Titel: | Photographie auf Papier. Verfahren das Bild in der Camera obscura. auf trockenem Papier zu erhalten; von Blanquart-Evrard. |
Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XLIII., S. 223 |
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XLIII.
Photographie auf Papier. Verfahren das Bild in
der Camera obscura. auf trockenem Papier zu erhalten; von
Blanquart-Evrard.
Aus den Comptes rendus, Mai 1850, Nr.
21.
Blanquart's Verfahren zur Photographie auf Papier.
Um die Photographie auf Papier auch für Personen, welche in chemischen Manipulationen
nicht geübt sind, sicher und leicht zu machen, muß man die Schwierigkeiten bei der
Exposition in der Camera obscura beseitigen; hierzu
breche ich die Bahn, indem ich hier mittheile:
1) ein Verfahren mit trockenem, statt befeuchtetem Papier, zu operiren, wobei man der
verschiedenen Zubereitungen enthoben ist, die man am Orte der Exposition erst
vorzunehmen hatte;
2).eine so einfache Zubereitung dieses photogenischen Papiers, daß es für den Handel
fabricirt und dem Liebhaber, welcher sich mit dessen Bereitung nicht selbst befassen
will, ganz fertig geliefert werden kann.
Die nach den bisherigen Verfahrungsweisen bereiteten Papiere konnten nicht
ausgetrocknet werden, ohne dann unter der Einwirkung der Gallussäure eine
gleichförmige Färbung anzunehmen, welche das Bild so verhüllte, daß es ganz
verschwand. Die Molke (das Milchwasser) hat die Eigenschaft diesem Uebelstande zu
begegnen.
Man sammelt von der zum Gerinnen gebrachten Milch den klaren Theil durch Filtriren,
rührt auf ein halbes Liter Molken das Weiße von einem Ei hinein, und bringt dann zum
Sieden, um alle festen Theile abzuscheiden, filtrirt abermals, und löst hierauf 5
Procent (Gewichtstheile) Iodkalium in der Kälte darin auf. Das zu präparirende
Papier, ein recht dickes, taucht man zwei Minuten lang in diese Flüssigkeit; hierauf
trocknet man es, indem man es an den zwei Ecken mittelst zweier Stecknadeln an eine
horizontal gespannte Schnur befestigt.
Diese Zubereitung kann ohne besondere Vorsicht am Tageslicht vorgenommen werden; das
Papier ist in selbem Augenblick so gut wie ein halbes Jahr später. Wenn man sich
desselben zu bedienen beabsichtigt, so wird es ein zweites Mal präparirt und zwar
beim Licht einer Kerze und so kurz wie möglich vor der Exposition; doch gibt es noch
mehrere Tage darnach gute Resultate, wenn man es nicht in der Wärme läßt.
Bei der Präparirung verfährt man, wie in meiner früheren Mittheilung (polytechn.
Journal Bd. CIV S.
32) angegeben ist, indem man eine Glasplatte mit
essig-salpetersaurem Silber bedeckt, welches aus 1 Theil salpetersaurem
Silber, 2 Theilen krystallisirbarer Essigsäure und 10 Theilen destillirten Wassers
besteht. Auf diese Flüssigkeit legt man eine Seite des Papiers und läßt dasselbe
sich damit ansaugen, bis es vollkommen durchsichtig wird, wovon man sich überzeugt,
indem man es aufhebt und durch ein Kerzenlicht betrachtet; alsdann trocknet man
dieses Papier zwischen mehreren Bogen recht weißen Fließpapiers (Druckpapier eignet
sich hierzu sehr gut) und läßt es in diesem Heft bis zu dem Augenblick wo man es in
den Rahmen bringt, nämlich hinter einem recht reinen und trockenen Blatt Papier, und
zwischen zwei Glasplatten, wie bei dem früher beschriebenen Verfahren mit feuchtem
Papier.
