Titel: | Ueber das beim Eisenbahnwesen verwendete Eisen. Bericht der zur Untersuchung dieses Gegenstandes von der englischen Regierung angeordneten Commission. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXXVIII., S. 193 |
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XXXVIII.
Ueber das beim Eisenbahnwesen verwendete Eisen.
Bericht der zur Untersuchung dieses Gegenstandes von der englischen Regierung
angeordneten Commission.
Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Febr. u.
März 1850.
(Fortsetzung von Seite 137 des vorhergehenden
Heftes.)
Ueber das beim Eisenbahnwesen in England verwendete
Eisen.
Aussagen der Sachverständigen, welche
die Commissionsmitglieder angenommen haben.Enthält das Folgende auch manches Bekannte, so besteht es doch im Allgemeinen
aus einer Reihe praktischer Fingerzeige, welche für Gießer und
Maschinenbauer von großem Werth und für Deutschland noch deßhalb wichtig
sind, weil bei uns viel englisches und schottisches Roheisen zum
Gießereibetriebe benutzt wird.A. d. R.
Chemische Zusammensetzung des Eisens. – Hr.
Morries Stirling bemerkt,
daß das englische Roheisen außer Silicium, Calcium, Magnesium und Aluminium
bisweilen einige Phosphormetalle und andere Beimischungen enthalte. Aus
Magneteisenstein dargestelltes Eisen sey reiner. Die Festigkeit des Gußeisens hängt
von möglichst geringer Beimischung fremder Stoffe, und von dem Verhältniß des Kohlenstoffgehaltes ab. Das
festeste Gußeisen enthält etwa 3 Proc. Kohle, oder nach der Meinung von Hrn.
Karl May, in dem Falle wo
der Kohlenstoffgehalt in dem zur Hervorbringung des flüssigen Zustandes geringsten
Verhältniß vorhanden ist, indem ein stärkeres Verhältniß desselben das Gußeisen
weich und brüchig, und ein geringeres dasselbe hart und spröde mache. Hr. Glynn bemerkt, daß das stärkste
Gußeisen einen halbgrauen oder etwas gefleckten Bruch habe, oder nach dem Ausdruck
der Hüttenleute halbirt sey. Er ist der Meinung, daß diese Farbe eine solche
Verbindung der Kohle mit dem Eisen andeute, daß solches Gußeisen die größte
Festigkeit besitze. Hr. Morries
Stirling bemerkt, daß während die Farbe als ein Beweis von der
Festigkeit anzunehmen sey, sich dieß doch nicht auf die chemische Zusammensetzung
anwenden lasse; denn während dunkelfarbiges Roheisen gewöhnlich nur eine geringe,
hingegen graues eine bedeutende Festigkeit besitze, und weißes Eisen gewöhnlich
spröde sey, könne schwarzes Eisen, wenn es mit Wasser abgelöscht oder auf sonstige
Weise abgekühlt oder abgeschreckt werde, eine weiße Farbe annehme, obgleich es
nothwendig denselben Kohlenstoffgehalt habe. Er leitet daraus die allgemeine Regel
ab, daß die Farbe die Behandlung andeute, welcher das Roheisen unterworfen worden
sey, und nur in einigen Fällen die Kohlenstoffmenge. May
stimmt damit überein, daß die Frage hinsichtlich der Festigkeit bei weitem am
meisten von dem Kohlenstoffgehalt abhänge, da manches sehr weiche Eisen bei
geschickter Behandlung sehr feste Gußstücke gebe. Die HHrn. Stephenson und Stirling meinen, daß der dünnflüssige Zustand
desjenigen Roheisens, aus welchem in Berlin die feinen Artikel gegossen werden, von
beigemischtem Arsenik herrühre, und Stirling hat die
Bemerkung gemacht, daß wenn man mit dem Roheisen Mangan zusammenschmelze, es ein
feines Korn annehme, und daß diese Beimischung auch den Stahl verbessere.
Schmiedeisen soll durch Mangan rothbrüchig werden, durch eine geringe Phosphormenge
wird es bekanntlich kaltbrüchig, eine Beimischung von Arsenik aber macht es hart und
spröde.
Eigenschaften und Gemische des Roheisens. – Die
Anwendung heißer Gebläseluft bei der Roheisenerzeugung
macht nach der Annahme des Hrn. Glynn das Eisen weder schlechter noch besser; durch ihre Anwendung
können aber sonst unbrauchbare Materialien, welche Eisenlegirungen enthalten, eben
so gut geschmolzen werden, als solche Erze, die ein reineres Metall geben. Stirling hat keinen wesentlichen Unterschied zwischen den
chemischen Bestandtheilen des bei heißem und bei kaltem Winde erblasenen Roheisens gefunden,
anscheinend aber enthält jenes mehr Kohlenstoff, und auf der Oberfläche des
Roheisens Nr. 1, vom Betriebe mit heißer Luft, findet man mehr Graphit, als auf der
Oberfläche des kalt erblasenen. May meint, daß durch die
Anwendung heißen Windes der Gehalt an gebundenem Kohlenstoff zunehme. Die HHrn.
