Titel: | Verbesserungen in der Photographie, welche sich W. H. F. Talbot in Lacock Abbey, Grafschaft Wilts, und Th. A. Malone, Photograph in Regent-street, Middlesex, am 19. Dec. 1849 patentiren ließen. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XC., S. 458 |
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XC.
Verbesserungen in der Photographie, welche sich
W. H. F. Talbot in
Lacock Abbey, Grafschaft Wilts, und Th. A. Malone, Photograph in
Regent-street, Middlesex, am 19. Dec.
1849 patentiren ließen.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, August
1850, S. 97.
Talbot's Verbesserungen in der Photographie.
Verfahren Lichtbilder auf unglasirten
Porzellanplatten darzustellen.
Die unglasirten Porzellanplatten müssen hiezu aus den besten Materialien angefertigt,
ferner gerade, sehr dünn und halbdurchsichtig seyn. Wenn sie so dünn sind, daß man
ihr Zerbrechen befürchten muß, so kittet man sie mit einer Seite auf eine
Glasplatte, um sie zu verstärken. Sie müssen ferner in der Masse sehr gleichförmig
und feinkörnig seyn; die Masse der Platte muß auch etwas porös seyn, damit sie eine
hinreichende Menge der anzuwendenden chemischen Flüssigkeiten einsaugen und
zurückhalten kann.
Um die Platte zum Gebrauch zuzubereiten, gibt man ihr eine Schicht von dem Weißen der
Eier, die man sehr eben aufträgt und dann an einem Feuer langsam eintrocknen läßt.
Ie nachdem die Platte mehr oder weniger porös ist, erfordert sie mehr oder weniger
von diesem vorläufigen Ueberzug. Am besten ist es, ein sehr dichtkörniges Porzellan
anzuwenden, welches sehr wenig vom Weißen des Eies erfordert. Nachdem die Platte so
vorbereitet ist, kann man sie für das Licht auf dieselbe Art empfindlich machen wie
ein Papierblatt, z. B. nach dem sogenannten Talbotypproceß (polytechn. Journal Bd. LXXXI S.
360). Man taucht die vorbereitete Porzellanplatte nämlich in eine Auflösung
von salpetersaurem Silber, welche 25 Gran Silbersalz auf 1 Unze Wasser enthält; man
kann diese Auflösung auch mit einem Pinsel gleichförmig darauf verbreiten. Die
Platte wird dann getrocknet und hierauf in eine Auflösung von Iodkalium getaucht,
welche 25 Gran des Salzes auf 1 Unze Wasser enthält. Sie wird dann wieder getrocknet
und ihre Oberfläche mit Baumwolle rein gerieben; die Platte ist nun durch Iodsilber
blaßgelb gefärbt und wird in diesem Zustande aufbewahrt, bis man sie braucht.
Soll die Platte verwendet werden, so macht man sie für das Licht dadurch empfindlich,
daß man sie mit einer Auflösung von gallussalpetersaurem Silber überwascht und dann
in die camera obscura bringt; um das erhaltene Bild
sichtbar zu machen und hinreichend zu kräftigen, überwascht man es mit derselben
Flüssigkeit mit Beihülfe gelinder Wärme. Um das so erhaltene negative Bild zu
fixiren, wascht man es mit Wasser, dann mit Bromkalium (oder besser mit
unterschwefligsaurem Natron) und noch mehrmals mit Wasser.
Da die Porzellanplatten halbdurchsichtig sind, so kann man die erwähnten negativen
Bilder in einem Copirrahmen copiren und dadurch positive Bilder erhalten.
Die auf Porzellanplatten erhaltenen Bilder kann man noch verändern oder im Aussehen
modificiren, indem man sie nachträglich stark erwärmt.
Verfahren die auf Schichten von Eiweiß,
Knochenleim und anderen thierischen oder vegetabilischen Substanzen erzeugten
negativen Lichtbilder in positive zu verwandeln.
Das Verfahren die negativen Lichtbilder in positive zu verwandeln, ist folgendes:
Eiweiß oder das Weiße von Eiern wird mit Wasser verdünnt und dann durch Leinenzeug
filtrirt. Diese Auflösung gießt man auf eine reine Glasplatte und
läßt sie dann langsam ablaufen. Hierauf wird das Glas gelinde erwärmt, bis das
Eiweiß zu einer sehr gleichförmigen, durchscheinenden und fast unsichtbaren Haut
ausgetrocknet ist. Man legt nun das Glas horizontal auf den Rand eines Gefäßes
welches Jod enthält, und zwar mit der Eiweißhaut nach unten gekehrt, so daß diese
sich drei bis vier Zoll über dem Jod befindet; die Glasplatte bleibt darüber, bis
die Haut eine gelbe Farbe bekommt, was in wenigen Minuten der Fall ist.
Die Platte wird dann in ein Gefäß getaucht, welches eine Auflösung von salpetersaurem
Silber enthält, etwa 15 Gran Silbersalz auf 1 Unze Wasser. Man zieht sie heraus, und
läßt die überflüssige Lösung abtropfen. Man bringt sie dann in die camera, damit sie das Lichtbild empfängt. Nach dem
Herausnehmen legt man sie flach in ein Gefäß und gießt eine gesättigte Auflösung von
Gallussäure über sie, um das latente Bild zu entwickeln und sichtbar zu machen. Bei
diesem Proceß — soweit er bisher beschrieben wurde — ist eigentlich
nichts ueu, als das Iodiren der Eiweißhaut, indem man sie dem Ioddampf aussetzt,
welchem man mit Vortheil etwas Brom beimischen kann; das Uebrige des Verfahrens,
welches nun beschrieben werden soll, ist aber als eine neue Erfindung zu
betrachten.
