Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Heizung der Eisenbahnwagen.
Den im Winter auf den k. k. österreichischen Eisenbahnen Reisenden steht eine große
Annehmlichkeit bevor.
Die österreichische Generaldirection der Staatsbahnen ist auf die glückliche Idee
gekommen, diejenigen Personenwagen aller drei Classen,
welche zum Winterdienst dienen sollen, zweckmäßig zu erheizen und dabei Sorge zu
tragen, daß stets die Luft durch erwärmte frische Luft erneuert werde.
Zu diesem Behufe hat sie den durch seine Schriften über Heizungen bekannten
emeritirten Professor Meißner beaustragt, sich mit der
Aufgabe zu befassen, und ihm die nöthigen Probewagen zur Disposition gestellt.
Wie wir vor einiger Zeit Gelegenheit gehabt haben uns zu überzeugen, da ein mit dem
neuen Apparat eingerichteter Wagen zwischen Olmütz, Brünn und Prag probirt wurde,
ist es demselben gelungen einen eigenthümlichen Ofen zu construiren, der nur
anderthalb Fuß im Quadrat, also einen Personensitz einnimmt und die Bedingungen aufs
überraschendste erfüllt.
Da diese Einrichtung nicht nur für Eisenbahnwagen, sondern auch für Dampfschiffe,
Seeschiffe etc. von außerordentlichem Werth seyn wird, um so mehr da sich auch eine
Vorrichtung damit verbinden läßt, welche im Sommer namentlich auf den Schiffen,
welche die heißen Zonen befahren, auch eine Abkühlung der sonst so drückenden Luft
in den Cajüten gestattet, so dürfte es von Interesse seyn. die Aufgabe genauer zu
erfahren, welche sich der Erfinder gestellt hat, um vorerst die Erwärmung der
Coupé's zu erzielen; weßhalb ich, im Besitz derselben, sie Ihnen hier mittheile. Er
sagt nämlich:
Soll es möglich werden die Eisenbahnwagen, Cajüten etc. zweckmäßig zu erwärmen, so
ist vor allem unerläßlich, daß man sich vorher die Umstände und Schwierigkeiten
richtig definire, mit welchen man bei diesem Unternehmen zu kämpfen hat, denn nur
nach genauer Bekanntschaft mit denselben wird man auch im Stande seyn, die zu
lösende Aufgabe und Bedingungen richtig zu stellen.
Zu dieser Absicht dienen folgende Prämissen:
a) Der Mensch athmet in 24 Stunden 23,040mal, also in
einer Stunde 960mal, in der Minute 16mal;
b) mit jedem Athemzuge nimmt er bei 20 Kubikzoll in seine
Lunge auf, also in 24 Stunden bei 267 Kubikfuß;
c) von dieser Luft zerstört er in 24 Stunden gänzlich
nahe an 116 Kubikfuß;
d) er athmet dagegen in derselben Zeit an erzeugter
Kohlensäure aus etwas über 22 Kubikfuß;
e) er athmet in derselben Zeit auch aus 26 Loth Wasser,
und dünstet zugleich durch das Hautorgan 1 Pfund 23 Loth Wasser;
f) er gibt also an die Luft in 24 Stunden 2 Pfund 17 Loth
Wasser ab;
g) Die Lebensfunction des Menschen ist aber schon sehr
beirrt, wenn die einzuathmende Luft 10 Procent zum Athmen untaugliche Theile
— besonders Kohlensäure und Wasser — enthält; er bedarf daher an guter
reiner Luft in 24 Stunden wenigstens das Zehnfache von dem was er zerstört, d.i.
nach c) 1158 Kubikfuß, wenn er nicht leiden soll.