Hawkshaw und Fairbairn halten Roheisen vom
Betriebe mit erhitzter Luft für minder fest als kalt erblasenes; der letztere und
Hr. Stephenson bestätigen aber
die bedeutende Flüssigkeit des heiß erblasenen Roheisens. Glynn sagt, daß man durch Benutzung der heißen Luft im Stande sey, mit im
Allgemeinen unbedeutenden Kosten große Massen sehr flüssigen Roheisens zu leichten
Gußstücken zu erlangen. Er findet aber die Anwendung der erhitzten Gebläseluft
insofern von bedeutendem Nutzen, daß sie z.B. die schottischen
Eisenhütten-Besitzer in Stand setze eine Erzart zu benutzen, welche zwar ein
weniger festes Roheisen gebe, dessen Verbesserung jedoch fortgesetzte Versuche
veranlassen würden.
Außerdem ist erhitzte Gebläseluft auch zum Schmelzen des Süd-Waleser
Eisensteins mit Anthracit erforderlich, und das auf diese Weise erzeugte Metall ist
sehr fest. Glynn und Stephenson bemerken, daß im Allgemeinen heiß erblasenes Roheisen eine
dunkler graue Farbe und einen feinkörnigeren Bruch habe; allein sie stimmen darin
mit Andern überein, daß es keine sichere Methode gebe, heiß erblasenes Roheisen von
kalt erblasenem zu unterscheiden. Die Temperatur des Windes, welcher den
Gartsherrie-Hohöfen zugeführt wird, fand Hr. Rastrick zu 680° F. (345,7°
Cels.)
Hr. Stephenson hält die
Unterschiede in der Festigkeit verschiedener Roheisensorten nicht für sehr wichtig;
er meint, wenn man ein Mittel von allen englischen Roheisensorten nehme, man einen
ziemlich festen Anhaltpunkt erlange. Aus einer Reihe von Versuchen, die er wegen
einer gußeisernen Brücke zu Newcastle anstellte, folgert er, daß heiß erblasenes
Roheisen minder sichere Resultate gebe, als kalt erblasenes; daß Gemische von
letzterem gleichförmiger seyen, als Gemische von jenem; daß Gemische von heiß und
kalt erblasenem die besten Resultate geben; daß eine Roheisensorte allein nicht so
feste Güsse liefere als Gemische; daß viele Roheisensorten, für sich allein
umgeschmolzen, oft zu harte und oft zu weiche Güsse geben. Hr. Rastrick zieht es vor, Brückenbalken aus
Schmiedeisen anzufertigen. Hr. Hawkshaw will das Lowmoor-Roheisen benutzen. Als allgemeines
Resultat aller dieser verschiedenen Aussagen kann man annehmen, daß die besten Güsse
dadurch erhalten werden,
daß man Roheisen von verschiedenen englischen Hütten mit einander vermischt, weil es
durch ein solches Gemisch möglich ist dasjenige Verhältniß von Kohlenstoff in dem
Roheisen zu erzielen, welches in Verbindung mit dem gehörigen Grade der Flüssigkeit,
die festesten Güsse liefert. Das Verhältniß des Kohlenstoffgehaltes läßt sich durch
das Bruchansehen der verschiedenen Roheisensorten bestimmen. Hr. Stirling behauptet, daß
heißerblasenes Roheisen Nr. 1, gemischt mit kalt erblasenem Nr. 3, das richtige
Verhältniß des Kohlenstoffs geben werde; daß aber, wenn man Roheisen von solchem
Kohlengehalt unmittelbar aus dem Hohofen erlangen könnte, es weit besser seyn würde.
Hr. May bemerkt übrigens, daß
die Festigkeit des Gußeisens von der Masse des Gußstücks eben so gut wie von den
Bestandtheilen abhänge. Hr. Fox hält folgende Mischung für eine sehr gute, um Brückenbalken zu
gießen:
2/3 kalt erblasenes Blaenavon-Roheisen,
1/3 heiß erblasenes schottisches Roheisen,
und zwar die Hälfte davon aus dem sogenannten
Black-Band-Erz und die andere aus rothem Glaskopf erblasen. Hr.
Grissell hält die
Anwendung von altem Brucheisen für höchst vortheilhaft und will schottisches, kalt
erblasenes Waleser-(Welch) Roheisen und altes
Brucheisen gemischt haben.
Hr. Fairbairn glaubt, daß die
beste Mischung, ohne Berücksichtigung des Preises, folgende sey:
Lowmoor, Nr. 3
30
Blaina oder Yorkshire, Nr. 2
25
Shropshire, oder Derbyshire, Nr.
3
25
gutes altes Brucheisen
20
–––
100
Hr. Glynn bezeichnet als ein
gutes Gemisch 1/3 festes Roheisen aus Südwales und 2/3 von den flüssigern Metallen
aus Yorkshire, Derbyshire, und aus Shropshire. Die HHrn. Fox, Grissell und May stimmen darin überein, daß in der Praxis bei den
Roheisengemischen sehr viel auf den Preis des Roheisens ankomme, und leider haben
die Ingenieure keine Garantie dafür, daß das Roheisengemisch auf welches sie
contrahirten, von dem Gießer wirklich genommen worden sey. Hr. Fox schlägt daher vor, daß wenn die Ingenieure
einen Contract auf Brückenbalken machen, sie bestimmen müßten, dieselben dürften nur
bei einer gewissen Belastung brechen, indem sie sonst als unbrauchbar verworfen
würden, und daß man die Bestimmung der Roheisensorte der Gießerei überlassen müsse. In
diesem Falle hätte der Ingenieur eine genügende Garantie, denn wenn der
Brückenbalken bei einer geringern Belastung als der stipulirten zerbricht, so muß
die Gießerei auf ihre Kosten einen andern Balken liefern.
