Titel: | Blechlehre von C. F. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim. |
Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] |
Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. IV., S. 18 |
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IV.
Blechlehre von C. F. Oechsle, Mechaniker in
Pforzheim.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Oechsle's Blechlehre.
Die schon seit einer Reihe von Jahren in den hiesigen auf einer hohen Stufe stehenden
Bijouteriefabriken gebräuchlichen Schraubenblechlehren hatten bisher einige
Hauptmängel, deren Entfernung jedem Fabrikant erwünscht seyn mußte.
Die Hauptfehler waren:
1) eine zu starke Steigung des Schraubengewindes;
2) daß die Schraube nnten auf einer ebenen Fläche, anstatt auf einer gewölbten
aufstand, weßhalb bei etwas verbogenen Blechen nie eine genaue Messung möglich
war;
3) daß die Schraube in ihrer Mutter, wenn sie durch den Gebrauch ausgelaufen war,
nicht wieder mittelst einer Klemmschraube satt gehend gemacht werden konnte, und
4) daß das Messen vermittelst der Schraube zu sehr von der Willkür des Arbeiters
abhieng, indem der ungeübte Arbeiter dieselbe leicht um 4 bis 6 Grade oder
Hunderttheile des Zifferblattes zu fest anziehen konnte, durch welch letzteren
Fehler hauptsächlich ein unrichtiges Messen der Bleche statt fand.
Ich glaube durch die nachfolgende Construction der Blechlehre genannte Fehler nun
beseitigt zu haben.
Die Zeichnung entspricht der natürlichen Größe, und nur die besonders gezeichnete
Schraube nebst dem Gesperr sind der Deutlichkeit wegen im vergrößerten Maaße
gegeben.
Das messingene Stück a, Fig. 31, hat die Form
einer Schraubenzwinge, wie sie die Tischler gebrauchen, durch deren oberen Theil die
Mikrometerschraube b geht; auf der Schraube selbst sitzt
der Zeiger d, welcher an der Schulter e einen festen Anschlag hat. c ist ein in 100 gleiche Theile getheiltes Zifferblatt, über welchem sich
der Zeiger bewegt. Ueber der Schulter e ist bei f ein kurzes Niereck angebracht, dessen Ecken aber bei
q, Fig. 33, weggedreht sind,
so daß sich dort eine kurze runde Schulter bildet, während der übrige Theil des
Schraubengriffes in den dünnen Stift k endigt. Auf dem
Viereck f befindet sich die eine Hälfte eines
sogenannten Breguet'schen Gesperres, genau so
eingerichtet wie diejenigen an den Breguet'schen Uhrenschlüsseln, Fig. 34. Dieser Theil des
Gesperres ist nur in verticaler Richtung beweglich und wird durch die kurze
Spiralfeder f, welche sich in dem innen ausgedrehten
Gesperr befindet, stets mit gleicher Kraft gegen den oberen Theil des Gesperres
angedrückt. Die obere Hälfte des Gesperres g ist in
horizontaler Richtung um die Achse k drehbar und mit
einem messingenen Röhrchen, welches als Handgriff der Schraube dient, überzogen. Im
Innern dieses Röhrchens befindet sich die Spiralfeder i,
i, welche um die Achse k
gewunden ist und oben bei k an der kleinen Mutter, sowie
unten auf g aufsitzt und die obere Hälfte des Gesperres
stets fest auf die Schulter q aufdrückt. Diese Schulter
ist deßwegen angebracht, damit der Arbeiter den Griff der Schraube sammt dem Gesperr
nicht unnöthig
herabdrücken und dadurch die Wirkung der Spiralfeder f
hemmen kann. Aus demselben Grunde ist das Mütterchen oben bei k im Innern des Röhrchens und nicht außen angebracht.
Die Schraube l erfüllt zwei Zwecke: sie dient nämlich als
erhabener Gegenpunkt für die Mikrometerschraube und als Correctionsschraube, wenn
sich mit der Zeit der Zeiger nicht mehr genau auf 0 der Theilung einstellen
sollte.
Die Schraube b hat eine Steigung von 0,5 Millimetern und
geht in ihrer Mutter nur gerade so fest, daß sie durch das Gesperr mitgenommen wird,
jedoch stille steht, sobald sie einen Widerstand findet, da alsdann der obere Theil
des Gesperres leer herumgeht.
Soll nun ein Blech gemessen werden, so wirb es auf der Schraube l aufgelegt und die Schraube b so weit herabgeschraubt, bis sie auf dem Bleche aufsitzt. Die Anzahl der
Umgänge des Zeigers sowie der einzelnen Hunderttheile werden nun am Zifferblatte
abgelesen, dessen einzelne Grade 1/200 Millimeter entsprechen. Wollte der Arbeiter
die Mikrometerschraube fester anziehen als nöthig ist, so geht der Handgriff
derselben mit dem oberen Theile des Gesperres leer herum, weil die Zähne desselben
nach der Richtung des Gewindes eingeschnitten sind. Die Schraube kann also nie
fester angezogen werden, als die Reibung des Gesperres und der Widerstand der
Spiralfeder f es gestatten. Der Druck der
Mikrometerschraube muß folglich auf den zu messenden Gegenstand stets ein gleicher
bleiben, man mag an dem Griffe der Schraube drehen so lange man will.
Um die Mikrometerschraube b, wenn sie durch den Gebrauch
abgenutzt werden sollte, wieder in ihrem Gewinde satt gehend zu machen, ist die
obere Hälfte des Stückes a von vorn aufgeschlitzt (bei
n, Fig. 32 deutlicher
sichtbar) und kann durch die querdurchgehende Schraube m
corrigirt werden.
Das Zifferblatt c, c ist
durch die Schraube o und den Stellstift p befestigt.
Der Preis dieser Blechlehre ist hier genommen 3 fl. 30 kr. oder 2 Thlr.