An diese Prämissen knüpfen sich folgende Betrachtungen:
α) Ein Eisenbahnwagen (wie die österreichischen)
enthält im Maximum einen Raum von 1560 Kubikfuß, wovon aber abzuziehen ist: das
Volumen der Sitze und der personen sammt ihrem Gepäck. Nehmen wir an, es säßen 30
Personen im Wagen und
jede person habe sammt allem nur das Volumen von 6 Kubikfuß, so würden sie zusammen
genommen 180 Kubikfuß repräsentiren, woraus folgt daß der Wagen sodann nur noch 1560
- 180 = 1380 Kubikfuß enthielte;
β) wenn aber eine Person binnen 24 Stunden 1180
Kubikfuß frischer Luft bedarf, so werden 30 Personen in derselben Zeit 34,780
Kubikfuß in Anspruch nehmen, es würden also die vorhandenen 1380 Kubikfuß Luft in 24
Stunden 25mal auszutauschen seyn;
γ) dieser Abgang an frischer Luft und die
Ueberladung der viel zu gering vorhandenen Luft mit Kohlensäure und Wasser, so wie
mit den mannichfaltigen sogar kranken Ausdünstungen so vieler Menschen ist aber die
einzige Ursache, daß so vielen Reisenden so ängstlich und übel wird, daß sie in der
Desperation die Fenster aufreißen und einen kalten Luftstrom einlassen, welcher zwar
demjenigen der ein Maaß Wein, oder noch schlimmer einige Maaß Bier im Leibe hat,
eine erwünschte Labung gewährt, aber manchem andern bedenkliche Erkältungen zuzieht,
der möglichen Ansteckungen, wenn Epidemien herrschen, gar nicht zu gedenken;
δ) gesunde, starke und mit einem tüchtigen
Gabelfrühstück ausgerüstete Menschen sind nun zwar der Meinung, daß schon durch die
vielen Fenster- und Thürfugen die erforderliche Luft eindringe oder doch
durch theilweise Oeffnung der Fenster eingelassen werden könne. Wer indessen die im
vorigen angeführten Umstände beherzigen will, der wird bald überzeugt werden, daß
das erstere unmöglich ist und das letztere Mittel nur eine höchst ungleichförmige
Verbesserung der Luft gewährt, dagegen aber die bereits erwähnten Erkältungen
herbeiführen kann;
ε) es kann endlich auch die gewöhnliche Erwärmung
der im Wagen enthaltenen Luft zu keinem günstigen Resultate führen, weil sie nicht
das nöthige Quantum neuer Luft herbeiführt; ja die Reisenden würden sich dabei noch
viel übler befinden, weil die vielen Ausdünstungsproducte am heißen Ofen in noch
unangenehmere und auf die Gesundheit nachtheiliger wirkende Gasarten zersetzt
werden.
Aus allen hier angeführten Umständen und Bemerkungen folgert sich ohne Zweifel auch
bald die nähere Bezeichnung der Aufgabe, welche der Heiz- und
Ventilationsapparat zu lösen hat in folgenden Punkten:
1) Der Apparat muß die Luft im Wagen auf demjenigen Grad der Temperatur erhalten
können, den man eben will.
2) Diese Temperatur muß aber auch im ganzen Raum möglichst gleichförmig seyn, damit
man sich nicht um die Plätze zanke.
3) Der Apparat muß, wenn viele Personen vorhanden sind, binnen 24 Stunden 34740
Kubikfuß frische Luft in den Wagen einbringen und fortwährend die bereits
verunreinigte Luft ausführen können, und zwar ohne Herabsetzung der Temperatur, was
also die Anwendung meiner Ventilationsmethode bedingt.
4) Er muß aber. wenn wenig personen im Wagen sind, auch ohne die Einführung der
äußeren Luft dieselbe Temperatur im ganzen Raume gewähren können, was mithin die
Anwendung meiner circulirenden Heizmethode voraussetzt.
5) Er muß die sanfte Bewegung der Luft, ohne welche die Gleichförmigkeit der
Erwärmung unmöglich wäre. behaupten können, selbst bei der verschiedensten Stärke
und Richtung der äußern Luftströme.
6) Er muß auch mehr oder weniger frische Luft einführen können, unbeirrt durch die
äußern Verhältnisse.
7) Es dürfen, wenn der Wagen Stöße erleidet, keine Funken oder Kohlen ausgeworfen
werden.