Hr. Glynn ist der Meinung
(welche allgemein getheilt wird), daß die festesten Gußstücke diejenigen seyen,
welche in Wasserformen (d.h. solchen, die aus fettem, getrocknetem Sande bestehen)
aus dem Flammofen erfolgen, was allgemein bekannt ist, jedoch den Kostenpunkt gegen
sich hat, weil Masse- und Lehmformen, sowie Güsse aus dem Flammofen viel
kostspieliger sind, als Sandformen und Güsse aus dem Kupolofen. Die Güsse werden
auch dichter und reiner, wenn die Formen eine senkrechte Stellung bekommen. Die
HHrn. Fox und Fairbairn ziehen das Gußeisen aus
den Flammösen ebenfalls vor. Was nun das Schmiedeisen betrifft, so bemerkt Hr.
Stirling, daß nach seiner
Ansicht die Frischprocesse noch großer Verbesserungen fähig seyen (eine Meinung, die
jeder Hüttenmann theilt). Hr. Clarke bemerkt, daß bei dem Stabeisen von einer und derselben Hütte
eine große Verschiedenheit stattfinde, indem bei ziemlich gleicher Festigkeit
desselben manche Sorten sich vor dem Zerreißen weit mehr ausdehnen als andere.
Verhältniß der Belastung zu dem zerbrechenden Gewicht bei
Brückenbalken. – Ueber das Verhältniß zwischen der größten
Belastung, die ein Brückenbalken zu tragen vermag, und dem zerbrechenden Gewicht
scheinen sehr verschiedene Ansichten zu herrschen. Es finden zwei Bedingungen statt,
unter denen das Gewicht angewendet werden kann, nämlich: 1) wenn es ruhend wirkt,
wie bei Wassergefäßen, Böden u.s.w.; 2) wenn das Gewicht sich so bewegt, daß Stöße
und Schwankungen veranlaßt werden, wie bei Eisenbahnbrücken. Bei den Balken, welche
im erstern Falle erforderlich sind, meinen die HHrn. Fox und Cubitt, daß das zerbrechende Gewicht dreimal so
groß als die stärkste Belastung seyn müsse. Hr. P. W. Barlow nimmt die vierfache, und Hr.
Glynn die fünffache
Belastung für den Betrag des zerbrechenden Gewichts an.
Hr. Brunel nimmt bei
Eisenbahnbrücken an, daß die Belastung 1/3 oder 2/5 von dem zerbrechenden Gewicht
betrage; doch ist er der Ansicht, daß die von ihm angenommene Regel zur Berechnung
der Dimensionen seiner Brückenbalken eine größere Stärke als gewöhnlich liefert. Die
HHrn. Grissell und May erachten 1/3 als hinreichend;
die HHrn. Rastrick, Barlow, Stephenson und Cubitt nehmen 1/6 an; Hr. Hawkshaw zieht 1/7 vor, ausgenommen wenn ein
auserwähltes Material und sehr gute Arbeit angewendet werden, in welchem Fall ein geringeres Verhältniß
hinreichen wird. Hr. Glynn ist
der Ansicht, daß wenn Stöße und Schwankungen einwirken, die Stärke eines Balkens die
zehnfache von der größten Belastung seyn müsse.
Proben für Brückendalken. – Man ist im Allgemeinen
der Meinung, daß die bei Brückenbalken angewendeten Probirgewichte das Doppelte von
der größten Belastung betragen müssen; Hr. Cubitt will das Dreifache von der größten
Belastung, oder die Hälfte von dem zerbrechenden Gewicht angewendet sehen, während
sein Bruder es für sicherer hält einen Brückenbalken bis dahin zu Probiren daß er
fast zerbricht, weil die Probe das einzige Mittel ist, um Fehler im Innern der
Eisenmasse zu entdecken, welche dem Auge verborgen sind. Hr. Brunel ist hingegen der Meinung, daß das
Probegewicht für einen Brückenbalken die größte Belastung nicht zu übersteigen
braucht, weil der Zweck der Probe sey zu erfahren ob der Guß keine Fehler habe, was
durch diese Belastung erreicht werde, wogegen jede Ursache einer permanenten
Beschädigung sorgfältig vermieden werden müsse. Die HHrn. Rastrick, Glynn und Cubitt sind der Ansicht, daß bei Anwendung der
Probirbelastung auch Stöße einwirken müßten. Die HHrn. Hawkshaw und Barlow halten es jedoch für hinreichend, die
Probirgewichte ohne Vorsicht auf die Waagschalen zu werfen, wodurch hinreichende
Erschütterungen veranlaßt würden. Gewöhnlich werden die Balken mittelst einer
hydraulischen Presse probirt; allein die HHrn. Fairbairn, Locke, Brunel, Cubitt und Fox ziehen es vor, bei dem Probiren
wirkliche Gewichte anzuwenden, weil die hydraulische Presse einen Ungewissen Druck
auf die Balken ausübt; obgleich der letztgenannte Techniker der Ansicht ist, daß bei
der verbesserten Construction der hydraulischen Presse alle Unsicherheit beseitigt
sey. Hr. May bemerkt auch
noch, daß da Brückenbalken zu billigen Preisen verkauft würden, die Gießereien
genöthigt seyen, die ihnen passendste und nicht die beste Methode zum Probiren
anzuwenden, weil sonst die Versuche zu kostbar im Verhältniß zu dem Verkaufspreise
seyn würden.
