Titel: | Die Aufnahme des Schwarz'schen Doppelwebstuhls in Belgien. |
Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXXV., S. 184 |
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XXXV.
Die Aufnahme des Schwarz'schen Doppelwebstuhls in
Belgien.
Aus der Deutschen Gewerbezeitung, 1850 S.
37.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Verbesserung des Schwarz'schen Doppelwebstuhls.
Dieser (im polytechn. Journal Bd. CX S. 330
beschriebene) Stuhl, der auf der Gewerbeausstellung in Gent viel Aufsehen
erregte,Er ist der Haupteinrichtung nach den von Andr. Köchlin
und Comp. in Mülhausen construirten, mechanischen Webestühlen
nachgebildet, die allgemein bekannt sind. fängt an nach und nach Eingang in die Werkstätten zu gewinnen.Wo sich die Weber geschlichtete Ketten verschaffen können. So auch, wie wir hören, im angränzenden Westfalen; und namentlich wendet man
in Belgien seine Aufmerksamkeit auf das Weben von Leinwand mit jenem Stuhl. Hier
stellte sich nun anfangs eine Schwierigkeit ein, als man 7/8 schweres Leinen darauf
brachte. Man klagte, daß die langen Querhölzer, an welchen die unteren Schäfte
hängen, sich so leicht biegen, ja sogar oft brechen; machte man sie aber stärker,
den Tritt des Arbeiters sehr erschwerten. Der Erfinder hat nun durch eine
Vorrichtung jene Querhölzer beseitigt, welche ganz vortrefflich wirkt, und die wir
hier in einer leicht hingeworfenen Skizze versinnlichen. Bei dieser Vorrichtung hat
der Weber den Tritt nicht allein viel sicherer und leichter und kann daher bis auf
20 Schläge per Minute mehr als früher machen, sondern
das Gewebe wird viel egaler und gelungener, weil die Schäfte viel egaler springen,
die Zettel gleichmäßiger angespannt sind und das Schwanken der Schäfte durch
Weglassung der langen Querhölzer beseitigt wird.
Die Weber, welche in Thüringen auf den Doppelwebstühlen arbeiten, konnten nicht
schleunig genug ihre sämmtlichen Schemel, Schemelböcke, Querhölzer aus ihren Stühlen
werfen, da bei der neuen Bewegung nur noch die Tretschemel und deren Bock im Stuhle
bleiben. Seit December 1849 ist die kleine Aenderung getroffen, und es weben seitdem
die Leute ein Viertel mehr, und noch viel gelungenere glattere Waare bei geringerer
Ermüdung.
Beschreibung der verbesserten
Geschirrbewegung am Schwarz'schen Doppelwebstuhl.
Eine Stange von dreiviertelzölligem Stabeisen ruht in vier Lagern B, B,
Fig. 30.
Diese Lager sind von Bohlenstücken circa 1 Zoll stark und 4 Zoll breit, und sind an
den vier inneren Stuhlwänden G, G 12–14 Zoll vom
Fußboden angenagelt. C, C Geschirrrollen, welche
sämmtlich gleichen Durchmesser haben, folglich den obern gleich seyn müssen. Auch
die Triebrolle D hat denselben Durchmesser. Die Riemen
und Geschirrrollen werden ganz wie die oberen an die Geschirre mit Schnüren gehängt
und an die Riemen der Triebrolle die Schnüren der Tretschemel E, E unmittelbar geknüpft. Die Riemen sind an die Geschirrrollen
festgenagelt oder festgeschraubt, was bei den unteren namentlich geschehen muß, um
den Fachwechsel zu bewirken. Man läßt beim Tischler die vier Bohlenstücke machen und
solche 12–14 Zoll vom Fußboden an die Stuhlsäulen nageln. Dann wird die
Eisenstange darauf gelegt und vorgeschrieben: 1) wo die Lager einzuschneiden, welche
1 Zoll hinter die senkrecht hängenden Schäfte kommen müssen; 2) wo die Stange zu den
Lagern rund gedreht oder gefeilt, und 3) wo die Geschirr- und Triebrollen
befestigt werden müssen. Die Lager werden mit Eisenblech ausgefüttert, und die
beiden äußeren erhalten Deckel von Eisenblech, damit die Stange durch die Geschirre
nicht in die Höhe gezogen werden kann. Nimmt man Rundeisen statt viereckiges, so
müssen die Stellen, wo die Rollen hinkommen, viereckig gefeilt oder geschmiedet
werden, weil sie sonst nicht fest bleiben.