Titel: | Hulett's und Paddon's patentirte Gasmesser und Gasregulatoren. |
Fundstelle: | Band 118, Jahrgang 1850, Nr. XXI., S. 94 |
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XXI.
Hulett's und Paddon's patentirte Gasmesser
und Gasregulatoren.
Aus dem Mechanics' Magazine, Mai 1850, S.
342.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Hulett's und Paddon's Gasmesser und Gasregulatoren.
1) Der Wasserstandszeiger. Ein wirksames Verfahren, die
Wasserfüllung beständig auf das richtige Niveau zu adjustiren, war ein längst
gefühltes Bedürfniß. Die Patentträger haben dieses Resultat dadurch annäherungsweise
erreicht, daß sie den wirklichen Wasserstand auf dem Zifferblatte sichtbar machen,
so daß der Consument zu jeder Zeit sich selbst überzeugen kann, ob der Gasmesser
gehörig mit Wasser gefüllt ist oder nicht, während der Gasinspector auf den ersten
Blick jede Abweichung vom richtigen Wasserstand wahrnimmt. Fig. 1 stellt diesen
Wasserstandszeiger dar. A ist der gewöhnliche Schwimmer,
an dessen Boden eine krumme Stange oder ein krummer Draht a,
a befestigt ist. Der längere Arm des letzteren tritt durch eine Röhre C in die kleine Büchse G,
welche den regierenden Mechanismus umschließt, und trägt oben einen Zeiger c. Das Zifferblatt enthält einen senkrechten Schlitz k, in welchem sich der Zeiger c frei auf und nieder bewegen kann. Der Strick l auf dem Zifferblatte zeigt das richtige Niveau an, auf welches das
Wasser in dem Gasmesser am Anfange adjustirt werden muß. Mit dem Schwimmer steigt
oder sinkt nothwendig auch der Zeiger c über oder unter
den festen Punkt l und zeigt auf diese Weise jede
Wasserentweichung oder jeden Wassermangel in dem Gasmesser an.
2) Das Heberrohr. Bei dem gewöhnlichen Gasmesser wird das
Gas durch eine krumme Heberröhre, deren beide Enden offen sind, in die messende
Trommel geleitet. Von dem krummen Ende dieser Röhre erstreckt sich ein gerades
Röhrenstück abwärts und ist unten durch eine von außen zugängliche Schraube
geschlossen. Dieser Theil mit der Schraube dient gelegentlich für den Nebenzweck,
jeden Wasserüberschuß, der sich in dem Apparat anhäufen und seine Wirkung stören
sollte, durch den Heber abzuziehen. Aber gegen den betrügerischen Mißbrauch dieser
Theile, um das Gas abzuleiten, ohne daß es durch die Meßtrommel gegangen ist, sind
keine Vorkehrungen getroffen; und ohne Zweifel kommt ein solcher Mißbrauch häufig
vor. Um nun für die Zukunft die Möglichkeit desselben abzuschneiden, lassen wir die
erwähnte Schraube weg, und bedienen uns des Hebers zu seinem einzigen erlaubten Zwecke, nämlich um das
Gas aus der Einlaßkammer in die Trommel zu leiten. Die Figuren 1 und 2 stellen einen
Gasmesser, welcher die vorhergehende sowie andere Verbesserungen in sich schließt,
im Verticaldurchschnitte dar. B, Fig. 1, ist der Heber.
Beide Schenkel desselben sind höher als gewöhnlich geführt, und die Enden der
Schenkel sind in Deckel eingeschlossen, welche dem Wasser unzugänglich sind. Der
Deckel B¹ des einen Endes befindet sich im
Inneren der Trommel, der Deckel B² des andern
Endes ist an die Vorderseite des Gasmessers befestigt. Auf diese Weise ist der
Zugang zum Heber von außen abgeschnitten und jede betrügerische Gasentziehung durch
diesen Theil des Apparates unmöglich gemacht. Wir lassen noch ein kurzes Röhrenstück
9, Fig. 2, von
dem unteren Theil des Heberrohrs nach abwärts sich erstrecken; dieses hat jedoch nur
den Zweck, die in Folge der Condensation entstehende Feuchtigkeit aufzunehmen.