Belastung der untern Verstärkungsrippe. – Man
nimmt an, daß wenn die Bahn von der untern Verstärkungsrippe eines Brückenbalkens
getragen wird, derselbe eine Torsion erleiden muß. Die HHrn. Rastrick und Locke sind der Meinung, daß der auf diese Weise
einwirkende Druck keine Nachtheile habe; auch Hr. Stephenson glaubt nicht, daß diese Torsion
Nachtheile haben könne. Um die nachtheiligen Wirkungen einer solchen Torsion
aufzuheben, bringt Hr. Locke
hölzerne Riegel zwischen
die beiden Balken, welche eine Schienenlinie tragen, und am Boden bringt er
Spannstäbe an, so daß die Balken dicht zusammengezogen und von den Riegeln
auseinander gehalten werden. Die HHrn. Fairbairn und Hawkshaw halten es für vortheilhaft, die Form der Balken so zu
verändern, daß sie im Stande sind der Torsion zu widerstehen. Hr. Fairbairn meint, daß die Querbalken
entweder auf die obern Rippen gelegt, oder mittelst Hakenbolzen an der Bodenrippe
angehängt werden müßten, welches auch die Ansicht des Hrn. Glynn ist. Hr. Hawkshaw will die obere Rippe verstärkt, oder
Schuhe oder Leisten daran gegossen wissen, um die Querbalken darauf legen zu können.
Hr. B. W. Barlow hat zur
Vermeidung der Torsion eine neue Form der Brückenbalken angenommen; Hr. W. H. Barlow beobachtete an einem
Balken ohne obere Verstärkungsrippe eine bedeutende Torsion. Hr. Fairbairn und Hr. Hawkshaw sind der Ansicht, daß
hölzerne Querbalken für die Bahn die Torsion durch Biegung vermehren; dagegen sind
die HHrn. Stephenson und
Brunel der Ansicht, daß
Holz zur Vermeidung von Geräusch und Schwankungen, welche durch Eisen an Eisen
entstehen, zweckmäßig sey.
Länge einfacher gußeiserner Brückenbalken. – Die
Anwendung einfacher, gußeiserner Balken zu Brücken scheint nur durch den Umstand
beschränkt zu werden, daß es sehr schwierig ist große und schwere Stücke gleichmäßig
abzugießen. Hr Rastrick will
keine Beschränkung der Länge zugeben. Hr. Hawkshaw meint, daß eine Länge von 50 Fuß noch vollkommene
Sicherheit gewähre, welcher Meinung auch die HHrn. Fox und Grissell beitreten, jedoch 60 Fuß als die Gränze
festsetzen. Die HHrn. Glynn,
May und Cubitt machen sie höchstens 40 bis
50 Fuß lang. Die HHrn. B. W. Barlow,
Fairbairn, W. H. Barlow und Stephenson nehmen 40 Fuß als Gränze an; während Hr.
Brunel 35 Fuß über
diejenige Länge annimmt, über welche hinaus kein vollkommen guter Guß mehr gemacht
werden kann. Hr. Fairbairn
bemerkt, daß er in Holland eine 70 Fuß lange Brücke, welche aus einem Stück gegossen
worden war, gesehen habe.
Formen der einfachen Balken. – Es scheint
allgemein angenommen worden zu seyn, daß die aus den Versuchen des Hrn. Hodgkinson über die Spannung und
Zusammendrückbarkeit des Eisens hervorgegangene Form diejenige ist, welche die
größte Festigkeit gewährt; die Verhältnisse werden jedoch im Allgemeinen durch die
Umstände, unter denen die Balken angewendet werden, verändert. Hr. Stephenson macht zuweilen die obere
Rippe gleich der Bodenrippe; aber gewöhnlich stehen sie in dem Verhältniß von 3 : 5, theils um jeden
Nachtheil einer ungleichen Abkühlung der Materialien zu vermeiden, und theils wegen
der Nothwendigkeit eine breite Rippe zu erhalten, worauf der Brückenboden befestigt
wird. Hr. Stephenson empfiehlt
die Anwendung zweier Balken, mit hölzernen Balken dazwischen, alle drei mit
Schraubenbolzen verbunden, und die Schienen auf dem hölzernen Balken befestigt. Die
HHrn. Hawkshaw, Fox und Cubitt halten es für zweckmäßig den obern Rippen
stärkere Dimensionen zu geben, als die von Hodgkinson
angenommene, um der Seitentorsion einen bessern Widerstand entgegenstellen zu
können. Die HHrn. W. H. Barlow
und Locke wollen, wo es irgend
möglich ist, bogenförmige Balken anwenden, und der Erstere bemerkt, daß gerade
Balken ein besseres Ansehen hatten, und daß sie deßhalb häufiger angewendet worden
wären, als es zweckmäßig ist. Hr. Fox nimmt bei Balken, welche nur ein todtes Gewicht zu tragen haben,
das Verhältniß der obern Rippe zu dem der Bodenrippe wie 1 : 6; bei Eisenbahnbrücken
empfiehlt er aber ein Verhältniß von 1 : 4. Hr. Th. Cubitt erwähnt, daß wenn Schuhe oder Sockel
oder überhaupt hervorstehende Theile an die Balken angegossen werden sollen, sich
beim Abguß an solchen Punkten Schaum anhäufe, und er betrachtet es als etwas
wesentliches zur Erlangung eines guten Abgusses, daß die Form des Stückes nicht
weniger berücksichtigt wird als die theoretische Form bezüglich der Festigkeit.