Nachdem die Gallussäure von der Platte abgegossen ist, gießt man eine Auflösung von
salpetersaurem Silber, welche 30 Gran Silbersalz auf 1 Unze Wasser enthält, auf die
Platte; nachdem diese einige Zeit darauf verweilt hat, bewirkt sie eine sehr
merkwürdige Veränderung auf dem Bilde, indem sie dessen Lichter in Schatten
verwandelt, und umgekehrt; oder mit andern Worten, sie verwandelt das negative Bild
in ein positives. Wir müssen jedoch bemerken, daß das Bild noch als negatives
erscheint wenn man es beim durchgehenden Lichte ansieht; als positives erscheint es
nur wenn es bei reflectirtem Lichte betrachtet wird. Es ist ein merkwürdiger
Umstand, daß man sehr viele Details und Kleinigkeiten des Bildes häufig in dem
positiven Bilde sieht, welche wegen ihrer Schwäche verschwinden, wenn dasselbe Bild
bei durchgehendem Lichte angesehen wird, wo es als negatives erscheint. Um das
positive Bild gut sehen zu können, muß man das Glas auf eine dunkle Fläche legen.
Uebrigens versteht es sich, daß man das positive Bild, nachdem es zum Vorschein
gekommen und hinreichend entwickelt ist, wie gewöhnlich fixiren muß, indem man es
mit Wasser abwascht, dann mit unterschwefligsaurem Natron, und zuletzt wieder mit
Wasser.
Anstatt einer Platte von Glas, kann man bei diesem Verfahren eine Platte von irgend
einer regelmäßig durchsichtigen Substanz anwenden, welche sich gleichförmig mit
Eiweiß überziehen läßt, z. B. Talkschiefer, gefirnißtes oder geöltes Papier etc.,
indem man stets eine dunkle Fläche unter das entstehende Bild legt, um den Effect zu
steigern. Auch kann man statt der Glasplatte bei diesem Verfahren eine schwarze oder
dunkelfarbige Porzellanplatte anwenden.
Lichtbilder auf gefirnißtem
Papier.
Unter Umständen kann man als Träger der Eiweißschicht für Lichtbilder anstatt der
Glasplatten gefirnißtes oder überhaupt transparentes wasserdichtes Papier anwenden.
Man überzieht ein Blatt Schreibpapier mittelst eines Pinsels auf jeder Seite
mehrmals mit Firniß. Es wird so außerordentlich durchsichtig. Man überpinselt es
dann auf einer Seite mit Eiweiß (oder einer Mischung von
Eiweiß und Leim), und trocknet es hierauf. Um diese Eiweißhaut für das Licht
empfänglich zu machen, setzt man sie dem Ioddampf aus und verfährt weiter wie oben
beschrieben wurde.
Es versteht sich, daß das gefirnißte Papier nur als Träger der Eiweiß- oder
Leimschicht dient, auf welcher das Licht wirklich das Bild erzeugt; in Fällen, wo
eine große Anzahl von Lichtbildern dargestellt und aufbewahrt oder weit versendet
werden soll, ist es natürlich vortheilhaft, die Glasplatten durch gefirnißtes oder
geöltes Papier ersetzen zu können.
Man pflegt auch Lichtbilder als Rundgemälde (Ansichten nach Art eines Panorama)
darzustellen, welche auf einer gekrümmten Fläche durch eine Bewegung des
Objectivglases der camera erzeugt werden. Zur
Darstellung dieser Bilder eignet sich das Glas kaum, weil es nicht leicht in die
erforderliche Curve gebogen und wieder gerade gerichtet werden kann, man wendet
daher als Surrogat desselben gefirnißtes oder geöltes Papier an.
Verfahren die Lichtbilder auf Papier
vollkommener zu fixiren.
Hiezu wird das Bild, nachdem es mittelst des gewöhnlichen Verfahrens fixirt worden
ist, in eine (ziemlich starke) kochende Auflösung von Aetzkali getaucht, welche die
Farbe des Bildes verändert, so daß es nach einiger Zeit einen grünlichen Ton hat,
welchen wir als ein Zeichen betrachten, daß der Proceß beendigt ist. Das Bild wird
dann gut gewaschen und
getrocknet, und wenn die Farbe desselben keinen angenehmen Eindruck machen sollte,
noch kurze Zeit dem Schwefelwasserstoffgas ausgesetzt, welches sie in ein angenehmes
Braun verwandelt. Die mit Aetzkali behandelten Bilder schrumpfen im Durchmesser
ziemlich ein, daher, wenn ein Bild in zwei zerschnitten und nur die Hälfte desselben
nach dieser Methode behandelt wurde, nachher die zwei Hälften nicht mehr
zusammenpassen.
Lichtbilder auf polirten Stahlplatten (für
Graveure).
Man vermischt 1 Maaßtheil einer gesättigten Auflösung von Iodkalium mit 20
Maaßtheilen Eiweiß, breitet die Mischung so gleichförmig als möglich auf der
polirten Fläche einer Stahlplatte aus, und trocknet sie dann mittelst der gelinden
Wärme eines Feuers. Die Platte wird hierauf noch warm mit einer mäßig starken
Auflösung von gallus-salpetersaurem Silber in Weingeist überwaschen. Sie wird
dann für den Lichteindruck sehr empfindlich; nimmt man aber die Platte kalt, so wird
sie bei weitem weniger empfindlich. Das erhaltene Bild fixirt man durch Waschen mit
unterschwefligsaurem Natron und zuletzt mit Wasser; es haftet stark an der
Stahlplatte. Dieses Verfahren läßt sich beim Graviren des Stahls vortheilhaft
anwenden.