3) Das Ventil zur Ableitung des überflüssigen Wassers (the overflow valve). Dieses Ventil ist so eingerichtet,
daß es nur zur Ableitung des überflüssigen Wassers, unter keinen Umständen aber zur
betrügerischen Gasentziehung angewendet werden kann. Die Figuren 3 und 4 stellen
diesen Theil der Erfindung nach einem größeren Maaßstabe im Durchschnitt und im
Grundrisse dar. An der einen Seite der viereckigen Büchse an der Vorderseite des
Gasmessers ist ein Reservoir A¹ angebracht,
welches unten geschlossen, oben aber offen ist, zur Aufnahme des überschüssigen
Wassers, wenn das geeignete Niveau überschritten wird. In A¹ ist eine verticale, unten offene, oben aber geschlossene Röhre
B² eingeschlossen; b² ist eine von B² rechtwinkelig
ausgehende Mündungsröhre mit einem Schraubenstöpsel F: M
ein B² umgebender cylindrischer Schwimmer,
welcher sich frei auf und nieder bewegen kann; N ein
innerhalb B² angeordnetes conisches Ventil,
dessen Spindel vermittelst eines Querstücks an die unteren Ränder des Schwimmers M befestigt ist. Das in den Behälter A¹ überfließende Wasser hebt den Schwimmer M; dieser öffnet das Ventils und läßt das überflüssige
Wasser in die Röhre B² laufen, aus welcher es
nach Herausnahme der Schraube F abgelassen werden kann.
Sinkt dagegen der Schwimmer, so fällt das Ventil auf seinen Sitz und sperrt mm die
Röhre B gegen jede Gasströmung in dieser Richtung ab.
Die Schraube F kann alsdann abgenommen werden, ohne daß
Wasser oder Gas nachfolgt.
Fig. 5 zeigt
eine Abänderung dieses Apparates. A¹ ist ein
Behälter wie der vorhergehende, welcher an der Seite der viereckigen Büchse vorn am Gasmesser
angebracht ist. Eine Röhre B² nimmt die Mitte
dieses Behälters ein, erstreckt sich jedoch nicht ganz bis an den Boden desselben.
Oben ist diese Röhre an eine entsprechende Oeffnung in dem Behälter befestigt, und
unten ist sie mit einer Oeffnung b versehen, auf welche
die schwimmende Kugel A⁰ paßt. F ist ein durch eine Schraube verschließbares
Mündungsrohr. Wenn der Gasmesser und mithin auch der Behälter A¹ mit Wasser gefüllt ist, so schwimmt die Kugel A⁰ oben. Sobald aber das Wasser bis an das untere
Ende der Röhre B² herabsinkt, so verschließt die
Schwimmkugel die Oeffnung b und verhindert den Durchgang
des Gases durch diesen mit der Ausmündung F in
Verbindung stehenden Theil des Behälters.
Fig. 6 stellt
eine andere Abänderung dieses Theils der Erfindung dar. A¹ ist ein Gehäuse; A²
Abtheilung desselben, welche das überschüssige Wasser aufnimmt; A³ eine in die Abtheilung A² sich mündende unten offene Centralröhre, welche oben mit einem
Schwimmventil B versehen ist. Das überfließende Wasser
steigt in A² bis es den Schwimmer B hebt, worauf es durch die Röhre A³ hinabfließt, dann in A¹ bis
zum Ausmündungsrohr steigt und dort ausfließt. Es erhellt aus dieser Einrichtung,
daß keine Communication zwischen dem Ausmündungsstück und dem Inneren des Gasmessers
stattfinden kann, bevor der Schwimmer sich gehoben hat, und daß das Wasser, welches
den Schwimmer hebt, auch dazu dienen muß, das Mündungsrohr gegen jede Gasentweichung
abzusperren. In dem Augenblicke, wo kein Wasser zwischen dem Mündungsstück F und dem Innern des Gasmessers sich befindet, fällt das
Ventil B nothwendig auf seinen Sitz und verhindert jedes
Ausströmen des Gases gegen die genannte Ausmündung.