8) Der Apparat muß so construirt seyn, daß es unmöglich ist, die Circulations-
und Ventilationsvorrichtung gänzlich offen oder verschlossen zu halten, weil im
ersten Falle eine bedeutende Störung der Temperatur erfolgen, im zweiten Falle
hingegen nicht nur der Ofen unnöthigerweise bald verbrannt, sondern auch der äußere
Theil des Apparates so heiß werden würde, daß sich die Reisenden die Kleider daran
versengen könnten.
9) Er muß auch so beschaffen seyn, daß er keinen Theil des Wagens bedeutend erhitzen,
also keine Entzündung bewirken kann.
10) Er darf nie viel Ruß erzeugen, weil dieser, durch Nachlässigkeit angehäuft, bei
seinex Entzündung unnöthigen Schrecken erzeugen könnte, aber wenn diese dennoch
stattfände, darf die Entzündung des Wagens nicht möglich seyn.
11) Im Falle der etwaigen Ueberheizung des Ofens muß die Dämpfung des Feuers auch
ohne Herausnahme des Brennmateriales möglich seyn, weil dieselbe unbequem seyn und
zur Verstreuung der Kohlen Gelegenheit geben würde.
12) Der Apparat muß aber so gut für ganze, als für in Coupé's getheilte Wagen
verwendbar seyn.
13) Im letzten Falle, so auch bei der ambulanten Post, muß jedes Coupé vom andern
isolirt werden können, weil sonst, wenn auf den Stationen die Thüre des einen
Coupé's geöffnet wird, die kalte Luft auch in das andere eindringen würde.
14) Der Apparat darf nicht zu viel Raum einnehmen, vielleicht nur 18 Zoll im Quadrat,
es muß also möglich seyn daß sich Personen dicht neben den Apparat setzen können,
ohne durch die Wärme belästiget zu werden; dieß bedingt aber unausweichlich, daß der
Ofen nicht durch Strahlung aus die Luft wirke.
15) Es darf im Wagen, die Eröffnung der Thüren ausgenommen, nie ein starker Luftzug
stattfinden, damit die Erkältungen vermieden werden; dieß setzt aber Doppelfenster
voraus, die äußerlich angeschraubt sind und von innen nicht geöffnet werden können;
es bedingt daher um so nothwendiger die Anwendung eines Apparates, welcher den
bereits angeführten Bedingungen entsprechen kann.
16) Der Apparat muß, wenn man es wünscht, aus dem Wagen entfernt werden können, z. V.
im Sommer.
17) Er muß auch so construirt seyn, daß er auseinander genommen und der jenige Theil
desselben, welcher vom Feuer angegriffen wird, der Sicherheit wegen leicht und mit
geringen Kosten ausgetauscht werden kann, während alle übrigen Theile eine maaßlose
Dauer versprechen.
18) Er muß ferner so beschaffen seyn, daß kein Reisender auf denselben Einfluß nehmen
kann.
19) Er muß, da einiger Straßenstaub nicht zu vermeiden ist, wenigstens den Rauch und
die Asche der Locomotive nicht einlassen.
20) Er muß auch während der Fahrt wenig Bedienung gebrauchen, damit er leicht von den
Conducteuren zu handhaben sey.
21) Die Behandlung des Apparates muß endlich, da die Wagen so oft in andere Hände
kommen, so einfach seyn, daß der Besorger desselben nichts anderes zu wissen
braucht, als wo die Oeffnung zum Einlegen des Brennmaterials und wo der Schlüssel
anzustecken ist, mittelst welchem die vorhandenen Zeiger auf diejenige Schrift eines
Zifferblattes gestellt werden können, die den beabsichtigten Erfolg bezeichnet; aber
selbst wenn er dieß Wenige nicht weiß, so muß er immer noch durch verkehrte
Manipulation keinen Schaden anrichten können.
Angenehm wird es endlich denjenigen seyn, welche sich für diesen Gegenstand mehr
interessiren, zu erfahren, daß mit einem solchen Apparat auf den nördlichen k. k.
