffel heraus,
hängt ein Aräometer in die Flüssigkeit und liest ab. Das specifische Gewicht der
Salzlösung ist gleich dem mittleren specifischen Gewichte der Kartoffelsorte. Wollte
man das specifische Gewicht einer einzelnen Kartoffel prüfen, so mische man
Salzlösung und Wasser so, daß die Kartoffel gerade in der Flüssigkeit schwebt.
Ist man in der Lage, häufig Kartoffelprüfungen vorzunehmen, so hebt man die verdünnte
Salzlösung auf, wirft bei der folgenden Prüfung die Kartoffeln hinein und gießt je
nach Bedürfniß Kochsalzlösung oder Wasser zu.
Daß man in Ermangelung eines richtigen Aräometers das specifische Gewicht der
Salzlösung auch in einer kleinen Flasche auf der Waage prüfen könne, bedarf keiner
Erwähnung.
Vergleichende Versuche haben dargethan, daß die nach dem angegebenen Verfahren
erhaltenen Resultate vollkommen mit denen übereinstimmen, welche man durch Abwägen
der Kartoffeln in Wasser erhält.