Biegung der Balken, Wirkungen der bleibenden Belastung und der
Temperaturveränderungen. – Man nimmt an, daß Brückenbauten sich
nicht über 1/600 bis 1/400 ihrer Länge, je nach ihrer Form biegen dürfen. Aus den
Aussagen der Sachverständigen geht hervor, daß ein Gewicht gleich demjenigen, für
welches ein Balken construirt wurde, wenn es noch so lange auf demselben liegt,
leine größere Biegung des Balkens veranlaßt, wenn nicht zu gleicher Zeit bedeutende
Temperaturveränderungen darauf einwirken. Einige Versuche, welche von den HHrn.
Fairbairn und Braidwood angestellt wurden,
beweisen, daß das Eisen viel von seiner Festigkeit verliert, wenn es über
220° F. (104° C.) erhitzt wird, und daß unter dem Gefrierpunkte seine
Festigkeit unsicher wird. Hr. Clarke bemerkt, daß die Einwirkung der hervortretenden und
scheinenden Sonne in einer halben Stunde die Conway-Röhrenbrücke das Rohr
senkrecht um 1 Zoll hob; und er meint, daß in der Nacht, wegen der niedrigen
Temperatur, die Biegung immer größer als am Tage sey. Hr. Fox führt als Beispiel der häufigen und großen
Temperaturveränderungen einige nur 6 Fuß lange Balken an, welche den Mantel der Schmiedeessen seiner
Werkstatt tragen; am Tage sind sie so warm, daß man kaum die Hand daran halten kann,
Nachts werden sie kalt; die Wirkung besteht darin, daß die Balken gebogen werden,
und diese Biegung nimmt immer zu; bei einigen beträgt sie in der Mitte 3 Zoll. Die
Festigkeit dieser Balken scheint aber dadurch nicht beeinträchtigt worden zu
seyn.
Die Techniker scheinen allgemein anzunehmen, daß die Biegung, welche durch den
Uebergang von Lasten mit großer Geschwindigkeit über die Balken verursacht wird,
geringer ist als diejenige welche dasselbe Gewicht in der Ruhe veranlaßt. Die in
manchen Beispielen beobachtete Zunahme wird von den HHrn. Locke, Stephenson und Fox den Ungleichheiten an den Schienenwechseln,
oder den Schwankungen der Locomotive zugeschrieben. Hr. Hawkshaw ist dagegen der Meinung, daß die
Biegung zunehmen müsse, und führt einige Beispiele als Beweise seiner Ansicht
an.
Hr. B. W. Barlow hat eine
geringe Zunahme der Biegung wahrgenommen, und Hr. W. H. Barlow erwähnt in dieser Hinsicht eine
bemerkenswerthe Erscheinung, welche er an einem hölzernen Viaduct beobachtete. Ein
sehr schwerer Güterzug, welcher mit einer geringen Geschwindigkeit über die Brücke
ging, brachte eine gewisse Biegung hervor, wogegen bei dem Uebergange eines viel
leichtern Personenzuges die Brücke wellenförmig schwankte.
Formen der Brückenbalken über die Gränzen einfacher
gußeiserner Balken hinaus. – Die Constructionen, welche von den
Ingenieuren bei Spannungen bisher angewendet wurden, wo man einfache Balken nicht
mehr anwenden kann, sind sehr verschieden. Die hauptsächlichsten Formen, welche man
in solchen Fällen benutzte, lassen sich auf die nachstehenden zurückführen: gerade
gußeiserne Balken, deren verschiedene Stücke zusammengeschraubt sind; gußeiserne
bogenförmige verbundene Balken; Balken in Form von Kreisabschnitten; Balken welche
aus schmiedeisernen Röhren bestehen.
Die aus einzelnen gußeisernen und durch Schraubenbolzen mit
einander verbundenen Balken bestehenden Brücken gewahren eine Festigkeit,
welche gänzlich von den Schraubenbolzen abhängt. Hr. Grissell führt eine solche Brücke von 120 Fuß
Spannung an, und bemerkt daß er ohne Uebertreibung auf diese Weise Spannungen von
200 Fuß überbrücken wolle. Andere Ingenieure sind aber im Allgemeinen der Ansicht,
daß diese Construction keine zweckmäßige Verwendung des Materials gewähre. Hr. B. W. Barlow wendete bei mäßigen
Spannungen eine neue Form von in einzelnen Stücken gegossenen Balken an.
Die bogenförmigen Brücken. – Gußeiserne Bogen
werden von allen Ingenieuren angewendet, wo nicht die Berücksichtigung des Nieveau's
und der Widerlager dagegen sprechen. Hr. Locke erklärt, daß er Gußeisen nie in einer andern Form gebrauchen
würde, und B. W. Barlow stimmt ihm bei.
Brücken, deren Balken aus vereinigten Stäben bestehen.
– Die Balken bestehen aus mehreren durch Schraubenbolzen mit einander
verbundenen Gußeisenstücken, welche außerdem durch schmiedeiserne Spannstäbe
verstärkt werden. Die Dee-Brücke ist nach diesem Princip construirt. Hr.