Fig. 7 zeigt
eine Anordnung, welche mit Fig. 6 in jeder Hinsicht
genau übereinkommt, nur daß hier ein hohler Deckel die Stelle des Ventils B vertritt. Es kommt hie und da vor, daß, nachdem die
Wasserfüllung durch den Inspector adjustirt worden ist, der Gasmesser, sobald jener
sich entfernt hat, in eine nach vorn geneigte Lage gebracht wird. In Folge dieser
Lage sinkt das Wasser in der messenden Trommel und steigt an der Vorderseite des
Instrumentes, welches nun zu Gunsten des Consumenten registrirt, wie wenn es nicht
hinreichend gefüllt wäre. Diesen betrügerischen Mißbrauch machen die Patentträger
durch folgende einfache Vorkehrung unwirksam. B, Fig. 8, ist das
gewöhnliche Heberrohr; B¹ ein Ventil, welches auf
die Mündung des Einlaßschenkels des Hebers paßt. An dem unteren Ende der hebelartig
beweglichen Ventilstange ist ein Gewicht E befestigt,
welches das Ventil in der
Höhe und also den Einlaßschenkel offen erhält, so lange der Gasmesser sich in der
richtigen Lage befindet. Wird aber der Apparat in betrügerischer Absicht noch so
wenig vorwärts geneigt, so bringt das Gewicht augenblicklich das Ventil auf die
Ausmündung der Röhre herab und hemmt die Ausströmung des Gases.
4) Die letzte Verbesserung besteht in einem Apparat zur Regulirung des Gasstroms
durch die Röhren, so daß beim Durchgang des Gases durch die Brenner ein
gleichmäßiger Druck erzielt wird, welches auch der Gasdruck in den Straßenröhren
seyn möge. Fig.
9 ist ein Durchschnitt dieses Apparates. A ist
das aus dem Gasmesser führende Rohr; B das nach den
Brennern führende Rohr; C eine Kammer mit einem um D¹ drehbaren Hebel D.
An den längeren Arm dieses Hebels ist ein conisches Ventil E befestigt, welches die Gasströmung in die Röhre B regulirt. F ist eine heberartig gebogene
Röhre, welche bis zur Linie ab mit Quecksilber
gefüllt ist. Wenn das Gas in diesen Apparat tritt, so übt es, je größer der Druck
ist, womit es durch die Röhren getrieben wird, einen desto größeren Druck auf die
Oberfläche des Quecksilbers aus; dadurch sinkt das Gegengewicht H herab und veranlaßt das Ventil E sich der Oeffnung in der Röhre B zu nähern
und auf diese Weise den Gasstrom dem Drucke gemäß zu reguliren. I ist ein Gegengewicht, mit dessen Hülfe die Wirksamkeit
des Instrumentes auf jeden beliebigen Grad des Druckes adjustirt werden kann. Nach
Abnahme des Schraubendeckels K kann man nämlich dieses
Gegengewicht nach Belieben auf dem Hebel vor- oder zurückschrauben. L ist ein anderer Schraubendeckel, um auf ähnliche Weise
auch das schwimmende Gegengewicht H adjustiren zu
können.
Bemerkungen über Hulett's und Paddon's patentirten
Gasmesser.
Dieser Gasmesser ist nach seinem ursprünglichen Princip und Bau der alte Clegg'sche, und obiges Patent enthält Abänderungen
desselben, welche sämmtlich nur die Sicherung des Gaslieferanten gegen Betrug des
Gasconsumenten bezwecken.
ad 1. Die Idee, den Wasserstand durch den Schwimmer des
Ventils auf dem Zifferblatte anzuzeigen, ist (in oben bezeichnetem Sinne) sehr gut,
praktisch und einfach ausgeführt.
ad 2. Die Veränderung an dem umgekehrten Heber, welcher
das Gas aus der ersten Kammer in die messende Trommel leitet, ist keine Verbesserung, indem sie die
Maschine eines Theiles beraubt, welcher zur ungestörten Unterhaltung der Beleuchtung
unentbehrlich ist. Die Patentträger schützen zwar die offenen Enden des umgekehrten
Hebers gegen das Eindringen des Wassers bei Ueberfüllung des Gasmessers durch
luftdichte Kappen in pneumatischem Sinne; sie können ihn aber nicht schützen gegen
die Flüssigkeiten, welche sich in demselben verdichten, und die unter manchen
Verhältnissen sehr schnell das kleine Verlängerungsröhrchen und den unteren Theil
des Hebers bis zur Störung der Beleuchtung gefüllt haben werden; in diesem Falle
erfordert die Abhülfe eine längere Unterbrechung der Beleuchtung.