Staatsbahnen bereits amtliche Proben gemacht sind, und ich theile Ihnen aus den
Protokollen das Hauptresultat hier mit.
1) Der Ofen steht in der Mitte eines großen sogenannten amerikanischen Waggons.
2) Derselbe nimmt einen Raum von 23 Zoll im Quadrat ein.
3) Die äußere Fläche des Ofens blieb wahrend aller Proben vollkommen kalt.
4) Wahrend einer 9½ Stunden dauernden Fahrt wurde die Temperatur im Innern des
Wagens auf 18½° R. erhalten, obwohl die äußere Temperatur von
15° auf 11° sank, dann auf 13½° wieder stieg.
5) Die Temperatur war während aller Proben im ganzen Wagen stets gleichmäßig
vertheilt.
6) Während dieser Fahrt, wo 28 Meilen zurückgelegt wurden, sind nur 5 Pfd. weiche
Holzkohle verbrannt.
7) Bei einer Probefahrt zwischen Brünn und Tröbau wurde bei der Stellung des Zeigers
am Ofen auf 4°, während 16° vorhanden sind, eine Differenz in der
äußern und innern Temperatur von 9¼° R. erzielt, und nur 4 Pfd. Kohle
verbraucht.
Die zu diesen Proben committirten k. k. Commissarien sprechen sich sehr befriedigt
über die Leistung dieses Apparates aus, da derselbe die oben gestellten Bedingungen
vollständig erfüllt.
Ich zweifle nichts daß diese Erfindung uicht nur auf allen Eisenbahnen, sondern auch
auf den Seeschiffen sehr bald eine ausgedehnte Anwendung finden wird. (Mittheilungen
für den Gewerbeverein des Herzogthums Braunschweig, Juli 1850, Nr. 27.)
Einwirkung des Dampfes auf den Aggregationszustand des
Kupfers.
Bleibt Kupferdraht der Einwirkung des Dampfes jahrelang
ausgesetzt, so wird derselbe spröde; Rothmetall wird
härter, Messing bleibt aber unverändert. Es ist daher zu
empfehlen, die Schwimmer der Dampfkessel an Messingdraht aufzuhängen. (Notizenblatt
des österr. Ingenieur-Vereines, 1850 Nr. 4.)
Mechanische Einwirkung des Papiers auf harten Stahl.
Wie sehr Papier Stahl angreift, kann folgende Thatsache beweisen: Papierscheiben von
6″ Durchmesser, die mit einer Umfangs-Geschwindigkeit von 500 Fuß per Secunde rotiren, schleifen von englischen Feilen an
den entgegengehaltenen Stellen den Hieb augenblicklich ab.
(A. a. O.)
Anthracit als Heizmaterial.
In der Zuckerfabrik des Hrn. Bernard in Lille (Frankreich)
wurden schon im Jahre 1843 2 Dampfkessel mit diesem schwer brennenden Material zum
intensiven Brennen mit kurzen Flammen geheizt. Unter den 5 Schuh langen, 2 Schuh
breiten Rost wurde in die mit einer eisernen Thür dicht verschlossene Aschenkammer
ein Dampfstrom durch eine 1′″ weite Oeffnung 6–8″ Zoll
weit unter den Rost geleitet.
(A. a. O.)
Gasflammen vor Verlöschen durch den Luftzug zu
bewahren.
In Stiegenräumen, Vorhäusern, Vestibules etc. geschieht es sehr häufig, daß die
Flammen argantischer Gasbrenner, welche in der Regel durch keine Glasglocken
geschützt werden, durch einen heftigen Luftzug ausgeblasen werden. Dem laßt sich
vollkommen vorbeugen, wenn die Löcher im Brenner auf nahe ½′″
Tiefe von außen versenkt werden.
(A. a. O.)
Ueber die Temperatur des Schmelzofens und des Metalls beim
Gießen eiserner Kanonen.