Stephenson ließ eine
solche Brücke zur Probe machen, um die Wirkungen der Spannstäbe zu zeigen, man mag
dieselben ebenso anbringen wie bei der Dee-Brücke, oder parallel mit der
Bodenrippe und zur Verbindung derselben. Diese Versuche, in Verbindung mit einigen
andern, welche von Hrn. T. L. Gooch angestellt wurden, ergaben, daß die Spannstäbe, obgleich sie,
wie bei der Dee-Brücke, mit den Brückenbalken einen Winkel bilden, nicht die
volle Wirkung haben, dennoch zur Verstärkung wesentlich beitragen. Die HHrn.
Rastrick und Fairbairn tadeln an diesen
vereinigten Brückenbalken die verschiedene Ausdehnung des Guß- und des
Schmiedeisens. Um dieß zu vermeiden, schlagen die HHrn. Stephenson und Wild vor, die Spannstäbe längs der untern Rippe
anzubringen und auf dieselben eine anfängliche Belastung von 5 bis 6 Tonnen per Quadratzoll anzuwenden, so daß das Schmiedeisen bei
Einwirkung der geringsten Belastung des Brückenbalkens in Wirksamkeit tritt. Hr.
Fox gibt zwar dieser
Einrichtung seinen Beifall, ist aber der Meinung, daß eine Belastung des
Schmiedeisens eine fortwährende Ausdehnung desselben veranlasse, und daß es daher
nöthig sey, von Zeit zu Zeit an den Spannungsstäben nachzuhelfen, während die HHrn.
Stephenson und Wild aus ihren Versuchen gefolgert
haben, daß mit einem geringern Gewicht als 10 Tonnen per
Quadratzoll die Elasticität des Metalles nicht afficirt werde. Das Maaß der
Belastung der Spannstäbe ist die Größe ihrer wirklichen Verlängerung durch
Emporschrauben. Als eine Verbindung von Schmied- und Gußeisen hat Hr.
B. W. Barlow
vorgeschlagen, einen schmiedeisernen Stab in die untere Rippe einzugießen, und
dieselbe nicht zu breit zu machen. Die HHrn. Locke, Stephenson und May sind der Ansicht, daß die verschiedene
Ausdehnung der beiden
Metalle einer solchen Einrichtung entgegen sey. Hr. Brunel ist gegen Anwendung langer gußeiserner
Balken und ihre Verbindung mit Schmiedeisen, und zieht Brücken von Schmiedeisen und
Holz vor.
Brücken, deren Balken aus Kreisabschnitten bestehen.
– Fast alle erwähnten Ingenieure stimmen darin überein, daß Brückenbalken in
Form von Kreisabschnitten, deren Bogen entweder aus Gußeisen oder aus Schmiedeisen,
und die Spannstäbe aus letzterem bestehen, die Einwürfe gegen eine Verbindung des
Schmied- und des Gußeisens nicht zulassen. Unter allen Umständen, wo der nach
unten hängende Bogen nicht hinderlich ist, können daher solche Brücken mit Vortheil
angewendet werden.
Röhrenbrücken. – Hr. Fairbairn hält die aus Röhren
bestehenden Brückenbalken für die besten bei weiten Spannungen, und in Folge der von
ihm angestellten Versuche können sie nicht bloß einer todten, sondern auch einer
beweglichen Belastung widerstehen. Hr. Stephenson ist ebenfalls der Meinung, daß sie für Spannungen von
mehr als 40 Fuß wohlfeiler und elastischer seyen; er empfiehlt dabei eine gußeiserne
Belegung, um der Zusammendrückung Widerstand zu leisten. Die HHrn. Glynn und Locke bemerken, daß solche Röhrenbrücken schon
seit längerer Zeit bei Dampfmaschinen angewendet werden, und daß man daher gegen sie
nichts einwenden könne. Hr. Brunel ist der Ansicht, daß die Anwendung des Schmiedeisens zu
Brückenbalken ein sehr bedeutender Fortschritt beim Brückenbau und bei ähnlichen
Constructionen sey, und daß bei Befolgung der gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln und
mit Hülfe der neueren Verbesserungen beim Vernieten, die vernieteten Theile eben so
fest seyen als die übrigen, ferner weder Oxydation noch Erschütterungen einen großen
Einfluß darauf haben könnten. Da die Nieten nicht als Bolzen, sondern als Klammer
wirken müssen, welche durch Zusammendrücken zweier Platten eine sehr bedeutende
Reibung veranlassen, so sey ein Bruch in der Nähe der Nieten selten. Eine
entgegengesetzte Ansicht hat Hr. Clarke, der durch vielfache Erfahrung gefunden haben will, daß der
Bruch immer bei den Nieten erfolge, also durch dieselben keine so dichte Verbindung
der Watten erzielt wurde. Hr. Hawkshaw ist der Ansicht, daß Schmiedeisen, besonders in Röhrenform,
bei großen Spannungen sehr zweckmäßig sey, und namentlich dem Seitendruck einen
bedeutenden Widerstand leisten könne. Als allgemeine Regel bemerken wir noch, daß
bei schmiedeisernen Brücken von bedeutender Spannung die Ausdehnung und
Zusammenziehung dieses Metalls gehörig berücksichtigt werden müsse.
