Titel: | Ueber die Aufbewahrung des Getreides; von Léon Dufour. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. LII., S. 229 |
Download: | XML |
LII.
Ueber die Aufbewahrung des Getreides; von
Léon
Dufour.
Aus den Comptes rendus, Sept. 1850, Nr.
11.
Dufour, über die Aufbewahrung des Getreides.
Ein Artikel über diesen Gegenstand von Bobierre und Cartier (S. 141 im vorhergehenden Heft des polytechn.
Journals) erinnerte mich an eine Abhandlung, welche ich im J. 1848 hierüber der Société centrale d'Agriculture
einreichte.
Um das Getreide vor dem Kornwurm und andern Insecten zu bewahren, muß man es in
solche Umstände versetzen, daß das Insect sich weder erzeugen noch entwickeln und
das Getreide selbst keinen Schaden leiden kann. Nun sind die Luft, das Licht, die
Wärme und Feuchtigkeit der thierischen und pflanzlichen Keimung gewiß am
förderlichsten, und wenn man ihnen das Getreide entzieht, so läßt es sich ewig
aufbewahren. Hierauf sind die Silos der Araber gegründet, sowie die weiten, starken,
hermetisch verschlossenen Thürme der Mexikaner (troxes,
im altspanischen Speicher bedeutend), in welchen Tausende
von Hektolitern Weizens Jahren trotzen, ohne zu verderben; nur oben und an der Seite
befindet sich eine Oeffnung zum Hineinbringen und Herausnehmen des Getreides, die
dicht verschlossen werden kann.
Der Ursprung meines jetzigen Verfahrens ist kurz folgender. Ich hatte mich mehrmals
überzeugt, daß der in einer gewissen Meierei geerntete Weizen, von welchem der
Pächter den größten Theil für sich behielt, in meinem von allen Seiten der Luft
ausgesetzten Speicher vom Kornwurm heimgesucht wurde, während der Weizen des Bauern,
in Truhen und Fässern, in den dunkelsten Winkeln seiner Wohnung untergebracht, sich
ganz gut erhielt. Daraus schöpfte ich für mich und Andere eine Lehre.
Ich brachte nun unmittelbar nach der Ernte mein (jedoch ohne künstliche Wärme) gut
getrocknetes Getreide in Fässer, in große Packfässer. Einen Boden derselben schlug
ich heraus und verschloß sie dafür oben mit einem Deckel, welcher bloß mittelst
eines großen Steines festgehalten wurde, und den man wohl auch in eine Zarge der
Dauben einpassen könnte. Diese Fässer stehen an der dunkelsten Stelle des Speichers
längs der Mauer hin aufrecht in Reihen und bilden Säulen von 6 bis 7 Hektoliter
Getreide; die Fensterläden werden fleißig verschlossen gehalten. Der Speicher faßt
auf diese Weise mehr als noch einmal so viel Getreide und ist dabei doch viel
zugänglicher. Mehrere Oekonomen meiner Gegend haben sich nach demselben Grundsatz
ungeheuer große hölzerne Kisten machen lassen, die über 60 Hektoliter Weizen
fassen.
Schon seit 15 Jahren bediene ich mich nun dieses Verfahrens und habe nicht nur
niemals ein Insect im Getreide gefunden, sondern es geht, was sehr wichtig ist, auch
durch Ratten und Sperlinge nichts verloren, und es wird Staub und allerlei Abgang
vermieden. Das Getreide nimmt keinen Geruch an, bleibt rein und conservirt sich, der
Brodbildung wie der Keimung gleich fähig. Endlich ziehen es die Käufer stets jedem
andern vor.
Dieses Verfahren ließe sich für Vorrathsmagazine großer Städte leicht in Anwendung
bringen, indem man große Behälter von 40–60 Hektoliter Inhalt aus Eisen oder
Zinkblech anfertigen ließe und das Getreide in solchen aufbewahrte.