Titel: | Verbessertes Verfahren zum Auflösen des Kautschuks, von Gustave Gerard in Paris; patentirt für England am 7. Mai 1850. |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLIV., S. 218 |
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XLIV.
Verbessertes Verfahren zum Auflösen des
Kautschuks, von Gustave
Gerard in Paris; patentirt
für England am 7. Mai 1850.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Dec.
1850, S. 344.
Gerard, Verfahren zum Auflösen des Kautschuks.
Bisher behielten alle Auflösungen des Kautschuks, sie
mochten dünn oder dick seyn, stets eine große Cohärenz und Elasticität; das
Lösungsmittel, welches es seyn mochte, machte den Kautschuk bedeutend aufquellen;
erst nachdem derselbe aufgequollen ist, beginnt der Act seiner Auflösung, weßhalb
eine große Menge von dem Lösungsmittel erforderlich ist. Um diesen Uebelständen
abzuhelfen und eine dicke Auflösung zu erhalten, ließ man bisher den Kautschuk in
dem Lösungsmittel aufquellen und preßte ihn hernach mittelst Walzen; die nach diesem
Verfahren dargestellte Auflösung behält jedoch eine sehr große Cohäsion und
Elasticität.
Nach meinem Verfahren erhalte ich Kautschuk im Zustand
einer so dicken und concentrirten Auflösung als man wünschen kann; so dick dieselbe
aber auch seyn mag, verliert sie doch ihre Zähigkeit und Elasticität, der Kautschuk
nimmt nach dem Verdunsten des Lösungsmittels die Form von Teig an, und besitzt alle
seine frühern Eigenschaften wieder. Mein Verfahren besteht darin, daß ich mit dem
Lösungsmittel, welcher Natur es seyn mag, eine gewisse Menge Alkohol vermische, und
hernach den Kautschuk maceriren lasse; er dehnt sich dabei nur wenig aus und nach
Verlauf von 24 Stunden ist er im Zustand eines Teiges, welcher in jede beliebige
Gestalt geformt werden kann. Als Lösungsmittel verwende ich vorzugsweise
Schwefelkohlenstoff und Chloroform, Schwefeläther, Steinöl, die ätherischen
Steinkohlenöle oder Terpenthinöl, welche ich mit fünf bis fünfzig Procent Alkohol
vermische. Je nach der Dicke der verlangten Auflösung versetze ich 1 Theil Kautschuk
mit seinem gleichen Gewicht bis 30 Theilen alkoholhaltigen Lösungsmittels; nach
Verlauf von einem oder zwei Tagen unterziehe ich den Teig der Operation des Knetens
auf gewöhnliche Weise (in der Wärme), nämlich wenn ich eine gleichförmige Auflösung
zu erhalten beabsichtige und in dem Falle, wenn sie mit kleinen Quantitäten der
Lösungsmittel bereitet wird. Im entgegengesetzten Falle ist das Erwärmen ganz
nutzlos.
Die Gutta-percha knete ich in der Wärme mit einer
kleinen Quantität Lösungsmittel, wodurch sie vollkommen gereinigt wird; dann löse ich sie in der
Mischung von Alkohol und Schwefelkohlenstoff auf, und verdünne sie bis sie einen
dicken Syrup darstellt, welchen ich drei bis vier Tage stehen lasse. Die
Unreinigkeiten setzen sich dann auf dem Boden ab, oder schwimmen auf der Oberfläche.
Ich ziehe hierauf den mittleren Theil ab, welcher die Gutta-percha im
Zustande vollkommener Reinheit gibt.
Der Charakter der Erfindung ist also die Vermischung der zum Auflösen des Kautschuks gebräuchlichen Lösungsmittel mit Alkohol. Der
Alkohol besitzt bekanntlich die Eigenschaft den Kautschuk aus seinen Auflösungen
sehr schnell niederzuschlagen. Diese Eigenschaft des Alkohols habe ich zu meinem
Zweck angewandt; indem ich nämlich den Alkohol mittelst eines Lösungsmittels in die
inneren Theile des Kautschuks eindringen lasse, trenne ich die einander adhärirenden
Theilchen, welche die Kautschukmasse bilden, mehr oder weniger von einander, wo sie
dann durch Druck leicht von einander gesondert werden können und in der dadurch
erzielten Form verbleiben; erst wenn das Lösungsmittel und der Alkohol verdunstet
sind, kehrt der Kautschuk in seinen ursprünglichen Zustand zurück.
Anstatt des Alkohols kann man bei diesem Verfahren die Lösungsmittel des Kautschuks
auch mit andern Flüssigkeiten verdünnen, welche, wie z. B. Holzgeist, Fuselöl etc.,
die Eigenschaft besitzen den Kautschuk nicht aufzulösen, sondern ihn aus seinen
Auflösungen niederzuschlagen.