Hängebrücken. – Hr. Stephenson hält die Hängebrücken bei Eisenbahnen
nur in einem beschränkten Maaß für anwendbar, weil die Erfahrung lehrte, daß solche
Brücken beim Uebergang von Eisenbahnzügen in eine zu bedeutende Schwankung kämen.
Ebenso will sie Hr. Brunel nur
unter ganz eigenthümlichen Umständen angewendet wissen.
Beste Form der Brücken ohne Berücksichtigung der Kosten.
– Die HHrn. Rastrick, Hawkshaw, Fox, B. W. Barlow, Glynn, Locke,
Brunel und Cubitt stimmen darin überein, daß bei
weiten Spannungen gußeiserne Bogendrücken die besten seyen. Hr. Fairbairn zieht bei Spannungen über
70 bis 80 Fuß schmiedeiserne Röhrenbrücken vor; Hr. Stephenson gibt nahe aneinander liegenden
schmiedeisernen Balken den Vorzug.
Schiefe Spannungen der Brücken. – Es scheint nicht
der Fall zu seyn, daß die Biegung der Brücken mit schiefer Spannung eine Schwankung
der darüber fahrenden Locomotiven dadurch hervorbringt, daß der Druck auf der einen
Seite eher erfolgt als auf der anderen. Hr. Stephenson bemerkt, daß wenn die Bahn sich in
schlechtem Zustand befindet, die Schwankungen unvermeidlich seyen.
Wirkungen des Drucks und der Erschütterungen. –
Daß die Erschütterungen eines Eisenbahnzuges auf Brücken eine Beschädigung der
Bolzen und Nieten bei zusammengesetzten Balken veranlaßt, wenn die Anfertigung
derselben mit gehöriger Vorsicht geschah, wird wenigstens von vielen Ingenieuren
bezweifelt. Hr. Grissell
glaubt, daß durch eine größere Stärke des Eisens als die erforderliche, die
nachtheiligen Folgen des Drucks sich bewegender Lasten auf Nieten und Bolzen
vermieden werden könnten. Hr. Fox gibt bei verbundenen Balken zwischenliegenden Hölzern und
starken Bolzen den Vorzug, und Hr. W. H.
Barlow hält dieß besonders bei schweren Güterzügen für zweckmäßig,
während die Erschütterungen von leichten Zügen weit weniger Nachtheile verursachen
können. Hr. Stephenson legt
auf die Erschütterungen keine große Wichtigkeit, denn er hat ohne den geringsten
Nachtheil eiserne Balken ohne irgend eine Zwischenlage auf Ziegelsteine gelegt. Hr.
W. H. Barlow hält die
Unregelmäßigkeiten der Bahn an dem Schienenwechsel für weit nachtheiliger als die
Erschütterungen.
Veränderungen der innern Structur des Eisens. –
Hr. Rastrick erwähnt eines
Falles in der Pont-y-Pool-Eisenhütte, wo ein aufgehängter
Eisenstab, welcher unten fortwährend Hammerschläge aushalten mußte, nach einiger
Zeit zerbrach, aber bei Eisenbahnen kennt er kein Beispiel von Structurveränderungen. Hr.
Hawkshaw hat allerdings
bei zerbrochenen Achsen und Eisenbahnschienen krystallinisches Korn wahrgenommen,
jedoch keine directen Beweise, daß Erschütterungen die Ursache gewesen seyen. Er
meint, Wellen und andere Maschinentheile würden gute Beispiele geben, und es müßten
nur die Umstände, unter denen die Brüche stattfänden, beobachtet werden. Hr.
Grissell beobachtete, daß
die Erschütterungen, denen Krahnketten ausgesetzt sind, das schönste fadige Eisen in
körniges verwandelten, so daß es Gußeisen ähnlicher sah als Schmiedeisen. Daß aber
Gußeisen einer Structurveränderung unterworfen sey, ist ihm nicht wahrscheinlich.
Hr. Fox ist der Meinung, daß
die Erschütterung eine Veränderung in der inneren Structur des Schmiedeisens
hervorbringen müsse, und er beweist dieß dadurch, daß wenn ein Schraubengewinde an
einen Eisenstab geschnitten wird, der Bruch an diesem Theile des Stabes körniger ist
als an einem andern; er erwähnt die häufigen Brüche bei Wellen und andern
Maschinentheilen und bemerkt, daß wenn man eine Welle kalt hämmert, um ihr eine
große. Glätte zu geben, dieß eine Veränderung der inneren Structur veranlaßt. Um
dieß zu verbessern, empfiehlt er aber nicht ein Ausglühen, sondern er will die
Vollendung in einer hohen Temperatur vorgenommen wissen. Hr. Fairbairn sagt, daß wenn man einen
schmiedeisernen Stab wiederholt rothglühend macht und ihn dann in kaltem Wasser
ablöscht, das Korn krystallinisch werde, daß man aber die fadige Textur durch
langsame Erkaltung nach dem Ausglühen vollkommen wiederherstellen könne; er bemerkt
ferner, daß Stöße die fadige Textur kürzer machen, daß aber eine bedeutende
Temperaturerhöhung stets die Fehler wieder gut machen könne. Hr. Glynn nimmt an, daß die Structur
sowohl des Schmied-, als auch des Gußeisens durch eine Reihe von Schlägen
verändert werde, indem fadiges Schmiedeisen körnig, ein feinkörniges Gußeisen
grobkönig werde; er hat diese Erscheinungen hauptsächlich bei Eisenbahnachsen,
Wellen, Zahnrädern, Zahnstangen und Krahnketten wahrgenommen; und wenn letztere auch
aus dem besten fadigen Eisen bestehen, so ist es doch nöthig, sie alle drei Jahre
ausglühen zu lassen. Besonders finde man diese Veränderungen an zerbrochenen
Tenderachsen; er schreibt die Veränderung einer galvanischen Einwirkung zu, welche
durch Beimischungen des Eisens, von denen dasselbe nie frei sey, veranlaßt werbe,
und glaubt, daß durch Schläge die Wirkung zunehme; er fügt hinzu, daß
Messing-, Kupfer- und Zinkdraht, obgleich anfänglich zähe und fadig,
endlich mit einem krystallinisch strahligem Bruch zerreißt und eine
Structurveränderung zeigt, wie sie stattfindet, wenn geschmolzenes Metall beim
Abkühlen krystallisirt.