In der Kanonengießerei, welche die französische Marine zu Nuelle bei Angouléme
besitzt, wurden Versuche angestellt, um die Temperatur des geschmolzenen zum
Abstechen bereiten Roheisens zu bestimmen; die erhaltenen Resultate sind insofern
interessant, als sie von den schon bekannten, welche man in den wissenschaftlichen
Werken findet, ziemlich abweichen.
Der Director jener Stückgteßerei ist nach seinen Versuchen überzeugt, daß zwischen der inneren Temperatur eines Metallbades uud der
Temperatur des Ofens über diesem Bade ein constantes Verhältniß
bestehen muß. Wenn dieses der Fall wäre, so brauchte man
nur ein für allemal dieses Verhältniß zu bestimmen, um die Temperatur des
Metallbades nach derjenigen berechnen zu können, welche durch geeignete auf dem
Schmelzofen angebrachte Instrumente angezeigt wird.
Da diese Frage für die Fabrication eiserner Kanonen sehr wichtig ist, so hat der
französische Marineminister die Akademie der Wissenschaften beauftragt, eine
Commission zu ernennen, welche zu untersuchen und zu eutscheiden hat, ob wirklich
ein constantes Verhältniß zwischen der Temperatur eines Metallbades und derjenigen
des Ofengewölbes stattfinden muß. (Comptes rendus, Mai
1850, Nr. 18.)
Ueber den Rückstand von der Auflösung des Roheisens.
Prof. Schafhäutl hat die Beobachtung gemacht, daß der bei
der Auflösung von grauem Roheisen in Salzsäure bleibende
kohlige Rückstand, nach der völligen Ausziehung mit der Säure und nach dem
Auswaschen mit Wasser, beim Uebergießen mit Ammoniak lebhaft Wasserstoffgas
entwickelt. Hr. J. Hull hat dieses sonderbare Verhalten
vollkommen bestätigt gefunden. Nach seinen Versuchen aber hat es einen rein
mechanischen Grund. Das sich entwickelnde Wasserstoffgas ist nämlich in der porösen
Kohle mechanisch eingeschlossen enthalten und wird nicht bloß durch Ammoniak,
sondern auch beim Erhitzen des Rückstands mit reinem Wasser daraus entwickelt. Daß
es durch Ammoniak schon bei gewöhnlicher Temperatur entwickelt wird, rührt
wahrscheinlich daher, daß das Ammoniak durch Auflösung des in der Kohle enthaltenen
ölförmigen Kohlenwasserstoffs die kohlige Masse sogleich vollständig benetzt und
durchdringt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, April 1850, S. 112.)
Ueber die Umwandlung des Chilisalpeters in salpetersaures
Kali; von Landmann.
Die Umwandlung des Natronsalpeters in Kalisalpeter dürfte bei den Preisen beider
Producte noch längere Zeit ein lohnendes Geschäft bleiben, weil das Natronhydrat
(kaustische Natron), welches dabei erzeugt wird, in den Bleichereien der Baumwolle
und Leinen, sowie auch in der Seifensiederei verwendbar ist.