Die später oder am andern Tag vorzunehmende Exposition dauert, je nach dem Lichte und
der Kraft der Objective, 1 bis 5 Minuten. Wenn man nach Hause zurückgekehrt ist,
legt man die dem Lichte ausgesetzt gewesene Seite des Papiers auf eine gesättigte
Schicht Gallussäure, mit sorgsamer Beschützung der Rückseite vor jeder Befleckung
mit einer Spur von Gallussäure. Das Bild kömmt nach und nach zum Vorschein und nimmt
zuletzt so kräftige Töne an als man sie nur wünschen kann.
Man wäscht es hierauf mit vielem Wasser und zieht es durch eine Auflösung von 1 Theil
Bromkalium in 20 Theilen Wasser, um die nicht reducirten Silbersalze aufzulösen,
wäscht es dann nochmals, um jede Spur von Bromkalium zu entfernen, dessen
fortdauernde Wirkung das Bild vernichten würde, und trocknet es endlich zwischen
mehreren Bogen Fließpapier.
Zubereitung des trocknen Papiers mit
Eiweiß.
Das mit Eiweiß präparirte Papier hat ähnliche Eigenschaften wie das mit Milchwasser
zubereitete, nur in einem geringern Grade; wie letzteres erhält es sich nach der.
Zubereitung mit Iodkalium unbegränzte Zeit lang gut; nach der Behandlung mit dem
essig-salpetersauren Silber jedoch kaum länger als bis zum andern Tag. Die
Bilder welche man bei der unten beschriebenen Präparirung erhält, sind wundervoll;
nicht so zart, wie diejenigen auf Glas, gewähren sie jedoch mehr Reiz, weil die
Contraste minder scharf sind und weil sie mehr Harmonie und Lieblichkeit
besitzen.
Man schlägt das Weiße von Eiern, in welches man auf jedes angewandte Ei dreißig
Tropfen einer gesättigten Iodkaliumlösung und zwei Tropfen einer gesättigten
Bromkaliumlösung gegossen hat, zu Schnee, läßt nun das Ganze ruhen, bis der Schnee
den Eiweißstoff in flüssigem Zustande wiedergibt, und filtrirt dann durch
Seiden- oder Musselinpapier, wobei man das Eiweiß in einem großen flachen
Gefäße auffängt. Man legt nun das zu präparirende Papier auf die Eiweißschicht und
läßt es einige Minuten darauf liegen. Wenn es mit Eiweiß überzogen ist, hebt man es
an einer seiner Ecken heraus, läßt es abtropfen und trocknen, indem man es an einer
oder zwei Ecken an einer Schnur aufhängt.
Die Präparirung mit essig-salpetersaurem Silber ist in allen Stücken der oben
für das mit Milchwasser zubereitete Papier beschriebenen gleich; man trockne nicht
eher zwischen zwei Fließpapieren, als bis das Papier vollkommen durchsichtig
geworden ist. Das Einstellen in den Rahmen behufs der Exposition geschieht auf
dieselbe Weise, ebenso auch das Hervorbringen des Bildes mittelst Gallussäure und
alles Uebrige; die Exposition erfordert aber längere Zeit, in der Regel 4–5
Minuten.
Zubereitung des positiven Papiers mit
Eiweiß.
Das mit Eiweiß zubereitete positive Papier gibt zwar nur wenig glänzende Bilder, aber
von reicherem Tone und von viel angenehmerer Zartheit und Durchsichtigkeit; es wird
auf folgende Weise präparirt:
Man gießt in das Weiße von Eiern 25 Procente (Gewichtstheile) mit Chlornatrium
(reinem Kochsalz) gesättigtes Wasser, schlägt das Eiweiß zu Schnee und filtrirt, wie
bei obigem Verfahren: nur wird das Papier bloß eine halbe Minute auf dem Eiweiß
gelassen. Man hängt es dann auf, um es zu trocknen, was in 6 bis 8 Minuten geschehen
ist; nun legt man es in einem Gefäß über eine Auflösung von 25 Theilen
salpetersauren Silbers in 100 Theilen destillirten Wassers. Man läßt das Papier auf
diesem Bade wenigstens sechs Minuten und trocknet es alsdann flachgelegt, wie in
meiner früheren Mittheilung (polyt. Journal Bd.
CIV S. 32) angegeben ist.