Diese Wirkung werde in einer Atmosphäre, welche Schwefelsäure enthält, noch weit
schneller veranlaßt. Hr. W. H.
Barlow erwähnt, daß ein Stück fadiges Eisen längere Zeit in einer
Schmiede einem fortwährenden Hämmern ausgesetzt gewesen sey und dadurch einen
krystallinischen Bruch erlangt habe, da aber Wagenachsen nicht derselben Art von
Hämmern ausgesetzt seyen, so wisse er nicht, ob bei ihnen dieselbe Wirkung
stattfinden könne. Hr. Stephenson betrachtet die Thatsache einer Structurveränderung als
höchst unwahrscheinlich, und erwähnt der Verbindungsstange einer Locomotive, welche
etwa 25,000,000mal erschüttert worden sey, und dennoch einen vollkommen fadigen
Bruch behalten habe; bei Wagenachsen möchte das Eisen von Anfang an nicht fadig
gewesen seyn, denn wenn ein Paquet von 1 Fuß Länge bis zu 20 Fuß langen Stäben
ausgewalzt würde, so müsse es nothwendig fadig werden; dieß sey aber durchaus nicht
der Fall, wenn ein Paquet von 1 Fuß Länge zu einer nur 6 Fuß langen Achse ausgewalzt
werde; er bemerkt, daß in allen den Fällen, wo von einer Structurveränderung die
Rede gewesen sey, bei den darüber gemachten Mittheilungen stets irgend ein wichtiges
Glied gefehlt habe. Hr. Locke
behauptet, daß Stöße die Structur des Eisens verändern müßten, hat aber keine
bestimmte Meinung darüber, ob Achsenbrüche aus dieser Ursache entstehen; er bemerkt,
daß früher, wo bei den Locomotiven häufiger innen liegende Cylinder und folglich
Kurbelachsen angewendet wurden, weit mehr Achsenbrüche vorkamen als jetzt, wo man
meistens gerade Achsen anwendet. Hr. Brunel bezweifelt die Veränderung der innern Structur und meint, daß
das verschiedenartige Ansehen der verschiedenen Brüche eben so sehr von der Art und
Weise herrührt wie das Eisen zerbrochen worden ist, als von irgend einer
Structurveränderung, und daß ein Temperaturwechsel ebenfalls eine Veränderung der
Structur veranlaßt; daß das Eisen im kalten Zustande einen mehr krystallinischen
Bruch zeige, als wenn dasselbe Eisen etwas gewärmt würde, und daß Schmiedeisen nicht
wirklich krystallinisch oder fadig werde, sondern entweder fadig oder krystallinisch
zerbreche, je nach den Umständen unter denen es zerbrochen werde; die Combination
dieser Umstände kenne er aber nicht; er verweist auf die Schichtung und Schieferung
der Gesteine, welche nach der Art und Weise wie sie zerschlagen werden, einen
verschiedenen Bruch zeigen. Hr. Brunel zeigte verschiedene Stücke Eisen vor, von denen einige durch
einen langsamen aber schweren Schlag mit fadigem Bruch, andere durch einen scharfen
kurzen Schlag mit körnigem Bruch zerbrochen worden waren. Hr. May führt den Balancier einer Dampfmaschine als
Beispiel einer ununterbrochenen Erschütterung an, die das Eisen nicht angreife, dagegen aber als
Beispiel zu Gunsten der Veränderung der Structur des Eisens die Thatsache, daß eine
Kanone, welche er auf seinen Werken zum Zerbrechen von Roheisenstücken verwendete,
zuletzt wie durchschnittendurchschniten in zwei Stücke zerbrach.
Größte Belastungen auf Eisenbahnen. – Hr.
Hawkshaw bemerkt, daß
Locomotiven die größten Belastungen seyen, welche eine Eisenbahn tragen müsse, und
nimmt 1 3/4 Tonnen auf den laufenden Fuß einer BahnlinieBahnline als diese höchste Belastung an. Die HHrn. Fox, Fairbairn und Brunel nehmen nur 1 1/2 Tonnen an. Hr. W. H. Barlow bestätigt, daß auf der
Midland-Bahn vierräderige Maschinen von 32 Ton. Gewicht (ohne den Tender)
gebräuchlich seyen, daß dieses Gewicht aber für die genannte Bahn zu hoch sey. Die
HHrn. Stephenson und Locke halten 1 Tonne Belastung auf
den laufenden Fuß für das zu gestattende Maximum.
(Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)