Die vollständige Zerlegung des Natronsalpeters gelingt durch kaustisches Kali; um dieselbe technisch auszuführen, setzt man zu einer
Auflösung von 1 Theil Potasche in 10 Theilen Wassers einen halben Gewichtstheil
Aetzkalk (oder soviel überhaupt zur Trennung der Kohlensäure von der Potasche
erforderlich ist) und erhitzt das Ganze in einem tiefen eisernen Gefäße zur
Siedhitze, worin es einige Minuten erhalten wird. Findet man die Lauge von
Kohlensäure frei, so wird das Feuer entfernt, und man läßt sie durch mehrstündiges
Stehen sich klären, was bei größeren Quantitäten meist schon vor dem gänzlichen
Erkalten stattfindet. Vermittelst eines Glashebers, welcher mit einer langen
Saugröhre versehen ist, trägt man jetzt die Alkalilauge in ein flaches eisernes
Gefäß, und setzt zu derselben auf 1 Gewichtstheil der angewandten Potasche 1
Gewichtstheil Natronsalpeter. Das Gemisch wird zum Sieden erhitzt, wobei anfänglich
mit einer eisernen Krücke fleißig gerührt wird, um das Auflösen des Natronsalpeters
zu befördern; demnächst wird die Auflösung bis zum Erscheinen eines Salzhäutchens
abgedampft, und durch einen am Boden der Siedpfanne angebrachten Krahn in ein tiefes
Gefäß von Gußeisen gebracht, in welchem nun der größte Theil des gebildeten
Kalisalpeters in kleinen Krystallen abgeschieden wird. Durch nochmaliges Eindampfen
der Lauge wird die ganze Quantität des Kalisalpeters erhalten. Die kaustische
Natronlauge wird, soviel es angeht, von den Salpeterkrystallen durch Abschöpfen
getrennt, und zur vollständigen Entfernung werden diese in ein eisernes
cylindrisches Gefäß übergetragen, dessen Boden und Wände durchlöchert sind. Dieses
cylindrische Abtropfgefäß ruht auf eisernen Stäben, welche über ein eisernes Gefäß
gelegt sind, worin die kaustische Natronlauge sich ansammelt. (Böttger's polytechn.
Notizblatt, 1849 Nr. 21.)
Unzerstörbare schwarze Tinte um auf Zink zu schreiben.
Hiezu hat man in England eine Auflösung von Platinchlorid in Wasser benutzt. Mit
einem Kupfersalz erreicht man aber den Zweck eben so gut; Hr. Grassi machte mittelst einer Auflösung von Kupfervitriol, welche schwach
mit Gummi verdickt und worin ein wenig Kienruß suspendirt war, Etiketten, welche
keine Veränderung zeigten, nachdem sie mehrere Jahre der Luft ausgesetzt oder im
Boden eingegraben waren. Folgende Vorschrift (welche mit der im polytechn. Journal
Bd. CXII S.
462 mitgetheilten im Wesentlichen übereinstimmt) wendet man im botanischen
Garten der pharmaceutischen Schule zu Paris an:
gepulverter Grünspan
30
Theile
Salmiak
30
Theile
Kienruß
8
Theile
arabisches Gummi
8
Theile
Wasser
300
Theile
Man löst das Gummi im Wasser auf und gießt diese Auflösung auf die anderen in feines
Pulver verwandelten Substanzen. Man schreibt auf das Zinkblech mit einem Federkiel.
(Journal de Pharmacie, Mai 1850, S. 381.)
Stroh als Packungsmaterial.
Bei einer 8pferdigen Hochdruck-Dampfmaschine, an der die Kolbenstange nicht
genau gerade läuft, wollte Hanf als Packung am Cylinderdeckel durchaus nicht
genügen, nnd die Hanfpackung mußte wenigstens alle 2 bis 3 Monate erneuert werden.
Aus einer zufälligen Veranlassung wurde einmal reines Kornstroh, wie gewöhnlich in
Zöpfen geflochten, als Packung in der Stopfbüchse verwendet. Diese hält nun
vollkommen dicht schon seit 1½ Jahren. Es scheint, daß in diesem speciellen
Falle die natürliche Elasticität des Strohes das Ovalwerden des Loches verhindert,
was die Hanfpackung nicht konnte. (Notizblatt des österr.Ingenieur-Vereines,
1850 Nr. 4.)
Büffelhäute statt Horn.
Rohe Büffelhäute aus Buenos-Ayres können durch hochgespannte Dämpfe erweicht,
sodann in beliebige Formen gepreßt werden, welche getrocknet vollkommen hornähnlich
sind, sich gut drehen, schleifen und Poliren lassen und so zubereitet durchscheinend
sind. Besonders gut läßt sich dieses Material auf diese Art zu Pumpenkolben
verwenden.
(A. a. O.)
Verfahren zum Aufbewahren der Milch und des Rahms; von Hrn.
Bethel.