Besser hat Edge (polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S. 131) gegen betrügerischen
Mißbrauch an diesem Theile geschützt, indem nach seiner Methode die störende
Flüssigkeit abgezapft werden kann, ohne daß Gas zur Ausströmung gelangt.
ad 3. Ein glücklicher Gedanke ist die Veränderung an der
Wasserstandsschraube, insoweit diese nicht mehr mit der Hauptmasse der Füllung in
Verbindung steht, sondern nur ein kleiner Theil der Flüssigkeit durch sie beseitigt
werden kann, ohne daß dadurch die richtige messende Wasserhöhe im. Geringsten
beeinträchtigt wird. Die Ausführung könnte einfacher seyn, namentlich durch die
Beseitigung der verschiedenartigen Absperrungen mittelst Ventilen, welcher Zweck
hinlänglich durch hydraulischen Schluß erreicht werden kann.
Das Ventil zum Sperren des umgekehrten Hebers, wenn betrügerischer Weise der
Gasmesser vorwärts geneigt wird, mag seinem Zweck entsprechen; doch darf ein gut
gestellter und mit soliden Eingangsröhren verbundener Gasmesser dem Consumenten
diese Möglichkeit nicht gestatten.
ad 4. Die Idee des Regulators ist todtgeboren. Beim
Reguliren der Gasflammen kommt es auf Differenzen in der Spannung des in den Röhren
circulirenden Gases an, welche der Höhe einer Wassersäule
von 1/4 und 1/8 Zoll entsprechen; wie sollen nun diese Differenzen durch die Quecksilbersäule, welche der Schwimmer sogar nur zur
Hälfte empfindet, wahrnehmbar gemacht oder dem regulirenden Conus in stetiger
Bewegung mitgetheilt werden? Der verlängerte Hebel, welcher dieses bewerkstelligen
soll, ist zwar auf dem Papier zur Demonstration recht gut, aber in der Praxis wird
er eine auf die Differenz von 1/104 bis 1/208 Zoll Höhe berechnete Bewegung nicht
mit genügender Sicherheit auf den regulirenden Conus übertragen; dagegen wird er
jede Erschütterung, welche sein Standpunkt durch Fuhrwerke oder sonstige Veranlassung erleidet, auch
durch Vibrirung des Quecksilbers auf die Lichter übertragen und eine unstete
Beleuchtung veranlassen. Das Princip der alten Clegg'schen Regulatoren läßt sich auf Quecksilberverschluß sehr gut anwenden
und leistet das Genaueste, was praktisch erreicht werden kann.
In Betreff des Eingangs- und Ausgangsrohrs hat das Mechanics' Magazine wahrscheinlich einen Druckfehler; denn wenn A den Eingang und B den
Ausgang bezeichnet, so ist die Spannung des Gases in den Straßenröhren die maßgebende Kraft, welche (im theoretisch vorausgesetzten
Fall) veranlaßt, daß das Ventil dem Durchgang des Gases einen weiteren oder engeren
Weg nach den Beleuchtungsapparaten gestattet, je nachdem die Spannung in den
Straßenröhren ab- oder zunimmt. Da die Ventilöffnung sich aber nur nach den
Straßenröhren und nicht nach der Anzahl der Lichter richtet, welche gerade in einem
Hause brennen, so werden bei schwacher Beleuchtung die Lichter mit der vollen
Spannung des Straßenrohres und mit unnöthigem Gasaufwand brennen, während bei
starker Beleuchtung es an der genügenden Zuströmung des Leuchtgases fehlen kann.
Wenn aber der Einfluß bei B und der Ausfluß bei A wäre, so würde die Gasspannung in den Röhren des Beleuchtungsapparates
maßgebend seyn; sie würde die Einströmungsöffnung nach dem jedesmaligen
Bedarf richten, und die Flammen – seyen es wenige oder viele – genau
auf gleichmäßigem Verbrauch erhalten.
Frankfurt a. M., den 20. Juli 1850.
J. G. R. Schiele,Director der
Frankfurter Harzgasfabrik.