Das Verfahren, welches sich Hr. Bethel vor einiger Zeit
patentiren ließ, besteht darin, die Milch oder den Rahm kochen zu lassen und dann
mit kohlensaurem Gas zu imprägniren, wozu er den bekannten Apparat zur Bereitung des
Sodawassers benutzt. Die so behandelte Milch wird dann in Bouteillen gefüllt, welche
man auf gewöhnliche Art verkorkt. Beim Oeffnen derselben läuft aber alle Flüssigkeit
aus; um diesen Uebelstand zu vermeiden, schlägt er vor, die Milch in starke Fäßchen,
Kästen, Töpfe oder große Flaschen zu bringen, welche an ihrem unteren Theil mit
einem Hahn oder Ventil versehen sind; durch letztere zieht man immer nur so viel
Milch ab als man bedarf.
Wenn man die Milch oder den Rahm nur kurze Zeit aufzubewahren hat, braucht man bloß
ein Gefäß mit einem Hahn anzuwenden; man erhitzt nämlich die Milch, bringt sie in
das Gefäß und leitet die Kohlensäure durch den Hahn selbst hinein. Das kohlensaure
Gas muß man stets behufs seiner Reinigung durch Wasser leiten. (Journal de pharmacie, Mai 1850, S. 371.)
Fleisch und Gartengewächse lange Zeit vor der Fäulniß zu
bewahren.
Um Fleisch und Gartengewächse lange Zeit vor der Fäulniß zu bewahren, empfiehlt Dr. Mac Sweeny in London
nachstehendes Verfahren. Man nehme eine geringe Menge Eisenfeilspäne, die von allem
Staub wohl gereinigt seyn müssen, gieße reines abgekochtes Wasser darauf, lege in
dieses Wasser das frische Fleisch oder das grüne Gemüse, so daß es vom Wasser ganz
bedeckt wird. Um den Zutritt der Luft völlig zu verhüten, gieße man eine dünne
Schicht Oel darüber. Das Fleisch, welches auf diese Weise aufbewahrt worden war,
ward, nach Verlauf von sieben Wochen herausgenommen, in Farbe und Geruch vollkommen
dem eben geschlachteten gleich befunden, lieferte eine ganz untadelhafte Brühe und
hatte seinen natürlichen Wohlgeschmack. Will man das Aufbewahrte aus dem Wasser
herausnehmen, so darf man das Gefäß nur ein wenig neigen, wo das Oel leicht und bis
auf den letzten Tropfen abfließen wird. (Preußische Handelszeitung.)
Kleider etc. von Fettflecken zu reinigen.
Man übertünche die Fettflecken etwas dick mit Eigelb, lasse dasselbe an einem
luftigen Orte vollkommen trocken werden, schäle und reibe es, wenn es sich verhärtet
hat, aus und wasche die Stelle mit lauem Wasser rein, so wird der Fettfleck
verschwunden seyn. Eben dieß läßt sich bei vielen andern Gegenständen, z. B.
Haarbürsten, anwenden. Man sättige dieselben mit Eigelb und warte bis die Masse ganz
hart geworden, reibe sie dann aus und wasche sofort die Bürste in heißem Wasser, so
wird sie vollständig rein seyn und wie neu aussehen. (Bad. Wochenblatt.)
Tabakpommade gegen das Ausfallen der Haare.
Man bringt 20 Gramme Schnupftabak (oder auch Pulver des Tabakkrautes) in ein Gefäß,
gießt siedendes Wasser darauf, damit sich das Pulver recht ansaugen kann, läßt 10
Stunden lang stehen, seiht den Aufguß ab und drückt aus, läßt die Flüssigkeit
stehen, decantirt sie und dampft sie hierauf im Wasserbad ab, und wenn nur noch
6–7 Gramme davon übrig sind, so vermischt man sie entweder mit 60 Grammen (2
Unzen gereinigten Ochsenmarks, welchem man einen beliebigen Wohlgeruch ertheilt,
oder mit ebensoviel gewöhnlicher Pommade. (Journal de Chimie
médicale, Febr. 1850.)